Die Frauen nannten ihn Charly. Will Berthold
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Название: Die Frauen nannten ihn Charly

Автор: Will Berthold

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788711727102

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СКАЧАТЬ in der Nähe von Palermo frontal gegen einen Baum gefahren und sein Wagen in Brand geraten ist. Er ist in den Flammen umgekommen.« Dr. Kündig hob die Hand. »Man nimmt an, daß er das Bewußtsein schon verloren hat, bevor er verbrannt ist. Die Polizei vermutet, daß bei forcierter Fahrt in einer Kurve der linke Vorderreifen geplatzt ist und der Wagen sich deshalb nicht mehr steuern ließ. Der Fall wurde amtlich abgeschlossen, der Totenschein bereits am 27. November ausgestellt. Ich habe hier eine beglaubigte Abschrift.« Er wies das Dokument vor. »Da sich in Charlys Gepäck im Hotel ein Hinweis auf mich befand, wurde ich von der italienischen Polizei benachrichtigt. Ich bin unverzüglich nach Sizilien geflogen und habe dort aus eigenem Augenschein festgestellt, daß sich die Dinge so ereignet haben, wie die Carabinieri behaupteten. Charly ist allein im Wagen gewesen, auf dem Weg zu einer Bekannten. Selbstmord ist nicht auszuschließen, aber äußerst unwahrscheinlich. Ich habe veranlaßt, daß die Urne mit Charlys Asche nach München überstellt und hier beigesetzt wird.« Er machte eine kurze Pause. »Ich sehe Ihre Betroffenheit und Ihre Trauer«, sagte er dann. »Und ich teile sie. Ich muß aber darauf hinweisen, daß Charly in seiner letzten Verfügung darauf bestanden hat, Ihnen die Hiobsnachricht zu vorgerückter Stunde bei vorgerückter Laune mitzuteilen. Das ist geschehen. Es bleibt mir nur noch zu sagen: Wir sind ärmer geworden. Trinken wir noch einmal auf Charly!«

      Die Gäste erhoben sich zum zweiten Mal. Fiorella sagte nicht mehr: »Charly Niente.« Schluchzend wiederholte sie immer wieder: »Niente Charly – Niente Charly –«

      »Charly, wie er lebt und stirbt«, stellte Petra fröstelnd fest.

      »Kann man so etwas so schnell begreifen?« erwiderte Annette. »Ich hab’ ihn wirklich manchmal zum Teufel gewünscht, aber daß er jetzt, mit achtundzwanzig, so sinnlos und einsam stirbt –«

      »Diese verdammte Schulweisheit, daß jung stirbt, wen die Götter lieben«, entgegnete Julia.

      Sie redeten und tranken sich über den ersten Schmerz hinweg.

      Aber nicht alle teilten ihn.

      »Der Mann hätte zum Theater gehen müssen«, sagte Staatsanwalt Nimm. »Bei so einer Begabung für Bühneneffekte.«

      »Mit einem solchen Einsatz hat jeder Erfolg«, versetzte Kripo-Gerber. Er wandte sich an Dr. Kündig: »Wenn ich Sie recht verstanden habe, liegt die Todesnachricht schon über vierzehn Tage zurück.«

      »Fast drei Wochen«, erwiderte der Anwalt.

      »Warum haben wir dann nichts davon erfahren?« fragte Gerber. »Auf dem Amtsweg.«

      »Das wundert mich auch«, erwiderte der Testamentsvollstrecker. »Die deutsche Polizei wurde benachrichtigt«, sagte er. »Mit gleicher Post. Ich hab’ den Durchschlag des Schreibens in Palermo selbst gelesen.«

      »Ich nicht«, konterte der Kriminalbeamte. »An wen war es gerichtet?«

      »An das Unfallkommando der Münchener Polizei«, erwiderte der Anwalt. »In italienischer Sprache natürlich.«

