Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert). Гарриет Бичер-Стоу
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Читать онлайн книгу Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert) - Гарриет Бичер-Стоу страница 256

СКАЧАТЬ freu' dich jetzt noch drüber, so lang' du kannst, Schlingel, aber das sag' ich dir, erwisch' ich euch nachher wieder drüben bei dem Kerl –«

      »Bei welchem Kerl?« fragt Tom und sein Lächeln verschwindet.

      »Bei welchem Kerl? Fragt der Bursche noch! Bei dem Nigger natürlich! Bei wem sonst denn?«

      Tom sieht mich sehr ernst an und fragt:

      »Tom, hast du mir nicht eben gesagt, es sei alles in Ordnung? Ist er denn nicht frei?«

      »Der?« sagt Tante Sally, »der Nigger? Den haben sie glücklich wieder hinter Schloß und Riegel in seiner Hütte bei Brot und Wasser und angekettet, bis er reklamiert oder verkauft wird!«

      Tom fährt im Bett in die Höhe, kerzengerade, seine Augen sprühten und seine Nasenflügel bebten nur so hin und her, und er schreit mich an:

      »Dazu haben sie kein Recht! Dazu hat niemand das Recht, hörst du – niemand! – Eil' dich – renn' – verlier' keine Sekunde! Laß ihn frei! Er ist kein Sklave, er ist so frei, wie irgend einer von uns – geschwind – vorwärts!«

      »Was in aller Welt meint der Junge?«

      »Ich meine jedes Wort grad' so, wie ich's sage, Tante, und wenn nicht gleich eins von euch geht, geh' ich selber. Ich hab' den armen Kerl mein ganzes Leben lang gekannt und ebenso Tom – gelt, Tom? Miß Watson, seine Herrin, ist vor zwei Monaten gestorben und es that ihr so leid, daß sie ihn je hat verkaufen wollen und wollte es wieder gut machen und setzte ihn frei – in ihrem Testament!«

      »Na, aber dann – das begreif' einer – warum hast du ihn denn befreien wollen, wenn er doch schon frei war?«

      »Das ist wieder einmal eine Frage, das muß ich sagen; so recht wie ein Frauenzimmer. Warum? Ei, ich wollte ein Abenteuer haben, so ein echtes, gerechtes Abenteuer! Was? – ich wäre fußtief im Blut gewatet, wenn – Herr des Himmels – Tante Polly!!«

      Und da stand sie leibhaftig, mitten unter der Thüre, und sah so strahlend und selbstzufrieden aus, wie ein Engel, der eben etwas Süßes gegessen hat.

      Tante Sally war mit einem Satz an ihrem Halse und riß ihr beinahe den Kopf ab vor lauter Liebe und Umarmen und lachte und weinte und wußte nicht, was sie thun sollte, während ich mir ein sicheres Plätzchen unter dem Bett erspähte, denn die Dinge schienen mir für uns allmählich kritisch zu werden. Ich schielte unter dem Bett vor und nach einer kleinen Weile schüttelte Toms Tante ihre Schwester ab, stellte sich vor Tom hin und schaute ihn über ihre Brille an – als wolle sie ihn mit ihren Blicken durchbohren. Endlich beginnt sie:

      »Ja, du hast recht, wenn du den Kopf nach der Wand drehst, Tom, ich thät's auch an deiner Stelle!«

      »Ach, du lieber Himmel,« fällt Tante Sally kläglich ein, »ist der Junge denn so verändert? Das ist ja Tom gar nicht, das ist Sid – Tom ist – Tom ist – ja, wo ist denn Tom? Der war ja eben noch da.«

      »Du meinst wohl, wo ist Huck Finn? das meinst du! Ich hab' nicht umsonst Jahre lang so 'nen Bengel, wie meinen Tom, großgezogen, daß ich ihn jetzt nicht kennen sollte, wenn ich ihn sehe. Das wär' mir noch schöner! Nur heraus unter dem Bett da, Huck Finn!«

      Ich kroch vor, aber wohl war mir nicht dabei!

