Gesammelte Werke: Romane, Erzählungen & Dramen. Hermann Stehr
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Название: Gesammelte Werke: Romane, Erzählungen & Dramen

Автор: Hermann Stehr

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075831040

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      Plötzlich flammte eine rote Lohe um ihn. Eine eisige Besinnung kommt in seine Seele . . . . „was ward etz komma?“ — Das Geleucht schlich von links heran, aber er wagte nicht, sich umzudrehen „. . . . jetze hält’s!“

      „. . . . jetze dreht mrsch s Genicke rem!“ . . . . in kühler Gefaßtheit.

      Da reißt ihn der Schrei einer weiblichen Stimme aus den Klammern der Todesangst.

      ,,Herr du meines! Nä ha! Do stiehn Se oan reda gegen de Wand!“

      Das Dienstmädchen war es, das Licht in der zitternden Hand. Und er stand am entgegengesetzten Ende des Flures in einer Ecke.

      „Du dås sågste keinem Mensche, dåß . . .“ fuhr Griebel augenblicklich herum.

      ‚,Herr wie Sie schwetza! Ja’ch dås weeß doch ein jedes, dåß emgeht ei oansem Hause.“

      „Wenn ich dr åber sage, es gieht n i c h um?!“

      „Nu do giehts halt nich um, hähä!“ lachte Anna brutal.

      „Grobes Geschmäße!“

      Und Griebel trat, aufatmend, in die Wohnstube — — — —

      Die Lampe stand mit zurückgeschraubter Flamme hart an der Tischkante, nach dem Sofa zu. Eine regungslose, warme Dumpfheit schlug ihm entgegen, als er in den lichtmüden Raum trat.

      Leonore saß noch auf dem Platze am Fenster, die Hände, mit den Flächen aneinandergelegt, im Schoß, das Haupt wie suchend vorgebeugt. Sie schien sich die fünf Stunden seit seinem Weggange nicht bewegt zu haben und rührte sich auch nicht bei seinem Eintritt.

      „Gu’n Abend!“ sagte er, „Du!“ forderte er lauter auf und setzte gleich behutsam für sich hinzu: „die hört nischt!“

      „. . . . o je, viel — viel . . .“

      Atemschwer, aus einem schnellen Strome sprach sie, in zerstreutem Auftauchen.

      „Dås is åber finster!“ knurrte er und schraubte die Lampe höher.

      „. . . nein, lichte . . . lichte! . . . lichte!! . . .“

      In steigender Verzückung redete sie es gegen den Boden hin und hob dann langsam, als weiche sie liebem Drucke, das Haupt — — und — — fuhr zusammen.

      „Ja, bist du schon da, lieber Joseph! Nu, gu’n Abend! Mach d‘rs bequem, ich bring gleich Abendessen.“

      Leicht sprang sie dann auf. Wie um den Bann einer Trunkenheit gewaltsam von sich abzuschütteln, schritt sie erregt einigemal am Tisch vorüber. Griebel empfand ihre fahrig hingeworfenen Aufmerksamkeiten wie das Geschwätz kühler Tropfen.

      Nach den unliebsamen Vorgängen des Tages befand er sich in einem reizbaren Zustande.

      Dieser wich auf einen Augenblick, als er sich in das schmackhafte Abendbrot vertiefte, das Leonore einladend auf das blühend weiße Tischtuch gestellt hatte.

      Sie aß nicht mit und erklärte mit der Verwunderung des Glückes in ihrer Stimme:

      „Ach Gott, wie sollt ich essen? — ich? — ich?“

      Immer wieder strich sie kosend die schimmernden Falten des Tischtuches nieder, rückte mit nippenden Fingern an den Gefäßen, griff nach Griebels Gestalt mit einem heiß vorbeitastenden Blick und versank dann durch ein sich immer verengenderes Wiegen in den Hüften, das wie das Jauchzen ihres Leibes aussah, in ein Hinträumen mit aufgelöst vorgebeugtem Oberkörper. Dann fuhr sie auf:

      „Können nich Blumen auf’m Tisch stehn? — Rosen — Nelken — vielleicht Veilchen — schöne, lauter schöne — Blumen — Blumen!“ —

      „Ja, Plåmpe, Blumen, eim Wenter, un zu wås denn?“ antwortete Griebel plump auf die leisen Worte, die Leonore für sich hingesungen hatte.

