The Walking Dead: Taifun. Wesley Chu
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу The Walking Dead: Taifun - Wesley Chu страница 3

Название: The Walking Dead: Taifun

Автор: Wesley Chu

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783966580458

isbn:

СКАЧАТЬ sich über die Jahrhunderte hinweg abgenutzt hatten, sodass der Untergrund nun rau und uneben war. Die einstöckigen Häuser, die die Straße säumten, waren aus Holz, Stein und Beton zusammengewürfelt und die verschiedenen Schichten hatten den Häusern den Stempel ihrer jeweiligen Zeit aufgedrückt. Die Dächer waren niedrig und ragten weit über die Häuser hinaus, sodass vom Himmel nur ein schmaler Streifen in der Mitte der Straße übrig blieb.

      Während sie kleinen jiāngshī-Gruppen auswichen, suchte Zhu nach einer Möglichkeit, auf die Dächer zurückzukehren. In einem Dorf wurde es auf dem Boden schon nach wenigen Sekunden gefährlich. Außerdem waren sie ein Windteam: Sie gehörten nach oben, an einen Ort, an dem sie sich so lautlos und sicher bewegen konnten wie die Brise, die über ihnen wehte. Zum Glück befanden sie sich am Dorfrand, sonst wäre der Sprung vom Dach Selbstmord gewesen. Die untergehende Sonne warf zunehmend längere Schatten. Sie würden bald Schutz suchen müssen.

      Die Straße selbst war überraschend sauber und leer, wenn man bedachte, dass sie wahrscheinlich seit vielen Monaten nicht mehr gereinigt worden war. Das lag vermutlich an der Regenzeit, die seit einigen Wochen einen Großteil der Provinz durchnässte. Eine leichte Brise wehte von Norden heran, wirbelte Nebelschwaden auf und kitzelte die Härchen in Zhus Nacken. Der Wind brachte zwar einen schwachen Verwesungsgeruch mit sich, aber auch die Frische des Frühlings und die winzige Hoffnung auf neues Leben.

      Zhu wies sein Team mit einer Geste an, dicht zusammenzubleiben. Sie eilten die Straße zur Hälfte hinunter und bogen dann in eine Gasse ein, die so schmal war, dass zwei Menschen kaum aneinander vorbeipassten. Ein jiāngshī, der ihm den Rücken zugewandt hatte, drehte sich um und streckte den Arm aus. Er konnte gerade noch ein Knurren ausstoßen, bevor Zhus Tritt seine Brust traf und ihn in einen Müllhaufen warf. Zhu stieß ihm die Machete in die Augenhöhle und lief, ohne langsamer zu werden, weiter durch die Gasse. Er bog nach links ab, nach rechts und blieb dann an einer Kreuzung stehen, um sich zu orientieren und sich zu vergewissern, dass sein Team noch bei ihm war. Elena war nur einen Schritt hinter ihm und Bo tauchte einige Sekunden später schwer atmend auf.

      »Es ist fast dunkel«, sagte Elena, während ihr Blick über die beiden Straßen glitt, zwischen denen sie sich entscheiden mussten. »Bist du sicher, dass du den Weg kennst?«

      Eine der Straßen wurde von Kisten und einem umgeworfenen Ochsenkarren blockiert. Davor lag ein Haufen Abfall, um den herum sich eine Gruppe jiāngshī versammelt hatte. Also mussten sie die andere nehmen, doch die führte in die falsche Richtung. Außer …

      Bo warf einen nervösen Blick auf die jiāngshī-Gruppe. »Wo lang, xiăodì?« Der Kosename »kleiner Bruder« war streng genommen nicht ganz zutreffend. Der Altersunterschied war so groß, dass Bo fast Zhus Vater hätte sein können.

      »Wir sind fast da.« Das war ein wenig geflunkert, denn Zhu wusste es nicht genau. Über die Jahre hatte sich viel verändert und der Zusammenbruch der Welt hatte dafür gesorgt, dass ihm nichts mehr vertraut erschien. Etwas in seiner Brust zog sich zusammen. Er hätte hier sein sollen.

      Hastig lief er die freie Straße hinunter und sein Team hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen. Sie hatten die Straße zur Hälfte zurückgelegt, als er das fand, wonach er gesucht hatte. Er warf seine Machete auf das Blechdach eines Hühnerstalls und zog sich hoch. Elena und Bo waren dicht hinter ihm.

      »Passt auf.« Er warf einen Blick über den Rand des Stalls, wo Balken das Dach stützten. Niemand wusste, wie viele jiāngshī sich in den Gebäuden unter ihnen aufhielten. Die drei liefen über das Labyrinth aus niedrigen und hohen Dächern und sprangen schließlich in einen von Mauern umgebenen Hinterhof. Dort steckten zwei jiāngshī im Schlamm eines Koiteichs fest. Sie hoben die Arme, als sie die Menschen bemerkten, stellten aber keine Gefahr dar. Das Team kletterte die Mauer auf der anderen Seite des Hofs hoch und balancierte vorsichtig über die Krone, bis es den Balkon im ersten Stock des Nachbarhauses erreichte. Einen kurzen Sprung später betraten die drei ein scheinbar verlassenes Wohnhaus.