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      Tante Sally sah so verwirrt und so verständnislos drein, wie ich nie wieder jemand gesehen habe, ausgenommen Onkel Silas, als sie dem später die Geschichte auseinandersetzten. Es machte ihn fast wie betrunken, denn er wußte den ganzen Tag über kein Ding vom andern zu unterscheiden und lief umher wie im Traum und am Abend ließ er eine Predigt los, die ihm einen großen Ruf machte in der Gegend, denn der Älteste und Klügste wäre nicht im Stand gewesen, sie zu verstehen. Toms Tante Polly aber erzählte nun alles, wer und was ich sei und ich mußte dann beichten, wie ich in die Klemme geraten, daß ich mir nicht anders zu helfen wußte, als ›ja‹ zu sagen, wie mich Frau Phelps als Tom Sawyer bewillkommnete. Hier unterbrach sie mich und meinte: »sag' du nur immer Tante Sally, ich bin's nun schon gewohnt und es macht mir weiter nichts aus.« – Daß mich also (erzählte ich weiter) Tante Sally als Tom Sawyer begrüßte und ich mich nicht dagegen wehren konnte, denn ich wußte sonst keinen Ausweg und wußte auch, Tom selbst würde nichts dawider haben, im Gegenteil, denn ein solches Geheimnis wäre ihm gerade recht, er würde sich nur drüber freuen und ein Abenteuer draus machen, wie's ja auch dann geschehen, denn er ging gleich drauf ein und spielte sich als Sid auf und machte mir alles so leicht und bequem, als er nur konnte.

      Und seine Tante Polly sagte, mit Miß Watson und ihrem Testament habe Tom ganz recht, die habe den Jim freigelassen und so war's denn wahrhaftig wahr – Tom Sawyer hatte sich und uns allen die Mühe und Not gemacht, nur um einen alten Nigger freizumachen – der schon frei war! Und nun verstand ich auch erst, wie sich einer von Toms Erziehung dazu hergeben konnte, einem durchgebrannten Nigger weiterzuhelfen. Bis dahin war mir dies immer unfaßlich geblieben.

      Tante Polly erzählte dann weiter, als sie Tante Sallys Brief bekommen habe, worin es hieß, daß Tom und Sid angekommen seien, habe sie sofort Unrat gewittert und zu sich selbst gesagt:

      »Na, da sieh mal einer,« habe sie gesagt, »ich hätt's mir denken können, als ich den Burschen allein fortgelassen, ohne irgend jemand, der ihm aufpaßt. Was bleibt mir nun übrig, als selbst hinter dem Bürschchen herzureisen, den ganzen weiten Weg, um herauszukriegen, was diesmal wieder los ist, denn aus dir, Sally, war ja gar nicht klug zu werden!«

      »Was, ei, du hast mich ja nie drüber gefragt!«

      »Na, so was! Zweimal hab' ich dir geschrieben und gefragt, was du mit dem Sid, der auch zum Besuch gekommen sein soll, eigentlich meinst.«

      »Geschrieben? Zweimal? Ich hab' nie auch nur eine Zeile gekriegt!«

      Ohne ein Wort zu sagen, wendet sich Tante Polly langsam gegen Tom und schaut diesen fest an.

      »Na, Tom!«

      »W–was?« fragt der, so ein bißchen unwillig und verdrießlich.

      »Komm' du mir nicht mit, 'was? du Racker, wart'! Heraus die Briefe!«

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      »Welche Briefe?«

      »Die Briefe! Wart' ich will dir –!«

      »Sie sind im Koffer! Dort! Da – und ganz unversehrt, grad' wie sie waren, als ich sie von der Post holte. Ich hab' nicht einmal hinein gesehen. Dachte mir, sie hätten am Ende keine Eile und könnten hier nur Unheil stiften, und da hab' ich sie –«

      »Na, wenn dir nicht eine tüchtige Tracht vonnöten ist, so weiß ich nicht, wem sonst. Dann hab' ich noch einmal geschrieben, um zu sagen, daß ich kommen wolle, und der Brief wird auch –«

      »Mit dem ist alles in Ordnung,« sagt Tante Sally, »der ist gestern gekommen, den hab' ich!«

      Gern hätt' ich nun zwei Dollars gewettet, daß dem nicht so sei, denn ich wußte das besser, aber ich dachte, es ist doch klüger, du hältst den Mund – und that's denn auch!

      --

      Vierunddreißigstes Kapitel

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