Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert). Гарриет Бичер-Стоу
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Читать онлайн книгу Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert) - Гарриет Бичер-Стоу страница 249

СКАЧАТЬ Wenn sie so still dasaß und an nichts dachte, brauchte man sie nur mit einer Feder auf den Hals zu tippen und sie fuhr erschrocken herum und beinahe aus ihrer Haut heraus. Es war zu komisch! Tom sagte aber, alle Frauen seien so; er sagte, die seien so erschaffen, aus irgend einer besonderen Ursache, warum, wisse er selber nicht, aber so sei's.

      Wir bekamen jedesmal eine Tracht ab, wenn ihr eine Schlange über den Weg kroch, und sie bedeutete uns, es würde noch 'was ganz anderes setzen, wenn wir das Haus wieder damit bevölkerten. Das wir's gewesen, ließ sie sich trotz allen Zuredens nicht nehmen, ja – sie war eine kluge Frau, die Tante Sally! Die Prügel genierten mich weiter nicht, ich war besseres gewöhnt, aber die Mühe, die wir hatten, um zu einem neuen Vorrat von Schlangen zu kommen, war verdrießlich. Na, wir hatten bald wieder eine Partie beisammen und schafften sie nebst allem andern in Jims Hütte. Dieselbe hätte noch einmal so groß sein dürfen, um alle die Einwohner bequem zu fassen. Das war ein Gewimmel! Aber lustig war's, wenn sie bei der Musik alle um ihn herumschwärmten und ihm zu Leibe rückten. Die Spinnen machten ihm besonders heiß, die konnte er nicht leiden und sie ihn auch nicht und so lagen sie immer im Kampfe. Er sagte, wegen all der Ratten und Schlangen und dem Mühlstein hätte er gar keinen Platz mehr im Bett. Schlafen könnte er ohnehin nicht mehr, selbst wenn er Platz hätte, so lebhaft gehe es bei ihm zu, und das immerwährend, ohne alle Unterbrechung, denn das Viehzeug schlafe nie alles auf einmal; sondern, wenn die einen schliefen, wachten die andern. Seien die Schlangen einmal ruhig, dann machten's die Ratten um so toller, und Spinnen und Käfer und das andre Getier ließen ihn überhaupt nie in Ruhe, – kurz, er meinte, wenn er diesmal freikäme, wirklich und wahrhaftig frei, dann wolle er nie, nie mehr in seinem Leben Gefangener sein und wenn er's bezahlt bekäme – lieber gleich auf einmal sterben!

      Na, nach Verlauf von drei Wochen war denn alles in bester Ordnung. Das Hemd war ebenfalls in einer Pastete hineingeschmuggelt worden und wenn nun des Nachts Jim von einer Ratte gebissen wurde, benutzte er die Blutstropfen, um geschwind etwas in sein »Tagebuch« zu kritzeln, während die »Tinte« noch frisch war. Die Federn waren gemacht, die Inschriften und was dazu gehörte, waren auf den Mühlstein geritzt, der Bettpfosten war durchsägt und das Sägmehl von uns aufgeleckt worden, wogegen unser Magen erstaunlich rebellierte, so daß wir meinten, alle sterben zu müssen, aber es ging noch gnädig vorüber. Wahrhaftig, das war das unverdaulichste Sägmehl, was mir je vorgekommen, und Tom meinte das auch.

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      Also, wie gesagt, endlich war alles fertig; die Arbeit und viele Plage hatten uns freilich ziemlich mitgenommen, namentlich Jim, aber das that nichts, wir waren stolz darauf! Onkel Silas hatte ein paarmal nach New-Orleans geschrieben wegen des durchgebrannten Niggers, aber natürlich keine Antwort erhalten. Nun sprach er davon, Jim in den Zeitungen von St. Louis und New-Orleans auszuschreiben. Als er die von St. Louis nannte, lief mir ein kalter Schauder über den Leib und selbst Tom gab zu, daß nun keine Zeit mehr zu verlieren sei. Jetzt müssen die ›onnaniemen‹ Briefe dran, sagte er.

      »Die – was?« fragte ich.

