Название: Die Frau Professorin. Eine Schwarzwälder Dorfgeschichte
Автор: Auerbach Berthold
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788726614527
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Und wann i an mein’ Sendrin denk,
No g’freut mi halt der G’spass.
Der Collaborator kannte das Lied und begleitete es im Grundbass, Lorle oben machte aber bei den nachfolgenden Versen das Fensterchen zu und legte sich still zu Bett. Gegen das Ende des äusserst naiven Stelldichein, welches im Liede besungen wurde, konnten schon fast alle Burschen mitsingen; der eilfte und letzte Vers wurde unter hellem Lachen noch einmal wiederholt:
,,Der Bue der sait, heut kann’s nit sein,
Heut hab i goar koan Freud,
Wann i das nächstmal wieder kumm,
Heut hab i goar koan Schneid.
Er thut en frischen Juchzer drauf,
Das hallt im ganzen Wald;
Die Sendrin hat ihm nachig’weint,
So lang sie hört den Schall.
„Und das Lied hat eine Sennerin gemacht!“ schrie der Collaborator in vollem Entzücken.
,,Ihrem Herzliebsten zur guten Nacht, gut Nacht,“ schloss Reinhard und ging in das Haus. Die Burschen sangen das neue Lied noch weit hinein durch das Dorf und lachten unbändig.
,,Das war ein genussvoller Tag,“ sagte der Collaborator auf der Stube zu seinem Freunde. „Wie schön ist Musik in der Nacht! Das Licht ist ein Nebenbuhler des Gesangs, es liebt ihn nicht, die dunkle Nacht aber wiegt ihn sanft auf ihren weichen Armen. Du verstehst’s mit dem Volke umzugehen, man sollte ihm die neuen Offenbarungen im Gesange mittheilen, da ist Alles wieder eins, die erste und letzte Bildungsstufe ist im Gesange wieder geeint.“
Da Reinhard nicht antwortete, fuhr der Redner fort: „Du hast mir diesen Abend ein Gesetz von der Völkerwanderung der Lieder, ich wollte sagen, von der Wanderung der Volkslieder concret erklärt. Man hat so oft Volkslieder von ganz localer Färbung an fremden Orten gefunden. Menschen wie du sind die Schmetterlinge, die den befruchtenden Blumenstaub von der einen Blume zur andern bringen. Wir hatten heute Alles: ein Müllerstöchterlein, ein Wirthstöchterlein, ein Maler und Musikant, es fehlte nur noch ein Jäger, dann hätten wir die vollständige Romantik.“
,,Lass die Romantik, du bist heut schon übel damit gefahren.“
„Du solltest unsere heutige Versammlung unter dem Nussbaum malen.“
,,Du hast mir versprochen, mich nicht aufmerksam zu machen.“
„Ja, verzeih’, gut Nacht.“
Reinhard richtete noch bis spät in der Nacht seine Werkstätte ein, er hatte etwas im Sinne und wollte am andern Morgen frisch an die Arbeit.
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