      »So ein Blödsinn«, schnaubte der Leiter des Betrugsdezernats. »Man hat das Schreiben nicht an mich weitergeleitet.«

      »Warum denn auch?« fragte Dr. Kündig scheinheilig, als wüßte er es nicht. »Hätte es denn einen Grund gegeben?«

      »Sie wissen doch ganz genau, daß wir schon lange gegen Ihren Mandanten gewisse Ermittlungen –«

      »Lange und vergeblich«, entgegnete der Rechtsanwalt. »Die können Sie jetzt abschließen.« Er wollte es nicht ganz mit der Kriminalpolizei verderben, aber seine Genugtuung blieb offensichtlich.

      »So geht’s im Leben«, sagte Staatsanwalt Nimm am Nebentisch zu dem Privatbankier Müncheberg. »So schnell verlieren wir einen Verdächtigen und Sie einen Kunden.« Der Angesprochene nickte zerstreut. »Kostet Sie diese Hiobsnachricht nun viel Geld?«

      »Wer spricht denn schon in einer solchen Situation von Geld? Sie sind ganz schön herzlos, Herr Dr. Nimm.«

      »Ich meine die überzogenen Konten.«

      »Die sind abgesichert. Wir verlieren nichts. Keine Mark. Außerdem hab’ ich für Charly schon immer eine Schwäche gehabt. Ich habe den Mann nämlich gemocht.«

      »Dann mein herzliches Beileid«, versetzte der Staatsanwalt pikiert. Von nun an aber hielt er sich zurück; er hatte erfaßt, daß Zynismus in dieser Runde nicht ankam. Na ja – de mortuis nil nisi bene. Jetzt würde wohl die verspätete Nikolausparty zum handelsüblichen Leichenschmaus ausarten.

      Tatsächlich machten nun Charlys Eskapaden die Runde. Er wurde von Minute zu Minute interessanter, unwiderstehlicher, kühner, schlagfertiger und menschlicher. Die Gräfin Grieben gehörte zu den Gästen, die sich auch nicht vorübergehend mit Champagner über den Verlust hinwegtrösten konnten, und Jimmy, die ehrliche Haut, sagte mit trockener Kehle: »Es ist furchtbar, Frau Gräfin … Aber vielleicht hat sich Charly bloß wieder einen Schabernack ausgedacht«, setzte er tröstend hinzu.

      Die Gräfin stauchte ihn zurecht: Jimmy konnte eben nur in seiner Ganovenmentalität denken. Sie griff nach ihrer Handtasche und verließ das Fest, ohne sich von irgendwem zu verabschieden.

      »Von Ihnen habe ich nichts gewußt«, sagte Petra zu vorgerückter Stunde zu Cynthia. »Wo haben Sie eigentlich Charly kennengelernt?«

      »Sie werden es nicht glauben«, erwiderte die Amerikanerin. »Charly war der erste Deutsche, den ich persönlich kennenlernte – der erste auch, dem es gelungen ist, mich zu verblüffen. Damals, etwa knapp zwei Monate nach Kriegsende, in der schlimmsten Zeit, als die Besiegten um die GIs herumstanden und warteten, bis sie ihre Kippen wegwarfen. Sie werden verstehen, daß wir Amerikaner damals noch nicht sehr gut – dafür gab’s einige Gründe – auf die Krauts zu sprechen waren. Ich hatte eine Autopanne – und da stand Charly auf einmal als Retter in der Not vor mir und bot mir eine Zigarette an.«

      »Und?« fragte Petra.

      »Ich hab’ sie genommen«, erwiderte die Amerikanerin lächelnd, »und hätte mich dafür hinterher ohrfeigen mögen. Es war eine seltsame Situation, Ende Juni 1945. Ich war wirklich in –«, sie fand das deutsche Wort nicht, »– in a terrible –«

      »In der Klemme, Cynthia?«

      »Und wie«, erklärte sie, und mit ihrer Schilderung beginnt Charlys Geschichte.

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