Название: Faithless Love
Автор: Jana Reeds
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Treasure Hunters
isbn: 9783968160092
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„Das passt nicht. Du hast recht, Carmen, da stimmt was nicht. Mann, dass wir da nicht früher drüber gefallen sind.“ Er rollte mit den Augen, als wäre er genervt, dass er so blind gewesen war. „Der Tauchroboter war an der Jacht – überfallen wurde hingegen der Fischkutter. Woher sollte der Fotograf – oder sonst jemand – gewusst haben, dass diesem Tyler zwei Schiffe gehören? Das konnte niemand wissen, außer …“
Nun ging anscheinend auch Carlos ein Licht auf. „… außer er gehörte zur Crew.“
Einen Moment schauten wir uns nur schweigend an.
„Okay, ich werde die Befragungen noch einmal durchgehen, womöglich fällt mir irgendwo eine Ungereimtheit auf“, sagte Carlos. „Paco, du knöpfst dir die Jungs in den Zellen vor, vielleicht schaffst du es, sie zum Plaudern zu bringen.“
„Soll ich dann ins Krankenhaus und diesen Juan befragen?“, fragte ich.
„Meinst du, der ist schon vernehmungsfähig? Und kann er sich überhaupt an irgendwas erinnern? Der Kerl ist nur knapp mit dem Leben davongekommen. Denk mal dran, wie wir ihn aus dem Wasser gefischt haben.“
Ich zuckte mit den Schultern. Okay, ganz Unrecht hatte Carlos nicht, der Typ war mehr tot als lebendig gewesen. Selbst nach meiner nicht unbedingt sanften Ohrfeige hatte er bloß kurz die Augen geöffnet, nur um danach direkt wieder in der Bewusstlosigkeit zu versinken. Noch immer sah ich sein Blut an meinen Händen, sah mich selbst, wie ich verzweifelt versuchte, die Blutung seiner Bauchwunde zu stillen. Sah, wie blass der Mann unter mir war, wie schlaff sein trainierter Körper.
Bis heute wusste ich nicht, woran es lag, doch dieser Fall beschäftigte mich mehr als jeder andere zuvor. War es, weil ich das erste Mal mit Piraterie zu tun hatte? Ich konnte mir diese Frage nicht beantworten. Juan Alvarez war nicht der Erste, den ich vor dem Ertrinken gerettet und bewusstlos aus dem Wasser gefischt hatte. Unzählige Flüchtlingsboote kenterten in der Meerenge vor Cadiz, regelmäßig bargen wir Menschen, die kaum mehr atmeten, Kinder, die nach ihren Müttern schrien. Leichen.
Jedes Menschenleben, das verloren ging, war eines zu viel. Ich nahm immer ein Stück davon mit nach Hause und brauchte oft Tage, um einzelne Schicksale zu verdauen. Doch dieses Mal … Irgendetwas war anders. Ich träumte von den Piraten, vom Überfall, als wäre ich selbst an Bord gewesen, als wäre ich diejenige, die den Schuss abfing. Ich spürte die Wunde, die ich bei Juan erstversorgt hatte, als wäre es meine. Jeden Morgen erwachte ich schweißgebadet und schaffte es erst nach einer langen, heißen Dusche und einem Kaffee auf meinem Balkon in der Morgensonne, die Spuren der Nacht abzuschütteln.
Es war bisher noch niemals vorgekommen, doch bei diesem Fall fehlte mir zum ersten Mal in meiner Karriere die innere Distanz.
Und das war nicht gut!
Eines der ersten Dinge, die ich in der Ausbildung gelernt hatte, war, dass man immer einen gewissen Abstand wahren musste, ansonsten ging man in diesem Job kaputt. Und diesen Abstand musste ich unbedingt wiederfinden. Dazu sah ich nur noch eine Möglichkeit – die direkte Konfrontation.
„Das werden wir dann ja sehen, ob er sich erinnert. Auf jeden Fall denke ich, er hat genug Zeit gehabt, sich auszuruhen. Und ein paar Fragen werden seiner Genesung schon nicht im Wege stehen.“ Ich zuckte gleichmütig die Schultern, doch Carlos wirkte noch immer zweifelnd.
