Название: Gesammelte Werke von Cicero
Автор: Марк Туллий Цицерон
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9788027209569
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‘Ότι μόνος ο σοφὸς πλούσιος.
Der Weise allein ist reich.
I. 42. Was ist das für eine unverschämte Prahlerei mit Erwähnung deines Geldes? Bist du allein reich? Bei den unsterblichen Göttern, ich soll mich nicht freuen Etwas gehört und gelernt zu haben? Bist du allein reich? Wie, wenn du nicht einmal reich? wie, wenn du sogar arm wärest? Denn was verstehen wir unter einem Reichen, oder von welchem Menschen gebrauchen wir diese Benennung? Ich meine von dem, der so Viel besitzt, als zu einem anständigen Leben leicht genügen mag, der weiter Nichts sucht, Nichts verlangt, Nichts wünscht. 43. Dein eigenes Herz muß dich für reich erklären, nicht der Menschen Gerede noch deine Besitzungen. – »Nun es glaubt, daß ihm Nichts fehle; es kümmert sich um Nichts weiter; es ist gesättigt oder auch zufriedengestellt durch Geld«85 Die Worte: »Nun es glaubt – durch Geld« muß man als Einwurf des Reichen auf die vorhergehenden Worte auffassen.. – Ich gebe zu, es ist reich. Wenn du aber aus Geldgier keine Art des Gewerbes für schimpflich hältst, obwol für deinen Stand86 Cicero denkt sich einen Senator oder hochgestellten Staatsmann, für deren Stand es nach der Römischen Denkungsweise für schimpflich galt irgend ein Gewerbe zu treiben. keine irgendwie ehrenvoll sein kann; wenn du täglich betrügst, hintergehst, Forderungen machst, Vergleiche87 Nämlich ungerechte. schließest, wegnimmst, entwendest; wenn du Bundesgenossen beraubst, den Staatsschatz ausplünderst; wenn du Vermächtnisse deiner Freunde nicht einmal erwartest88 Nach Halm's Muthmaßung: si testamenta amicorum ne exspectas quidem; das ne konnte zwischen den Buchstaben m und e leicht ausfallen. Die Lesart der Ausgaben: si t. a. exspectas aut ne exspectas quidem beruht auf keiner handschriftlichen Autorität., sondern selbst unterschiebst: sind das Zeichen eines in Ueberfluß oder in Dürftigkeit lebenden Menschen?
44. Der Geist des Menschen pflegt reich genannt zu werden, nicht sein Kasten. Mag dieser noch so voll sein; so lange ich dich selbst leer sehe, werde ich dich nicht für reich halten. Denn nach dem, was Jedem genügt, bestimmen die Menschen das Maß des Reichthums. Es hat Jemand Eine Tochter, nun so braucht er Geld; hat er zwei, so braucht er mehr; hat er mehrere, so braucht er noch mehr. Sollte Einer, wie man von Danaus89 Danaus, der aus Aegypten nach dem Peloponnes gewandert war und daselbst Argos gründete, hatte funfzig Töchter, die die funfzig Söhne ihres Oheims Aegyptus, Königs von Aegypten, heiratheten, auf Befehl ihres Vaters aber, mit Ausnahme der Hypermnestra, die ihren Gemahl Lynceus rettete, ihre Männer in der Hochzeitsnacht ermordeten. Für diese Frevelthat wurden sie in der Unterwelt verurtheilt ein durchlöchertes Faß mit Wasser zu füllen. sagt, funfzig Töchter haben, so erheischen so viele Aussteuern eine große Summe Geldes. Denn nach eines Jeden Bedürfniß richtet sich, wie ich zuvor bemerkte, das Maß des Reichthums. Wer also nicht viele Töchter, wol aber unzählige Begierden hat, die in kurzer Zeit die größten Schätze erschöpfen können; wie soll ich den reich nennen, da er seine eigene Dürftigkeit empfindet?
