Название: Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)
Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
isbn: 9783845353784
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»Sie bekommen es mit der VECU zu tun. Und mit euch. Gemeinsam werden wir diesen Kampf gewinnen.«
»Also schön.« Holonder bedeutete seinen Leuten, ihre Positionen einzunehmen und die RAS TSCHUBAI gefechtsbereit zu machen. »Wie ist der Plan?«
»Du wirst ihn spüren. Die VECU ersucht dich, während des Angriffs die Rolle des Piloten zu übernehmen. Du bist einer der besten Emotionauten, die Ertrus jemals hervorgebracht hat. Wir werden deine Talente benötigen.«
*
Er hatte während der letzten Tage und Wochen immer wieder als Pilot der RAS TSCHUBAI fungiert. Auch wenn er als Schiffskommandant dafür nicht mehr vorgesehen war. Briony Legh und Andris Kantweinen erledigten diese Aufgabe schließlich zu ihrer aller Zufriedenheit.
Holonder liebte es, mit dem Schiff verbunden zu sein. Der Platz in der Pilotenmulde war ihm vertraut, ebenso der intime Kontakt mit der Schiffssemitronik und damit mit der RAS TSCHUBAI selbst.
Holonder wurde zum Teil des Schiffs, er war das Schiff. Er fühlte stählerne Muskeln, den Feuerhauch der Waffen, die energiereichen Schutzschirme. Dieser Metabolismus, metallen und künstlich ausgelegt, war wie ein Lebewesen, das es kein zweites Mal in diesem Universum gab. Und er, Cascard Holonder, wurde zum Bestandteil dieses Geschöpfs.
Er fühlte ANANSI. Den semitronischen Rechnerverbund, dem er nicht trauen durfte und der in diesen Minuten dennoch der beste Verbündete war, den er sich vorstellen konnte.
Der Rechner legte eine sonderbare Unterwürfigkeit an den Tag, aber wenn es notwendig werden sollte, korrigierte und verfeinerte er seine Entscheidungen. ANANSI war Sklavin und Herrin gleichermaßen.
Da war noch etwas: ein Element, das Holonder niemals zuvor gespürt hatte. Es harmonierte mit ANANSI und reichte sanft an ihn heran, ohne ihn beeinflussen zu wollen.
Die VECU. Sie streichelte über seinen Geist, während er sich mit dem Schiff verband und die Kontrolle übernahm. Ihre nonverbale Kommunikation war rätselhaft und kaum verständlich. Sie trug etwas in sich, dem Holonder unter keinen Umständen folgen durfte, wollte er bei Verstand bleiben. An einer Superintelligenz verbrannte man sich nur allzu leicht.
Es geht los, wisperte ANANSI.
Ich brauche einen Plan!, verlangte Holonder.
Du wirst wissen, was zu tun ist, sobald es so weit ist. Ergänze mich, ergänze das Schiff, ergänze die VECU. Was die Superintelligenz dir anbietet, ist ein Privileg, das nur wenigen Wesen zuteil wird.
ANANSI lockte und verlockte. Sie ließ ihn die Rolle als Piloten spielen, um ihn enger mit der VECU in Kontakt zu bringen. In der Hoffnung, ihn auf die Seite der Superintelligenz zu ziehen.
Holonder öffnete sich ein kleines Stückchen weit. Er fühlte rings um sich die Bereitschaft des Schiffs für den Kampf. Die Waffensysteme waren bereit, die Abwehrsysteme ebenso.
Zu seiner Verwunderung, aber auch zu seinem Ärger, verzichtete ANANSI darauf, die Schweren Kreuzer und andere Kampfeinheiten abzukoppeln und in die Schlacht zu schicken. Die Semitronik und die Superintelligenz vertrauten den Besatzungen der kleineren Schiffseinheiten nicht genug.
Es geht los, wisperte ANANSI erneut über das paramechanische Interface. Bleib ruhig und vertrau auf deine Fähigkeiten. Die VECU möchte, dass du deine Talente und deine Unberechenbarkeit in die Schlacht einbringst. Sie wird über mich den Hauptteil der Kampfarbeit übernehmen, aber immer wieder auf dich zurückgreifen. Es wird also ein wenig anders ablaufen als sonst.
Wir brauchen Zeit, um uns aneinander zu gewöhnen und uns abzustimmen.
