Название: Precious Love
Автор: Jana Reeds
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Treasure Hunters
isbn: 9783968160085
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„Was hast du heute noch vor?“, fragte Marli und nahm einen Schluck ihres Kaffees.
„Ich werde den Nachmittag mit der Buchhaltung verbringen, die Quartalsabrechnungen machen.“
Meine Freundin verzog das Gesicht, als würde sie unter spontanen Zahnschmerzen leiden.
„Guck nicht so!“, sagte ich lachend. „So schlimm ist das nicht. Ein paar Zahlen in den Computer hacken, Ablage und der ganze Bürokram – das ist doch entspannend. Ich habe Zeit für mich, kann nebenbei Musik hören und mich mit einer Tasse Kaffee und ein paar Keksen im Büro vergraben.“
„Ehrlich, Lou, wie kann man so was entspannend finden? Ich finde es nur total nervig. Mich macht es schon aggressiv, wenn ich ins Hinterzimmer gehe und diese Papierstapel sehe, die dort auf mich warten.“ Marli schaute an mir vorbei und begrüßte lächelnd zwei Frauen, die gerade das Büchercafé betraten.
„Herzlich willkommen im Fairytale, kann ich Ihnen helfen?“
„Vielen Dank! Ach, ist das niedlich! Ihr Laden ist ja ein Traum“, sagte die eine der Frauen und die andere nickte eifrig. „Sag ich doch. Hier könnte ich stundenlang stöbern oder an einem dieser kleinen Tische sitzen und Kaffee trinken. Du musst unbedingt den Kuchen probieren, Grace.“ Die Kundin wandte sich nun an Marli. „Backen Sie immer noch selbst, Miss Jones? Ich war zuletzt vor zwei Jahren hier, viel zu lange her.“
„Natürlich backen wir hier noch immer selbst. Das könnten wir doch niemals abgeben“, antwortete Marli freundlich lächelnd.
„Das ist gut! Richtig so, denn das ist ja das, was diesen Buchladen so besonders macht. Und natürlich Ihr Händchen für die Dekoration. Ich liebe es hier. Sagen Sie, können Sie mir vielleicht einen guten Fantasyroman empfehlen? Ich habe absichtlich meine Urlaubslektüre zu Hause vergessen, damit ich gleich einen Grund habe, hierherzukommen – ohne dass mein Mann deswegen herumnörgelt.“ Die Kundin zwinkerte Marli verschwörerisch zu.
„Natürlich kann ich Ihnen etwas empfehlen.“ Marli kam hinter dem Tresen hervor.
„Okay, ich verschwinde dann mal und mache mich an die Buchhaltung. Wenn du magst, helfe ich dir am Wochenende bei deiner.“
Marli warf mir einen dankbaren Blick zu. „Du bist die Beste, Lou. Pack dir noch ein Stück Kuchen ein und bring auch Dylan was mit. Ich weiß ja, er liebt Key Lime Pie.“
Ich gab meiner Freundin zum Dank noch einen Luftkuss, dann packte ich mir zwei Stücke des duftenden Kuchens ein und machte mich auf den Rückweg zur Tauchschule.
„Ah, gut, du bist da. Ich dachte schon, du schaffst es nicht rechtzeitig, bevor ich losmuss.“
„Ich war noch kurz bei Marli. Sie lässt dich grüßen und sie hat mir Key Lime Pie mitgegeben.“ Ich sah, wie die Augen meines Bruders für einen Moment aufleuchteten.
„Oh … Hm … Danke. Wie … Ähm, wie geht’s Marli denn? Ich hab sie lange nicht gesehen.“ Angestrengt schaute mein Bruder auf den Haufen Flossen vor sich, den er vorgab, zu sortieren. Ich hatte keine Ahnung, was mein Bruder gegen Marli hatte, aber seit einigen Monaten verhielt er sich merkwürdig. Wenn sie bei uns zu Hause auftauchte, verschwand er. Er ging ihr sichtlich aus dem Weg, doch als ich ihn darauf ansprach, meinte er nur, ich würde es mir einbilden.
„Es geht ihr gut. Am Wochenende helfe ich ihr mit der Buchhaltung. Davor graust es ihr ja immer.“
„Es ist halt nicht jeder so ein Zahlengenie wie du. Dafür kann Marli andere Dinge, die du nicht kannst – wie zum Beispiel backen.“
Huch? Was war das denn? Auf einmal verteidigte mein Bruder meine beste Freundin. „Schon gut, das sollte doch nicht gegen sie sein“, beschwichtigte ich ihn verwundert.
