Die Witwe des Millionärs. Laura Lippman
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Название: Die Witwe des Millionärs

Автор: Laura Lippman

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Kampa Pocket

isbn: 9783311702276

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СКАЧАТЬ Eager reinschauen, sich was Tiefgekühltes und vielleicht noch eine der blöden Zeitschriften holen, die man in der Badewanne las. Der verdammte Feeney. Sie hatte ausgehen wollen, und jetzt war sie allein, hatte einen Drink heruntergestürzt und konnte sich auf eine tiefgekühlte fettarme Lasagne freuen.

      Aber als sie dreißig Minuten später ihre Wohnung erreichte, kam der Duft im Flur aus ihrer Küche, nicht aus Kittys. Sie erschnupperte Lamm, Brot, Backäpfel. Sie nahm zwei Stufen auf einmal, wie die hungrige Esskay am Morgen.

      Crow empfing sie in der Tür, er umschlang sie mit seinen langen Gliedern, bevor sie auch nur den Mantel ausziehen oder die Einkäufe abstellen konnte.

      »Ich hab dich nicht erwartet«, murmelte sie in seinen kratzigen Wollpullover, und sie hoffte, er würde nicht bemerken, wie sehr sie sich freute. »Ich hab dir eine Nachricht hinterlassen, dass ich mit Feeney ausgehe.«

      »Ich hab heute für Kitty abgeschlossen, also dachte ich mir, ich geh hoch und mach was zu essen. Schlimmstenfalls wärst du ganz kicherig von deinem Saufgelage heimgekommen, ich hätte dich ins Bett gesteckt und morgen Mittag Lammeintopf und Apfelkuchen gegessen.«

      »Glaub mir, Feeney war heute Abend ganz bestimmt nicht kicherig.«

      Crow hörte nicht wirklich zu. Er küsste ihre Augenbrauen und ihre Ohren, er fasste sie überall an, er schien wie immer erstaunt zu sein, sie wieder zu sehen, selbst in ihrer eigenen Wohnung.

      »Dein Gesicht ist ganz kalt, Tesser«, sagte er und benutzte den Kindheitsnamen, den sie sich selbst gegeben hatte, eine Mischung aus ihren beiden Vornamen, Theresa Esther. Ein Name, der nur Familienmitgliedern und ganz alten Freunden zustand. Crow war keiner davon, nicht nach fünf Monaten. Er war 23, sie 29. Fröhliche, sorglose 23. Er hatte glänzend schwarzes Haar, das fast so lang war wie ihres, obwohl er normalerweise grüne oder rote Streifen einfärbte, und er hatte einen federnden Gang. Es überraschte sie immer noch, dass sie den Kopf heben musste, um in sein schmales eckiges Gesicht zu schauen, als bedeutete der Altersunterschied, dass er auch kleiner sein müsste.

      »Was hältst du von dem Neuzugang?«, fragte sie und deutete mit dem Kinn auf Esskay, die Tess anstarrte, als versuchte sie sich zu überlegen, woher sie sie kannte.

      »Sie ist süß. Kitty und ich haben sie vorhin rausgelassen, dann habe ich ihr Reis und gedämpftes Gemüse gemacht. Sie hat eine sehr alte Seele, unsere neue Hündin.«

      Tess runzelte die Stirn. »Unser« war ein Wort, das man um jeden Preis meiden sollte. Ihre Beziehungsregeln – genauer gesagt ihre Nichtbeziehungsregeln – verbaten gemeinsame Bücher oder CD’s, erforderten das Aufteilen der Rechnungen, wenn man essen ging, und erlaubten keinerlei gemeinsame Anschaffungen.

      Aber sie sagte bloß: »Wieso um Himmels willen hast du ihr Reis und Gemüse gemacht? Ich hab doch zehn Kilo Hundefutter.«

      »Ich koche gern für meine Frauen«, sagte er und rückte ihr einen Stuhl an dem großen Tisch zurecht, der zugleich als Esstisch und Tess’ Schreibtisch fungierte. »Hey, hab ich dir erzählt, dass Poe White Trash am Samstag spielt?«

      »Wo?«

      »In der Floating Opera.«

      »Das heißt ja wohl, dass ich mir nichts von Rodgers und Hart wünschen kann«, sagte sie und versuchte, keine Grimasse zu schneiden. Die Floating Opera war ein regelmäßiger Rave ohne festen Standort, der durch die ganze Stadt zog – oder zumindest durch die angesagteren, heruntergekommenen Gegenden – gemäß eines Musters, das nur die Jünger begriffen. Deshalb hatte die F.O. keine der Annehmlichkeiten eines echten Clubs, wie Alkohol, Essen oder Toiletten, aber alle Nachteile: Zigarettenrauch, zu laute Musik, zu junges Publikum.

