Seine Frau. Hanne-Vibeke Holst
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Название: Seine Frau

Автор: Hanne-Vibeke Holst

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Die Macht-Trilogie

isbn: 9788726569612

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СКАЧАТЬ dass er hinter mir sauber macht.

      Womit ich nicht behaupten will, dass er neurotisch ist, was das Saubermachen angeht. Ich bin es, die sauber macht, um sich abzureagieren. Wenn ich nervös bin. Ängstlich. Und das bin ich jetzt, während ich warte, dass er vom Flughafen zurückkommt. Ole-Stig sitzt jetzt im Flieger, wenn sie on time sind. Seine Sprache hat auf meine abgefärbt, was Gert spitz kommentiert hat. »Es ist verständlich, dass Ole-Stig nach dreißig Jahren in den Staaten ein amerikanisiertes Dänisch spricht. Aber dass du auch diese Gewohnheit angenommen hast, kommt mir, ehrlich gesagt, ziemlich affektiert vor«, hat er gestern gesagt. Diese Gewohnheit muss ich mir also schnellstens wieder abgewöhnen. Bevor er nach Hause kommt. Falls er kommt, denn jetzt sind nur noch ich und die Skelette hier, die in den Schränken verstaut waren, während Ole-Stig hier war.

      Dass jetzt Schluss ist mit – Entschuldigung – make believe, hat er mir bereits dadurch zu verstehen gegeben, dass ich nicht mit zum Flughafen kommen durfte. Er hat es mir selbstverständlich nicht direkt verboten, aber das ist auch vollkommen unnötig. Ich bin wie ein Hund, der auf das kleinste Fingerschnipsen reagiert. Ich bin so gut dressiert, dass ich selbst nach der Schaufel greife, um mir mein Grab zu schaufeln. Folglich habe ich auch mein Bedauern ausgedrückt, dass ich meinen Schwager leider nicht zum Flughafen begleiten kann. Ich habe nämlich so »furchtbar viel zu tun«, und uhh, macht sich da nicht wieder eine »Migräne« bemerkbar? Rücksichtsvoll, wie er ist, hat Ole-Stig nicht die Beine unter der dünnen Lüge weggetreten, mich nur auf die Wange geküsst und daran erinnert, den Geschenkgutschein einzulösen. Neben den vielen Weihnachtsgeschenken, die er mir gemacht hat, hat er mir auch eine »Neujahrsgabe« verehrt, mir einen Geschenkgutschein für eine Körpermassage gegeben. »Es dürfte dir guttun, dich ein bisschen verwöhnen zu lassen!«, hat er gesagt, doch sein schuldbewusster Ausdruck hat mir verraten, dass er genau weiß, dass es nicht dieses Verwöhnen ist, das mir fehlt. Vor Weihnachten hatte ich den bescheidenen Traum, dass wir miteinander reden könnten. Dass ich Gelegenheit haben würde, ihm mein Herz auszuschütten. Mir von einem vernünftigen Menschen versichern zu lassen, dass ich nicht verrückt bin. Doch die Gelegenheit hat sich nicht ergeben; Gert war ungewöhnlich viel zu Hause während des Besuchs seines Bruders, sodass wir mit Ausnahme des Vormittags, an dem Ole-Stig versprochen hatte, mir PC-Unterricht zu geben, eigentlich nie allein waren. Oder ist das nur eine Entschuldigung? Haben wir uns beide zurückgehalten, das Thema vermieden, die Konsequenzen gefürchtet, würde das Ungesagte in Worte gefasst? Oder irre ich mich? Bilde ich mir lediglich ein, dass sein großer Bruder mir Leid zufügt? Fällt überhaupt nichts auf? Wahrscheinlich ist es einfach so, dass Blut dicker ist als Wasser. Auch wenn er mir ein »Ich wünschte, ich könnte dich in die Tasche stecken und mitnehmen!« zugeflüstert hat, als Gert nach einem seiner Koffer griff. Das Gleiche habe ich einem kleinen, verkommenen Zigeunermädchen zugeflüstert, als ich einmal als die ihren Mann begleitende Mrs. Minister of Finance im Rahmen des Damenprogramms in der Tschechoslowakei ein Kinderheim besucht habe. Das hat auch nichts gebracht. Vom Standpunkt des Kindes aus war ich nicht besser als all die anderen wohlmeinenden Damen mit ihren Hüten und ihren guten Absichten. Und von Lindas p.o.v. aus betrachtet, dem point of view der Linda aus dem Südhafen, ist Ole-Stig nur ein Stück Scheiße. Um es einmal auf gut Dänisch zu sagen.

