Die Rabenringe - Gabe (Band 3). Siri Pettersen
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Название: Die Rabenringe - Gabe (Band 3)

Автор: Siri Pettersen

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783038801153

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СКАЧАТЬ fuhr fort: »Sie sagen viel über dich. Und ich selbst habe geglaubt, du seist für uns verloren. Vor allem, als du mit der angemalten Frau hierhergekommen bist. Der Tänzerin. Aber das war etwas anderes als die Lust eines jungen Mannes, nicht wahr? Ich lebe seit einem Dreivierteljahrhundert, Rime. Glaubst du, ich hätte nie etwas von Blindwerk gehört? Sie hat etwas mit dir gemacht, das weiß ich. Du brauchst mir nicht zu sagen, was. Ich vermute, du hast das gebraucht, um Hirka zu folgen. Und ja, du hast Schwarzfeuer getötet. Deinen eigenen Mester. Aber das war seine Entscheidung, nicht deine. Du wurdest getäuscht. Welcher Mann an deiner Stelle hätte nicht dasselbe getan?«

      Rime sah weg. Lindris Verständnis war schlimmer, als es seine Missbilligung hätte sein können.

      »Rime … Du bist ein junger Mann. Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass es mit den Jahren einfacher wird, zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden, aber so ist das nicht. Im Gegenteil. Je älter man wird, desto mehr hat man gesehen. Und ich habe zu viele Leute Fehler begehen sehen, als dass ich glauben könnte, es sei einfach, sich für das Richtige zu entscheiden.«

      Rime lachte kurz. »Das ist nicht das, was sie sagt …«

      »Hirka ist nicht in Eisvaldr aufgewachsen. Du schon. Du bist ein Ratssohn. Man hat dich nie gelehrt, was das Richtige ist. Man hat dich gelehrt: Solange du es bist, der etwas tut, so lange ist es das Richtige. Die Familien sind das Gesetz. Das Gesetz sind die Familien. Trotzdem kämpfst du einen Kampf gegen dich selbst und das macht dich zu einem guten Mann, Rime. Einem starken Mann. Nur starke Männer ertragen es, alles zu verlieren.«

      »Und starke Frauen«, entgegnete Rime. Er spürte, wie seine Schultern sich senkten. Er stieß seinen Becher gegen Lindris, wie zu einem Skål. Verschüttete etwas Flüssigkeit, die in die Furchen des Holzes lief, bevor er sie wegwischen konnte.

      »Weißt du, warum sie das macht, Lindri? Weil sie glaubt, sie verhindert einen Krieg. Sie glaubt, sie kann den Blinden ihren Blutdurst ausreden. Das ist es, was sie macht. Sie glaubt, sie kann sie dazu bekehren, den Frieden zu lieben. Dummes Mädchen … Sie kann einen Stein zur Weißglut bringen und sie wird sie nur noch verrückter machen.«

      Lindri versuchte, ein Lächeln zu verbergen.

      Rime trank den letzten Rest Tee aus. »Was?«

      »Sie bringt das Beste und das Schlechteste in dir hervor, Rime.«

      Das stimmte. Aber es spielte keine Rolle mehr. Sie gehörte ihm nicht, würde es nie tun. Sie hatte sich für eine andere Welt entschieden. Für ein anderes Leben. Falls sie sich je wiedersahen, würde es auf dem Schlachtfeld sein. Er konnte nicht die Hände in den Schoß legen und tatenlos darauf warten. Er musste handeln.

      Nur vorher ein bisschen ausruhen. Hier. Am Tisch.

      »Darkdaggar hat die Kontrolle über den Rat, Lindri. Über das Heer.«

      »Ja, wem sagst du das.«

      »Aber nicht über die Schwarzröcke. Sie sind eine gefährlichere Armee als die von Mannfalla. Die einzige, die den Blinden standhalten kann. Er darf sie nicht übernehmen, Lindri.«

      Rime versuchte, seine Gedanken in Worte zu kleiden, aber sie entwischten ihm. Waren unmöglich zu greifen. Wie die Schwarzröcke. Die schwarzen Schatten, die außerhalb von Darkdaggars Reichweite waren. Aber wie treu waren sie dem Rat jetzt ergeben? Wer hatte nach Schwarzfeuer die Führung übernommen? Und wie würden sie Rime empfangen? Den Mann, der seinen eigenen Mester getötet hatte. Ihren Mester.

