Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert). Гарриет Бичер-Стоу
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Читать онлайн книгу Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert) - Гарриет Бичер-Стоу страница 255

СКАЧАТЬ – da, sag' ich euch – stand plötzlich der Nigger dort vor mir, wie aus dem Boden gezaubert, und er hat mir geholfen, ohne viel zu reden, und zwar wacker geholfen! Natürlich wußte ich gleich, daß er irgendwo durchgebrannt sein müsse. Da saß ich nun! Was blieb mir übrig, als ruhig auszuharren den ganzen Tag über und die Nacht dazu. Das war eine Klemme, sag' ich euch! In der Stadt warteten meine Patienten auf mich, was sollten die denken, und doch mußte ich bleiben, denn ich wagte nicht, wegzugehen, aus Furcht, der Nigger risse aus und ich bekäme hinterher Vorwürfe. Ein Schiff, das ich hätte anrufen können, wollte auch nicht in die Nähe kommen, und so hieß es denn bleiben und immer bleiben, bis zum Tagesanbruch, diesen Morgen. Nie aber habe ich einen Nigger gesehen, der treuer und besser gepflegt hätte, wie der dort, und doch setzte er dabei seine Freiheit aufs Spiel und schien so müde, so totmüde; er muß furchtbar abgearbeitet worden sein in den letzten Wochen. Der Nigger gefiel mir darum; ich sag' euch, Männer, so ein Nigger ist mehr als tausend Dollars wert – und eine gute Behandlung obendrein. Ich hatte dort alles, was ich brauchte, und der Junge auch, besser vielleicht als zu Hause, denn es war so ruhig und still, wie gemacht für einen Kranken. Aber der Boden brannte mir doch unter den Füßen bei meiner Verantwortung für die beiden und wochenlang konnte ich nicht bleiben; na, da kamen denn endlich ein paar Männer in einem Boot nahe genug, um sie anzurufen. Zum Glück saß der Nigger gerade am Steuer, mit dem Kopf auf den Knieen, und war fest, fest eingeschlafen. So winkte ich ihnen denn, leise zu thun, und sie fielen leise über ihn her und banden ihn, ehe er noch recht die Augen offen hatte, und so hatten wir gar keine Last mit ihm. Und da der Junge gleichfalls schlief, machten wir das Floß leise los, ruderten es dem Ufer zu und legten's dort fest, ohne daß einer von den beiden sich nur rührte, der Nigger hatte sich nicht gemuckst, keinen Laut von sich gegeben von Anfang an. Das ist kein schlimmer Kerl, meine Herren, glauben Sie mir's, ich hab's erprobt!«

      »Das lautet all' sehr gut und schön, Doktor, das muß ich sagen!« meinte einer.

      Die andern schienen auch ein wenig besänftigt und ich war dem alten Mann herzlich dankbar für die Wohlthat, die er Jim mit der Erzählung erwiesen, und war so froh, daß ich den armen Kerl von Anfang an richtig beurteilt; ich wußte, er hatte ein gutes, ein weißes Herz in seiner schwarzen Brust. Und Jim profitierte auch davon, denn alle stimmten überein, er habe sich gut benommen und brav und verdiente, daß man ihn drum lobe und belohne. Und jeder versprach aufrichtig und von Herzen, dem armen Kerl keine Püffe mehr zu geben.

      Das war aber vorerst auch alles. Ich hatte gehofft, sie würden ihm eine oder zwei von seinen verdammt schweren Ketten abnehmen oder ihm Fleisch und Gemüse zu seinem Brot und Wasser erlauben, daran aber schienen sie nicht zu denken und ich wollte mich lieber nicht dreinmischen, nahm mir aber fest vor, Tante Sally bei nächster Gelegenheit von des Doktors Erzählung zu sagen. Bei nächster Gelegenheit, das heißt, wenn ich erst die bösen Klippen umschifft hätte, die in meinem Wege lagen. Mit den Klippen meine ich nämlich die Aufklärungen, die ich Tante Sally zu geben haben würde über Toms Wunde – »woher, wieso und warum?«

      Zeit zum Besinnen hierüber hatte ich genug, Tante wich nicht vom Krankenbett, nicht Tag und nicht Nacht, und ich hielt mich in sichrer Entfernung und so oft ich Onkel Silas irgendwo auftauchen sah, wich ich ihm schleunigst aus.

      Am andern Morgen hörte ich, Tom sei viel besser und Tante habe sich ein wenig hingelegt. Ich schlüpf' also in das Krankenzimmer und hoffte, ihn wach zu treffen und mit ihm etwas zu ersinnen, das alle kommenden Kreuz- und Querfragen aushielt. Er aber schlief und zwar ganz friedlich; sein Gesicht war blaß und nicht mehr so glutrot wie den Tag zuvor, als er ankam. So setzte ich mich also hin und wollte warten, bis er wach würde. Nach vielleicht einer Viertelstunde glitt Tante Sally plötzlich leise wie ein Geist herein und da saß ich wieder fest! Sie winkte mir, still zu sein und setzte sich zu mir und begann zu flüstern und sagte, wie dankbar wir alle sein könnten, »Sid« sei so viel besser und er schlafe nun schon lange so ruhig und so friedlich und sehe dabei immer besser und immer wohler aus und es sei zehn gegen eins zu wetten, daß er bei Besinnung wäre, wenn er nun erwache.

