Название: Die Totenbändiger - Äquinoktium - Die gesamte erste Staffel
Автор: Nadine Erdmann
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Die Totenbändiger - Die gesamte Staffel
isbn: 9783958344105
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»Shit.« Gabriel zog ebenfalls seine Taschenlampe vom Gürtel und leuchtete in den Tunnel. »Von wegen die Leichen von heute haben nichts mit den Leichen von damals zu tun!«
»Du glaubst, dahinten hält dieser Irre wieder irgendwo Kinder in Kisten gefangen?«, fragte Connor erschrocken.
»Na, glaubst du vielleicht, dass sich irgendein Kind aus dem Park hier herunter verirrt hat?«, fragte Gabriel grimmig zurück.
»Aber die Leichen sind seit Monaten hier unten.«
Gabriel schnaubte voller Abscheu. »Ja, und? Soweit wir wissen, hat dieser Dreckskerl Cam jahrelang gefangen gehalten. Warum sollte er sein Vorgehen ändern?«
Connor verzog das Gesicht und blickte über die Schulter zu Doktor Monroe, die unbeirrt weiter eine der Leichen untersuchte. »Einer von uns muss bei ihr bleiben.«
»Machst du das?«, bat Sky.
Connor seufzte innerlich. Wenn es darum ging, hier womöglich denjenigen zu finden, der Cam gequält hatte, war klar, dass er weder Gabriel noch Sky aufhalten konnte, also nickte er. »Ja, sicher. Aber nehmt Silberboxen mit. Wir wissen nicht, wie viele Geister hier unten womöglich lauern, und je nachdem wie stark sie sind, könnt ihr sie nicht alle bändigen.«
»Danke.« Sky gab ihm einen schnellen Kuss und lief dann zurück, um den Rucksack mit den Boxen zu holen.
»Verlier nicht die Beherrschung, verstanden?«, sagte Connor warnend, als Sky außer Hörweite war und Gabriel den unpraktischen Papieranzug abstreifte. »Ich will weder deinen Eltern noch den Kids sagen müssen, dass du draufgegangen bist, weil du dich mit einem gemeingefährlichen Irren angelegt hast, klar?«
»Hey, Sky ist ja bei mir.«
»Eben!«
Gabriel bohrte seinen Blick in Connor. »Genau: Eben! Ich würde nie irgendetwas tun, das sie in Gefahr bringt. Schon gar nicht, wenn ich alleine mit ihr im Einsatz bin. Und das weißt du auch. Also mach dich locker und sorg dafür, dass Monroe nichts passiert.«
Sky kam mit einem der Rucksäcke zu ihnen zurück. »Okay, wir können.« Auch sie hatte sich den Schutzanzug ausgezogen und überprüfte nun die Waffen an ihrem Gürtel. »In meiner Walther sind noch die Silberkugeln von gestern, aber ich denke, ich lass die drin. Könnte sich ja auch mal ein Wiedergänger hier unten herumtreiben. Und falls wir auf menschlichen Abschaum treffen, hilft gegen den eine Silberkugel auch ganz gut.«
»Ist ohnehin Schwachsinn, dass wir Spuks die Magazine ständig wechseln sollen.« Auch Gabriel vergewisserte sich kurz, dass seine Waffen einsatzbereit waren.
»Silberkugeln sind halt teurer als normale.«
»Ja, aber Magazine zu wechseln, kann Zeit und damit Leben kosten«, gab Gabriel zurück. »Wie viel ist das wert?«
Connor zog Sky zu sich und gab ihr einen Kuss. »Passt auf euch auf.«
»Logisch. Die Funkgeräte stehen auf Kanal 2, aber wir melden uns nur im Notfall.«
»Okay. Ich halte Funkstille, um euch nicht in Schwierigkeiten zu bringen.« Connor drückte ihre Hand und sah zu Gabriel.
Der nickte bloß und schenkte seinem besten Freund ein versicherndes Lächeln. »Keine Sorge. Wir sind vorsichtig.«
Dann richteten er und Sky ihre Taschenlampen in die Dunkelheit und eilten in den Tunnel.
Einen Moment lang blickte Connor ihnen hinterher, dann wandte er sich um und ging zurück zu den Leichen, um weiter Fingerabdrücke zu sammeln.
