Название: Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert)
Автор: Гарриет Бичер-Стоу
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
isbn: 9788027204557
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Am Abend hingen wir dann das Betttuch wieder auf die Leine und stahlen eins aus dem Schranke und machten so weiter mit nehmen und wieder hinlegen während einiger Tage, bis sie auch nicht mehr wußte, wie viele Tücher sie habe, und sagte, es läge ihr auch gar nichts dran, sie wolle sich nicht zu Tod ärgern und nun zähle sie auch gar nicht mehr, um keinen Preis, lieber wolle sie gleich auf der Stelle sterben.
Nun war alles in schönster Ordnung mit dem Hemd und dem Betttuch und dem Löffel und den Lichtern, Dank dem Kalb und den Ratten und dem etwas verwickelten Zählexperiment. Am Leuchter lag nicht so viel – der Sturm verwehte von selbst nach und nach.
Die Pastete aber, die berühmte Zauberpastete, machte uns viel, viel Arbeit. Draußen in den Wald hatten wir uns alles nötige hingeschleppt und dort buken wir sie auch. Endlich wurden wir fertig damit und sie war auch recht gelungen, aber in einem Tag war's nicht geschehen, nein, und wir brauchten statt einer drei Waschschüsseln voll Mehl, ehe wir so weit waren und verbrannten uns beinahe überall, und die Augen liefen uns beinahe aus vor Rauch; denn, wir wollten eben nur eine Kruste haben und die wollte nicht stehen bleiben, sondern stürzte immer wieder nach der Mitte zu ein. Erst probierten wir, sie mit unsern Händen festzuhalten, dann aber fiel uns ein, wir können ja gleich die Strickleiter zum ausfüllen hineinthun. So ließen wir's denn sein und machten uns erst an die Leiter. Wir blieben in der Nacht bei Jim auf, rissen das Bettuch in kleine Streifen, flochten sie zusammen und hatten lange vor Tagesanbruch ein herrliches Seil fertig, mit dem man einen Ochsen hätte hängen können. Wir »thaten« dann so, als hätten wir neun Monate dazu gebraucht.
Andern Tags nahmen wir's mit in den Wald, aber es wollte nicht in die Pastete hineingehen. Da hätte man vierzig Pasteten mit füllen können, wenn wir sie gebraucht hätten, und es wäre auch noch übrig geblieben für Suppe oder Wurst oder was man sonst wollte. So ein Betttuch ist groß – es hätte für ein ganzes Mittagessen gereicht!
Das brauchten wir nun aber nicht. Wir brauchten nur gerade genug für unsere Pastete, und den Rest warfen wir dann weg. Zum Backen konnten wir aber die Blechschüssel nicht gebrauchen, hatten Angst, der Boden käm' heraus und unsre ganze Herrlichkeit fiele ins Feuer. Aber Onkel Silas besaß eine feine eiserne Kohlenpfanne, auf die er sehr stolz war, denn sie war ein altes Erbstück mit einem langen hölzernen Griff und war von England mit Wilhelm dem Eroberer in der ›Maiblume‹ oder sonst einem der ersten Auswandererschiffe herübergekommen und lag nun droben auf dem Speicher mit einer Menge andern Gerümpels, das Onkel hochschätzte, nicht, weil es wirklich Wert gehabt hätte, sondern weil es ›Relickjen‹ waren, wie Onkel sagte, wovon ich aber nicht weiß, was es heißen soll. Nun, die eiserne Pfanne also, die ›Relickjen-Pfanne‹, kriegten wir vor, heimlich natürlich, und nahmen sie mit in den Wald. Die ersten Pasteten wollten nicht recht geraten, bis wir's los hatten. Wir nahmen die Pfanne, fütterten sie mit Teig aus, stopften dann das Seil hinein und legten Teig drauf; dann den Deckel zu, Kohlen drauf, Griff gepackt, aufs Feuer gehoben (Gott, die Wohlthat, so weit weg und so angenehm kühl stehen zu können – der Griff war so schön lang –) und nach fünfzehn Minuten kam die schönste Pastete heraus, die nur je ein Koch geliefert. Wer die aber essen wollte, mußte sich mit Zahnstochern versehen, dem Zentner nach! denn das Seil, denk' ich mir, muß ziemlich zäh geblieben sein. Na, wir aßen sie ja nicht, mochte ein andrer Leibweh kriegen!