      Da saßen wir denn und warteten und auf einmal schlug er die Augen auf und sah ganz klar und frei um sich und sagte:

      »Herrje, wie ist denn das, ich bin ja zu Hause! Wo ist denn das Floß?«

      »Das ist alles in Ordnung,« sag' ich.

      »Und Jim?« fragt er.

      »Der auch,« sag' ich; aber ganz so keck, wie ich beabsichtigte, kam's doch nicht heraus. Er merkte das aber gar nicht, sondern rief ganz vergnügt:

      »Na, dann ist alles gut, herrlich! Da ist uns ja allen geholfen! Hast du's der Tante schon erzählt?«

      Eben wollte ich auch dazu ›ja‹ sagen, als diese selbst sich ins Mittel legte:

      »Erzählt, Sid, – was?«

      »Na, alles, Tantchen, wie wir die ganze Geschichte fertig gekriegt haben.«

      »Welche Geschichte?«

      »Na, die Geschichte – wie wir den Nigger befreit haben – ich und – und Tom!«

      »Herr des Himmels! Den Nigger befr– was schwatzt der Junge da? Großer Gott er phantasiert wieder!«

      »O nein, ich phantasiere gar nicht, ich weiß recht gut, was ich sage, Tante. Wir haben ihn befreit – ich und Tom. Das wollten wir thun von Anfang an und wir haben's gethan! Und haben's gut gemacht, elegant gemacht, das muß jeder zugeben!« Und damit war er ins richtige Fahrwasser geraten und sie probierte nicht mehr, ihn zu unterbrechen, und ließ ihn schwatzen und schwatzen und saß nur und starrte ihn an und Mund und Augen wurden immer größer und ich ließ dem Unglück seinen Lauf, denn hier war nichts mehr zu machen. »Ja, Tantchen, das war eine Arbeit, da gab's zu thun Nacht für Nacht, Stunde um Stunde, alle die Wochen, während ihr lagt und schlieft. Und wir mußten die Kerzen stehlen, siehst du, und die Leuchter und das Leintuch und das Hemd und dein Kleid und Löffel und Zinnteller und Messer und die Pfanne, den Mühlstein und Mehl und sonst noch eine ganze Menge und du kannst dir gar nicht denken, was wir für Plage hatten mit den Sägen und den Federn und den Inschriften und all dem – und noch viel weniger, was wir für einen Spaß dabei hatten. Und dann waren die onnanimen Briefe zu schreiben und die Särge und Totenköpfe zu malen und das Loch in der Hütte zu graben und die Strickleiter zu machen und in die Pastete zu backen, und dann die Löffel, die wir in deine Schürzentasche steckten, und noch vieles andere mehr. –«

      »Allmächtiger!«

      »– und die Ratten für die Hütte und die Schlangen und all das Zeug für Jim zur Gesellschaft! Und dann hast du den Tom mit der Butter erwischt und ihn so lang' aufgehalten, daß beinahe die ganze Geschichte verunglückt wäre, denn die Männer kamen noch ehe wir weg waren und wir mußten rennen und sie hörten uns und schossen und ich kriegte mein Teil ab und wir ließen sie dann an uns vorbei und die Hunde wollten auch nichts weiter von uns wissen, sondern liefen dem Geschrei nach und wir schlichen nach dem Boot und ruderten zu dem Floß, das wir zwischendurch machten, und waren dann in Sicherheit und Jim frei und das haben wir alles allein fertig gebracht und es war ein kapitaler Spaß, Tantchen!«

      »Na, jetzt halt' mich aber doch mal einer! So was hab' ich in meinem Leben noch nicht gehört! Also ihr wart's, ihr Bengel, die die ganze Wirtschaft gemacht haben, uns alle beinahe um den Verstand gebracht und fast zu Tod erschreckt! Na, da sollt aber doch! Ich hätte gute Lust, es euch einmal gleich tüchtig zu zeigen, was ich davon denke! Ich, die ich Abend für Abend – na, werd' du nur erst einmal wieder gesund, du Racker, dann will ich euch das Leder so gerben und euch den Teufel austreiben, daß euch Hören und Sehen vergeht und ihr den Himmel für eine Baßgeige anseht, ihr – ihr –«

      Aber Tom war so stolz auf seine Heldenthaten und so glücklich, der konnte nicht schweigen und jubilierte und СКАЧАТЬ