      Am zweiten Januar ruft er Charlotte Damgaard an. Auf ihrem Handy. Sie scheint überrascht, ihn am Telefon zu haben; um der Wahrheit die Ehre zu geben, hat er sie auch noch nie angerufen.

      »Hey, Gert!«, sagt sie, gefolgt von einem vorsichtigen »Danke für letztens!«.

      »Gleichfalls. Störe ich?«, fragt er. Er hört hohe Kinderstimmen im Hintergrund. »Nein, nein! Ich wasche nur gerade den Kindern die Haare. Johanne hat Läuse. Wieder einmal!«

      »Teufel auch ...«, sagt er und spielt mit dem Kugelschreiber. »Haben wir die nicht endlich ausgerottet? Dann hat unser Wohlfahrtsprojekt wohl nichts gebracht.«

      Sie lacht abwartend, ruft nach Thomas, dem Pantoffelhelden, dass er sie ablösen soll.

      »Du, ich will es kurz machen«, sagt er mit einem Blick auf die Notizen von seinem vertraulichen Treffen mit seinem Nachfolger, dem Finanzminister. »Ich wollte dir nur sagen, dass sie im Umweltsektor über eine Milliarde einsparen werden. Wenn man die das Mifresta-Abkommen betreffenden Kürzungen mitrechnet.«

      »Eine Milliarde!«, schreit sie auf. »Das können sie doch nicht machen!«

      »Ich habe die Zahlen gerade bekommen. Off the record, natürlich. Aber du kannst dich schon mal gut darauf vorbereiten, sie zu kommentieren. Sie gehen morgen an die Presse, also hast du vierundzwanzig Stunden Vorsprung. Vielleicht können wir die Schlüsselzahlen am Telefon durchgehen? Später, wenn du mit dem Entlausen fertig bist? Zu meiner Zeit haben wir Petroleum verwendet, aber das macht man wohl nicht mehr?«

      Der Ansatz eines Lächelns schwingt in ihrer Stimme mit, als sie antwortet, dass es einen Versuch wert sei. Und dass sie ihn sehr gern zurückruft.

      »Danke«, sagt sie schließlich. »Das war wirklich nett, dass du angerufen hast. Eine Milliarde! Die sind verrückt!«

      »Ich dachte, du solltest es nicht aus der Zeitung erfahren.«

      Und so verläuft das Gespräch ganz zu Gert Jacobsens Zufriedenheit. Bis sie es mit einem etwas zu katzenfreundlichen »Grüß Linda« beendet.

      Der Radiowecker weckt ihn kurz vor den Sieben-Uhr-Nachrichten. Theoretisch gesehen, haben sie noch immer Weihnachtsferien, deshalb gesteht er es sich zu, eine Stunde länger als sonst zu schlafen. Seit dem Silvesterabend plagen ihn auch die Symptome einer Erkältung, die zu hartnäckig sind, um als Katerkopfschmerzen abgetan zu werden. Obwohl die ihn auch heimgesucht haben. Charlotte Damgaard dürfte es ähnlich gegangen sein, nichtsdestotrotz ist es unverkennbar ihre Stimme, die die vernichtende Kritik an den von der Regierung geplanten Milliardeneinsparungen im Umweltsektor äußert. Ohne zu zögern zählt sie all die vitalen Bereiche auf, die weggekürzt werden sollen, von den Naturführern im Wald von Jægersborg bis hin zum Kampf gegen die Verunreinigung der Ostsee, was die Kürzungen wie eine bestialische Budgetbeschneidung aussehen lässt. Sehr effektvoll, das muss er ihr lassen. Aber woher hat sie die Zahlen? Die präzisen Beispiele? Kann ihr alter Ministerbüroleiter Henrik Sand sie damit gefüttert haben? Er ist zwar loyal, doch das wäre direkter Amtsmissbrauch. Und das kurz vor seiner Ernennung zum neuen Staatssekretär. Das waren wohl eher ihre Freunde unter den Umweltreportern.

      »Nicht allein Dänemarks Ruf und internationale Führungsposition im Umwelt- und Energiebereich gehen bei diesem brutalen Massaker verloren. Die Zukunft der kommenden Generationen wird diesem ideologischen Beispiel geopfert. Man bekommt nicht mehr Umwelt für weniger Geld. Man bekommt weniger Umwelt. Und das haben die Dänen nie gewollt«, wettert sie.

      Gut, sehr gut. Sie hat sich die Ministerin doch noch nicht abgewöhnt. Aber es wäre angemessen gewesen, ihn erst zu unterrichten. Denn, um der Wahrheit die Ehre zu geben, die Zahlen sind brandneu für ihn. Und er mag es nicht, derartige Neuigkeiten per Radio zu erfahren. Seltsam, dass Gert sie nicht zuerst bekommen hat. Lässt er langsam nach?

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