Название: Gesammelte Werke von Cicero
Автор: Марк Туллий Цицерон
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9788027209569
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29. Nicht ist weder mein noch irgend Jemandes Eigenthum, was weggenommen, was entrissen, was verloren werden kann. Wenn du mir die göttliche48 Soll nicht heißen: meine unvergleichliche oder bewunderungswürdige Standhaftigkeit, sondern göttlich werden alle Tugenden genannt, insofern sie als ein Ausfluß des göttlichen Wesens angesehen werden. Standhaftigkeit meines Geistes entrissen hättest, als49 Nach Halm's Muthmaßung: quum meis curis.. staret statt meas curas.. staret. Vgl. die Varianten bei Moser S. 184. durch meine Sorgen, Nachtwachen, Rathschläge das Gemeinwesen zu deinem großen Mißvergnügen feststand; wenn du unsterbliche Andenken an diese unvergängliche Wohlthat50 Das Andenken an die Unterdrückung der Catilinarischen Verschwörung. vertilgt hättest; ja noch weit mehr, wenn du mir jenen Geist, aus dem diese Rathschläge geflossen sind, entrissen hättest: dann würde ich eingestehen eine Kränkung von dir erlitten zu haben. Aber wenn du dieses weder thatest noch thun konntest, so hat mir deine Kränkung eine ruhmvolle Rückkehr bereitet, nicht einen unheilvollen Weggang.
Also war ich immer Bürger, und damals am Meisten, als der Senat meine Wohlfahrt als die des besten Bürgers auswärtigen Nationen anempfahl51 S. Cicer. pro Sestio 22, 50. 60, 128.; du bist es nicht einmal jetzt; es müßte denn etwa Eine Person zugleich Staatsfeind und Staatsbürger sein können. Unterscheidest du etwa den Bürger vom Feinde nach Abstammung und Wohnort und nicht nach Gesinnung und Thaten?
II. 30. Mord hast du auf dem Forum begangen52 Als am 25. Januar des J. 58 v. Chr. der im Senate einstimmig gebilligte Gesetzvorschlag wegen Cicero's Zurückberufung an die Volksversammlung gebracht werden sollte, richtete Clodius in Verbindung mit einer Schar gedungener Gladiatoren auf dem Forum ein großes Blutbad an, um die Durchführung jenes Gesetzesvorschlages zu verhindern. Vgl. Cicer. pro Sestio 35, 75., mit bewaffneten Räubern Tempel besetzt gehalten, Privathäuser und heilige Gebäude in Brand gesteckt53 S. Cicer. pro Sestio c. 39, 85.. Warum war Spartacus54 Spartacus, von Geburt ein Thracier, ein Gladiator, war mit fast achtzig Gladiatoren aus der Gladiatorenschule zu Kapua in Kampanien entsprungen (73 v. Chr.). Indem er überall, wo er hinkam, Sklaven und Gladiatoren in Freiheit setzte, stand er bald an der Spitze eines furchtbaren Heeres. Die Römischen Heere, die ihm entgegengeschickt wurden, schlug er, bis Licinius Crassus den Oberbefehl erhielt (71 v. Chr.), der den Spartacus am Silanus in Lucanien gänzlich besiegte. Spartacus fiel in der Schlacht. ein Staatsfeind, wenn du ein Staatsbürger bist? Kannst du aber ein Bürger sein, durch dessen Schuld es einmal keinen Staat gab? Und mich benennst du mit deinem Namen55 D. h. mit einem Namen, der dir zukommt, nicht mir; denn du verdientest die Strafe der Landesverweisung für deine Frevelthaten gegen den Staat, nicht ich, der ich die größten Verdienste um den Staat habe., da doch Alle der Ansicht sind, daß mit meinem Weggange das Gemeinwesen verwiesen war? Willst du niemals, unsinnigster Mensch, um dich schauen, niemals überlegen, weder was du thust, noch was du redest? Weißt du nicht, daß Landesverweisung die Strafe für Frevelthaten ist? Daß jene meine Reise56 Cicero nennt seine Verweisung eine Reise (kurz vorher Weggang), die er von freien Stücken unternommen habe. Nachdem sich nämlich Cicero nicht allein von den Consuln, sondern auch von Pompejus im Stiche gelassen sah, wollte er lieber Rom verlassen als das Leben vieler edler Patrioten den bewaffneten Scharen des Clodius preisgeben und entfernte sich daher aus der Stadt, bevor der Urtheilsspruch über seine Verbannung gefällt war. hingegen wegen der herrlichsten Thaten57 Nämlich wegen der Entdeckung und Unterdrückung der Catilinarischen Verschwörung. Clodius hatte auf Cicero's Verweisung angetragen, weil dieser Theilnehmer der Verschwörung, die Römische Bürger waren, unverurtheilt habe hinrichten lassen., die ich ausführte, von mir unternommen wurde?
