Название: Das ferne Schloss
Автор: Barbara Cartland
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland
isbn: 9781788673921
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»Was hat Ihre Ladyschaft zu Ihnen gesagt, Miss?«
»Was meinen Sie wohl?« antwortete Nolita niedergeschlagen. »Ich muß ... weg von hier.«
»Das habe ich befürchtet, Miss.«
»Ja, ich weiß. Sie hatte schon alles arrangiert, bevor sie herkam. Oh Johnson ... was soll ich nur tun?«
»Sie können nicht viel tun, Miss Nolita, weil Sie noch keine einundzwanzig sind.«
»Noch drei Jahre«, flüsterte Nolita. »Drei Jahre ... ohne ... Eros.«
»Vielleicht wird es nicht so schlimm, wie Sie denken«, beruhigte Johnson sie, »wenn ich an Ihrer Stelle nach ihm sehen darf.«
Wie ein Ruck ging es durch Nolita. Sie hob ihr tränennasses Gesicht, das sie an Eros’ Hals geschmiegt hatte.
»Würden Sie ... würden Sie das tun? Würden Sie ... das wirklich tun?«
»Natürlich, Miss, wenn Sie es möchten. Das ist nur eine Geldfrage.«
»Könnten Sie und Mrs. Johnson mit hundert Pfund im Jahr auskommen, wenn Sie hierblieben?«
Johnson überlegte. Er war kein impulsiver Mann und dachte seiner Veranlagung nach langsam.
»Hundert Pfund im Jahr wären zwei Pfund die Woche, Miss Nolita. Ich würde Gemüse im Garten ziehen, und dann hätten wir die Hühner und die Kaninchen. Jawohl, Miss. Wir könnten davon leben, und Eros bekäme im Winter seinen Hafer.«
Nolita stieß einen leisen Freudenschrei aus.
»Oh Johnson, ich danke Ihnen! Ich danke Ihnen! Einen schrecklichen Augenblick lang fürchtete ich, Eros verkaufen zu müssen. Ich glaube, ich würde sterben, wenn ich ihn weggeben müßte!«
»Aber Miss Nolita, so dürfen Sie nicht reden. Sie sind jung. Sie haben Ihr Leben noch vor sich, und Sie sind hübsch! Wie ich erst heute morgen zu meiner Frau sagte - früher oder später wird ein Gentleman des Weges kommen, merken Sie sich meine Worte!«
»Ich will keinen Gentleman«, antwortete Nolita. »Ich will nichts weiter als Eros - und mit ihm und Ihnen hier bleiben.«
»Ich vermute, da hat Ihre Ladyschaft ein Wörtchen mitzureden«, bemerkte Johnson.
»Ich habe ihr gegenüber nicht einmal erwähnt, daß Eros existiert«, gestand Nolita. »Denn sonst hätte sie bestimmt gesagt, er gehöre nicht mir, sondern Papa und müsse ebenso verkauft werden wie die anderen Pferde.«
»Die Pferde werden mir fehlen, Miss Nolita. Sie haben mir manchmal viel Mühe und Arbeit gemacht, aber sie werden mir fehlen.«
»Eros bleibt Ihnen, und er ist wichtiger und edler als alle anderen Pferde zusammen!«
»Das stimmt wohl, und ich hätte mir denken können, als der Captain ihn zu Ihrem Geburtstag mitbrachte, daß er sich als das beste Pferd im ganzen Stall erweisen würde.«
»Das ist er gewiß. Bitte, Johnson, satteln Sie ihn für mich, während ich mich umziehe.«
»Sie wollen ausreiten, Miss?«
»Danach habe ich mich schon den ganzen Tag gesehnt«, seufzte Nolita. »Ich fürchtete, die Leute würden vor dem Begräbnis daran Anstoß nehmen, aber Papa hätte es verstanden.«
»Ja, das hätte er!« pflichtete Johnson ihr bei. »Der Captain hat immer gesagt: ,Es ist nichts so schlimm oder so gut, daß es nicht besser wird, wenn man beim Reiten darüber nachdenkt.'«
Nolita traten die Tränen in die Augen, und doch lachte sie leise auf.
