Название: Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert)
Автор: Гарриет Бичер-Стоу
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
isbn: 9788027204557
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»Was sollen wir nun thun, Tom?«
»Das will ich dir sagen, ganz einfach! Schön ist's nicht und recht auch nicht und nicht moralisch und es darf's nie einer erfahren. Wir haben aber keine Wahl. Herausgraben müssen wir ihn und schnell dazu und so müssen wir eben die Hacken und Schaufeln nehmen und – thun, als seien's nur Taschenmesser!«
»Das nenn' ich doch endlich einmal vernünftig gesprochen, Tom, bravo, bravo! Dein Kopf wird klarer und klarer, scheint mir, thut sein bestes, übertrifft sich nächstens selbst,« frohlock' ich, »Schaufeln ist die Losung, moralisch oder nicht moralisch! Ich für mein Teil kümmer' mich 'nen Pfifferling um die Moralischkeit. Wenn ich 'nen Nigger stehlen will oder 'ne Wassermelone oder ein Sonntagsschulen-Buch, kommt' mir's gar nicht drauf an, wie ich's mache, wenn ich's nur kriege. Was ich will, ist mein Nigger oder meine Melone oder mein Buch und wenn ich eine Schaufel brauche, um's herauszugraben, muß eben eine Schaufel her, mögen die ›Autoritäten‹ davon denken, was sie wollen, die können mir gestohlen werden!«
»Na,« meint' er, »in unserm Fall sind wir allerdings entschuldigt, wenn wir Schaufeln nehmen und ›so thun‹, sonst thät ich's wahrhaftig nicht, denn Recht bleibt Recht und Unrecht, Unrecht, und keiner soll's Unrechte thun, wenn er's besser weiß! Du kannst meinethalben Jim mit der Schaufel ausgraben, ohne zu thun, als sei's ein Messer, bei mir aber ist das anders, ich weiß, was recht ist und wie es sein muß, also – gieb mir ein Messer!«
Er hatte seins bei sich, doch reich' ich ihm das meine, ohne mich weiter zu bedenken. Er wirft's weit weg und wiederholt ungeduldig:
»Gieb mir ein Taschenmesser, Huck Finn!«
Erst starrt' ich ihn verblüfft an, dann dacht' ich nach – da ging mir ein Licht auf! Ich such' und kram' unter dem alten Werkzeug am Boden herum, find' 'ne Hacke und reich' sie ihm und er nimmt sie und macht sich an die Arbeit, ohne weiter ein Wort zu sagen.
So war er immer – stets voller Grundsätze!
Ich bewaffnete mich danach mit einer Schaufel und nun gings lustig drauf los, daß die Brocken nur so kollerten und flogen. Eine halbe Stunde lang hielten wir uns dran, dann fielen wir beinahe um vor Schlaf, aber wir konnten doch auch ein Stück Arbeit aufweisen mit unsern »Taschenmessern!« Ich machte mich davon und flink die Hintertreppe hinauf, denk', der Tom ist hinter mir her. Als er aber nicht kommt, seh' ich zu unserm Fenster hinaus und seh' ihn am Blitzableiter, an dem er heraufklettern will, es aber nicht fertig bringt, da ihm seine blasigen Hände zu weh thun. Er ruft mir ganz jämmerlich zu:
»Ich kann's nicht, Huck, es geht nicht! Was soll ich nun anfangen? So rat' mir doch, Huck, denk' nach! Weißt du gar nichts?«
»Ja,« sag' ich, »aber das wäre nicht moralisch und nicht nach der Regel. Komm eben einfach die Treppe herauf und thu', als sei's der Blitzableiter!«
Schweigend schlich er davon und that's, aber gesprochen hat er an dem Abend kein Wort mehr.
Am andern Morgen »entlehnte« Tom einen Zinnlöffel und einen Messingleuchter im Hause, um Schreibefedern für Jim draus zu machen, sechs Talgkerzen hieß er außerdem noch mitgehen. Ich trieb mich bei den Negerhütten herum, paßte auf eine Gelegenheit und führte drei Zinnteller aus, Tom meinte, das sei lange nicht genug, ich aber sagte, wenn Jim die Teller herauswerfe, würden sie in dem Buschwerk vor dem Fensterloch von niemand gesehen, und da könnten wir sie wieder herausholen und noch einmal benutzen. Da war er denn auch zufrieden. Sagt' er:
»Jetzt müssen wir aber noch herauskriegen, wie wir all das Zeug dem Jim zustecken!«
»Na durch's Loch natürlich, wenn wir es fertig haben!«
Er sah mich nur an, aber wie – ich wußte, was er dachte, besser, als wenn er's gesagt hätte, dabei brummte er etwas wie »verrückt« oder so, ich untersucht's nicht weiter. Dann legte er sich aufs Nachsinnen, sagte auch nach einiger Zeit, er habe drei oder vier verschiedene Arten herausgefunden, es habe aber keine Eile mit der Entscheidung, wir müßten Jim doch zuerst alles klar zu machen suchen, wofür er die Sachen zu benutzen habe.