»Muss ich dir auch noch mal das ins Gewissen brennen, was Connor dir vermutlich gerade schon eingebrannt hat? Oder tun wir so, als hätte ich es dir bereits gesagt und du hättest hoch und heilig geschworen, dass du keinen leichtsinnigen Mist machen wirst?«, fragte Sky leise, als sie mit ihrem Bruder den Tunnel entlanglief.
Das Weinen war weiterhin zu hören, doch noch immer war im Schein ihrer Lampen nichts Auffälliges zu sehen. Sie näherten sich jetzt allerdings der Abzweigung.
Gabriel schnaubte entnervt. »Jahaa. Ich bin vorsichtig.«
»Gut.« Sky ließ seinen Unmut unbeeindruckt von sich abprallen. »Und kein Ausrasten. Ich weiß, wie sehr du das Schwein hasst, das Cam gequält hat, aber Selbstjustiz ist ein No-Go, verstanden?«
»Ich bin Polizist und gerade im Einsatz. Wenn ich dabei einen Massenmörder und Kinderquäler erschieße, ist das keine Selbstjustiz, sondern vollstreckte Gerechtigkeit und ein Dienst für die Allgemeinheit.«
»Du weißt, dass das nicht stimmt. Es besteht ein Unterschied zwischen Rache und Gerechtigkeit. Und du bist ein Totenbändiger. Für uns gelten eh andere Regeln. Also tu mir bitte den Gefallen und riskiere nicht deinen Job und schon gar nicht dein Leben, klar?«
Sie hatten die Abzweigung erreicht und Gabriel sparte sich einen weiteren Kommentar. Stattdessen klemmte er seine Taschenlampe an seine Walther, zog seine Auraglue und wollte sich an Sky vorbeischieben, um den Seitengang zu inspizieren. Das Weinen kam zwar aus dem Haupttunnel, aber falls im Abzweig etwas hauste, mussten sie es unschädlich machen, sonst würde es sie verfolgen.
Sky packte ihn am Arm und hielt ihn zurück. »Lass mich vorgehen. Ich trage die Silberboxen. Wenn da was lauert, wird es eher dich angreifen.«
Widerstrebend ließ Gabriel ihr den Vortritt.
Sky hatte ebenfalls ihre Pistolen gezogen und nach einem abstimmenden Blick mit ihrem Bruder trat sie wie tausend Mal trainiert aus der Deckung der Tunnelwand und richtete ihre Waffen in den Abzweig.
Ein schwacher Schemen flüchtete vor ihrem Licht in die Dunkelheit des Gangs.
»Alles okay. Nur ein Winzling. Aber wir sollten ihn trotzdem ausschalten, sonst kommt er uns womöglich hinterher und nervt.« Sie löschte ihr Licht.
Gabriel tat es ihr gleich und steckte seine Waffen weg. »Du trägst die Silberboxen, also mache ich das. Sichere du uns ab.«
»Okay.«
Sky hielt ihre Waffen schussbereit für den Fall, dass tiefer im Gang noch irgendetwas anderes lauerte, das nur darauf wartete, dass das Magnesiumlicht verschwand.
Gabriel trat an ihr vorbei. Der Hauptgang hinter ihnen wurde noch schwach vom Licht der Laternen erhellt, die den Einsatzort beleuchtete, doch hier im Abzweig war es stockfinster – und deutlich kälter.
Der Schemen war keine zehn Meter entfernt. Wie eine graue Nebelwolke, der man mit sehr viel Fantasie eine menschliche Kontur nachsagen konnte, waberte der Geist an der linken Tunnelwand entlang. Was seine Größe anging, war er kein Winzling. Gabriel schätze ihn auf ungefähr eins siebzig. Sonderlich stark war er nicht. Aber hungrig. Kaum spürte er Gabriels Lebensenergie, schwebte er auf ihn zu.
Gabriel fackelte nicht lange. Im Haupttunnel weinte irgendwo ein Kind, da wollte er sich nicht mit diesem dämlichen Schemen aufhalten.
Er fühlte in sich hinein, bündelte ein winziges bisschen seiner Lebensenergie und schickte sie als feinen Silberdunst aus seinen Fingern in Richtung des Schemens.
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