Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert). Гарриет Бичер-Стоу
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Читать онлайн книгу Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert) - Гарриет Бичер-Стоу страница 245

СКАЧАТЬ noch stopf' ich die Löcher alle selbst zu – und ordentlich!«

      »O, es hat ja keine Eile, nächstes Jahr ist auch noch Zeit!«

      Plumps, fällt der Fingerhut hörbar auf den Schädel eines Sprößlings, und heulend zieht er die Finger aus der Zuckerdose zurück, in der sie herumgekrabbelt. Da erscheint Liese, die Niggerfrau, die die Hausarbeit besorgt, unter der Thüre:

      »Frau, es fehlen auch eine Bettuch!«

      »Ein Bettuch? Herr, du mein Gott!«

      »Jetzt stopf' ich aber gleich die Rattenlöcher zu!« seufzt Onkel Silas und sieht sehr reuig und bekümmert aus.

      »O, schweig' still!« fährt Tante Sally auf ihn los, »denkst du denn vielleicht, die Ratten hätten das Bettuch verzehrt? Wo ist das Bettuch, Liese?«

      »Meine Güte, Frau, Liese das nix wissen! Waren auf der Leine gestern, sein weg heute – ganz, ganz weg!«

      »Wahrhaftig, ich glaub', die Welt geht unter! So was hab' ich noch nicht erlebt, so lang' mich die Sonne bescheint! Ein Hemd und ein Bettuch und ein Löffel und sechs Talglich–« –

      »Kann den Messingleuchter nicht finden!« schreit eine kleine, gelbe, halbwüchsige Range und stürzt wie toll ins Zimmer.

      »Willst du wohl machen, daß du hinauskommst, du Balg? Marsch – oder!«

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      Nun war sie aber wie rasend. Wir alle duckten uns und zogen die Schultern ein und waren still wie die Mäuse, während sie wie ein Wirbelwind durchs Zimmer fuhr und bald hier, bald da etwas krachte und knackte. Ich sah mich schon nach einer Gelegenheit um, mich mit heiler Haut zu salvieren, als plötzlich Onkel Silas in die Tasche greift und mit der erstauntesten, ungläubigsten, dümmsten Miene von der Welt den Löffel vorzieht. Mitten im tollsten Redestrom blieb ihr der Mund offen stehen und ich wünschte mich nach Jerusalem oder sonst wohin. Aber nicht lange, so ruft sie:

      »Grad' wie ich's dachte! ganz gerade wie ich's dachte! Hast du natürlich die ganze Zeit über den Löffel in deiner eignen Tasche und sagst kein Wort und läßt deine Frau sich bald tot ärgern. Ganz wie du bist! Vielleicht hast du die andern Sachen auch noch drin, wie? Sieh doch einmal nach! Wie ist er denn eigentlich hineingekommen?«

      »Das weiß ich wahrlich nicht, Sally, oder ich würd's dir doch gewiß sagen,« versetzt er, sich gleichsam entschuldigend. »Ich habe vor dem Frühstück meinen Text studiert für nächsten Sonntag und hab' mein neues Testament auf dem Tisch gehabt, da hab' ich's gewiß verwechselt und den Löffel statt dessen in die Tasche gesteckt, denn wie ich jetzt merke, ist mein Testament nicht drin. Ich will einmal gehen und nachseh'n und wenn's noch da liegt, wo ich's vor dem Frühstück hatte, dann ist's ganz sicher so und ich hab's nur verwechselt und hab' den Löffel –«

      »Herr, du mein Gott, kannst du nicht schweigen? Du machst einen ja halb tot mit deinem Geschwätz! Jetzt macht, daß ihr wegkommt, alle miteinander, marsch, fort, und kommt mir nicht wieder zu nahe, bis ich mich erholt habe, hört ihr? Ich rat's euch im Guten!«

      Ich hätt' sie verstanden und wenn sie's nur geflüstert, nur zu sich selbst gesagt, es nur gedacht hätte! Und ich hätt' ihr gehorcht, wenn ich tot und begraben gewesen wäre! Keiner war so flink wie ich und als wir durchs Wohnzimmer kamen, stand dort der alte Mann und nahm gerade seinen Hut auf und der Nagel fiel zu Boden und er bückte sich ganz matt danach und hob ihn auf, ohne ein Wort zu verlieren und legte ihn auf den Tisch und ging hinaus. Tom hatte zugesehen, dachte an den Löffel und meinte:

      »Mit dem schicken wir lieber nichts mehr, auf den ist kein Verlaß! Mit dem Löffel aber hat er uns einen Dienst erwiesen, ohne es zu wollen, und das werden wir ihm vergelten, ohne daß er es weiß, und ihm seine alten Rattenlöcher zustopfen, der bringt's doch nie zustande!«

      Gesagt, gethan! Es waren gerade genug drunten im Keller; wir hatten eine ganze Stunde damit zu thun, danach war's aber auch gethan, gut und fest und dauerhaft und 's sollte den Ratten schon schwer werden, durchzubrechen! Auf einmal hören wir Schritte auf der Treppe, blasen unser Licht aus, verstecken uns, und da kommt der alte Mann mit einem Licht in der einen Hand und einem Bündel in der andern und sieht so abwesend aus, wie das Jahr, das vorm letzten vergangen. Träumerisch schleicht er an jedes Loch, fingert ein bißchen dran herum, stopft ein bißchen was hinein und fertig ist er. Lange steht er dann und schaut ins Licht, pickt den abgeflossenen Talg weg und denkt über 'was nach. Dann wendet er sich langsam der Treppe zu und flüstert vor sich hin:

      »Ich mag mir den Kopf zerbrechen, wie ich will, so kann ich mich nicht besinnen, wann ich's gethan habe. Aber zugestopft sind die Löcher und ich könnt' ihr jetzt beweisen, daß ich nicht Schuld an den Ratten bin! Doch, was liegt dran – ich laß es gut sein – es würde doch nichts helfen!« –

      Und so kriecht er murmelnd und schlürfend die Treppe hinauf und wir leise hinterdrein. Es war wirklich ein guter, alter Mann und ist's immer noch!

      Tom war sehr in Verlegenheit, was er wegen des Löffels thun solle; wir müßten jedenfalls einen haben. Als er sich's überlegt hatte, sagte er mir seinen Plan. Wir gingen dann ins Zimmer, drückten uns um den Löffelkorb herum, bis wir Tante Sally kommen sahen, und dann nahm Tom die Löffel heraus, legte sie neben den Korb und begann, sie zu zählen, während ich einen davon in meinen Ärmel verschwinden lasse. Plötzlich ruft er:

      »Na, aber Tante Sally, es sind ja noch immer erst neun Löffel, sieh doch mal!«

      Sie fährt ihn an:

      »Mach', daß du weiter kommst, spielt etwas und laßt mich in Ruhe. Ich weiß es besser, ich hab' sie ja vorhin selbst gezählt!«

      »Na, ich hab' sie eben zweimal gezählt, Tantchen, und ich krieg' nur neun heraus!«

      Sie sah furchtbar ungeduldig aus, kam aber doch heran – jedes hätte da angebissen!

      »Ja, wahrhaftig, so ist's, so wahr ich lebe – es sind nur neun!« sagt sie. »Wie in aller Welt – da schlag' doch gleich was drein, wart', ich will's noch einmal zählen!«

      Jetzt leg' ich den aus meinem Ärmel dazu und wie sie fertig ist mit dem Zählen, sagt sie:

      »Das ist ja rein wie verhext, – jetzt sind's wieder zehn!« Und sie sieht ganz ungeduldig und ärgerlich aus. Meint Tom:

      »Aber Tantchen, ich glaub' doch nicht, daß es zehn sind!«

      »Was, du Dickkopf, hab' ich's denn nicht grad' gezählt?«

      »Ich weiß, aber –«

      »Wart', ich zähl sie noch einmal, daß du endlich zufrieden bist!«

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      Ich also wieder einen weggenommen und so waren's neun wie zuerst. Na, ob sie wild wurde – aber wild! Sie zitterte am ganzen Körper und konnte sich kaum helfen. Aber sie zählte und zählte, bis sie so verwirrt war, daß sie den Korb als Löffel ansah und mitzählte, und dreimal waren's zehn und dreimal nur neun – sie war ganz toll! Dann nahm sie den Korb, schleuderte ihn an die Wand, versetzte der Katze einen Tritt, daß die in die Luft flog, und schrie, wir sollten uns packen und sie in Ruhe lassen und wenn wir uns noch einmal vor Tisch blicken ließen, wolle sie uns die Haut bei lebendigem Leibe abziehen. Wir aber hatten unsern Löffel wieder und Jim erhielt ihn zusammen mit dem alten Nagel noch vor Mittag. Soweit waren wir СКАЧАТЬ