      Zhu legte seinen Seesack ab und schnüffelte. Zum Glück roch es kein bisschen nach Verwesung, doch er zögerte trotzdem an der Türschwelle, als ihn nostalgische Erinnerungen überkamen. »Hier sollten wir uns ausruhen können.« Es war gut, dass sie diese Nacht ein Dach über dem Kopf hatten. Er war sich nicht sicher gewesen, ob sie es vor Sonnenuntergang schaffen würden. Sie hatten drei Tage gebraucht, um das Dorf zu finden, und die nächste gelbe Fahne, die einen sicheren Ort markierte, war eine halbe Tagesreise entfernt.

      In dem spärlich eingerichteten Wohnzimmer gab es ein Sofa an einer Wand, einen Röhrenfernseher in der Ecke und einen kaputten Schaukelstuhl. Obwohl so viele Monate vergangen waren, hatte die Natur das Gebäude noch nicht erobert. Abgesehen von der dicken Staubschicht sah die Wohnung sauber und ordentlich aus. So wie in seiner Erinnerung. Bilder der Vergangenheit strömten auf Zhu ein: der vertraute Geruch des Eintopfs, den seine năinai gekocht hatte, die langen Nächte, in denen er und seine Familie zugesehen hatten, wie Glühwürmchen den Himmel erleuchteten, den Abend, an dem er mit seiner Schwester einen Drachen im Wohnzimmer auseinandergenommen hatte, um aus dem Rahmen Pfeile und Bogen herzustellen. Bo hatte bei seinem Gespräch mit Elena einen Nerv getroffen.

      Dies war einmal das Zuhause seiner Großeltern gewesen. Seine Eltern hatten in der unteren Etage gewohnt, doch sich im Erdgeschoss umzusehen war viel zu gefährlich. Als er das letzte Mal in der Wohnung gewesen war, hatten sich vier Generationen der Chen-Familie dort gedrängt. Nun gab es, soweit er wusste, nur noch ihn. Zhu wusste nicht, was den anderen widerfahren war. Seine Urgroßmutter war wahrscheinlich schon ganz zu Anfang gestorben. Sie wäre dieses Jahr neunundneunzig geworden. Zu seinen Eltern, Großeltern und seiner Schwester hatte Zhu kurz nach dem Ausfall des Strom- und Telefonnetzes den Kontakt verloren. Er hatte seitdem nichts mehr von ihnen gehört.

      Als er sich umsah, kam ihm die Wohnung friedlich und leer vor. Es gab keine Toten, keine jiāngshī, keine Gewalt. Darüber war er froh. Er hatte sich schon auf das Schlimmste eingestellt. Zhu wandte sich von seinem Team ab, schloss fest die Augen, verabschiedete sich flüsternd von seiner Familie und bat um Vergebung, weil er nicht da gewesen war, als sie ihn gebraucht hatte. Er hätte ein besserer Sohn sein und nach Hause zurückkehren sollen, als er erkannt hatte, dass die Regierung die Epidemie nicht mehr im Griff hatte. Er hätte mit dem ersten Bus ins Dorf fahren sollen, als sie sich ausgebreitet hatte. Er hätte zu Fuß gehen sollen, als die Busse und Züge den Betrieb eingestellt hatten. Doch das hatte er nicht getan. Nun konnte er nur noch mit seiner Vergangenheit abschließen und weitermachen. Er hatte keine andere Wahl.

      In den letzten Tagen vor dem Untergang des Landes hatten Chaos und Verwirrung geherrscht. Das Gesundheitsministerium hatte in seinem letzten Bericht die Befürchtung geäußert, es könne bereits siebenhundert Millionen jiāngshī geben. Das bedeutete, dass über die Hälfte der chinesischen Bevölkerung in den ersten Wochen seit Ausbruch der Epidemie gestorben war. Heute, sechs Monate später, waren es wahrscheinlich bedeutend mehr.

      Damals hatte die Regierung den Menschen versichert, dass sie alles unter Kontrolle hätte. Dass alles gut würde. Die Menschen würden das überstehen, würden die Toten vernichten und alles wiederaufbauen. China würde, wie schon immer, durch die Kraft und die Entschlossenheit seines Volkes überleben.

      Sie hatte diese Botschaft bis zum Schluss verkündet, als es in Peking plötzlich still geworden war. Als der Kopf verstummt war, hatte sich im Rest des Körpers Panik ausgebreitet. Viele Kommunalverwaltungen waren zusammengebrochen. Die Straßen um die Großstädte waren äußerst gefährlich geworden. Die Stadtbewohner hatten versucht, aufs Land zu fliehen, um dem Strom der Toten zu entkommen, während die Dorfbewohner versucht hatten, in die Städte zu fliehen, weil sie glaubten, dass die Regierung sie dort besser beschützen könne. Das hatte dazu geführt, dass der Verkehr in beide Richtungen zum Erliegen gekommen war. Überall, wo sich Menschen versammelt und Zuflucht gesucht hatten, hatte schon bald der Tod zugeschlagen. Die Epidemie hatte jede Menge Überträger СКАЧАТЬ