Название: Herzversagen - Ein Schweden-Krimi
Автор: Jonas Moström
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788726344011
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Er drückte die Klinke der Haustür und beschloss, die Arbeit hinter sich zu lassen. Im Flur stieg ihm der wohl bekannte Geruch von in Olivenöl angebratenem Knoblauch und gegrilltem Huhn in die Nase. Die Müdigkeit verließ ihn langsam, ihm wurde innerlich warm.
»Hallo, ich bin zu Hause.«
Keine Antwort. Es war ganz still im Haus. Er ging in die Küche, wo das Essen auf dem Herd köchelte. Draußen, auf der Terrasse, war der Tisch gedeckt. Jensen wusste sofort, wo er seine Frauen finden würde. Still schlich er durch die Zimmer des Hauses, überall lagen Spielsachen und Kinderkleider in undefinierbaren Stapeln. Im Schlafzimmer empfing ihn eine lächelnde Sara, die auf einen Arm gestützt im Bett lag. Erika lag nah neben ihr, hatte beide Hände fest in die nackten Brüste ihrer Mutter gekrallt und bemerkte ihn gar nicht.
Jensen legte sich leise neben seine Tochter und hörte dem tiefen Schlucken zu, dem zufriedenen Schmatzen, das die kleinen Pausen während des Essens markierte. Er schloss die Augen und atmete im selben Rhythmus wie der warme Rücken. Gerade als er dabei war einzuschlafen, unterbrach Erika ihre Mahlzeit und wandte sich ihm mit einem Ruck zu, als hätte sie die ganze Zeit seine Nähe gespürt. Sie lächelte sofort breit, sah zur Deckenlampe und zeigte dorthin.
»Da! DA!«
Er hob sie zur Lampe hoch. Sie brabbelte begeistert, und die kleine Hand berührte den Stoffschirm.
»Hallo Ehemann«, sagte Sara und zog sich schnell an. »Wir haben dich vermisst.«
»Ich habe euch auch vermisst.«
»Es gibt Abendbrot. Wir können sofort essen.«
»Wunderbar.«
Sie gingen nach draußen auf die Terrasse. Erika wurde auf eine Decke in einen Berg von Spielzeug gelegt und ständig von mindestens zwei Augen beobachtet, die auf jede Bewegung achteten. Sara hatte eine Flasche Riojawein geöffnet. Sie wollte feiern, dass mehrere ihrer Ölgemälde bei einer internationalen Ausstellung in Italien angenommen worden waren. Sie aßen, tranken und malten sich die bevorstehende Vernissage aus. Wie immer erzählte Sara detailliert von Erikas Ess- und Schlafgewohnheiten. Jensen fühlte sich richtig glücklich, und es gelang ihm, sich an seinen Vorsatz zu halten, nicht an die Arbeit zu denken.
Nach dem Essen ließ er sich in einen der vor kurzem gekauften Sessel fallen, der immer noch unangenehm neu roch. Erika lag auf der Decke und kaute eifrig auf einer Stoffmaus, die nach und nach mit Spucke getränkt wurde. Sara schmiegte sich von hinten an ihren Mann und begann, seine Schultern zu massieren.
»Du musst bald gehen«, flüsterte sie.
»Ich weiß. Ist das in Ordnung?«
»Sicher. Ich bin so glücklich wegen Italien.«
»Wir fahren im Herbst hin.«
»Möchtest du das?«
»Ist der Sommer wunderbar?«
Sie lachte ihr perlendes Lachen und kniff ihn unter den Armen. Er zuckte zusammen, hob ihre offenen Haare an und küsste sie auf den Hals.
»Ich bin spätestens um elf Uhr wieder da. Bleib so lange wach.«
Axberg saß in der Kneipe und wartete. Er war direkt von der Arbeit aus hergekommen und war noch immer aufgeregt nach einem Treffen, bei dem der Polizeichef Ståhl mehrere Umstrukturierungsmaßnahmen innerhalb der Abteilung angekündigt hatte – eine hübsche Umschreibung für die geplanten Kürzungen. Wie sollten sie mit weniger Ressourcen auskommen, wenn sie bereits jetzt auf dem Zahnfleisch gingen?
