Название: Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)
Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
isbn: 9783845353784
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»Wie reagiert ANANSI?«, fragte Dou, dessen Herz heftig zu schlagen begonnen hatte.
»Gar nicht.« Oman legte den Kopf schief. »Sie hat die Strukturerschütterungen ebenfalls angemessen. Aber noch ist nichts geschehen, die Phersunen sind vermutlich zufällig hier. Alle Defensivschirme der RAS TSCHUBAI sind zugeschaltet. Sie werden uns nicht entdecken.«
»Uns nicht«, sagte Icho Tolot. »Aber was ist mit Vunun? Was, wenn die Phersunen auf der Suche nach Beute sind? Nach Welten und Systemen, die sie in Vektormaterie umwandeln wollen?«
14.
Penelope Assid
Die Hoschken waren halbkapselförmige Wägen auf Rädern, die mit einer elastischen Masse beschmiert worden waren. Einer Masse, die aus dem gehärteten Speichel der Vun bestand und stark federnd wirkte. Vor die Gefährte waren schweinsähnliche Kreaturen gespannt, die mit gemächlichem Schritt einen Weg parallel zum Wohnwald trabten.
Sysca plauderte mit Assid über Architektur. Über nachhaltige Bauweisen. Über die jahrzehntausendealte Zivilisation der Vun, herausragende Persönlichkeiten und berühmte Kollekts, über Ethik und Moral. Über ihr persönliches Umfeld und das Leben in den Waldstädten. Über biolumineszierende Tiere, Eichhörnchen ähnlich, die geduldet wurden, obwohl sie sich von den aus Dung und Lehm bestehenden Wänden der Städte ernährten. Sie waren wie bunte Tupfen in der zunehmenden Dunkelheit und sorgten für ausreichend Licht.
Sysca sprach über Erziehung, Kunst, Kultur, Redewettbewerbe, spielerische Sportjagden und Ringerwettbewerbe, die mit abgebundenen Fangbeinen stattfanden. Sie rezitierte Gedichte von trauriger Schönheit und sprach über Finessen der Vun-Sprache, die sechs Zukunftsformen kannte.
Assid hätte sich gerne in ihr Fachgebiet verbissen und mehr über xenolinguistische Feinheiten erfahren. Aber dies war nicht ihre Aufgabe. Sie musste so viel Wissen wie möglich anhäufen. So hatte es der Parolgeber Bru Shaupaard von ihr gefordert. Also hörte sie geduldig zu und speicherte eigene Gedanken in ihrem Armbandkom.
Die Stadt blieb hinter ihnen zurück, Dunkelheit umfing sie auf dem schmalen Weg. Kaum ein Geräusch war zu hören, nur das Rumpeln der Räder – und das aufgeregte Plappern anderer Expeditionsteilnehmer.
Fünf weitere Hoschken folgten ihrem Gefährt. In jedem saßen zwei oder drei Besatzungsmitglieder der RAS TSCHUBAI, während Bru Shaupaard ihnen zu Fuß folgte. Sein Kopf und sein Oberkörper leuchteten. Er hinterließ in der Dunkelheit eine Flimmerspur, was insbesonders die Vun faszinierend zu finden schienen.
Die Hoschke fuhr weiter, vorbei an im Wind wogenden Farnblättern und vereinzelt dastehenden Findelsteinen.
Schließlich erreichte die kleine Karawane die Kuppel eines sanften Hügels. Vor ihr lag der Einstich in ein steil hochragendes Felsmassiv. Ein Weg, der in den Stein geschlagen worden war und in mehreren Serpentinen hoch zum Plateau führte.
Dies war also der Weg zum Totenwald Tar?
»Sie kommen«, sagte die Vun und drehte ihren mächtigen Körper nach hinten.
»Wer?«, fragte Assid und folgte Syscas Blicken.
Sie entdeckte Lichter, kleine und große. Fackeln, die zu anderen Hoschken gehörten oder von Vun getragen wurden.
Sie kniff die Augen zusammen und blinzelte. Im Sternenlicht erkannte sie immer mehr der kleinen Lichtpunkte.
»Es müssen Zehntausende sein«, sagte sie.