      »Rodgers und Hart«, stöhnte Crow. »Wir haben nichts übrig für diesen Retro-Dreck.«

      »Elvis Costello hat ›My Funny Valentine‹ gesungen.«

      »Tesser, Elvis Costello ist alt genug, um mein Vater zu sein.«

      »Aber nicht alt genug, um meiner zu sein, stimmt’s?«

      Er lächelte, was sie entwaffnete. »War Feeneys Laune ansteckend? Oder bist du bloß wild auf einen Streit?«

      »Ein bisschen von beidem«, gestand sie und aß zerknirscht und peinlich berührt von ihrer Laune stumm ihren Eintopf.

      Nach dem Essen stellte sie die Schalen in die Spüle, nur damit Crow sie für Esskay wieder rausholte, die den Resten schnell den Garaus machte. Crow streichelte die Hündin und klopfte ihr auf die Seiten. Für so einen dünnen Hund hatte sie jede Menge Muskeln: Crows liebevolle Schläge dröhnten wie auf einer Trommel.

      »Ist Eintopf gut für sie, nach dem Reis und dem Gemüse?«, fragte Tess, die sich an Steves trübe Vorhersagen vom Vormittag erinnerte.

      »Kitty hat unter ›Frauen und Hobbys‹ ein Buch über Windhunde stehen«, sagte Crow und rieb Esskays Bauch. Die Hündin guckte glasig, als würde sie vor lauter Wohlgefühl gleich ohnmächtig werden. »Da drin steht, dass sie normalerweise zunehmen müssen, wenn sie nicht mehr laufen, also denke ich, ein bisschen Eintopf wird ihr nicht schaden, obwohl die Frau, die das Buch geschrieben hat, empfiehlt, dass man Hundefutter aus Reis und Gemüse selbst macht. Sie schreibt auch, dass man Salbe auf diese wunden Stellen schmieren soll, wie Wundsalbe für Babys.«

      Die Hündin schob ihre Nase in Crows Achsel und bohrte dort herum, als könnten sich Trüffel in den Falten seines uralten Sweaters verstecken. Crow lachte und verpasste der Hündin noch ein paar Seitenhiebe, dann stieß er mit hoher Stimme aus: »Rou-rou-rou.«

      Esskay antwortete ihm noch höher, und der Vokal wirkte ein bisschen kompakter: »Ru-ru-ru.«

      »Ich bin nicht wirklich ein Jeanette MacDonald- oder Nelson Eddy-Fan«, sagte Tess und schaltete die Anlage ein. Sarah Vaughn’s Stimme erfüllte das Zimmer und übertönte das Crow-Hund-Duett. »Und ich komme mir ein bisschen überflüssig vor. Möchtet ihr zwei alleine sein?«

      Crow kam zu ihr herüber und verpasste Tess’ Rücken einen genauso liebevollen Schlag wie dem Windhund. Auch Tess war muskulös, aber voluminöser, deswegen war der folgende Ton tiefer und sanfter.

      »Ich würde auch dich mit Salbe einreiben, wenn du wunde Stellen hättest«, flüsterte er. »Brennt es irgendwo, Tesser?«

      Durch ihre Sachen hindurch suchten seine Hände Stellen, wo man Knochen fühlen konnte – die Rippen unter den schweren Brüsten, die Beckenknochen, die scharf aus ihren runden Hüften hervorstachen, die knubbeligen Ellenbogen. Er zog ihre Bluse aus ihrem langen, geraden Rock und schob eine Hand unter den Bund, er rieb ihren Bauch, wie er es bei Esskay getan hatte. Mit der anderen Hand zog er die Form ihres Kiefers und ihres Mundes nach, dann berührte er ihren Hals und ihren Nacken, wo er ihr Haar aus dem langen Zopf befreite.

      »Gefällt dir das, Tess?« Sie konnte bloß nicken.

      Sarah Vaughn ging eine Liste der Dinge durch, die sie der Romantik wegen nicht brauchte: spanische Schlösser, langsame Tänze, Vollmond, blaue Lagunen. Der Windhund stöhnte vor sich hin, leise und fast im Takt der Musik. »Ru-ru-ru.« Tess keuchte und streckte sich nach Crows Gesicht. Sex erschien ihr weniger intim als das hier und daher sicherer.

      »Tesser?« Crow hielt ihre Handgelenke und zwang sie, ihm ins Gesicht zu sehen.

      Sie wartete, sie fragte sich, was er als Nächstes sagen würde. Sie fürchtete, er würde wieder vorschlagen, bei ihr einzuziehen. Sie fürchtete, er СКАЧАТЬ