Axberg versuchte, seine Wut bis morgen zu begraben und wandte sich dem Rennprogramm zu. Er bestellte ein großes Bier und überlegte, auf welches Pferd er dieses Mal setzen sollte. Als das Bier kam, merkte er, wie durstig er war. Sein Mund war wie Sandpapier. Das feuchte Glas war bis an den Rand mit goldgelbem Hopfensaft gefüllt, die Schaummenge war perfekt. Er nahm das Glas und trank, spürte, wie es an den Lippen und am Gaumen kitzelte. Dann floss das Getränk die Speiseröhre hinab, kühlte dabei jeden Winkel und landete schließlich mit einem weichen Überschlag im Bauch. Wohlbehagen floss durch seinen Körper. Er entspannte sich, die Schultern sanken herab, und alles wurde zum Hier und Jetzt. Im selben Augenblick kam Jensen, zwanzig Minuten zu spät.
»Ausgebucht wie immer?«, fragte Axberg sarkastisch.
»Du weißt ja, wie das ist. Alle wollen versorgt sein«, sagte Jensen und bestellte zwei Glas Wasser und ein Bier.
»Schade, dass draußen alles vollbesetzt war.«
»Hier drinnen ist es ruhiger«, sagte Axberg und zündete sich eine Zigarette an.
»Hast du schon den Geheimtipp der Woche entdeckt?«, fragte Jensen und deutete mit dem Kopf auf das Rennprogramm.
»Vielleicht. Spike Lee im vierten Rennen ist in Hochform; das letzte Mal hatte er Pech mit der Bahn, startet aber jetzt als Nummer sechs.«
Jensen sah nicht überzeugt aus.
»Eine unsichere Sache. Aber ich habe mich das letzte Mal blamiert, also bist du dieses Mal mit dem Auswählen dran.«
Axberg und Jensen kannten einander seit dem Gymnasium und trafen sich jeden Mittwoch, um einen Wettschein für die Läufe der Woche in Bergsåker auszufüllen. Früher waren sie oft zusammen auf die Trabrennbahn gegangen. In letzter Zeit war es allerdings immer seltener dazu gekommen, weil beide viel und unregelmäßig arbeiteten. Seit Erika auf die Welt gekommen war, waren sie erst ein Mal dort gewesen und hatten außerdem mehr als üblich verloren. Beide schoben es darauf, dass sie aus der Übung waren. Nachdem sie drei Rennen besprochen hatten, bestellten sie noch ein Bier. Axberg schob das Rennprogramm zur Seite.
»Denkpause«, sagte er und hob sein Glas. »Wie läuft’s bei der Arbeit?«
Jensen lächelte schief.
»Chaotisch. Ferien und Krankenstand passen nicht zusammen.«
»Sind die Leute im Sommer genauso oft krank?«
»Leider ja. Aber es sind andere Sachen, viele merkwürdige Krankheiten.«
Jensen dachte wieder an Maria Backlund. Der Fall hatte ihm keine Ruhe gelassen seit dem Tag, an dem sie aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Er hatte das Bedürfnis, davon zu erzählen. Wenn er ihren Namen nicht nannte, verletzte er auch nicht die ärztliche Schweigepflicht.
»Vor knapp zwei Wochen hatte ich einen seltsamen Fall, eine junge Frau wurde mit Herzstillstand eingeliefert. Ansonsten vollkommen gesund. Sie hatte im Schlaf einfach aufgehört zu atmen. Zufällig war ihre Schwester zu Besuch und merkte es.«
Jensen machte eine Pause.
»Die Schwester hat mit einer Herzmassage begonnen und den Krankenwagen gerufen. Als die Patientin eingeliefert wurde, habe ich sie zum Glück zurückholen können. Sie ist aufgewacht, und hinterher war es, als wäre nichts passiert.«
Axberg hörte fasziniert zu.
»Wir haben keine Erklärung für den Vorfall finden können«, fuhr Jensen fort. »Die Patientin ist völlig gesund, und es geht ihr ausgezeichnet. Ich habe erst gestern noch mit ihr telefoniert.«
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