Diese Zeit haben wir nicht. Du kannst dich auf die VECU verlassen. Sie weiß, wie sie mit mir umzugehen hat.
Holonder fragte sich, wie ANANSI und die VECU miteinander in Verbindung traten. Wie erfolgte der Gedankenaustausch der beiden?
Er fühlte ein rasantes Beschleunigen der RAS TSCHUBAI. Sie schoss auf die Welt namens Talzmant zu. Gleich darauf endete die bisherige gedankliche Beschaulichkeit, und Holonder schlüpfte endgültig in die Pilotenrolle. Die anderen Offiziere der Zentrale würden nur noch einen Ertruser im besten Alter sehen, der mit der linken Hand Figuren auf kleine Zettel kritzelte und ansonsten völlig in sich selbst versunken war.
Der positronische Kosmos der RAS TSCHUBAI erwachte vollends zum Leben. Unfassbar viele einzelne Eindrücke prasselten auf ihn ein. Er wurde Teil eines gewaltig großen Mechanismus. Er schwamm in einem Ozean aus Befehlen, Anweisungen, höherdimensionalen Denkprozessen. In einem stetigen, nicht enden wollenden Prasseln kaum verständlicher Daten.
Holonders Geist wurde bis zum Letzten gefordert. Wie immer. In diesem quasi-entropischen Chaos galt es, die Strukturen zu bewahren, alle damit zusammenhängenden Mikrozustände im Griff zu behalten und vor allem das Richtige zu tun, ohne ANANSI in die Quere zu kommen.
Er fühlte den Beginn der Schlacht. Er entließ die Geschosse aus den Sublicht-Kanonen, aus den Impulskanonen, den MVH-Überlicht-Kanonen, den Transformkanonen, den Hyperpulswerfern, den Paratronwerfern, den Dissonanz-Polgeschützen. Bunte Feuerblumen entstanden da und dort. Sie brachten Wirkung mit sich, sie schadeten dem Feind.
Alles ging so leicht, so sanft. In Holonder war eine Ruhe, die er anfänglich nicht begriff. Bis er verstand, dass dies der Einfluss der VECU war. Sie glättete seine Angriffe. Sie sorgte für Präzision. Sie wandelte seine gedanklichen Anweisungen in einen Beschussreigen um.
Holonder kam sich wie ein primitiver Schlächter vor, dem von einem Meister des Kriegshandwerks gezeigt wurde, wie man mikrometergenaue Angriffsmuster ziselierte. So, dass die gegnerischen Raumforts, Schiffe und Bodenstationen auf Talzmant mit chirurgischer Präzision kampfunfähig geschossen wurden.
Ja, es gab Tote und Verwundete auf der Seite der Phersunen. Aber die VECU achtete darauf, die Opferzahlen so gering wie möglich zu halten.
Die Feinde formierten sich zur Gegenwehr. Holonder und ANANSI wichen mit Leichtigkeit aus. Es war ihm, als wüsste er bereits im Voraus, was die Phersunen vorhatten.
Konnte die VECU in die Zukunft blicken? War sie so etwas wie ein Präkog?
Nein. Sie verließ sich auf Unmengen von Daten und extrapolierte. Sie war eine Göttin, die alles über die einfachen Wesen an Bord der feindlichen Raumer wusste. Jederzeit konnte sie ihre Taktik ändern, und wenn die gegnerischen Positroniken glaubten, endlich einmal ein Muster im Kampf des fremden Raumschiffes erkennen zu können, brachte Holonder sein Element der Unberechenbarkeit ein.
Er machte sich an die Arbeit. Er ließ seine Gedanken laufen, assoziierte frei – und die RAS TSCHUBAI tanzte.
Wie viel Zeit verging eigentlich? Oder war Holonder in einem stählernen, positronischen Traum verhangen?
Er wusste es nicht. Er tat seinen Teil und fühlte mit, während die VECU das Abyssale Fundament auf Talzmant vernichtete. Schwarz glasierter Boden blieb zurück, auflodernde Stationen, ausbrennende Maschinenblocks mit Schutzschirmgeneratoren. ANANSI vernichtete alles, das nach Phersunen roch, mit kaum fassbarer Präzision.
Es ist vorbei, dachte die Semitronik irgendwann in seine Richtung. Die Mission war erfolgreich, wir ziehen uns zurück.
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