Im Alten Reich. Ricarda Huch
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Название: Im Alten Reich

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 4064066388843

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СКАЧАТЬ Stück der Demut,« sagt der Chronist, »hat allen Menschen wohlgefallen.« Nach erfolgter Huldigung verabschiedete sich Karl, indem er dem Städtmeister und einigen Ratsherren die Hand gab, und brach nach Crailsheim auf, von den Hallern bis an die Grenze ihres Gebiets geleitet. Dort erwartete ihn der Markgraf Georg von Brandenburg, begrüßte die Majestät und sagte zu denen von Hall: »Da hat euer Geleit ein End.« Nachdem sie erwidert hatten: »Ja!« sagte er weiter: »So hebt meines an,« womit die Zeremonie beendet war. Bis Hall hatten die Hohenlohe das Geleit gehabt.

      Der letzte Kaiser, den die Stadt Hall einziehen sah, war der den Protestanten freundlich gesinnte Maximilian II.; er kam einmal mit der ganzen Familie, der Kaiserin, den Prinzen und Prinzessinnen, ein anderes Mal mit der Kaiserin. Der letzte Krieg, an dem die Haller sich beteiligten und der ihnen teuer zu stehen kam, war der schmalkaldische; der Kaiser ließ sich die verscherzte Gnade mit vielem Gelde abkaufen.

      Reformator der Stadt war Johannes Brenz, nicht aus Hall, sondern aus Weilderstadt gebürtig, wo sein Vater Stadtschultheiß war. Auf der Heidelberger Universität befreundete er sich mit einigen jungen Hallern, die ihn seiner der neuen Lehre geneigten Vaterstadt empfahlen. Brenz war unbedingter Anhänger Luthers. Sehr jung, mit zweiundzwanzig Jahren, wurde er Prediger an der Michaelskirche und Ausgangs- und Mittelpunkt der reformatorischen Bewegung. Er war ein Mann von unbeugsamer Überzeugungstreue, tatkräftig, gewissenhaft und furchtlos, durch seine Sittenstrenge manchem unbequem. Als er im Jahre 1548 dem Stadtrat zuredete, das sogenannte Interim nicht anzunehmen, verlangte der Kaiser seine Auslieferung, was einem Todesurteil gleichkam. Der Rat mußte schwören, von dem kaiserlichen Auftrage nichts verlauten zu lassen. Es wird erzählt, daß durch einen seltsamen Zufall einer der Ratsherren, Philipp Büschler, das Ratszimmer erst betreten habe, als der Eid schon geleistet gewesen sei. Er habe eilig auf einen Zettel die Worte geschrieben: fuge fuge Brenti cito citius citissime! und habe einen Boten damit zum Pfarrer geschickt. Brenz soll gerade mit Frau und Kindern beim Mittagessen gewesen sein, als er abgerufen wurde und von dem im Hofe wartenden Boten den Zettel empfing. Ohne noch einmal ins Haus zurückzukehren, ging er sofort dem nächsten Stadttor zu. Unterwegs, so heißt es, begegnete ihm der kaiserliche Kommissar und fragte, wohin er gehe? »In die Vorstadt zu einem Kranken,« antwortete Brenz; worauf ihn der Kommissar für den folgenden Tag zum Mittagessen einlud. »So Gott will,« soll Brenz erwidert haben. Er fand zunächst ein Asyl bei demselben Schenken Erasmus, der einige Jahre vorher die Limpurg der Stadt verkauft hatte. Seine damals schon schwindsüchtige Frau sah Brenz nicht wieder. Mit seinem Sohne starb die Familie aus.

      Der Dreißigjährige Krieg verwüstete Hall weniger als viele andere Orte, kostete der Stadt aber dreieinhalb Millionen Gulden und ein Drittel der Bevölkerung. Es ist zu verwundern, wieviel eine Stadt, die kaum jemals mehr als 8000 Einwohner hatte, leisten konnte. Allerdings verfügte sie über ein ansehnliches Gebiet mit drei Städten, 21 Pfarrdörfern und Weilern und Höfen und 20 875 Einwohnern. Als Hall an Württemberg überging, brachte es Schulden von beinah anderthalb Millionen Gulden mit, aber auch einen Schatz an unvergänglicher Schönheit und kostbarer Erinnerungen.

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