Dylan zuckte nur mit den Schultern und griff nach dem Haufen Flossen.
„Ich muss jetzt. Der Anfängerkurs geht gleich los. Wir sehen uns heute Abend.“
„Heißt das, ich darf dein Stück Pie auch essen?“, versuchte ich, ihn zu ärgern. Ich wollte nicht, dass wir in dieser schlechten Stimmung auseinandergingen.
Meine Frage zeigte die erhoffte Wirkung. Dylan lachte und schüttelte den Kopf. „Wehe dir! Finger weg von meinem Kuchen, ansonsten bist du die nächsten drei Wochen für die Anfänger zuständig.“
„Jesses, bitte nicht! Ich bin auch ganz artig!“ Abwehrend hob ich die Hände. Noch immer lachend verschwand mein Bruder zur Tür hinaus, und kurz darauf hörte ich, wie er seinen Jeep startete und davonfuhr.
Sosehr ich es auch liebte, unter Wasser zu sein, diese Anfänger-Tauchkurse forderten meine Nerven zu sehr. Mir fehlte schlicht und ergreifend die Geduld. Es war mir unbegreiflich, wie schwer es manchen Teilnehmern fiel, durch das Mundstück der Sauerstoffflasche zu atmen. Oder wie einem erwachsenen Menschen der komplette Orientierungssinn unter Wasser flöten gehen konnte. Allein wenn ich die Teilnehmer schon sah, musste ich mir ein deutliches Augenrollen verkneifen. Diese Großstadt-Bürohengste in mittleren Jahren, die der Meinung waren, noch einmal richtig was erleben zu müssen. Die das Abenteuer suchten, um sich nicht in der Midlife-Crisis zu verlieren. Da standen sie nun am Ufer in ihren teuren Badeshorts von irgendeinem angesagten Label und blendeten mich regelrecht mit ihrer fahlen weißen Haut, die in der strahlenden Sonne das Licht reflektierte. Diese Körper hatten seit Monaten kein Sonnenlicht gesehen, da sie fast rund um die Uhr unter teuren Anzügen verborgen in klimatisierten Büros ausharrten. Kaum hatten sie Freigang, verbrachten sie den Sommerurlaub auf den Keys, um danach monatelang im Büro davon zu zehren. Nein, keine Chance, damit durfte mein Bruder sich herumschlagen.
Ich drehte das Radio an, dann verzog ich mich mit einem großen Becher Kaffee und meinem Stück Key Lime Pie ins Hinterzimmer, um mich in aller Ruhe der Buchhaltung zu widmen.
Zwei Stunden später schaute ich erstaunt auf, als ich die Türglocke über der Tür zum Office-Bereich läuten hörte. Ein Blick auf die Uhr ließ mich vermuten, dass es Dylan war, der den Tauchkurs beendet hatte und nun zurückkehrte. Ich streckte die Arme weit über den Kopf und bog den Rücken durch, um ihn nach dem langen Sitzen ein bisschen zu entspannen.
„Hallo? Jemand da?“, hörte ich eine mir unbekannte Stimme aus dem Empfangsbereich. Anscheinend hatte ich mich getäuscht, es war nicht Dylan. Schnell stand ich auf und ging nach vorn, um den potenziellen Kunden zu begrüßen.
„Hi, und herzlich willkommen. Was kann ich für Sie tun?“, fragte ich den Mann freundlich. Während ich ihn unauffällig musterte, öffnete sich eine Schublade in meinem Kopf, in die ich den Kerl sofort hineinschob. Schwarze Haare, blaue Augen, markantes Gesicht mit einem Hauch indianischem Einschlag, leicht arroganter Blick, die vollen Lippen ein wenig spöttisch verzogen, als würde er nichts auf der Welt ernst nehmen. Die Kleidung zwar leger, dennoch schrie sie förmlich „arschteuer“. Ein reiches Bürschchen auf der Suche nach Abenteuer. Jünger als die meisten, die hier aufkreuzten, nur ein paar Jahre älter als ich.
„Oh, gut, der Rottweiler scheint Ausgang zu haben. Hi, ich bin Tyler!“ Noch bevor ich fragen konnte, was er mit dem Spruch über den Rottweiler meinte, setzte dieser Tyler ein breites Lächeln auf und ließ seinen Blick über meinen СКАЧАТЬ