»Ich höre Papa das sagen, Johnson, und ich möchte jetzt reiten und nachdenken. Es werden glückliche Gedanken sein, weil Sie mein Problem gelöst haben. Ich hatte solche Angst, Sie würden hundert Pfund im Jahr für nicht ausreichend halten.«
»Ich komme schon zurecht«, erklärte Johnson ruhig.
Er holte Nolitas Damensattel herbei, und sie lief vom Stall zum Haus.
Zehn Minuten später ritt sie über die rauhen, unfruchtbaren Felder hinter den Gebäuden. Die Schwermut, die den ganzen Tag lang wie eine dichte, dunkle Wolke über ihr gehangen hatte, verflog.
Es war nicht nur das Leid um den Tod ihrer Eltern, die sie heiß geliebt hatte, sondern auch das Wissen, daß sie Eros verlassen mußte. Er hatte in ihrem Leben eine solche Bedeutung gehabt, daß es ihr fast unmöglich war, sich eine Zukunft ohne ihn vorzustellen.
Ihr Vater hatte gemeint, daß sie Gesellschaft brauche, und hatte ihr vor fünf Jahren an ihrem dreizehnten Geburtstag Eros gekauft.
Damals waren sie in einer ziemlich angespannten finanziellen Lage gewesen, denn die von Captain Walford trainierten Pferde hatten weniger Geld eingebracht, als er erwartet hatte.
Dazu kam, daß die Rennpferde, auf die er setzte - seine Frau mochte ihn noch so sehr bitten, er solle vorsichtiger sein - direkt vorm Ziel überholt wurden oder beim Sprung über einen Zaun stürzten, den sie mit Leichtigkeit hätten nehmen müssen.
Dann hatte er auf dem Pferdemarkt ein Fohlen gesehen und instinktiv erkannt, daß hier ein edles Tier für wenige Pfund angeboten wurde. Captain Walford hatte das Fohlen mit nach Hause genommen und es Nolita geschenkt, und von diesem Augenblick an war es ihr höchstes Glück und ihr größtes Entzücken gewesen.
Sie hatte Eros nicht nur darauf trainiert, daß er kam, wenn sie ihn rief, sondern ihm auch phantastische Kunststücke beigebracht.
Er konnte sich auf den Hinterbeinen aufrichten und nach der Walzermelodie tanzen, die Nolita summte; er nickte mit dem Kopf, wenn sie ihm befahl, »ja« zu sagen, und er schüttelte ihn, wenn es »nein« heißen sollte.
Jedes Jahr lehrte sie ihn neue Dinge, bis ihr Vater lachend meinte: »Er ist menschlicher als die meisten menschlichen Wesen, und bestimmt intelligenter!«
Der Gedanke daran, daß sie Eros vielleicht verlieren würde, daß sie ihn würde verkaufen müssen, hatte seit dem Tode ihrer Eltern wie ein Dolch in Nolitas Herzen gesteckt.
Sie hatte gewußt, wie wenig Geld sie besaßen, und halb und halb hatte sie sich schon darauf gefaßt gemacht, daß nach Bezahlen aller Verpflichtungen nichts übrigbleiben würde.
Glücklicherweise war der kleine Betrag, den ihr Großvater ihrer Mutter überschrieben hatte, im Wert gestiegen und brachte fast fünfzig Pfund im Jahr ein, und ihr Vater hatte das gleiche Einkommen von einem Treuhandvermögen, dessen Kapital er nicht hatte angreifen können.
Jetzt gehörte beides ihr, und wenn es auch wenig genug war, rettete es sie doch davor, sich von Eros trennen zu müssen.
Als sie an diesem Abend in dem kleinen Schlafzimmer, das sie seit ihrer Kinderzeit bewohnte, zu Bett ging, dankte sie Gott, daß sie Eros behalten durfte, und dann betete sie darum, daß sie nicht lange in Sarle-Park bleiben müsse.
»Wenn sie dort nicht mit mir zufrieden sind«, sagte sie zu sich selbst, »werden sie bald auf meine Dienste verzichten wollen. Vielleicht wird Tante Katherine dann so wütend, daß sie mir erlaubt, zu Hause zu bleiben.«
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