Herzversagen - Ein Schweden-Krimi. Jonas Moström
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Herzversagen - Ein Schweden-Krimi - Jonas Moström страница 17

Название: Herzversagen - Ein Schweden-Krimi

Автор: Jonas Moström

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788726344011

isbn:

СКАЧАТЬ sollte wohl seine Lebensversicherung aufstocken«, sagte Axberg und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus.

      Jensen wägte kurz ab, bevor er fortfuhr. Das Bier und der Wein machten ihn gesprächig. Er sah sich um, das Lokal war so gut wie leer.

      »Außerdem hat es in letzter Zeit ungewöhnlich viele Todesfälle im Stadtzentrum gegeben. Menschen, die bis dahin gesund waren, sind ohne offensichtlichen Grund im Schlaf gestorben. In den Fällen, in denen eine Obduktion gemacht wurde, zeigte sich, dass die Todesursache plötzlicher Herztod war.«

      Axberg sah ihn fragend an.

      »Worauf willst du hinaus?«

      »Mir kam der Gedanke, dass es da vielleicht eine Verbindung gibt«, sagte Jensen. »Dass es eben doch kein Zufall war, dass meine Patientin einen Herzstillstand hatte, dass es einen Grund dafür gibt . . .«

      Axberg drehte das Bierglas in seiner Hand und sah, wie der Schaum an den Rändern hängen blieb.

      »Was sollte das sein?«

      »Irgendeine Art von Infektion, ein bisher unbekannter Virus, der den Herzmuskel angreift und das Reizleitungssystem ausschaltet . . . Es könnte sich um eine neue Krankheit handeln, die typisch für den Norden ist, wie das Puumalavirus oder das Sindbisvirus.«

      Axberg lächelte.

      »Du hast schon immer eine blühende Fantasie gehabt.«

      »Ein Forscher muss viel Fantasie haben. Die größten Entdeckungen entstanden immer aus dem Unwahrscheinlichen.«

      Axberg versuchte, eine Parallele zur Polizeiarbeit zu ziehen, schaffte es aber nicht.

      »Wo hast du das über diese Todesfälle gehört?«, fragte er stattdessen.

      Jensen machte eine vage Kopfbewegung.

      »Das Krankenhaus ist klein, Gerüchte verbreiten sich schnell. Außerdem habe ich die Krankenblätter von drei verstorbenen Patienten gesehen.«

      Axberg ahnte, dass nun eine lange medizinische Erläuterung folgen würde, deswegen schlug er das Rennprogramm wieder auf. Jensen bemerkte es nicht, sondern fuhr fort:

      »Wie du weißt, bin ich bald mit meiner Doktorarbeit fertig und brauche eine Idee für eine neue Arbeit.«

      Axberg nickte müde.

      »Die Idee ist, alle Fakten über die unklaren Todesfälle hier in der Stadt zu sammeln und eine Studie zu machen«, fuhr Jensen fort. »Wenn ich Glück habe, kann daraus etwas werden.«

      »Letzteres brauchen wir auch«, sagte Axberg. »Was hältst du von Zorro im vierten Rennen?«

      »Keine Chance. Er ist drei Mal hintereinander galoppiert.«

      Jensen fuhr mit der Hand durch seine hellen Locken.

      »Gib zu, dass es spannend ist. Das wäre doch was. Einer Krankheit den eigenen Namen zu verleihen . . .«

      Axberg dachte an Pfarrer Ekstedt und Birgit Öberg. Zum ersten Mal seit ein paar Tagen erinnerte er sich an deren Erzählungen. Ein unbestimmtes Gefühl des Unbehagens breitete sich in seiner Brust aus. Schon wieder diese merkwürdigen Todesfälle.

      »Ist in irgendeinem der Fälle die Polizei eingeschaltet worden?«, fragte er.

      Jensen zuckte mit den Schultern.