      »Die ›onnaniemen‹ Briefe!« wiederholte er, »das sind Warnungen an die Leute, daß etwas los sei. Einmal wird's so gemacht und einmal anders. Aber einer muß immer herumspionieren und dann den Befehlshaber des Schlosses von allem in Kenntnis setzen. Als Ludwig XIV. von den ›Twillerieen‹ durchbrennen wollte, hat's ein Dienstmädchen besorgt. So kann man's auch machen, aber ein onnaniemer Brief ist ebensogut. Wir können ja alles beide benutzen. Und gewöhnlich wechselt die Mutter des Gefangenen die Kleider mit ihm und bleibt im Kerker zurück, während er wegschleicht. Das müssen wir auch thun!«

      »Aber, Tom, das ist doch Unsinn; wozu sollen wir die Leute warnen, daß etwas los ist? das ist doch ihre Sache – sie sollen selber aufpassen!«

      »Das ist freilich wahr, aber ich traue denen hier nicht – die sind zu dickfellig, haben uns ja von Anfang an alles allein thun lassen. Die sind so blind und vertrauensselig, daß man ihnen erst alles unter die Nase reiben muß. Wenn wir sie also nun nicht warnen, lassen sie uns ganz ruhig und still abziehen und all unsre viele Last und Arbeit ist für nichts – rein für nichts – Jims Befreiung geht ohne Sang und Klang vor sich, wir könnten ihm einfach ebensogut die Thüre aufschließen und ihn bei hellem Tag bitten, doch gefälligst herauszuspazieren – kein Hahn krähte danach!«

      »Na, mir wär's schon lieber, wir kämen still und unbesehen durch, aber –«

      »Natürlich!« wirft er so verächtlich hin.

      »Aber –« fahr' ich ruhig fort, ohne mich unterbrechen zu lassen – »ich will nichts gesagt haben; was dir recht ist, ist mir auch recht. Wie machen wir's also mit dem Dienstmädchen, das uns verraten soll?«

      »Das mußt du sein! Du schleichst dich in der Nacht hin und nimmst dir das Kleid von dem gelben, halbwüchsigen Ding in der Küche!«

      »Na, aber Tom! das wird ordentlich Randal setzen am andern Morgen, denn die hat wahrscheinlich nicht mehr als eins!«

      »Ich weiß, ich weiß. Aber du brauchst ja auch nicht länger als fünfzehn Minuten, um den onnaniemen Brief unter der großen Hausthüre durchzuschieben!«

      »Gut, ich bin bereit, aber ich könnt's gerad' so gut in meinen eignen Kleidern thun!«

      »Sähst du dann vielleicht wie ein Dienstmädchen aus, Huck Finn, he?«

      »Nein! Aber 's ist ja auch keiner da, der mich sieht, ob ich so oder so aussehe.«

      »Das hat gar nichts damit zu thun, Huck, gar nichts. Für uns handelt sich's nur darum, unsere Schuldigkeit zu thun, ob's einer sieht oder nicht. Hast du denn gar keine Moral in dir?«

      »Schon gut, schon gut, ich sag' ja nichts weiter. Also, ich bin das Dienstmädchen – wer ist Jims Mutter?«

      »Die will ich sein. Ich leih' mir eins von Tante Sallys Kleidern – das soll' ne flotte Mutter werden!«

      »Aber, dann mußt du ja in der Hütte bleiben, wenn Jim und ich durchgehen!«

      »Lang' aber nicht, das sag' ich dir. Ich stopfe Jims Kleider mit Stroh aus und leg' die Puppe aufs Bett, die mag dann die Mutter vorstellen und Jim zieht Tante Sallys Kleid von mir an und wir ›entweichen‹ alle zusammen. Wenn nämlich irgend ein Gefangener von Rang und Stand durchbrennt, ein König zum Beispiel, so nennt man es eine ›Entweichung‹.

      Tom schrieb also den onnaniemen Brief und ich krippste das Kleid von dem kleinen gelben Küchenmädel in der folgenden Nacht, warf's über und schob den Brief unter die Thüre, ganz, wie mich's Tom geheißen hatte.

      Im Brief stand:

       ›Hütet euch! Unheil naht! Seid auf der Wacht!

       Ein unbekannter Freund.‹

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      In der nächsten Nacht befestigten wir eine von Tom mit Blut verfertigte Zeichnung, die einen Totenschädel über gekreuzten Gebeinen vorstellte, an der Hauptthüre und in der darauffolgenden die eines Sarges an der Hinterthüre. Nie sah ich eine Familie in solcher Aufregung. Sie hätten nicht mehr in Angst sein können, wenn das ganze Haus voller Geister gewesen wäre und hinter jedem Schrank, hinter jeder Thür ein Totengerippe geklappert und geisterhaftes Seufzen und Stöhnen beständig durch die Luft gezittert hätte. Wurde eine Thüre irgendwo zugeschlagen, fuhr Tante Sally mit einem Wehruf in die Höhe, fiel etwas zu Boden, sprang sie wie von einer Feder geschnellt auf und schrie: ›Herr je‹. Kam man ihr zufällig nahe, ohne daß sie's merkte, geschah dasselbe. Nie konnte sie СКАЧАТЬ