      »Bin ich noch ein Schwarzrock? Was denken sie jetzt über mich?«

      »Das kann man nicht wissen, Rime.«

      »Ich muss es herausfinden. Ich habe keine andere Wahl.«

      »Das kannst du morgen auch noch.«

      Rime spürte eine Wolldecke um die Schultern und begriff, dass er dabei war, einzuschlafen.

      Ein Problem

      Dichter Schneefall machte es schwierig zu sehen, wohin man die Füße setzte. Der Wind war schärfer geworden, ging bis auf die Knochen. Hirka hatte jedes Kleidungsstück angezogen, das sie besaß. Den Pullover, den Stefan ihr geschenkt hatte, ein zweites Strickhemd, den Regenumhang von Pater Brody über den Umhang von Jarladin. Leute, die sie vielleicht nie mehr wiedersehen würde. Ob sie überhaupt noch mal jemanden sah?

      Bisher deutete alles darauf hin, dass sie in dieser frostigen Ödnis einschneien würde. Irgendwann würden die Blinden es leid sein, auf sie zu warten, und sie einfach liegen lassen. Und in hundert Jahren würden Totgeborene ein Gerippe ausgraben. Etwas, das einer Verwandten von Graals totem Raben glich. Knochen und Hautfetzen in einem Pullover mit englischem Text, den keiner auch nur im Entferntesten begreifen würde.

      Hirka zwang sich zu einem Lächeln, um sich aufzumuntern. Sie war umgeben von Totgeborenen, in der Art von Wetter, in dem Leute verschwanden, und sie hatte keine Ahnung, wohin sie unterwegs war. Humor war das wichtigste Werkzeug, das sie zum Überleben besaß.

      Sie stapften eine steile Anhöhe hinauf, die mit dem Himmel verschmolz. Eine blau-weiße Einöde, die sie blendete, wenn sie zu lange darauf starrte. Bisher hatte sie keinen einzigen Baum gesehen, auch keine Anzeichen von Leuten. Nur Eis und Schnee.

      Hirka spannte die Kiefermuskeln an, um zu verhindern, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen. Ihre Wangen waren so kalt, dass es sich anfühlte, als platzten sie auf, und der Schweiß war zu Eisperlen im Haar erstarrt. Sie musste bei jedem Schritt mühsam die Füße aus dem Schnee ziehen. Der Stock war eine gute Hilfe. Ein hohler Stab, der wenig wog, aber viel aushielt. Alle hatten einen. Sie hatten gesagt, man könnte durch ihn atmen, falls man von einer Lawine verschüttet wurde, und dass er es leichter machte, gefunden zu werden. Es deutete auch nichts darauf hin, dass sie es scherzhaft gemeint hatten.

      Hirka wusste, dass sie bald anhalten musste. Sie schmeckte vor Erschöpfung schon Blut auf der Zunge.

      Sie blinzelte zu Skerri. Die Frau ging in unermüdlichem Rhythmus vor ihr und hinterließ eine Spur, die es allen leichter machte, die nach ihr kamen. Nicht ein einziges Mal hatte Hirka gesehen, dass sie den Umhang enger um den Körper zog. Es war unbegreiflich, dass sie nicht erfror.

      Auf dem Rücken trug sie einen röhrenförmigen Behälter aus Leder. Er erinnerte an einen Köcher, war aber zu groß für Pfeile. Etwas sagte Hirka, dass sie nicht darauf zu hoffen brauchte, er könnte eine Decke enthalten.

      Jedes Mal, wenn Skerri sich umdrehte, um nachzusehen, wo Hirka blieb, schlugen die Perlen in den schwarzen Zöpfen gegen den Köcher. Es klang wie Hagel. Das Geräusch hatte inzwischen seine eigene Bedeutung erhalten. Eine Anklage, die Hirka vorwärtstrieb.

      »Wer ist eigentlich Modrasme?«, rief Hirka in der Hoffnung, dass ein Gespräch sie dazu bringen würde, langsamer zu gehen.

      »Die Älteste in unserem Haus«, antwortete Skerri. Sie warf Hirka einen Seitenblick zu. »In deinem Haus«, ergänzte sie. Es klang eher wie eine Drohung als wie ein Trost.

      »Also erhalten die Häuser ihre Namen nach den Ält…«

      »Wir reden, wenn wir da sind.«

      Hirka СКАЧАТЬ