Nice Girls. Louise Boije af Gennäs
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Nice Girls - Louise Boije af Gennäs страница 7

Название: Nice Girls

Автор: Louise Boije af Gennäs

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги о Путешествиях

Серия:

isbn: 9788711475133

isbn:

СКАЧАТЬ

      »Du lügst«, sagte Stella.

      »Nee, das habe ich tatsächlich auch gelesen«, mischte sich Catta ganz unschuldig ein. »Neulich in einer Popzeitschrift!«

      »Ihr seid nicht bei Trost!« sagte Stella und setzte sich auf. »Dann holt doch die Zeitschrift her!«

      Die Gruppe Bow Wow Wow war eins ihrer absoluten Idole gewesen. Gleich nach dem Abitur hatte sie sich für kurze Zeit sogar die Haare abrasiert und für fast zweitausend Kronen ein Wildlederkleid mit Federn angeschafft.

      »Das kann in einer von denen dort stehen«, sagte Lizzie und zeigte auf einen Haufen von mehreren hundert Musikzeitschriften, die neben einem Bücherregal aufgeschichtet lagen. »Willst du suchen?«

      Stella starrte mißtrauisch von Gunvor zu Catta und auf den Stapel Zeitschriften.

      »Ich komme drauf zurück«, sagte sie mit einem verschmitzten Augenblitzen. »Glaubt nicht, daß ich eine solche Sache vergesse.«

      »Wißt ihr, was ich gehört habe?« fragte Lizzie lächelnd.

      »Du hast was gehört?« höhnte Stella. »Wo denn? In der Mütterberatung?«

      »Sehr lustig«, erwiderte Lizzie. »Ich habe gehört, daß Nina Hagen nach ihrem Konzert am Freitag bei ›Vickan‹ spielen wird.«

      »Nicht möglich!« sagte Catta. »Dort gibt’s doch keine gute Bühne!«

      »Redet man über so was in der Mütterberatung?« erkundigte sich Stella.

      »Hast du vor hinzugehen?« fragte Gunvor hoffnungsvoll. »Dann komm ich mit!«

      »Natürlich gehen wir«, sagte Stella.

      Sie sahen sich an. Plötzlich war klar, daß sie hingehen würden. Alle vier. Zusammen.

      Die Verwunderung war so groß, daß sie verstummten.

      »Was haltet ihr von ein bißchen Musik?« fragte Catta schließlich. »Getz scheint total eingeschlafen zu sein.«

      Die Frage war fast überflüssig, so selbstverständlich erschien sie ihnen. Gunvor sprang auf und stieß beinah die neue Champagnerflasche um, die Lizzie mit einem leichten Satz über die Sofalehne vor die Stereoanlage geholt hatte. Es bumste gewaltig, als Gunvor landete, und Stella erschauerte unmerklich. Wie konnte man so dick sein und keine Hungerkur machen?

      »Denk an die Nachbarn«, sagte Lizzie. »Die sind hyperempfindlich.«

      Gunvor wühlte indes klappernd zwischen den CDs herum. »Das ist ja nur neues Zeug!« sagte sie entrüstet.

      »Denk ’n bißchen nach, Gunni«, ließ sich Cattas tiefe Stimme vernehmen. »Das ist das CD-Gestell.«

      »Kannst du nicht ›Augen wie Eis‹ auflegen?« fragte Lizzie. »Die steht bei den LPs.«

      »Ja!« sagte Stella. »Und dazu ein bißchen ›will dich haben im Duunkeln bei miir‹. Ein Nostalgietrip!«

      »Ich weiß genau, was ich nehmen werde«, sagte Gunvor entschlossen, und ihre Augen glitzerten mutwillig.

      Sie legte eine CD ein und drehte an den Knöpfen. Die anderen schauten ihr abwartend zu und nippten an ihren Gläsern. Die CD lief an.

      »Ich wußte nicht, daß es das hier auf CD gibt«, sagte sie zu Lizzie und grinste über das ganze Gesicht.

      Die Wirkung zeigte sich unmittelbar. Die beiden ersten Takte von ›I Never Promised You A Rose Garden‹ mit Lynn Anderson erklangen aus den Lautsprechern. Sie sahen sich alle breit grinsend an. Lizzie stand auf, kroch fast in einen Wandschrank und kehrte mit einem blankgewetzten Baß und einer Gitarre zurück, der zwei Saiten fehlten. Sie warf Stella die Gitarre zu und hängte sich selbst den nicht angeschlossenen Baß über die Schulter. Stella erhob sich zögernd und stellte den Gitarrengurt ein. Catta hatte unterdes eine Haarbürste gefunden, die sie wie ein Mikrofon vor den Mund hielt, während Gunvor vor dem alten Sekretär von Cattas Großmutter auf die Knie gesunken war, mit einem Salatbesteck in jeder Hand.

