Название: Perry Rhodan 2940: Der Putsch
Автор: Uwe Anton
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
isbn: 9783845329390
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Der Terraner verstand die Aktion als Drohgebärde.
»Auslastung bei zweiundvierzig Prozent!«, bellte der Ertruser.
»Die Einschläge werden aber auch nicht tatsächlich gefährlich«, stellte Rhodan fest. »Trotzdem ...« Er musste handeln, zumindest ein Zeichen setzen. »Also gut.«
Rhodan kommandierte knapp, kühl und überlegt. Sein Ziel war es nicht, ein Schiff der Gäonen zu beschädigen und damit die Lage endgültig eskalieren zu lassen. Er wollte das Feld aber auch nicht kampflos räumen. Und er wollte die Gäonen nicht sinnlos demütigen.
»Wir manövrieren die ZSI-Raumer aus«, befahl er. »Librotron-Antrieb, wir gehen in den Linearraum, fliegen eine Kurve von zwanzig Millionen Kilometern um Gäon herum und tauchen hinter den Angreifern wieder auf.«
»Verstanden.« Holonder gab den Befehl weiter.
Ein Zeichen, dachte Rhodan, mehr nicht.
Der Antrieb erzeugte dreifach gestaffelte Halbraumfelder, von denen das äußere Feld quasi-statisch war und der Gesamtverstärkung der vom System bewirkten Halbraumeffekte diente. Die beiden inneren Feldschalen wurden in Feldstärke, Orientierung und Rotationsgeschwindigkeit variiert. Dabei wurden Umstände erzielt, die eine Bewegung im Normalraum, den Übertritt in den Halbraum und die Bewegung im Halbraum ermöglichten. Ein Konturprojektor schuf eine winzige, trichterförmige Halbraumzone in der normalen Raumzeit. Die Wechselwirkung der Zone mit der umgebenden Raumzeit erzeugte einen Kraftvektor, der den Projektor von der Zone abstieß.
Und zwar mit 380 Kilometern pro Sekundenquadrat. Etwas Gleichwertiges hatten die Raumschiffe des Zweiten Solaren Imperiums nicht zu bieten.
»Repuls-Paratronblase!«, befahl Rhodan, als die RAS TSCHUBAI etwa 200.000 Kilometer von Gäon entfernt wieder im Normalraum erschien.
»Paratronblase steht«, bestätigte Holonder. »Glaubst du wirklich, dass Stannisan Hedreen sich davon abhalten lässt, weitere Angriffe zu fliegen?«
»Auf keinen Fall. Aber er muss sich wegen der Nähe zu Gäon zurückhalten.« Es ging dem Kommandanten der ARTEMIS um eine Demonstration. Bei einem ernst gemeinten Angriff auf die RAS TSCHUBAI wäre er ganz anders vorgegangen.
Hedreen näherte sich der RAS TSCHUBAI erneut, und diesmal hatten sich der ARTEMIS mehr Schiffe denn je zuvor angeschlossen. Sie steigerten die Eskalation langsam und setzen Trommelfeuer ein.
»Aagenfelt-Barriere zuschalten!«, befahl Rhodan.
»Radius?«
Die Barriere konnte maximal in 2,5 Milliarden Kilometern vom Schiff entstehen, doch Rhodan beschloss, sie in diesem Fall stark zu beschränken. »Einhunderttausend Kilometer!«
»Verstanden.«
Rhodan beobachtete auf den Holos, wie die Transformgeschosse in dieser Entfernung vor dem Eintreffen im Ziel aus dem Hyperraum fielen und explodierten, ohne Schaden anzurichten.
»Paros-Schattenschirm und Libratronvakuole?«, fragte Holonder.
»Nicht einsetzen«, entschied Rhodan. »Diese Mittel sind aktuell nicht nötig. Außerdem müssen wir ja nicht alle Karten auf den Tisch legen.«
Der Kommandant bestätigte. Widerstrebend, hatte Rhodan den Eindruck. Er vermutete, dass Holonder lieber klare Fakten geschaffen hätte.
Insofern war es gut, dass der Ertruser das Kommando abgegeben hatte.
