Schwarzes Echo. Michael Connelly
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Название: Schwarzes Echo

Автор: Michael Connelly

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Kampa Pocket

isbn: 9783311702269

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СКАЧАТЬ sehen und ihm fiel auf, dass nur zwei Streichhölzer fehlten.

      In diesem Augenblick kam Donovan aus dem Rohr gekrochen. Er trug einen Bergarbeiterhelm mit einer Grubenlampe. In einer Hand hielt er mehrere Plastiktüten, in denen sich jeweils vergilbtes Zeitungspapier, Lebensmittelverpackungen, eine zerdrückte Bierdose befanden. In der anderen hielt er ein Klemmbrett, auf dem eingezeichnet war, wo jeder dieser Gegenstände in der Röhre gelegen hatte. Spinnweben hingen an den Seiten des Helms. Schweiß lief über sein Gesicht und verfärbte die Atemmaske, die er über Mund und Nase trug. Bosch hielt die Tüte mit dem Fixerbesteck hoch. Abrupt blieb Donovan stehen.

      »Hast du da drinnen eine Pfanne gefunden?«, fragte Bosch.

      »Scheiße, das ist ein Junkie?«, sagte Donovan. »Ich wusste es. Wozu machen wir hier den ganzen Mist?«

      Bosch antwortete nicht. Er wartete ab.

      »Ja, ich habe eine Coladose gefunden«, sagte Donovan.

      Der Spurensicherungsexperte sah die Plastiktüten durch und reichte Bosch eine herüber. Sie enthielt zwei Hälften einer Coladose. Die Dose sah einigermaßen neu aus und war mit einem Messer in zwei Teile geschnitten worden. Die untere Hälfte hatte man umgedreht und die konkave Oberfläche als Pfanne benutzt, um darin Heroin und Wasser zu kochen. Die meisten Junkies benutzten keine Löffel mehr. Einen Löffel bei sich zu haben, war ein möglicher Grund, verhaftet zu werden. Dosen waren leicht zu beschaffen, leicht zu benutzen und zu vernichten.

      »Wir brauchen die Fingerabdrücke vom Besteck und von der Pfanne, so bald wie möglich«, sagte Bosch. Donovan nickte und schleppte die Plastiktüten zum Transporter. Bosch wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Männern vom Coroner zu.

      »Er hat kein Messer bei sich, stimmt’s?«, sagte Bosch.

      »Stimmt«, sagte Sakai. »Wieso?«

      »Ich brauche ein Messer. Unvollständiger Tatort ohne Messer.«

      »Na und? Der Typ ist ein Junkie. Junkies beklauen andere Junkies. Wahrscheinlich haben seine Kumpels es mitgenommen.«

      Sakai krempelte die Ärmel des Toten auf. Zum Vorschein kam ein Muster aus vernarbter Haut an beiden Armen. Alte Einstichspuren, Krater von Abszessen und Infektionen. In der Beuge des linken Armes waren ein frischer Einstich und unter der Haut eine rötlichgelbe Blutung zu sehen.

      »Bingo«, sagte Sakai. »Ich würde sagen, der Typ hat sich die volle Dröhnung in den Arm geknallt und pfffft, das war’s. Wie gesagt, Sie haben hier einen Drogenfall, Bosch. Ihr Tag ist heute früh zu Ende. Holen Sie sich eine Karte für die Dodgers.«

      Bosch ging wieder in die Hocke, um genauer hinsehen zu können.

      »Das erzählt mir hier jeder«, sagte er.

      Und wahrscheinlich hat Sakai recht, dachte er. Aber noch wollte er diesen Fall nicht zu den Akten legen. Zuviel passte nicht zueinander. Die fehlenden Spuren im Rohr. Das Hemd über den Kopf gezogen. Der gebrochene Finger. Kein Messer.

      »Wie kommt es, dass sämtliche Einstiche alt sind, bis auf den einen?«, fragte er mehr sich selbst als Sakai.

      »Wer weiß?«, antwortete Sakai trotzdem. »Vielleicht war er eine Zeit lang nicht drauf und hat beschlossen, wieder anzufangen. Einmal Junkie, immer Junkie. Die brauchen keine Gründe.«

      Beim Betrachten der Einstiche im Arm des toten Mannes bemerkte Bosch kurz unter dem Ärmel, der am linken Bizeps zusammengerollt war, blaue Farbe auf der Haut. Er sah nicht genug, um erkennen zu können, was es war.

