Название: Würde Jesus bei IKEA einkaufen?
Автор: Tobias Faix
Издательство: Bookwire
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783862567003
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Nachfolge heißt: Leben im Paradox
In der Nachfolge kommt es immer wieder zu Problemen. Probleme, die für mich kaum überwindbar sind. Ich möchte als Nachfolger Jesu radikal leben, alles verlassen, Wunder erleben und die Herrlichkeit Gottes soll täglich in ihrer ganzen Fülle über mich ergossen werden (natürlich bleibe ich dabei demütig, erwähne das höchstens ganz nebenbei). Gleichzeitig möchte ich ein sehr guter Ehemann und Vater sein. Immer da sein, kreativ und motivierend, ein Vorbild für die eigene Familie. Denn ich weiß: Das Reich Gottes beginnt in der Familie. Als Familienvater biete ich meinen Kindern, was sie brauchen, erziehe sie nach christlichen Maßstäben zu selbstständigen Persönlichkeiten. Da kollidiert dann leider freiwilliger Verzicht mit dem Wunsch nach Markenklamotten, und auch ich möchte mir ab und zu etwas gönnen (ein Apple-Notebook zum Beispiel), bekomme aber ein schlechtes Gewissen, wenn ich an die Millionen hungernder Kinder denke (dass diese Gedanken ausgerechnet im Computerladen verschwunden sind, muss ein Zeichen sein!).
Was tun? Das Paradox der christlichen Nachfolge liegt manchmal wie Blei über meinem Leben und doch weiß ich, dass dies eine kreative Spannung ist, die ich auf Erden niemals auflösen werde. Jesus sagt seinen Nachfolgern, dass das Reich Gottes auf dieser Erde mit ihm begonnen hat, aber noch nicht vollendet ist. Nachfolge heißt ein Leben im Jetzt und Noch-nicht. Ein Leben voller Spannungen, im Paradox des Glaubens. Ein Leben zwischen der vollkommenen Erlösung Christi und der Sündhaftigkeit unseres eigenen Lebens. Ein Leben zwischen heiligen Momenten und zerstörendem Egoismus. Zwischen heilender Gemeinschaft und heillosem Streit. Nachfolge zwischen dem Geschenk des Glaubens und dem Leben dieses Glaubens in unserem Alltag.
Jesus hat diese Spannung selbst in sich getragen, indem er ganz Gott und ganz Mensch war. Wir sind nur Menschen und das macht es manchmal schwierig. Aber wir sind auch Erlöste. Erlöste, die mit beiden Beinen in der Wirklichkeit dieser Welt stehen.
Worum es eigentlich geht
Wer für diese Spannungen schnelle Antworten und platte Wahrheiten erwartet, der wird mit Sicherheit enttäuscht werden. In diesem Buch soll zum Nachdenken angeregt, sollen Impulse gegeben und auch mal kritisch nachgefragt werden. Es geht dabei nicht darum, jemanden persönlich, eine Gemeindeform oder gar einen bestimmten Frömmigkeitsstil in ein schlechtes Licht zu rücken. Sondern es geht darum, Einseitigkeiten aufzudecken und zu hinterfragen. Dabei nehme ich mich selbst in die Pflicht, meine eigene Glaubensgeschichte, meine Suche nach Spiritualität und Gottesbegegnung und mein Verhältnis zu der Kultur und Gesellschaft, in der ich lebe. Dabei geht es immer um die Frage der Nachfolge, zum einen persönlich, aber auch als Gemeinde und Kirche. Dass ich dabei nicht neutral bin oder die Wahrheit für mich gepachtet habe, versteht sich von selbst. Diese verschiedenen Texte sollen im besten biblischen Sinne prophetisch sein, zur Nachfolge ermutigen und ermahnen. Sie sollen Mut machen, diesem Jesus zu vertrauen, und zum Ärgernis werden, wo wir mehr zum Pharisäertum neigen als zum Jüngersein. Ich selbst stehe zumindest in dieser Gefahr. Auf alle Fälle sollen sie inspirieren, diesem Jesus alles zuzutrauen, und zu einer ganzheitlichen Nachfolge herausfordern.