      Catta schließlich wagte es. Sie fiel genau an der richtigen Stelle, mitten in der Strophe, in den Gesang ein und tanzte auf ihre gewohnte Weise zum Text »You’d better look before you leap, still waters run deep, and there won’t always be someone there to pull you out ...«. Stella warf den Kopf in den Nacken und brüllte vor Lachen, als sie das sah, doch dann legte auch sie auf der Gitarre los. Lizzie schlug die Baßsaiten routiniert in Hüfthöhe, obwohl man bei der Musik, die aus den Lautsprechern dröhnte, keinen Ton vernehmen konnte. Gunvor trommelte auf dem Sekretär und zog kleine Schubladen heraus, um die Schlagflächen zu verändern, und hin und wieder gelang es ihr, das eine Salatbesteck ein paar Drehungen durch die Luft zu wirbeln.

      Es war tatsächlich wahr; nach nur wenigen Augenblikken machten sie alles genau wie damals. Genau auf dieselbe Weise, als sei überhaupt keine Zeit vergangen, als hätte sich nichts zwischen ihnen verändert.

      6.

      An dem Abend, als die ›Chanelles‹ Premiere hatten, war die Turnhalle in Lundsberg voll gewesen bis auf den letzten Platz. Die ganze Schule war wie ein Mann erschienen, um zu sehen, was diesen musikversessenen Mädels von Misba wohl eingefallen war. Alle wußten, daß in dem Wohnheim dieses Namens eine Band gegründet worden war, doch da sie aus vier Küken, wenn auch aus der Neunten, bestand, die noch kaum Brust hatten, waren die älteren Schüler nicht sonderlich interessiert. Sicher nur Kleinkinderkram.

      Die Mädels hatten drüben in Lungsund einen Keller benutzen dürfen, in dem sie proben konnten, und jeden Mittwoch-, Samstag- und Sonntagnachmittag konnte man das kleine Quartett zielbewußt auf dem Filipstadsvägen lostraben sehen. Zu Beginn des Halbjahres hatten sie gewaltige Netze mit Süßigkeiten und Getränken mitgeschleppt. Gegen Ende waren sie blitzschnell mit dem Fahrrad unterwegs, ohne alles Überflüssige, nur mit diesem und jenem Handmikrofon oder einem Notizblock voller Noten. Die Premiere stand vor der Tür, am Samstag, dem vierten Mai.

      Wenn sie nicht sämtlich so gut in der Schule gewesen wären, hätte der Direktor die Sache vermutlich abgeblasen, lange bevor es bis zu dem Turnhallenauftritt gekommen wäre. Doch nun lagen die Dinge nun einmal so: Keine von ihnen hatte ein Durchschnittszeugnis unter 2,0, und damit fiel es schwer, ihrem großen Enthusiasmus etwas entgegenzusetzen. Tatsache war auch, daß der Direktor selbst ein bißchen neugierig geworden war, als sie in ihren grünen Schuljacken und schmucken, schwarzen Röcken zu ihm kamen und sich leidenschaftlich für die Möglichkeit einsetzten, ›die erste richtige Schulband‹ des Internats zu werden. Es war ihm ganz einfach schwergefallen, nein zu sagen.

      Am vierten Mai hatte sich der Vorhang gehoben für die ›Chanelles‹ – ein Name, der Gunvors Mutter eingefallen war und den sie ziemlich bald gegen den weniger salonfähigen ›Good Girls Do‹ ausgetauscht hatten – und einen Auftritt, den wohl kaum jemand vergessen konnte.

      Mitten im zweiten Song war der Strom ausgefallen, und die ganze Turnhalle hatte im Dunkeln gelegen. Stellas Verstärker – für 250 Kronen gebraucht gekauft von einer Ehemaligen des Internats, deren großer Bruder ein Rundfunkgeschäft in Storfors besaß – war nicht geerdet und geradezu lebensgefährlich gewesen. Sobald er eingeschaltet war, teilte er kleine Stromschläge aus, und jetzt hatte er sich selbst ausgeschaltet und alles andere rundum mit. Eine Vierzigminutenpause mußte eingelegt werden, ehe die Sicherungen ausgetauscht und Stella an den Baßverstärker angeschlossen war, mit einer СКАЧАТЬ