Die Rabenringe - Gabe (Band 3). Siri Pettersen
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Название: Die Rabenringe - Gabe (Band 3)

Автор: Siri Pettersen

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783038801153

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СКАЧАТЬ Flammen zur Nacht erloschen. Er drehte ein leeres Glas in den Händen. Sein breiter Rücken war gebeugt. Rime war sich schmerzlich bewusst, dass er selbst ein Teil dessen war, was den Ratsherrn bedrückte. Er war verschwunden. Ohne Ankündigung oder Erklärung.

      Er kämpfte gegen den Impuls, wieder hinunterzuklettern. Verschwunden zu bleiben. Ein schwarzer Schatten in der Winternacht. Wann hatte er eigentlich seinen Platz drinnen im Warmen gehabt?

       Tu, was notwendig ist.

      Rime warf einen Blick über die Schulter, versicherte sich, dass er allein war. Dann klopfte er drei Mal an die Scheibe. Jarladin fuhr zusammen. Ließ das Glas zu Boden fallen, ohne dass es zerbrach. Er starrte zum Fenster, ging darauf zu, blinzelnd und mit hochgezogenen Schultern. Dann erkannte er ihn. Er riss ungläubig die Augen auf und machte sich an den Fensterhaken zu schaffen.

      Rime bewegte sich ein wenig zur Seite, um Platz zu machen. Jarladin schlug das Fenster weit auf und packte Rime, als wollte er ihn vor einem Absturz retten. Er half ihm ins Zimmer und zog ihn an sich. Rime wurde von bärenstarken Armen umschlossen und ertrank in Wärme.

      Der Ratsherr schob ihn wieder von sich. Hielt ihn eine Armlänge auf Abstand, während er ihn von Kopf bis Fuß betrachtete. Er legte seine Pranke an Rimes Kopf, griff ihm ins Haar, als wollte er ihn zausen, tat es aber nicht. Seine Augen wurden feucht. Rime wappnete sich innerlich, wohl wissend, dass der warme Empfang nur von kurzer Dauer sein würde. Der Wechsel zeichnete sich bereits auf Jarladins Gesicht ab. Schmerzliche Freude verwandelte sich in Verwirrung.

      »Wo bist du gewesen?«, murmelte er.

      Rime wich zurück und schloss das Fenster, ohne zu antworten.

      »Wo bist du gewesen?!« Jarladins Stimme brach, als ahnte er Schlimmes.

      Rime blickte zu einem Sessel am Feuer. Wünschte, er könnte sich hineinsinken lassen. Ausruhen. Schlafen. Ohne zu träumen. Stattdessen musste er Rede und Antwort stehen, musste versuchen, das Unerklärliche zu erklären.

      »Du würdest mir nicht glauben, wenn ich es dir erzählte«, sagte er.

      »Wo bist du gewesen, Rime An-Elderin?« Schwelender Zorn jetzt. Die Drohung hing stumm zwischen ihnen. Er brauchte eine Erklärung und sie musste gut sein. Jarladin hatte vielleicht geglaubt, er sei tot, aber seine Reaktion verriet eine tiefere Verzweiflung.

      Rime zwang sich zu fragen. »Was ist passiert?«

      »Was passiert ist?« Jarladin wiederholte die Worte, als läge alle Dummheit der Welt darin. »Was passiert ist?! Du hast deinen eigenen Mester im Kampf getötet und bist verschwunden! Das ist passiert! Ganz Mannfalla war dort, aber seitdem hat dich niemand mehr gesehen. Ich dachte, du würdest im Draumheim schlafen, Rime! Dass Darkdaggar dich am Ende doch noch getötet hätte. Ich dachte …«

      Rime sah weg. Wollte Jarladins Blick ausweichen. Es nützte nicht viel, denn der Ratsherr blickte auch von einem Porträt an der Wand auf ihn. Ebenso wie der Rest der Familie, gerahmt in Gold. Ganz gleich, wohin Rime sich auch drehte, er wurde gesehen. Er war ein kalter Fremder in einem warmen Raum. Einem Raum, der ihn an Ravnhov erinnerte, mit steinerner Feuerstelle und Balken unter dem Dach. Ein geschützter Ort, aber nicht für ihn.

      »Und die anderen? Was haben die gedacht?«

      Jarladin breitete die Arme aus. »Was glaubst du? Die Erklärungen waren ebenso wild wie vielfältig. Schwarzröcke haben dich getötet, um Schwarzfeuer zu rächen, Ravnhov hat dich bei lebendigem Leib verbrannt, du hast dich in der Ora ertränkt oder noch besser: Der Rat höchstselbst hat dich umgebracht. Letzteres erfreute sich in den Bierstuben großer Beliebtheit, als hätten wir nicht genug Probleme! Rime An-Elderin verschwunden, nach Duell und Mordanklage. Deine Abwesenheit hat uns vergiftet, was hast du denn gedacht?! Du warst der Rabenträger!«

      Jarladin nahm ein neues Glas von einem Tablett auf dem Tisch. Er wollte sich aus einer Flasche einschenken, aber sie war leer. Nicht ein Tropfen kam heraus. Die Fingerknöchel um den Flaschenhals wurden weiß.

