Zwei Jahre Ferien. Jules Verne
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Название: Zwei Jahre Ferien

Автор: Jules Verne

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Jules Verne bei Null Papier

isbn: 9783962817879

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СКАЧАТЬ dar­an, durch das­sel­be er­würgt zu wer­den.

      Bri­ant riss sein Mes­ser her­aus, und nicht ohne Mühe ge­lang es ihm, das Hanftau, wel­ches den Schiffs­jun­gen fest­hielt, zu durch­schnei­den.

      Moko wur­de nach dem Hin­ter­teil zu­rück­ge­führt.

      »Dan­ke, Herr Bri­ant, dan­ke!« sag­te er, so­bald er die Spra­che wie­der­er­langt hat­te.

      Dann nahm er sei­nen Platz am Steu­er­rad wie­der ein, und alle vier ban­den sich fest, um ge­gen die Was­ser­ber­ge, wel­che sich hin­ter dem »Sloug­hi« auf­türm­ten, ge­si­chert zu sein.

      Ent­ge­gen der An­nah­me Bri­ants hat­te sich die Ge­schwin­dig­keit der Yacht doch et­was ver­min­dert, seit­dem vom Fock­se­gel gar nichts mehr üb­rig war — und dar­in lag eine neue Ge­fahr. Die jetzt schnel­ler als jene lau­fen­den Wel­len­ber­ge konn­ten über das Hin­ter­teil her­ein­bre­chen und sie mit Was­ser an­fül­len. Doch war da­ge­gen nichts zu tun und je­den­falls an das Auf­his­sen ei­nes Se­gels gar nicht zu den­ken.

      Auf der süd­li­chen Halb­ku­gel der Erde ent­spricht der März dem Mo­nat Sep­tem­ber auf der nörd­li­chen, und die Näch­te sind noch nicht zu lang. Da es jetzt um die vier­te Mor­gen­stun­de war, konn­te es nicht mehr lan­ge wäh­ren, bis der Ho­ri­zont im Os­ten, also in der Rich­tung, nach der der »Sloug­hi« ge­trie­ben wur­de, sich auf­hel­len muss­te. Vi­el­leicht nahm die Ge­walt des Stur­mes mit an­bre­chen­dem Tage et­was ab. Vi­el­leicht kam auch ein Land in Sicht und das Los die­ser Kin­der­ge­sell­schaft ent­schied sich bin­nen we­ni­gen Mi­nu­ten. Wir wer­den das er­fah­ren, wenn das Mor­gen­rot erst die Tie­fen des Him­mels färbt.

      Ge­gen vier­ein­halb Uhr glitt ein schwa­cher Licht­schein bis zum Ze­nit em­por. Un­glück­li­cher­wei­se be­schränk­te der Dunst in der Luft den Ge­sichts­kreis auf kaum eine Vier­tel­mei­le. Man fühl­te es fast, dass die Wol­ken mit un­ge­heu­rer Schnel­lig­keit da­hin­eil­ten. Der Or­kan hat­te nichts an Kraft ver­lo­ren, und weit hin­aus ver­schwand das Meer un­ter dem Schaum der sich über­stür­zen­den Wo­gen­käm­me. Kam der Scho­ner in ho­ri­zon­ta­le Lage mit die­sen, so wäre er, der jetzt ein­mal auf dem Schei­tel ei­ner Wel­le tanz­te und dann in das Tal der­sel­ben hin­un­ter­ge­stürzt wur­de, wohl zwan­zig­mal ge­ken­tert.

      Die vier Kna­ben be­trach­te­ten un­ver­wandt das Cha­os der durch­ein­an­der wir­beln­den Flu­ten. Sie ahn­ten wohl, dass ihre Lage, wenn das Meer sich nicht bald be­ru­hig­te, eine ver­zwei­fel­te wer­den muss­te. Nim­mer­mehr hät­te der »Sloug­hi« noch wei­te­re vier­und­zwan­zig Stun­den dem An­prall der Wo­gen, wel­che zu­letzt doch die Trep­pen­kap­pen weg­rei­ßen muss­ten, Wi­der­stand leis­ten kön­nen.

      Da er­tön­te aufs neue Mo­kos Stim­me:

      »Land!« rief er ju­belnd. »Land!«

      Durch einen Ne­bel­spalt glaub­te der Schiffs­jun­ge vor ih­nen im Os­ten die Um­ris­se ei­ner Küs­te er­kannt zu ha­ben. Täusch­te er sich nicht? Es ist oft gar so schwer, die schwa­chen Li­ni­en ei­nes Lan­des zu un­ter­schei­den, wenn von fern ge­se­hen die Wol­ken­schich­ten un­mit­tel­bar dar­auf la­gern.

      »Ein Land.« … hat­te Bri­ant geant­wor­tet.

      »Ja«, ver­si­cher­te Moko, »… ein Land … dort im Os­ten!«

      Er wies da­bei nach ei­nem Punkt am Ho­ri­zont, den jetzt schon wie­der wal­len­de Ne­bel­mas­sen ver­hüll­ten.