45. Viele haben von dir die Aeußerung gehört90 Aus diesen Worten ersieht man deutlich, daß Cicero in diesem Paradoxon vorzüglich den Marcus Licinius Crassus im Sinne gehabt hat. Im J. 60 v. Chr. schloß er mit Cäsar und Pompejus das Triumvirat, und im J. 54 kam er in einem Kriege gegen die Parther um. Er war unermeßlich reich, weßhalb er auch den Beinamen »der Reiche« erhielt, und höchst habsüchtig. Ueber den hier erwähnten Ausspruch vgl. Plutarch. Cicer. 25. Crass. 2. Cicer. Offic I. 8, 25. Plinius N. H. XXXIII. 10, 47., Niemand sei reich, der nicht ein Heer von seinen Einkünften unterhalten könne. Und dieses vermag das Römische Volk bei so großen Staatseinkünften schon lange nur mit Mühe. Also dieses vorausgesetzt, wirst du niemals reich sein, bevor dir von deinen Besitzungen nicht so viel einkommen wird, daß du davon sechs Legionen91 Die Stärke der Legionen war zu verschiedenen Zeiten verschieden. In damaliger Zeit bestand eine Legion etwa aus 4200 Mann Fußvolk und 300 Reitern außer den Hülfstruppen der Bundesgenossen. und viele Hülfstruppen an Reiterei und Fußvolk fortwährend unterhalten kannst. Nun gestehst du also, daß du nicht reich bist, da dir zur Befriedigung deiner Wünsche so Viel mangelt. Und so hast du denn auch diese deine Armut oder vielmehr Dürftigkeit und Bettelhaftigkeit nicht undeutlich zu erkennen gegeben.
II. 46. Denn sowie wir einsehen, daß diejenigen, welche auf anständige Weise durch Handel, durch Verdingung von Arbeitern, durch Uebernahme von Staatspachtungen Gewinn suchen, des Erwerbes bedürfen; so muß, wer sieht, wie in deinem Hause Scharen ebenso von Angeklagten wie von Angebern92 indicum; andere Handschriften haben judicum, alsdann muß accusatorum von accusator abgeleitet werden. vereinigt sind, wie schuldige, aber reiche Angeklagte unter deinem Beistande die Bestechung des Gerichtes versuchen, wie du dir Lohn für Anwaltsdienste ausbedingst93 Nach dem Cincischen Gesetze, das von dem Volkstribun Marcus Cincius Alimentus im J. 205 v. Chr. gegeben war, war es den Anwälten verboten für Rechtsvertheidigungen Geld oder Geschenke anzunehmen (ne quis ob causam orandam pecuniam donumve acciperet). S. Orelli Index Leg. p. 151. Freilich wurde dieses Gesetz oft überschritten., wie du dich in Zusammenkünften von Bewerbern um Staatsämter mit Geldsummen verbürgst94 Nach Lang's Muthmaßung: intercessiones statt der handschriftlichen offenbar verderbten Lesart intercidas, die Halm beibehalten, aber mit dem Zeichen der Verderbniß versehen hat. Plutarch im Leben Cäsar's Kap. 11 erzählt, Crassus habe sich für Cäsar mit 830 Talenten verbürgt, als dieser als Prätor nach Spanien gehen wollte und von seinen Gläubigern zurückgehalten wurde. Auf ähnliche Weise mag dieß von Crassus auch bei Bewerbern um Staatsämter gethan worden sein., wie du Freigelassene aussendest, um Provinzen durch Wucher auszusaugen und zu plündern; wer die Vertreibung der Nachbarn95 Aus ihrem Landbesitze. Vgl. Flor. 3, 14: depulsam agris suis plebem miseratus est (Gracchus) u. Cicer. pro Milon. 27, 74., die Räubereien auf dem Lande, die Verbindungen mit Sklaven, mit Freigelassenen und Schutzbefohlenen, die leerstehenden Besitzungen, die Achtserklärung der Begüterten, die Verwüstungen von Municipien, jene Aernte der Sullanischen Zeit96 Nachdem Lucius Cornelius Sulla seinen Gegner Marius bekämpft hatte, übte er gegen Alle, die der Partei des Marius angehört hatten, die abscheulichsten Grausamkeiten aus, und zwar nicht allein in Rom, sondern in allen Städten Italiens, wo sich Marianer aufhielten. Zu vielen Tausenden wurden sie ermordet oder geächtet und ihre Güter eingezogen. S. Plutarch. Sulla c. 30–33. Crassus, der ein thätiger Anhänger des Sulla war, benutzte diese Zeit, um sich zu bereichern, indem er große Güter der Geächteten und Ermordeten wohlfeil kaufte oder sich schenken ließ. S. Plutarch. Crass. c. 6., die unterschobenen Vermächtnisse, die Ermordung so vieler Menschen sich vergegenwärtigt; wer endlich weiß, wie Alles käuflich war, Wahlen97 dilectum (oder nach anderen Handschriften delectum) erklären die meisten Herausgeber von der Aushebung der Soldaten, die jedoch hier, wo nur von gerichtlichen Dingen die Rede ist, ganz unpassend sein würde. Richtig bezieht es Borgers auf die Zahl der Richter; denn die Macht des Geldes bei Bestechung der Gerichte soll erwähnt werden. Er vergleicht Cicer. Phil. 5, 5: dilectus autem et notatio judicum etiam in nostris civibus haberi solet. Halm billigt in den Anmerkungen die Muthmaßung von СКАЧАТЬ