Название: Perry Rhodan 2940: Der Putsch
Автор: Uwe Anton
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
isbn: 9783845329390
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Sie hatte Angst. Sie gestand es sich ein, und das war vielleicht der erste Schritt, diese Angst zu überwinden.
Der Mnemo-Schock steckte ihr in den Knochen. Sie hatte ihn längst nicht überwunden.
Und nun ... sie war Politikerin – und mitten in einer Raumschlacht. Sie hatte nie damit gerechnet, einmal an einer bewaffneten Auseinandersetzung fern von Gäon teilnehmen zu müssen. Mitten in einer riesigen, aber doch so winzigen Kugel, die von Heerscharen anderer Kugeln gejagt wurde.
Und gestellt worden war.
Aus dem Augenwinkel beobachtete sie Rhodan.
Wie kann er nur so gelassen bleiben, so beherrscht?, fragte sie sich. Er schien die Lage völlig unter Kontrolle zu haben. Dannans Schiffe hatten angegriffen, Rhodan hatte das Kommando übernommen, die RAS TSCHUBAI aus der Schusslinie gebracht, und die Angriffswelle war am Schutzschirm des riesigen Schiffs gescheitert.
Aber was, fragte sie sich, wenn die Thoogondu eingreifen? Sie waren mit mindestens 50 Schiffen im Neo-Solsystem erschienen. Noch schienen sie neutral zu bleiben, doch wenn sie sich an dem Angriff beteiligten ...
Cassandra wollte sich nicht vorstellen, was dann geschehen würde.
Dann würde aus dem perfekt choreografierten Spiel der Drohgebärden auf einmal Ernst werden.
Sie musste versuchen, sich zu beruhigen. Die Angst abzuschütteln.
Vielleicht gelang es ihr, wenn sie sich an Rhodan orientierte.
Sie sah wieder zu ihm.
Er saß ganz ruhig da, hörte sich Dannans Tirade unbeeindruckt an.
Rhodan kannte Dannan nicht so gut wie sie. Ihr genügten kleine Anzeichen, um ihn einschätzen zu können. Indizien wie die angeschwollene Ader auf seiner Stirn. Rhodan hatte da größere Schwierigkeiten.
Der Sternenadmiral war zornentbrannt wegen der Öffnung des Archivs der Nachtherolde.
»Das sind Rebellen!«, sagte er, um Gelassenheit bemüht, doch auch kleine Ausreißer seiner Stimme verrieten ihn. Manchmal schnappte seine Stimme über, und er sprach etwas höher als normal. »Terroristen! Und du arbeitest mit ihnen zusammen, Rhodan! Wer gemeinsame Sache mit Terroristen macht, ist nicht besser als diese. Für solche Verbrechen könnte ich die Todesstrafe über dich verhängen. Gebt auf, oder wir greifen an! Unterwirf dich der Gerichtsbarkeit des Zweiten Solaren Imperiums!«
»Falls die legitime Regierungschefin es wünscht«, entgegnete der unsterbliche Terraner, »wird die RAS TSCHUBAI das System unverzüglich verlassen.«
Warum geht Rhodan überhaupt auf dieses Spiegelgefecht ein?, fragte sich Cassandra. Was bezweckt er damit? Es ist doch alles gesagt, was es zu sagen gibt!
»Cassandra Somerset ist nicht mehr die Regierungschefin!«
Rhodan lehnte sich zurück. »Das sehe ich anders. Die legitime, gewählte Regierungschefin ist noch immer Cassandra Somerset. Die Untersuchungen der beiden Mediker Ivar Harouchi und Ray Lamazu haben nichts ergeben, was eine Ablösung der Solastratorin notwendig erscheinen lässt. Deine Aussagen entbehren jeder Grundlage!«
Der Sternenadmiral runzelte die Stirn und wollte etwas sagen, doch bevor er dazu kam, winkte Rhodan kurz. Der hintere Teil des Konferenzraums erhellte sich, und zwei Männer traten hervor.
