Название: Die bekanntesten Werke von Edgar Allan Poe (100 Titel in einem Band)
Автор: Эдгар Аллан По
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027211630
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… über die Reliquien
Und Ruhmeszeichen, die dort jene Stadt auszeichnen,
Die Augen schweifen lassen.
Ich bitte um Entschuldigung, ich hatte vollkommen vergessen, daß Shakespeare erst in siebenhundert Jahren leben wird. Aber habe ich nicht recht, wenn ich behaupte, daß Epidaphne grotesk sei?«
»Es ist wohl befestigt; Kunst und Natur wetteifern darin, es zu beschützen.«
»Das stimmt.«
»Eine überraschend große Anzahl stolzer Paläste zieren es.«
»Jawohl.«
»Und die zahlreichen prunkvollen und glänzenden Tempel können sich wohl mit den hervorragendsten des Altertums messen.«
»Auch dies muß ich zugeben. Immerhin gibt es hier eine Menge Lehmhütten und unsauberer Schuppen. In jedem Loch und in jeder Ecke bemerken wir Unrat, und wenn nicht die überall schwebenden Weihrauchwolken wären, so zweifle ich nicht, daß wir unter einem unausstehlichen Gestank zu leiden hätten. Haben sie jemals so unausstehlich enge Straßen, so unglaublich hohe Häuser gesehen? In welche Düsterkeit hüllen ihre Schatten alles! Man tut wohl daran, die Hängelampen in den endlosen Kolonnaden den ganzen Tag über brennen zu lassen, sonst würden wir hier die ägyptische Finsternis in ihrem schlimmsten Stadium haben.«
»Ein merkwürdiger Ort. Was soll jenes erstaunliche Gebäude dort drüben bedeuten? Sehen sie nur. Es überragt alle andern und liegt östlich jenes Bauwerks dort, das ich für den königlichen Palast halten möchte.«
»Das ist der neue Tempel der Sonne. Sie wird in Syrien unter dem Namen Elah Gabalah angebetet. Später wird ein sehr berühmter römischer Kaiser diesen Sonnendienst nach Rom bringen und daher seinen Beinamen Heliogabalus führen. Ich glaube, daß Sie gern einen Blick auf die in diesem Tempel herrschende Gottheit werfen würden. Sie brauchen Ihre Augen nicht zum Himmel zu erheben. Die Sonnenmajestät, wenigstens die von den Syriern verehrte, ist nicht dort. Diese Gottheit finden wir im Innern des Gebäudes. Sie wird in der Gestalt eines großen Steinpfeilers angebetet, der an seiner Spitze konisch oder als Pyramide endet, wodurch ›Feuer‹ angedeutet werden soll.«
»Hören Sie! – Sehen Sie! – Was können das für lächerliche Wesen sein, die dort halbnackt mit bemalten Gesichtern dem Pöbel zurufen und gestikulieren?«
»Einige von ihnen sind Charlatane, andre Philosophen. Die meisten jedoch und besonders diejenigen, die die Volksmenge mit Knüttelschlägen traktieren, sind die hervorragendsten Höflinge, die, wie es ihre Pflicht ist, irgendeinen lobenswerten Ulk, den sich der König ausgedacht hat, ausführen.«
»Aber was ist denn dort? Du lieber Gott! Die Stadt ist ja von wilden Tieren durchschwärmt. Welch fürchterliches Schauspiel. Welch eine gefährliche Sonderbarkeit.«
»Fürchterlich, wenn Sie so wollen, aber durchaus nicht gefährlich. Wenn Sie sich der Mühe unterziehen, den Vorgang genau zu beobachten, so werden Sie bemerken, daß jedes Tier sehr ruhig unter der Aufsicht seines Herrn daherschreitet. Allerdings werden einige von den Tieren an der Leine geführt, aber das sind durchschnittlich die kleineren oder schüchternen Arten. Der Löwe, der Tiger und der Leopard sind vollkommen ungefesselt. Ohne Schwierigkeit sind sie zur Ausfüllung ihres gegenwärtigen Standes dressiert worden und dienen ihren Eigentümern sozusagen als Kammerdiener. Es ist wahr, mitunter bricht bei ihnen die unterdrückte Natur wieder durch – aber, du lieber Gott, das Verschlingen eines Kriegers, das Erwürgen eines geweihten Stieres sind Dinge von zu geringer Wichtigkeit, als daß man sich in Epidaphne besonders darum kümmern würde.«