      »Bist du dei­ner Sa­che si­cher …?« frag­te Do­ni­phan.

      »Ja …! Ja …! Ganz si­cher«, be­haup­te­te der klei­ne Ne­ger. »Wenn der Ne­bel wie­der ein­mal zer­reißt, so seht nur scharf dort­hin, et­was nach rechts vom Fock­mast … da … Ach­tung … da un­ten …!«

      Die sich eben öff­nen­den Ne­bel­mas­sen lös­ten sich all­mäh­lich von der Mee­res­flä­che, um nach hö­he­ren Zo­nen auf­zu­stei­gen. Ei­ni­ge Au­gen­bli­cke spä­ter war der Ozean auf die Stre­cke von meh­re­ren See­mei­len vor der Yacht klar zu über­se­hen.

      »Ja … Land …! Das ist Land …!« rief Bri­ant.

      »Und ein sehr nied­ri­ges Land!« setz­te Gor­don hin­zu, der die ge­mel­de­te Küs­te schär­fer ins Auge ge­fasst hat­te.

      Jetzt konn­te kein Zwei­fel mehr auf­kom­men. Auf ei­ner brei­ten Stre­cke des Ho­ri­zon­tes zeich­ne­te sich Land, ein Kon­ti­nent oder eine In­sel, in deut­li­cher Li­nie ab. Das­sel­be moch­te fünf bis sechs See­mei­len von hier ent­fernt sein. Bei der Rich­tung, der er folg­te und aus der ab­zu­wei­chen der Sturm ihm gar nicht er­laub­te, muss­te der »Sloug­hi« bin­nen ei­ner Stun­de un­be­dingt auf das­sel­be ge­wor­fen wer­den. Da­bei war frei­lich zu be­fürch­ten, dass er zer­trüm­mert wur­de, vor­züg­lich wenn ihn Klip­pen auf­hiel­ten, be­vor er den ei­gent­li­chen Strand er­reich­te.

      Hieran dach­ten die Kna­ben je­doch gar nicht. In dem Lan­de, wel­ches so un­er­war­tet sich ih­ren Bli­cken dar­bot, sa­hen sie nur das Heil, die win­ken­de Ret­tung.

      In die­sem Au­gen­blick be­gann der Wind wie­der stär­ker zu we­hen. Wie eine Fe­der da­von­ge­tra­gen, stürm­te der »Sloug­hi« auf die Küs­te zu, wel­che sich scharf wie ein Tin­ten­strich vom weiß­li­chen Grund des Him­mels ab­hob. Hin­ter dem Strand er­hob sich näm­lich ein hö­he­res Ufer­land, das aber nicht mehr als hun­dert­fünf­zig bis zwei­hun­dert Fuß auf­stei­gen moch­te. Vor ihm dehn­te sich ein gelb­li­cher Strand aus, zur Rech­ten ein­ge­rahmt von ab­ge­run­de­ten Mas­sen, wel­che ei­nem Wald im In­nern an­zu­ge­hö­ren schie­nen.

      Oh, wenn der »Sloug­hi« die­ses san­di­ge Vor­land er­rei­chen konn­te, ohne auf eine Klip­pen­rei­he zu sto­ßen, wenn die Mün­dung ei­nes Flus­ses ihm Zuf­lucht bot — dann, ja dann konn­ten sei­ne jun­gen Pas­sa­gie­re noch heil und ge­sund da­von­kom­men!

      Wäh­rend Do­ni­phan, Gor­don und Moko am Steu­er blie­ben, hat­te Bri­ant sich nach dem Vor­der­deck be­ge­ben und be­trach­te­te das sich sicht­lich nä­hern­de Land; so schnell schos­sen sie da­hin. Ver­ge­bens such­te er aber eine Stel­le, wo die Yacht hät­te un­ter güns­ti­gen Be­din­gun­gen an­lau­fen kön­nen. Hier zeig­te sich we­der die Mün­dung ei­nes Flus­ses oder Ba­ches, noch selbst ein flach ins Meer ab­fal­len­der san­di­ger Strand, auf dem man mit ei­nem Sto­ße fest­fah­ren konn­te. Vor dem Strand hin näm­lich streck­te sich eine Rei­he von Klip­pen, de­ren schwärz­li­che Häup­ter bei den auf und ab schwan­ken­den Wo­gen auf­tauch­ten und wie­der ver­schwan­den und an wel­chen das Was­ser fort­wäh­rend schäu­mend bran­de­te. Hier muss­te der »Sloug­hi« beim ers­ten Stoß in Stücke ge­hen.

      Bri­ant sag­te sich da, dass es bes­ser sei, im Au­gen­blick der Stran­dung alle sei­ne Ka­me­ra­den auf dem Deck zu ha­ben. Er öff­ne­te also die Tür der Kap­pe und rief hin­un­ter:

      »Alle, alle her­auf!«

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