      »Nicht dass ich wüsste. Es gab ja eigentlich gar keinen Verdacht auf irgendwas. Die Menschen haben einfach leblos und ganz friedlich in ihren Betten gelegen.«

      »Keine Angehörigen, die den Eindruck haben, dass irgendetwas nicht in Ordnung war?«

      »Nein, ich glaube nicht, aber ich kenne keine Einzelheiten.«

      Axberg schob den Gedanken beiseite, dass es eine Verbindung zu den Todesfällen geben könnte, mit denen er konfrontiert worden war. Er und seine Kollegen hatten bereits genug mit den Verbrechen zu tun, die tatsächlich begangen wurden. Es war unmöglich, allen diffusen Gerüchten nachzugehen, die in der Stadt verbreitet wurden. Axberg zündete eine Zigarette an und ließ die Grübelei hinter sich. Jensen ging sich die Nase pudern. Die Kneipe füllte sich langsam mit Leuten, der Geräuschpegel stieg. Axberg schaute sich um.

      An der Theke sah er eine Frau, die zusammen mit zwei Freundinnen Wein trank. Ihre Schönheit nahm Axberg sofort gefangen. Das Gesicht war ungeschminkt, strahlte aber nur so vor Gesundheit und Lebensfreude. Die Augen kastanienbraun, die Lippen himbeerrot. Sie trug ein dünnes Hemd, das auf ihrer sonnengebräunten Haut strahlend weiß leuchtete. Sie lächelte kurz, als sie Blickkontakt hatten. Das Lächeln traf Axberg direkt ins Herz und in die Augen und in die Knie. Mit einer weichen Bewegung ihrer ringlosen linken Hand strich sie ihre blonden Haare hinter das Ohr. Axberg spürte den Impuls, etwas zu unternehmen. Aber er wollte sich nicht wieder verlieben. Außerdem war die Situation zwischen ihm und Carolina ziemlich kompliziert. Er wusste nicht, was er mit seinem Leben tun wollte, fühlte sich eingesperrt, und das war nicht gut. Es schadet ja nichts hinzusehen, dachte er im selben Moment, als Jensen mit zwei neuen Bieren an den Tisch zurückkam.

      »Wie geht’s der Tochter?«, hörte Axberg sich selbst fragen.

      »Ausgezeichnet. Du musst irgendwann mal zu Besuch kommen.«

      Wieder ein Blick von der Frau an der Theke. Halte das Gespräch am Laufen, dachte Axberg.

      »Seid ihr mit euren Umzugsplänen weitergekommen?«

      Jensen lächelte.

      »Meine Pläne, meinst du? Nein, Sara weigert sich, Sundsvall zu verlassen. Aber es ist noch nichts abgemacht. Ich habe mich am Karolinska auf ein paar Stellen beworben und warte auf Antwort. Danach sehen wir mal.«

      Axberg sah, wie die Frau an der Theke sich vorlehnte und etwas bestellte. Das Hemd rutschte hinten etwas hoch und ließ eine spinnenartige Tätowierung unten am Rücken sehen. Die Ouvertüre von Wilhelm Tell erklang durch das Gemurmel der Kneipe. Jensen holte das Handy hervor und antwortete. Das Gespräch war kurz und einsilbig.

      »Ich muss los«, seufzte er. »Die Kleine schläft nicht ein. Gibst du den Zettel ab?«

      Mit einer Verabredung für nächste Woche am selben Ort ging Jensen. Axberg beschloss, noch zu bleiben. Auf einem Großbildfernseher hinten im Lokal lief ein Fußballspiel und eine Gruppe Männer im mittleren Alter saß dort und schrie ihre Reaktionen immer lauter heraus.

      Axberg dachte an das, was Jensen erzählt hatte. Er dachte an Carolina, die heute Abend bei ihren Eltern zum Abendessen war. Er konnte ihre ausweichende Antwort hören, als die Mutter fragte, warum er nicht mitgekommen war. Die Unruhe in ihm wurde wieder stärker, die Fragen drängten von allen Seiten auf ihn ein. Hatte er etwas übersehen, als er das Pfarrhaus besucht hatte? Gab es da etwas, das ihm entging? War der Schatten, den Birgit Öberg gesehen hatte, doch keine Einbildung? Wie ging es mit ihm und Carolina in der Zukunft weiter? Sollte er ein Familienvater werden wie Jensen? Würde er das überhaupt schaffen?

      Seine Grübelei wurde dadurch unterbrochen, dass zwei der drei Frauen an der Theke von den Barhockern stiegen, ihre Handtaschen über die Schulter hingen und sich umarmten. Axberg sah sofort seine Chance. Die Blonde saß noch da. Sie drehte ihr Weinglas, machte keine Anstalten zu gehen und warf ihm interessierte СКАЧАТЬ