Einer war etwa 60 Jahre alt und eher dicklich, mit glattem, dichtem, schwarzem Haar. Er war mit einer bequemen Hose, einem weiten Hemd und einem dazu passenden Jackett leger gekleidet und wirkte aufmunternd-freundlich, ohne ins Betuliche abzugleiten. Er stellte sich demonstrativ neben Cassandra Somerset und ergriff sanft ihre Hand. Beiläufig tätschelte er sie und betrachtete die Solastratorin aufmerksam aus seinen dunklen Augen.
*
Rhodan lächelte verhalten. Das war Ivar Harouchi, einer der beiden Ärzte, die Cassandra Somerset untersucht hatten und ihren Gesundheitszustand überwachten. Harouchi machte einen guten Eindruck. Seine Haltung war selbst bei komplizierten Vorgängen, die seine gesamte Konzentration benötigten, immer entspannt, und er strahlte Lebenskraft und Lebensfreude aus, zeigte eine starke positive Grundhaltung, die auf seine Patienten übersprang.
Wo er war, war Ray Lamazu nicht weit. Rhodan vermutete, dass sich zwischen den beiden Medikern eine Art Konkurrenzkampf um die Gunst der Regierungschefin entwickelt hatte, der seiner Entscheidung entgegenstrebte.
Lamazu folgte seinem Kollegen, baute sich auf Somersets anderer Seite auf und hüstelte leise. Dann saugte er wie ein Trüffelschwein prüfend die Luft ein.
Er war etwa dreißig Jahre älter als Harouchi, schlank, aber muskulös, und hatte seine Haare zu einem angedeuteten, flachen Irokesenschnitt geschnitten. Er trug eine an eine Uniform erinnernde einteilige, schwarze Kombination. Auch von ihm hatte Rhodan einen positiven Eindruck. Er war offensichtlich ebenfalls ein Meister seines Fachs, wobei er im Vergleich zu Harouchi bedächtiger und diagnostisch weniger festgelegt wirkte. Er ergriff Somersets andere Hand und sah ihr ebenfalls in die Augen. Sein Gesichtsausdruck vermittelte Ruhe und Gelassenheit, verstärkt durch eines seiner seltenen Lächeln.
»Was soll dieser theatralische Auftritt?«, fragte Dannan verkniffen.
Illustration: Swen Papenbrock
Harouchi seufzte, als fiele es ihm schwer, nun zu sagen, was er zu sagen hatte. »Sternenadmiral«, begann er respektvoll, »ich kann Perry Rhodans Aussage uneingeschränkt bestätigen. Wie wir bereits erklärten, haben wir die Solastratorin eingehend untersucht. Nichts deutete darauf hin, dass sie beeinflusst wurde. Wenn du möchtest, können wir die Untersuchung gerne wiederholen. Außerdem kann ich dir jederzeit die Daten übermitteln, damit du sie selbst überprüfen kannst.«
Dannan kratzte sich unter dem linken Auge. »Vielleicht später. Ich ...«
»Außerdem«, fiel Rhodan ihm ins Wort, »steht mein Angebot: Sobald die Solastratorin dies wünscht, werde ich sie nach Gäon zurückbringen.«
*
Cassandra Somerset wusste: Nun kam es darauf an.
Reiß dich zusammen!
Sie öffnete den Mund und fürchtete, die Angst würde ihr die Stimme rauben, aber ehe sie den Gedanken zu Ende denken konnte, flossen ihr bereits die Worte über die Lippen. Selbst ein wenig erstaunt, registrierte sie den Klang. Es war, als bestünde nicht die geringste Gefahr für Leib und Leben, als säße sie bei einem informellen Treffen mit der Kultusministerin zusammen und bespräche den Bildungsplan für die nächsten beiden Schulsemester.
»Es tut mir leid«, lehnte sie öffentlichkeitswirksam ab. »An Bord der RAS TSCHUBAI fühle ich mich im Augenblick wesentlich sicherer und objektiver informiert als im Kapitol. Im Interesse meines Volkes, insbesondere für die Zukunft, werde ich an Bord bleiben. Insofern sind ab sofort sämtliche Angriffe, die gegen die RAS TSCHUBAI geflogen werden, und zugleich gegen die rechtmäßig gewählte Solastratorin des Zweiten Solaren Imperiums gerichtet sind, unrechtmäßig.«
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