An dem Abend rutschten wir etwas nach zehn am Blitzableiter hinunter, nahmen eine von den Talgkerzen mit, horchten unter Jims Guckloch, Fenster konnte man das Ding nicht nennen, hörten ihn schnarchen und warfen die Kerze hinein, was ihn gar nicht weckte. Jetzt frisch drauf los mit Hacke und Schaufel und in vielleicht zwei Stunden oder etwas mehr waren wir fertig. Wir krochen durch das Loch unter Jims Bett in die Hütte, tappten auf dem Boden herum, fanden die Kerze, zündeten sie an und stellten uns ein Weilchen vor Jim hin, der immerzu schnarchte, dann weckten wir ihn sachte und allmählich. War der aber glücklich, uns zu sehen! Er nannte uns »Herzchen« und »Zuckerpüppchen« und gab uns alle Schmeichelnamen, die sich nur erdenken ließen, und bat uns, sofort eine alte Feile zu holen und seine Kette abzufeilen und dann ohne viel Zeitverlust auf und davon zu gehen. Das war nun ganz und gar nicht Toms Absicht und der zeigte ihm denn auch bald, wie ganz gegen alle Regeln das wäre und setzte ihm unsern Plan auseinander und wie wir denselben jeden Moment ändern könnten, wenn wirklich Gefahr im Verzug wäre und er brauche sich kein bißchen zu fürchten, denn wir würden dafür sorgen, daß er sicher frei würde. Jim sagte denn auch schließlich, ihm sei alles recht, und wir saßen und plauderten von alten Zeiten; Tom stellte eine Menge Fragen und als Jim erzählte, Onkel Silas käme jeden Tag, um mit ihm zu beten, und Tante Sally, um nachzusehen, ob er genug zu essen habe, und beide seien so gut und freundlich, da sagte Tom:
»So, nun weiß ich auch, was ich zu thun habe. Die müssen dir selbst die Sachen zutragen, die du brauchst, Jim!«
Sag' ich:
»Das wirst du doch nicht thun, Tom, das ist ja das Tollste, was du bis jetzt ausgedacht!«
Er aber hörte gar nicht auf mich, sondern machte immer weiter, wie er's zu machen pflegte, wenn ihm ein neuer Gedanke tagte.
So sagte er denn Jim, daß wir ihm die Strickleiter in einem Brotlaib zuschmuggeln wollten und andre größere Sachen durch den Nigger, der ihm das Essen bringe, er dürfe sich aber nichts merken lassen und müsse immer aufpassen und niemals etwas verraten. Die kleineren Sachen würden wir also in des Onkels Rocktaschen stecken oder an der Tante Schürzenbändern befestigen, von wo er sie dann unbemerkt wegnehmen müßte. Wir sagten ihm auch, zu was er jedes einzelne benutzen solle, und wie er ein Tagebuch führen müsse auf dem Hemd mit seinem eignen Blut und alles andre. Tom unterrichtete ihn von allem. Jim konnte freilich nicht recht klug draus werden, meinte aber, wir seien doch »kluge Weiße« und müßten's eben besser verstehen, als so ein armer, dummer Nigger. Er war's denn auch zufrieden und versprach, alles genau so zu machen, wie's Tom angegeben.
Jim holte ein paar Pfeifen und Tabak heraus und so waren wir lustig und guter Dinge. Dann krochen wir wieder zum Loch hinaus und heim ins Bett mit Händen, die aussahen, als seien sie mal von Ratten angenagt worden – so langes Graben ist doch kein Spaß! Tom war in der besten Laune. Er sagte, das sei das Schönste, Interessanteste, was er je erlebt, und meinte, wenn wir nur erst wüßten wie, könnten wir den Spaß unser ganzes Leben lang fortsetzen und es unsern Kindern einmal überlassen, Jim zu befreien, der ganz sicher mit der Zeit mehr und mehr Geschmack an seiner Gefangenschaft finden werde. Tom meinte auch, bei sorgfältiger Behandlung könne man Jim gewiß bis hoch in die achtzig bringen und die Erzählung seiner Abenteuer dann als wertvolles Vermächtnis der Nachwelt überlassen und alle, die damit zu thun gehabt, würden Ruhm und Lorbeeren und einen gefeierten, hochgepriesenen Namen ernten. Na, mir soll's recht sein!
Am Morgen gingen wir zum Holzplatz hin und zerlegten den Messingleuchter in handliche Stücke, die Tom samt dem Zinnlöffel СКАЧАТЬ