31. Alle Frevler und Bösewichter, für deren Anführer du dich offen bekennst, die die Gesetze mit Verweisung bestraft wissen wollen, sind Verwiesene, wenn sie auch den Boden nicht gewechselt haben. Und du solltest kein Verwiesener sein, da doch alle Gesetze dich verweisen? Sollte der nicht ein Verwiesener heißen, der sich mit Mordgewehr bewaffnet hat58 Nach der lex Cornelia de sicariis wurde derjenige, der sich mit einem Mordgewehre bewaffnet hatte, um einen Anderen zu tödten, für einen Meuchelmörder gehalten, obgleich er die Mordthat noch nicht vollbracht hatte. S. Orelli Index Leg. p. 162.? Von dem Senate wurde dein Dolch ergriffen59 In dem Tempel des Castor wurde nämlich ein Sklave des Clodius ergriffen, den dieser dahin geschickt hatte, um den Pompejus zu ermorden, weil derselbe früher auf seiner Seite gestanden, jetzt aber für die Zurückberufung Cicero's gestimmt hatte. S. Cicer. pro Milone 7, 18. in Pison. 12, 28. pro Sestio 32, 69.. Nicht der, welcher einen Menschen getödtet hat? Du hast schon sehr Viele getödtet. Nicht der, welcher Brand angestiftet hat? Der Tempel der Nymphen ist durch deine Hand in Flammen aufgegangen60 S. Cicer. pro Milone 27, 73. In dem Tempel der Nymphen befand sich das Archiv (tabularium).. Nicht der, welcher die geweihten Plätze besetzt gehalten hat? Auf dem Forum61 Das Forum war einer der geweihten Plätze (templa) Rom's. hast du ein Lager aufgeschlagen.
32. Doch wozu führe ich allgemeine Gesetze an, die dich alle für einen Verwiesenen erklären? Dein vertrautester Freund62 Der Consul Marcus Piso. S. Cicer. ad Attic. 13, 1. hat in Beziehung auf dich die besondere Verordnung63 Privilegium, d. h. ein Gesetzvorschlag, der sich nur auf eine einzelne Person bezog, sowol in gutem als in bösem Sinne. in Vorschlag gebracht, daß, wenn du in das verbotene Heiligthum der Guten Göttin64 Das Fest der Guten Göttin wurde am 1. Mai des Nachts in dem Hause eines der Consuln oder Prätoren gefeiert. Ueber die hier erwähnte Sache s. die65 Cicero meint die Zeit, wo Clodius, sein erbittertster Feind, es durchsetzte, daß er aus Rom verwiesen wurde. Publius Clodius Pulcher war einer der vornehmsten und ruchlosesten Volksaufwiegler und der sittenlosesten Menschen. In der Kleidung einer Zitherspielerin wußte er sich in das Haus der Pompeja, Cäsar's Gemahlin, mit der er ein geheimes Liebesverständniß unterhielt, als daselbst das Fest der Guten Göttin (s. die Anm. 28), zu dem allen Männern der Zugang verboten war, einzuschleichen, wurde aber erkannt und vor Gericht angeklagt. Da er behauptete, er habe sich an diesem Tage gar nicht in Rom aufgehalten, zeugte Cicero gegen ihn, daß er ihn an diesem Tage in Rom gesehen habe. Nichtsdestoweniger wurde er freigesprochen. Von diesem Augenblicke an faßte er den unversöhnlichsten Haß gegen Cicero, und klagte im J. 58 v. Chr. als Volkstribun ihn an, daß er zur Zeit der Catilinarischen Verschwörung Römische Bürger, die vom Volk nicht verurtheilt worden seien, habe hinrichten lassen. Obwol der Senat СКАЧАТЬ