»Die ersten Besucher aus den anderen Städten. Sie werden hier in der Ebene lagern und warten. So lange, bis die VECU erscheint. Sie wollen sie mit all ihren Sinnen erleben.«
Wollen die Vun bloß Zeugen eines besonderen Ereignisses sein? Oder dienen sie einem ganz anderen Zweck? Bin ich die Chronistin ihrer Auslöschung?
Assid gruselte bei der Vorstellung, dass sich unzählige Lebewesen freiwillig von der Superintelligenz berühren lassen wollten. Sie hatte am eigenen Leib miterlebt, wie es war, einen Teil der VECU in sich zu tragen. Und doch: Die VECU war eine positive Superintelligenz, die symbiotisch aufbaute und nicht parasitär aussaugte. Aber sie war in einer Ausnahmesituation, in der die normalen Maßstäbe womöglich nicht mehr angelegt werden konnten.
»Wir fahren den Berg hoch?«, fragte Assid.
»Richtig. Entlang der Straße siehst du erste Elemente des Totenwaldes Tar. Sie mögen auf dem ersten Blick unscheinbar wirken. Aber sie stehen für all das Gute und Besondere in uns.« Sysca deutete in Richtung zweier Steinansammlungen, die links und rechts des Weges in breiten Mulden standen. Unmittelbar vor der Rampe der ersten Steigung.
»Die elegischen Wächter«, sagte die Vun andächtig. »Die beiden Bauten sind mehrere Jahrhunderte alt.« Ihre Worte wurden undeutlicher. Sysca erzeugte eine Melodie mit ihren Fangbeinen.
Assid kniff die Augen zusammen, als sie die beiden etwa drei Meter hohen Steinansammlungen passierten. Es war, als hätte jemand kopfgroße Elemente übereinandergestapelt und dabei keinerlei Rücksicht auf die Gesetze der Schwerkraft genommen. Die Anhäufungen kragten weit nach links und rechts aus und hätten längst umkippen müssen. Beide ruhten in halbkugeligen Senken. Sie strahlen eine sonderbare Wärme ab. So, als hätten sie sich tagsüber mit Hitze aufgeladen und würden sie nun abgeben.
»Aus welchem Material bestehen die Wächter? Sie wirken so leicht, so anmutig.«
»Das sind die Kopfkapseln unserer Verstorbenen«, sagte Sysca mit leiser Stimme. »Wir beißen die Schädel unserer Toten zu ihrer Ehrung ab und erhalten sie. Sie wurden einzig für den morgigen Tag konserviert.«
*
Penelope Assid wusste, dass man das eigene Verhalten nicht auf andere umlegen durfte. Menschliches Tun war anders als das von Halutern, Blues, Maahks oder das von genetischen Verwandten wie den Arkoniden. Selbst umweltangepasste Imarter oder Epsaler wollten nicht mit einem Terraner verglichen werden.
Die Vun waren so schrecklich anders, dass selbst Assid mit all ihrer Erfahrung mit Fremden Mühe hatte, Syscas Worten zu folgen und sie zu verstehen.
»Es ist eine große Ehre, bei einer Todeszeremonie dem Sterbenden den Kopf abzubeißen«, sagte Sysca und fügte mit unüberhörbarem Stolz in der Stimme hinzu: »Ich durfte bereits dreimal zuschnappen.«
»Und ... danach trocknen die Köpfe aus?«
»Sie werden von den Mitgliedern des Klage-Kollekts mit Körperflüssigkeit besprüht. Sie erzeugen eine kühlende Schutzschicht, das Glacee.«
»Was ist das Klage-Kollekt?«
»Die Mitglieder des dritten Geschlechts versammeln sich in Gruppen zu acht Mitgliedern. Sie sind genetisch nicht darauf ausgelegt, sich zu vereinen. Sie bleiben meist isoliert.«
»Sie werden also geächtet?«
»Ganz im Gegenteil. Sie sind lebensnotwendig für den Fortbestand unseres Volkes. Sie sind voll mit Pheromonen, Botenstoffen und Sekreten, die sie für den geeigneten Anlass verwenden. Sie helfen bei der Eiablage, indem sie Glücksgefühle der Mütter fördern. Sie sorgen dafür, dass die Mitglieder eines Kollekts stets beisammenbleiben und füreinander den höchsten СКАЧАТЬ