Sam sah sich gar nicht um, als wir die Pastete auf Jims Schüssel legten. Die drei Zinnteller verbargen wir zu unterst, beugten dann das ganze Essen drauf und Jim bekam richtig alles und sobald er allein war, sprengte er die Pastetenhülle, steckte die Strickleiter in seinen Strohsack, kratzte etwas krumm und schief auf den einen Zinnteller und warf ihn zum Fenster hinaus. Tom war sehr zufrieden und sagte, Jim habe brav seine Schuldigkeit gethan.
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Neunundzwanzigstes Kapitel
Das Wappen. – Ein geschickter Aufseher. – Unwillkommener Nachruhm. – Ein reuiger Sünder.
Das Herstellen der Federn war eine verteufelt schwierige Arbeit und ebenso war's mit der Säge, Jim aber meinte, das Einkratzen der Inschrift auf die Wand sei noch das Schlimmste von allem. Die mußte aber her, wohl oder übel, denn Tom sagte, nie in seinem Leben habe er noch von einem Staatsgefangenen gehört, der nicht eine Inschrift auf den Mauern seines Kerkers zurücklasse mit seinem Namen und seinem Wappen.
»Denk' doch nur einmal an Lady Jane Grey und Gilford Dudley und den alten Northumberland! Wenn's auch lange Zeit braucht und viel Arbeit macht, Huck, es muß eben sein, man kann sich nicht drum herumdrücken! Jim muß die Inschrift machen mit seinem Wappen, das thun sie alle!«
Sagt Jim:
»Aber, junge Herr Tom, Jim haben gar keine Wappen nix, haben gar nix wie alte Hemd da, und Tom wissen selber, Jim sollen schreiben Tagebuch auf alte Hemd.«
»Ach, du verstehst mich nicht, Jim, ein Wappen ist ja ganz 'was andres.«
»Na,« sag' ich, »aber Jim hat doch jedenfalls recht, wenn er sagt, daß er kein Wappen hat, denn er hat einmal keins!«
»Soviel weiß ich selbst,« fährt mich Tom an, »das brauchst du mir nicht erst zu sagen, aber ich wett' dir, was du willst, er kriegt eins, eh' er hier herauskommt, denn, – das versichere ich dir – es soll einmal später nicht heißen, daß so etwas versäumt worden sei!«
Während also Jim und ich, jeder auf einem Backstein, seine Feder schliff – Jim machte seine aus einem Stück Messing, ich die meine aus dem Blechlöffel –, saß Tom und dachte sich ein Wappen aus. Nach einiger Zeit sagte er, er habe so viele gute Ideen, daß er kaum wisse, welche er wählen solle, eine davon aber leuchte ihm ganz besonders ein:
»Aufgepaßt!« – erklärt er – »im Schild haben wir erstens einen Querbalken und unten im rechten Feld ein dunkelrotes Andreaskreuz, unter dem ein Hund kauert, zu dessen Füßen eine zersprengte Kette liegt, Zeichen der Sklaverei, dann noch ein grüner Querbalken und in azurnem Felde eine siebenfach gezackte Krone. Gekreuzte Degen im andern Feld, drüber steht ein durchgebrannter Nigger in Zobel, der mühsam sein Bündel auf der Schulter trägt. Wappenhalter: zwei Säulen, das sind wir beide, und als Motto: Maggiore fretta, minore atto. Das hab' ich aus einem Buch und das will sagen: ›je mehr Hast, je weniger Schnelligkeit.‹ Was sagst du dazu?«
»Hui–i–i–i! Wundervoll! Aber verstehen thu' ich's nicht recht!«
»Na, damit können wir jetzt keine Zeit verlieren, Huck, jetzt müssen wir tüchtig an die Arbeit.«
»Was ist denn ein Feld zum Beispiel und ein Querbalken und ein Andreaskr–«
»Ach, plag' mich doch nicht! Ein Feld – na, ein Feld ist – wart', ich will's ihm schon zeigen, wenn er dran kommt.«
»Aber mir könntest du's doch vorher sagen, Tom, nicht? Was ist ein Querbalken?«
»Ja, was weiß ich? – aber haben muß er's, alle vom Adel haben's!«
So war er immer. Wenn es ihm nicht paßte, einem etwas zu erklären, konnte man drei Wochen lang an ihm pumpen und erfuhr's doch nie.
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