Allmählich kam der Angriff zum Erliegen. Die Abwehrmöglichkeiten der RAS TSCHUBAI verwirrten die Kommandanten der Gäonen offenbar, und weitere Attacken kamen ihnen zwecklos vor.
Rhodan hatte sein Ziel erreicht. Die ARTEMIS hielt sich zurück, um das weitere Vorgehen zu überdenken.
»Funkkontakt herstellen!«, sagte er. »Aber nicht mit Hedreen. Ich will Dannan sprechen. Sagt ihm, dass ich keinen Konflikt mit dem Zweiten Solaren Imperium wünsche. Und dass die Solastratorin möchte, dass dieses Gespräch im ganzen System übertragen wird. Wenn Dannan nichts zu verbergen hat, wird er damit einverstanden sein.« Er sah Cassandra Somerset an. »Jetzt hängt es von dir ab. Bist du bereit?«
Die Solastratorin nickte.
2.
RAS TSCHUBAI
22. November 1551 NGZ
Eine Ader auf Sternenadmiral Arbo Perikles Dannans Stirn trat deutlich sichtbar pochend hervor. Sie verlief von der hohen rechten Geheimratsecke quer hinab zu seiner Schläfe. Blaues Blut schien dort zu pulsieren.
Das war das einzige Zeichen dafür, dass der Zorn in Dannan geradezu brodelte. Ansonsten hatte er sich perfekt in der Gewalt. Er wirkte beherrscht, ruhig, ja fast gelassen.
Cassandra Somerset war froh, dass sie auf einem bequemen Sessel saß, direkt neben Perry Rhodan. Dass sie nicht stehen musste, weil sie befürchtete, man würde bemerken, wie ihre Knie zitterten.
Das Holo, das Dannan von ihnen sah, zeigte sowieso nur den Kopf und die Schultern. Eine ähnliche dreidimensionale Darstellung sahen sie von ihm.
Sie bekam das Zittern ihrer Beine nur langsam in den Griff. Als junges Mädchen hatte sie manchmal bei Freundinnen übernachtet, oder ihre Freundinnen bei ihr. An die meisten von ihnen erinnerte sie sich nicht mehr genau, doch eine sah sie vor sich, als wäre sie ihr noch gestern begegnet.
Sie wusste auch noch, wie sie hieß.
Iwi. Die hübscheste von ihnen. Und die frechste und mutigste. Sie sah von ihnen allen am besten aus, alle Jungs liefen ihr hinterher, sie hatte nichts zu befürchten. Und sie fürchtete sich vor nichts und niemandem.
Vermutete Cassandra zumindest.
Irgendwie war es Iwi immer gelungen, zu ihren traditionellen Halloween-Pyjama-Partys Horror-Trivids zu besorgen, für die sie eigentlich zu jung waren. Sie hatten sie sich des Nachts angesehen, immer auf der Hut vor den Eltern der Freundin, bei der sie übernachteten, das Zimmerlicht gelöscht, bemüht, so leise wie möglich zu bleiben.
Eigentlich waren die Trivids blöd gewesen, kindisch, fast schon lächerlich. Aber die Dunkelheit, die Befürchtung, jeden Augenblick von einem Erwachsenen überrascht zu werden, die Schockeffekte der Holos und ihre gespielte oder tatsächliche Angst hatten sich gegenseitig hochgeschaukelt.
Irgendwann hatten sie einander immer in den Armen gelegen und sich die Hände vor die Augen gehalten, doch nur halbherzig. Sie schauten durch die Schlitze zwischen den Fingern und beobachteten fasziniert, wie Menschen getötet wurden und Ungeheuer sie verfolgten oder die Opfer immer wieder dorthin gingen, wohin sie eigentlich niemals gehen durften.
Und Iwi hatte es jedes Mal auf den Punkt gebracht. »Du schlotterst ja!«, hatte sie gerufen. »Du schlotterst vor Angst!« Es war ein harmloses Aufziehen gewesen, ein Spiel, das ihre Anspannung nur noch gesteigert hatte.
Aber an diesem Tag war es kein Spiel.
Sie schlotterte tatsächlich, so kindisch es sich anhören mochte.
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