      »Die Hunde sind aufeinander losgegangen. Eine Familie misstraute der anderen, natürlich. Altes Unrecht waberte durch die Korridore. Und jetzt schließen sie Bündnisse. Kaufen Söldner. Stellen ihre privaten Armeen auf und glauben, sie täten es heimlich, aber jeder Dummkopf kann sehen, dass Geld aus Mannfalla abfließt. Hinaus in die Provinzen. Die ganze Welt weiß, dass der Rat im Begriff ist, zu stürzen. Bald sehen wir die Reiche gegeneinander kämpfen, das ist passiert, Junge! Danke der Nachfrage!«

      Rime setzte sich auf den Schemel. Fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.

      Darum also lagerten Soldaten vor dem Stadttor. Sie waren auf dem Weg in andere Landesteile. Als Geschenk. Zur Stärkung von Bündnissen. Gekauft aus Gründen der Loyalität …

      Schlechte Zeichen, aber nichts, was man nicht reparieren konnte. Es gab noch Hoffnung. Immer noch leere Stühle im Rat. Der von Urd, der von Darkdaggar. Die musste man doch nutzen können, um Stabilität herbeizuführen.

      »Hat jemand Anspruch auf Darkdaggars Platz erhoben?«

      Jarladin lachte halb erstickt. Die Wahrheit zog sich wie eine Narbe über sein Gesicht.

      Rime erhob sich. Spürte Kälte unter die Haut kriechen. »Er hat ihn immer noch?«

      Die Frage hing unbeantwortet in der Luft. Rime hob die Stimme. »Er hat versucht, mich zu töten, und sitzt immer noch im Rat?«

      »Du warst nicht hier!«, fauchte Jarladin. »Du warst nicht hier, um irgendein Urteil zu vollstrecken. Darkdaggar behauptete, er habe aus Notwehr gehandelt. Er sagte, du seist in sein Haus gekommen. Ungebeten. Hättest ihn bedroht. Er hatte nichts zu verlieren, Rime. Nichts. Also ist er aufs Ganze gegangen. Hat Ravnhov die Schuld gegeben. Immerhin warst du dort, als der Anschlag auf dich verübt wurde. Und die Räte haben ihm geglaubt oder so getan, als glaubten sie ihm. Weil sie es glauben wollten! Weil sie ihn brauchten. Und weil du für sie eine wandelnde Katastrophe warst, seit du Rabenträger wurdest. Die meisten am Tisch hätten dich eigenhändig umgebracht, wenn sie gekonnt hätten, also ja, Darkdaggar hat immer noch seinen Stuhl. Wenn du wenigstens den Auftragsmörder am Leben gelassen hättest, dann hätten wir einen Zeugen gehabt, aber so …«

      Rime lehnte sich an die Wand und schloss die Augen. Er lachte frostig. »Du hörst dich an wie Hirka. Leben und leben lassen, was? Glaubst du wirklich, Darkdaggar hätte zugelassen, dass er aussagt? Der Mann war in dem Moment tot, als er den Auftrag angenommen hat!«

       Wut bringt nichts. Konzentriere dich auf das, was du ändern kannst.

      Für einen Moment glaubte er, Schwarzfeuer habe das gesagt, aber es waren Ilumes Worte. Ilume, die Mutter seiner Mutter. Ein Flüstern aus Draumheim. Und eine scharfe Erinnerung an die Politik, die er nie beherrscht hatte.

      Er sah Jarladin an. Den Stier mit dem weißen Bart. Das Feuer färbte sein halbes Gesicht rot. Der Rest lag im Schatten, als stünde er mit einem Fuß im Draumheim.

      »Ich bin jetzt hier«, sagte Rime. »Der Schaden kann behoben werden. Wir haben viele Möglichkeiten, wir können …«

      »Rime … Der Rat hatte nur einen Traum und der war, dich loszuwerden. Diesen Traum hast du eigenhändig erfüllt. Es ist vorbei. Sie werden dich nie zurücknehmen. Eir trägt jetzt wieder den Stab. Ich dachte, die Schriftgelehrten und das Volk würden protestieren, aber niemand hat auch nur einen Stein geworfen. Sie haben gehört, dass du Ravnhov einen Stuhl versprochen hast. СКАЧАТЬ