Название: Gesammelte Werke von Cicero
Автор: Марк Туллий Цицерон
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9788027209569
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Lälius.
Wir wünschen allerdings, mein Cato, wenn es dir nicht lästig ist, von dir, der du gleichsam einen langen Weg zurückgelegt hast, den auch wir betreten müssen, die Beschaffenheit des Zieles zu erfahren, zu dem du gelangt bist 39.
III.
Cato.
7. Ich will es thun, so gut ich es vermag, mein Lälius. Oft hörte ich die Klagen meiner Altersgenossen mit an – Gleich und Gleich gesellt sich ja gern, nach einem alten Sprüchworte 40 –, was Gajus Salinator 41, was Spurius Albinus 42, consularische Männer von ungefähr gleichem Alter mit mir, zu bejammern pflegten: bald, daß sie der Vergnügungen entbehrten, ohne die sie das Leben für Nichts achteten; bald, daß sie von denen verschmäht würden, bei denen sie früher in Achtung gestanden hätten. Sie schienen mir aber nicht das anzuklagen, was wirklich anzuklagen ist. Denn läge die Schuld davon am Greisenalter, so würde ein Gleiches auch bei mir der Fall sein und bei allen Bejahrten; und doch habe ich schon viele Greise kennen gelernt, die nicht klagten, die es nicht bedauerten von den Fesseln der Sinnenlust befreit zu sein, noch auch von den Ihrigen verachtet wurden. Nein! die Schuld von allen derartigen Klagen liegt im Charakter und nicht im Alter. Denn Greise, welche besonnen und weder grämlich noch unfreundlich sind, verleben ein erträgliches Alter; Schroffheit aber und Unfreundlichkeit sind für jedes Alter von unangenehmen Folgen 43.
Lälius.
8. Es ist, wie du sagst, mein Cato; aber vielleicht könnte man sagen, dir scheine wegen deines Einflusses im Staate, wegen deines Wohlstandes und Ansehens das Alter erträglicher; dieses könne aber nicht Vielen zu Theil werden.
Cato.
Allerdings ist dieß Etwas, mein Lälius; aber keineswegs beruht darauf Alles. So z. B. erzählt man, Themistokles habe einem Seriphier 44 bei einem Wortwechsel, als dieser sagte, nicht durch seinen, sondern durch des Vaterlandes Ruhm habe er seinen Glanz erhalten, entgegnet: »Wahrlich, weder ich würde, wenn ich ein Seriphier wäre, noch du, wenn du ein Athener wärest, je berühmt geworden sein.« Dieses kann auf dieselbe Weise vom Greisenalter gesagt werden. Denn bei dem höchsten Mangel kann das Greisenalter nicht leicht sein, nicht einmal für einen Weisen; dem Unweisen aber muß es selbst bei dem höchsten Ueberflusse eine Last sein 45. 9. Die tauglichsten Waffen des Greisenalters, Scipio und Lälius, sind durchaus die Wissenschaften und die Tugenden, welche, in jedem Alter gepflegt, wenn man lange und viel 46 gelebt hat, herrliche Früchte tragen, nicht allein, weil sie uns nie verlassen, selbst nicht in der letzten Zeit unseres Lebens, – und das ist doch von der größten Wichtigkeit – sondern auch, weil das Bewußtsein eines gut vollbrachten Lebens und die Vergegenwärtigung vieler guten Thaten höchst erfreulich ist.
IV.
10. Ich habe in meiner Jugend den Quintus Maximus 47, – ich meine den, welcher Tarentum wiedereinnahm, – in seinem Greisenalter so geliebt wie einen Altersgenossen. Denn es fand sich bei diesem Manne ein mit Freundlichkeit gewürzter Ernst, und das Alter hatte seine Gemüthsstimmung nicht verändert. Freilich lernte ich ihn hochschätzen, als er noch nicht sehr bejahrt, aber doch schon im Alter vorgerückt war. Denn ein Jahr nach meiner Geburt war er zum ersten Male zum Consul erwählt worden, und in seinem vierten Consulate zog ich als sehr junger Krieger mit ihm nach Capua 48 und fünf Jahre später vor Tarentum. Sodann wurde ich vier Jahre nachher Quästor, und dieses Amt bekleidete ich unter dem Consulate des Tuditanus und Cethegus 49, als jener in hohem Alter den Cincischen 50 Gesetzvorschlag über die Geschenke und Gaben empfahl. Er führte Kriege wie ein Jüngling, da er doch schon sehr bejahrt war, und bezähmte den jugendlich übermüthigen Hannibal durch seine Ausdauer. Ueber ihn spricht sich unser Freund Ennius 51 vortrefflich also aus:
Ein Mann hat uns den Staat durch Zaudern wieder gerettet. Mehr als eitle Gerüchte galt ihm des Staates Errettung. Darum strahlet des Mannes Ruhm je länger je schöner.
11. Tarentum aber, mit welcher Umsicht, mit welcher Klugheit nahm er es wieder ein! Als Salinator 52, der nach Verlust der Stadt sich in die Burg geflüchtet hatte, sich rühmte und sagte: »Durch meine Bemühung, Quintus Fabius, hast du Tarentum wieder eingenommen,« entgegnete er in meiner Gegenwart lachend: »Gewiß; denn hättest du es nicht verloren, so hätte ich es niemals wieder eingenommen.«
Und wahrlich, in der Toga 53 war er eben so ausgezeichnet wie in den Waffen. Als er nämlich zum zweiten Male 54 Consul war, leistete er, während sich sein Amtsgenosse Spurius Carvilius ruhig verhielt, so lange es möglich war, dem Volkstribunen Gajus Flamininus 55 Widerstand, welcher das Picenische und Gallische Gebiet gegen das Gutachten des Senates nach der Kopfzahl vertheilen wollte, und obwol er Augur 56 war, hatte er den Muth zu erklären, unter den besten Auspicien werde das ausgeführt, was man für das Wohl des Staates ausführe 57 was hingegen wider den Staat vorgeschlagen werde, schlage man wider die Auspicien vor.
12. Viele herrliche Züge habe ich an diesem Manne kennen gelernt; aber Nichts verdient größere Bewunderung als die Fassung, mit der er den Tod seines Sohnes 58, eines angesehenen Mannes und Consulars, ertrug. Seine Lobrede auf ihn befindet sich in unseren Händen. Wenn wir sie lesen, wie gering erscheint uns da nicht jeder Philosoph!
Aber nicht nur im Lichte des öffentlichen Lebens und vor den Augen seiner Mitbürger war er groß; nein, daheim und in seiner Familie war er noch vorzüglicher. Welche Unterhaltung! welche Lehren! wie groß seine Kunde des Alterthums, seine Kenntniß im Augurrechte. Auch besaß er für einen Römer viel wissenschaftliche Bildung. Alle Kriege hatte er im Gedächtnisse, nicht bloß einheimische, sondern auch auswärtige. Seine Unterhaltung benutzte ich damals so eifrig, als wenn ich schon ahnete, was auch wirklich eintraf, daß nach seinem СКАЧАТЬ