      Dann schob er den Teller von sich, und während er mit Behagen das Aufstoßen der genossenen Speise seinen schwammigen Leib schütteln ließ, sagte er ruckend, von vielen Schnalzlauten unterbrochen:

      „Ha, dås håt gut geschmeckt. — Nu kennde ichs ufnehmen, åber anders. — ‘s wår doch . . . . . . . . . . ich kånn nie gescheide wer’n. — Du!!“

      „Ja!” schrack Leonore empor, einen unbeweglichen Glanz in ihren großen, weichblauen Augen.

      „. . . . Du . . . du . . .“ wiederholte sie mit verhauchender Zärtlichkeit.

      „Wo siehst du denn hin?“

      „Nu ja, eben . . . . das is ja eben . . . .“

      Plötzlich sah sie ihn scharf an, brennend. Dann streckte sie zögernd ihren Arm aus und mit zaghaftem Finger tastete sie an Griebels Stirn, als streiche sie etwas fort.

      „Wås is ‘n! Bin ich etwa beschissen? ‘s kånn ålls meglich sein.“

      Er trat an den Spiegel und betrachtete sein Gesicht. „Da is doch ålls reen!“ sagte er verwundert. „Dir machts wohl wås firr?“

      Er wandte sich um und fixierte sie scharf.

      Sie saß mit gesenktem Kopfe da und ihr Busen erzitterte in ängstlichem Wogen.

      Mit einer mißbilligenden Miene trat er einen Schritt zurück und begann dann zwischen der Kommode und der Schlafzimmerthür auf dem Läufer hin- und herzuwandeln.

      Er überlegte offenbar, ob Leonore die Erzählung des Spukes ertragen würde. Um es herauszubekommen, trat er sich einigemal die Hosen nieder und schnappte mit den fetten Fingern seiner Rechten, die auf dem Rücken lag.

      Die regungslose, dumpfe Wärme des hohen Raumes lastete auf ihm, daß er zu keinem Entschluß gelangen konnte.

      Scheu, schüchtern hörte man die große Uhr auf dem Flur ticken. Ein hochsingendes Zittern folgte jedem Schlag und „n s s“ ein feiner, langhinsinnender Ton fuhr dann durch das ganze Haus.

      „‘s is doch nich richtig in unserm Hause“, begann er zögernd und sah im Hinwandeln verstohlen über die Achseln auf Leonore.

      In schweigender Zustimmung bewegte diese das gesenkte Haupt hin und her.

      „Då gieh ich iber de Stiege“, begann er endlich entschlossen zu erzählen, „iber de Stiege“, wiederholte er in einem letzten Zweifel, als sein Weib betroffen die Augen auf ihn richtete, „nein, eigentlich schon an der Thüre. Ich weeß jetzt noch nie, warum ich stehn bleiben mußte, ich mußt . . .“

      „Wann war denn das?“ unterbrach Leonore ihn hastig.

      „Nu, wie ich kåm.“

      „Da stimmts nich, da war er schon da,“ sprach sie enttäuscht und lehnte sich auf den Stuhl zurück.

      „Er? — — — nein. Da här ‘och erst. — Ich horch ein wenig å der Thüre. Dornåch, Tommheit, denk ich, klink auf und geh nei. ‘s Thor fliegt zu, daß der Flur blökt. Då hal‘ ich ein wenig å. ‘s wurd åber weiter СКАЧАТЬ