      »Ziehen Sie das hoch«, sagte er und zeigte darauf.

      Sakai schob den Ärmel bis zur Schulter und legte eine Tätowierung aus roter und blauer Tinte frei. Es war eine karikierte Ratte, die auf den Hinterbeinen hockte und mit großen Zähnen ordinär grinste. In der einen Hand hielt die Ratte eine Pistole, in der anderen eine Schnapsflasche mit der Aufschrift »XXX«. Die blaue Schrift über und unter dem Cartoon war vom Alter und der gespannten Haut verzogen. Sakai versuchte, sie zu lesen.

      »Da steht ›Force‹ … nein, ›First Infantry‹. Der Typ war in der Armee. Der untere Teil macht keinen … das ist eine andere Sprache. ›Non … Gratum … Anum … Ro …‹ Das kann ich nicht entziffern.«

      »Rodentum«, sagte Bosch.

      Sakai sah ihn an.

      »Küchenlatein«, erklärte Bosch. »Nicht mehr wert als ein Rattenschiss. Er war eine Tunnelratte. Vietnam.«

      »Wie auch immer«, sagte Sakai. Er warf einen prüfenden Blick auf die Leiche und das Rohr und sagte: »Na, in einem Tunnel ist er dann auch krepiert, nicht? In gewisser Weise.«

      Bosch berührte das Gesicht des toten Mannes und strich ihm das struppige, grauschwarze Haar aus der Stirn und den leeren Augen. Da er es ohne Handschuhe tat, unterbrachen die anderen ihre Arbeit und beobachteten dieses ungewöhnliche, höchst unhygienische Verhalten. Bosch kümmerte sich nicht darum. Lange Zeit starrte er in das Gesicht, sagte nichts, hörte nicht, ob etwas gesagt wurde. In dem Augenblick, als ihm klar wurde, dass er das Gesicht kannte, genau wie er die Tätowierung kannte, blitzte das Bild eines jungen Mannes vor seinem inneren Auge auf. Grobknochig und braun gebrannt, das Haar kurz geschoren. Lebendig, nicht tot. Er stand auf und wandte sich abrupt von dem Toten ab.

      Dabei stieß er mit Jerry Edgar zusammen, der endlich eingetroffen war und sich gerade über die Leiche beugen wollte. Beide traten einen Schritt zurück, einen Moment lang wie benommen. Bosch griff sich an die Stirn. Edgar, der wesentlich kleiner war, befühlte sein Kinn.

      »Scheiße, Harry«, sagte Edgar. »Bist du okay?«

      »Ja. Und du?«

      Edgar sah nach, ob an seiner Hand Blut war.

      »Ja. Tut mir leid. Wieso springst du hier so rum?«

      »Ich weiß nicht.«

      Edgar warf über Harrys Schulter einen Blick auf die Leiche, dann folgte er seinem Partner, fort von der Meute.

      »Tut mir leid, Harry«, sagte Edgar. »Ich musste eine Stunde warten, bis ich jemanden hatte, der meine Termine übernehmen konnte. Also, sag an, was haben wir hier?«

      Edgar rieb sich beim Sprechen noch immer das Kinn.

      »Weiß nicht genau«, sagte Bosch. »Ich möchte, dass du dich in einen von diesen Wagen mit MCT setzt. Eins, das funktioniert. Sieh nach, ob du irgendwas zu dem Namen Meadows, Billy, findest, oder besser zu William. Geburtsjahr dürfte 1950 sein. Seine Adresse müssten wir von der Verkehrsbehörde kriegen können.«

      »Ist das der Tote?«

      Bosch nickte.

      »Nichts, keine Adresse auf seinem Ausweis?«

      »Er hatte keinen Ausweis. Ich hab ihn erkannt. Also prüf das über Funk nach. Es müsste in den letzten paar Jahren einige Kontakte gegeben haben. Zumindest Drogengeschichten bei der Van Nuys Division.«

      Edgar schlenderte zu der Reihe von parkenden Streifenwagen hinüber, um einen mit mobilem Computerterminal zu finden. Da er ein stattlicher Mann war, wirkte sein Gang schwerfällig, aber Bosch wusste aus Erfahrung, dass es nicht immer leicht war, mit ihm Schritt zu halten. Edgars Kleidung СКАЧАТЬ