»Aber was höre ich dort für einen unglaublichen Lärm? Das ist doch sogar für Antiochia ein überlautes Geräusch! Dort muß doch etwas Besonderes vorgehen.«
»Ja, sicherlich. Der König hat ein neues Schauspiel angeordnet, wohl irgendeinen Gladiatorenkampf im Hippodrom oder vielleicht die Abschlachtung der szythischen Gefangenen oder die Niederbrennung seines neuen Palastes oder die Niederreißung eines schönen Tempels oder schließlich ein mit einigen Judenleibern geschürtes Freudenfeuer. Immer größer wird der Lärm. Lachsalven steigen zum Himmel. Die Luft ertönt vom Schalle der Blasinstrumente und erschallt vom Geschrei aus hunderten von Kehlen. Wir wollen doch zu unserm Vergnügen ein wenig herabsteigen und sehen, was vorgeht. Hier hinüber bitte. Vorsicht. Wir sind hier in der Hauptstraße, die den Namen Timarchusstraße führt. Der Menschenstrom kommt von dieser Seite, und es würde uns schwer fallen, der Flut Widerstand zu leisten. Die Menge drängt sich durch die Heraklidenallee, die vom Palast hierher führt; daraus können wir schließen, daß der König wohl unter den Unruhestiftern ist. Freilich, ich höre die Rufe des Herolds, der sein Nahen in der blumenreichen Sprache des Orients verkündigt. Wir werden einen flüchtigen Blick auf ihn werfen können, wenn er am Ashi mahtempel vorüberkommt. Wir wollen die Vorhalle dieses Gebäudes betreten, um dort einen sicheren Platz zu haben. Der König wird gleich hier sein. Inzwischen betrachten wir diese Statue. Gott Ashimah ist es selbst. Sehen Sie, er ist weder als Lamm noch als Ziege noch als Satyr dargestellt. Und dem Pan der Arkadier gleicht er auch nicht. Trotzdem haben die Gelehrten späterer Zeiten sich den syrischen Ashimah in diesen Gestalten vorgestellt – das heißt: sie werden ihn sich so vorstellen. Augen auf! Wie stellt er sich Ihnen dar?«
»Hilf, Himmel! Das ist ein Affe!«
»Stimmt, ein Pavian; sein Name hängt mit dem lateinischen simia zusammen – was für Toren doch die Altertumsforscher sind. Doch sehen Sie, dort – dort eilt ein kleiner zerlumpter Schelm dahin. Wohin läuft er? Was ruft er aus? O! Er verkündet, daß der König festlich einherzieht, daß er sein Staatskleid angezogen hat, daß er eben mit eigener Hand tausend gefesselte israelitische Gefangene getötet hat. Für diese heroische Tat erhebt das Lumpenkerlchen ihn bis zum Himmel. Horch! Dort kommt eine Gruppe von Leuten derselben Sorte. Sie haben eine lateinische Hymne auf die Heldenhaftigkeit des Königs verfaßt und singen sie beim Dahinschreiten:
Mille, mille, mille, Mille, mille, mille Decollavimus, unus homo! Mille, mille, mille, mille decollavimus! Mille, mille, mille! Vivat qui mille, mille occidit ! Tantum vini habet nemo, Quantum fudit sanguinisi!
Was etwa folgendermaßen zu übersehen ist:
Tausend, tausend, tausend,
Tausend, tausend, tausend
Von uns, durch einen Krieger, vernichtet!
Tausend, tausend, tausend, tausend,
Verkündet, daß tausend der Starke gerichtet!
Der König soll leben!
Die Feinde erbeben!
Ihm, der tausend kalt gemacht,