Was zu erwarten ist
Dabei ist dieses Buch in vier Bereiche aufgeteilt. Diese Einteilung ist nicht streng dogmatisch, sondern dynamisch zu verstehen. Nachfolge hat verschiedene Facetten, die sich immer wieder überschneiden und ergänzen. Zu Beginn geht es um die Herausforderung des Glaubens – auch auf die Schwächeren in der Gesellschaft zu sehen, sich nicht nur im eigenen Mikrokosmos um sich selbst zu drehen, sondern den Kopf zu heben und die Verantwortung für seinen Nächsten wahrzunehmen. Im zweiten Teil sehen wir uns das Evangelium des Anstoßes näher an: Nachfolge bedeutet auch, sich hinterfragen zu lassen, nicht nur mit dem frommen Mainstream zu schwimmen, sondern die eigene Prägung und das eigene Verhalten kritisch zu betrachten. Danach dreht sich alles um die Gesellschaft, in der wir leben. Wer beeinflusst eigentlich wen? Wir Christen die Gesellschaft oder doch eher umgekehrt? Im letzten Teil des Buches geht es dann um den Jesus, dem wir nachfolgen. Wie sieht unser Jesusbild aus? Woher kommt das eigentlich? Wie sehen und erleben wir ihn und was können wir von Jesus erwarten und lernen? Dieser Jesus, der so vielfältig ist, sanftmütig, scharfzüngig, mitfühlend, ehrlich, herausfordernd, voller Liebe, ermutigend und geduldig.
Ich folge ihm schon eine ganze Weile nach und habe darüber in den letzten paar Jahren immer wieder kleinere Texte, Kolumnen oder Kurzgeschichten geschrieben. Manche wurden schon veröffentlicht (im »dennoch«-Magazin), andere habe ich erst jetzt geschrieben. Jeder Beitrag steht für sich und doch ergeben sie gemeinsam ein Ganzes.
Jesus immer wieder neu zu begegnen, sich neu hinterfragen zu lassen und das Ergebnis im Leben umzusetzen, das wünsche ich mir und dir beim Lesen dieses Buches. In diesem Sinne hoffe ich auf ein anregendes Lesen!
Tobias Faix, Marburg
1
Die Herausforderung des Glaubens
»Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan!«
Jesus in Matthäus 25,40
»Nur wer gegen die Armut kämpft, die die Armen demütigt und erdrückt, kann sagen, er halte zu den Armen.«
Leonardo Boff
Worship starts now
oder: Die Herrlichkeit Gottes und die Schwerkraft meines Alltags
Part 1: Die Herrlichkeit Gottes! Sonntag, Gottesdienst, Anbetung
Gottes Größe und Herrlichkeit haben kein Ende, sie sind einmalig, die Macht und Kraft seiner Auferstehung wird in uns Christen sichtbar. Gott ist der Schöpfer dieser Erde, ja des ganzen Universums. Nichts ist ihm unmöglich und denen, die ihm nachfolgen! Halleluja! »Ich geb mich ganz hin und sage: Ich liebe dich!« Ja, das will ich, ganz, mit allem, was ich habe und bin – immer, an jedem Tag, in jeder Stunde, in jeder Minute meines Lebens!
Part 2: Die Schwerkraft meines Alltags! Arbeit, große Pause
Ich fühle mich beschissen! Was für ein katastrophaler Tag: Schlecht gelaunt aufgewacht, auch noch verschlafen. Zu spät in der Arbeit angekommen, nicht gefrühstückt. Ärger wegen der Verspätung. Streit mit Freunden. Das Missverständnis mit der Freundin vom Vortag kann in der Pause nicht geklärt werden. Lasse die schlechte Laune an Bernd, diesem Arsch, raus, der mich bösartig darauf hinweist, dass er von einem bekennenden Christen etwas anderes erwartet hätte. Ich hasse mich selbst, bin enttäuscht, dass der Kreislauf der christlichen Frustration wieder voll zugeschlagen hat.
Vom Alltag zu Boden gezogen
Karikiert? Überzogen? Vielleicht ein bisschen. Aber kennst du ihn nicht, den Kreislauf der christlichen Frustration? Du hörst eine Predigt, bist auf einem Großtreffen, begegnest Gott in der Anbetung. Dir wird etwas klar, Gott redet zu СКАЧАТЬ