„Ich fahre dahin und schaue, was ich aus ihm rauskriegen kann“, betonte ich erneut. Zur Bekräftigung stand ich auf, holte meine Collegetasche aus der untersten Schublade meines Schreibtisches und packte alles ein, was ich für die Vernehmung brauchen würde.
Zögernd nickte Carlos. „Okay, na gut. Aber reiß ihm nicht gleich den Kopf ab!“
Ich hob stirnrunzelnd den Blick. „Was soll das denn heißen? Natürlich bin ich nett zu ihm.“
Paco gluckste leise. „Ja, genau!“
Ich warf ihm nur einen scharfen Blick zu, schnappte mir meine Jacke und verließ das Büro.
Innerlich grinste ich jedoch. Natürlich wusste ich, wie die Männer des Reviers mich hinter meinem Rücken nannten. Gottesanbeterin. Zwar fraß ich keine Männer, aber ich hatte im Laufe der Jahre durchaus gelernt, mich ihnen gegenüber durchzusetzen. Und dass ich damit erfolgreich war, erkannte ich an diesem Spitznamen. Für mich war es ein Zeichen der Anerkennung und bedeutete, dass meine männlichen Kollegen Respekt vor mir hatten. Fröhlich vor mich hin summend, stieg ich vor der Wache in mein Auto und machte mich auf den Weg zum Krankenhaus.
4
Juan
Die Tür zu meinem Zimmer wurde geöffnet. Genervt schaute ich über den Rand meines Wasserglases hinüber. Da war ich einmal allein, ohne Kollegen, die stundenlang neben meinem Bett saßen, und was geschah? Irgendeine nervige Krankenschwester meinte wahrscheinlich, ausgerechnet jetzt meinen Puls messen zu müssen.
Dann aber sah ich, wer eintrat.
Und verschluckte mich prompt.
Hustend und nach Luft schnappend, röchelte ich wie ein verdammter Vollidiot.
Mierda.
Wenn ich mich richtig erinnerte, war unser erstes Treffen genauso verlaufen. Nur die Ohrfeige fehlte, aber die konnte ja noch kommen.
„Guten Morgen, Señor Alvarez. Wie geht es Ihnen?“, fragte die schwarzhaarige Schönheit, die Gott mir statt eines Engels geschickt hatte, und trat an mein Bett.
„Scheiße“, war meine Antwort auf ihre Frage, als ich endlich wieder Luft bekam. Innerlich fluchte ich weiter. Welcher Mann will schon in einem Krankenhausbett liegen, wenn er einer Frau begegnet, die er gerne vögeln würde?
Keiner.
Erstens sah ich aus wie ein Grufti. Ich bin nicht besonders eitel, aber nach ein paar Tagen hatte ich einen Blick in den Spiegel gewagt. Meine normalerweise dunkle Haut hatte einen grauen Schimmer. Die Schatten unter meinen Augen waren tiefschwarz und so groß wie Untertassen. Ich sah aus, als sei ich gestorben, vergraben und dann wieder ausgebuddelt worden. Genau so fühlte ich mich auch.
„Das tut mir leid. Ich hatte gehofft, es geht Ihnen schon besser.“
„Oh, da könnten Sie mir helfen. Hüpfen Sie einfach mit rein.“ Ich hob meine Bettdecke ein wenig an und klopfte einladend auf die Matratze.
Ein Schatten zog über ihr Gesicht. Genau so, wie ich es geplant hatte. Es gab kaum einen besseren Trick, um eine Frau schleunigst wieder loszuwerden, als sie so richtig blöd anzumachen. Und selbst wenn ich sie tatsächlich in meinem Bett haben wollte, dann garantiert nicht an einem Tag wie heute.
„Danke, kein Bedarf.“ Sie streckte ihre Hand aus. „Mein Name ist Carmen Rojas, ich bin Polizisten der Guardia Zivil. Ich bin hier, um Ihnen ein paar Fragen zu stellen.“
Ihr Tonfall könnte die Sahara zum Gefrieren bringen. Wenn ich einen Ständer gehabt hätte, wäre der jetzt garantiert in sich zusammengefallen. Aber auch so wirkten ihre Worte wie eine kalte Dusche. Die Polizei hatte mich bisher in Ruhe gelassen. Ich hatte angenommen, dass die mich nicht mehr belästigen würden. Immerhin hatte die gesamte Crew schon СКАЧАТЬ