Elfenzeit 7: Sinenomen. Susanne Picard
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Название: Elfenzeit 7: Sinenomen

Автор: Susanne Picard

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Elfenzeit

isbn: 9783946773306

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СКАЧАТЬ rief er zurück.

      Hastig ließen die beiden Männer die Armbrüste sinken. Einer von ihnen winkte jemandem hinter dem Tor zu, der andere verneigte sich. »Verzeiht, Artair.«

      »Ich dachte, hier wäre jeder reich«, murmelte Robert, während sich eine Torhälfte langsam öffnete.

      »Du weißt nicht, in welcher Währung der Sold bezahlt wird«, sagte Anne. Sie folgte Artair als erste durch das Tor und in den Gang, der sich dahinter befand. Die Männer auf den Mauern sahen sie, Robert und Nadja an. Die meisten hatten sich Tücher vor Mund und Nase gebunden. Man konnte nicht erkennen, ob sie neugierig, misstrauisch oder vielleicht sogar feindselig waren. Nadjas Mund wurde trocken, als sich das Tor hinter ihr wieder schloss. Sie drehte sich um und sah, wie vier Männer schwere Riegel vorschoben.

      Artair stieg von seinem Cosgrach und streckte sich. Ein Soldat führte das Reittier davon. Nadja bemerkte die Schießscharten zu beiden Seiten des Gangs und die vergitterten Löcher in der Decke. Über einem sah sie einen Kessel stehen. Der Gang stellte wohl die letzte Falle für Angreifer dar, denen es gelungen war, das Tor zu öffnen.

      »Wir mussten es erst darauf ankommen lassen«, sagte Artair, der offenbar Nadjas Blick bemerkt hatte. »Wie ihr seht, erfüllt die Anlage ihren Zweck.«

      Mit langen Schritten ging er durch den Gang auf ein zweites, offenstehendes Tor zu. Die Soldaten, die er passierte, verneigten sich tief. Sie alle trugen das Abbild des Hammers, entweder stilisiert in ihrer Brustpanzerung, oder auf Schilden und Wappenröcken.

      »Er ist ein mächtiger Mann«, sagte Anne leise, als sie Artair folgten.

      Sie hatte Recht. Nadja sah es an der Art, wie er sich bewegte und an den Reaktionen der Leute, die ihm begegneten. Als sie den Gang verließen und eine belebte Gasse betraten, versuchte fast jeder, der ihm entgegenkam, irgendwie seine Aufmerksamkeit zu erregen. Die Händler, deren Karren die Häuserwände säumten, zeigten ihm laut rufend ihre Waren, Frauen winkten ihm aus den Fenstern zu, während alte Männer, die im Schatten saßen und ein kompliziert aussehendes Spiel mit Würfeln und Holzstäben spielten, ihm Ratschläge zuriefen. Artair lächelte oder sagte gelegentlich etwas, meistens nickte er den Rufern nur zu.

      Die Gassen, durch die sie gingen, waren voller Elfen und Halbelfen. Zwischen den menschlich aussehenden entdeckte Nadja immer wieder Tier- und Pflanzenwesen. Die meisten trugen helle, weit geschnittene Kleidung. Die Häuser, die rechts und links von ihnen aufragten, waren aus Sandstein und Holz gebaut worden. Kein Einziges sah neu aus. Alles wirkte alt, von dem Kopfsteinpflaster, in das die Räder der Handelskarren tiefe Fugen gegraben hatten bis hin zu Holzbalken, die Vordächer kleiner Stände stützten und vom Sand so glatt geschliffen worden waren, dass Nadja glaubte, ihre Fingerspitzen glitten über Glas.

      »Wie alt ist Las’wogg?«, fragte sie Altair, als sie den geschäftigen Teil der Stadt hinter sich ließen und es in den Gassen ruhiger wurde.

      »Niemand weiß es. Bevor der Schmied uns verließ, gab es keine Zeit. Wir waren unsterblich. Wir säten nicht, wir ernteten nicht, es gab keine Jahreszeiten. Warum also hätten wir uns um die Jahre kümmern sollen, die vergingen?«

      »Aber das hat sich geändert?«

      Artair hob die Schultern. »So wie alles sich geändert hat. Wenn ein Leben endlich wird, möchte man die Zeit zählen, die vergangen ist und die schätzen, die man noch hat. Ich weiß nicht genau, warum.«

      Er räusperte sich. »Wie dem auch sei, laut der Aussagen unserer Priester, möge der Schmied ihnen Weisheit und Kraft geben, leben wir im Jahr Zehn der Vertreibung.«

      »Vertreibung?«, fragte Anne.

      »Aus dem Paradies.« Robert gab die Antwort. Er wirkte traurig. Zum ersten Mal, seit sie in diesem Land angekommen waren, schien ihn etwas wirklich zu berühren.

      Artair nickte.

      Sie ließen die Gassen hinter sich und betraten einen weiten, großzügig angelegten Platz. In der Mitte stand ein Springbrunnen groß wie ein Haus. Er bestand aus Steinfiguren, die im Reigen um einen Hammer tanzten, aus dem früher einmal wohl Wasser geflossen war. Doch jetzt war das Becken voller Sand. Die Figuren standen bis zu den Knien darin.

      Häuser säumten den Platz. Ihre Fenster waren zugemauert, Soldaten standen vor den Türen. Artair ging an ihnen vorbei und nickte knapp, als sie sich verbeugten. »Hier warten die Gefangenen auf ihre Verurteilung«, sagte er, als würde er Nadjas Frage erahnen. »Ketzer, Besessene, Mörder, Spione, Flammenritter, die zu feige waren, in ihr Schwert zu fallen, als sie besiegt wurden. Früher einmal lebten hier die Händler der Stadt. Sie verkauften ihre Waren auf dem Platz, aber sie verlegten ihre Stände in die Gassen, als die Vertreibung begann. Niemand lebt gern im Schatten des Todes.«

      Nadja verstand im ersten Moment nicht, was er meinte, doch dann folgte sie seinem Blick zur anderen Seite des Platzes – und erstarrte. Mehr als ein Dutzend Galgen standen nebeneinander an einer Mauer. Leichen schwangen im Wind langsam hin und her. Ihre Köpfe waren unter Säcken verborgen. Abgebrannte Scheiterhaufen umgeben sie. Über ihnen hingen Käfige aus Eisen, in denen verkohlte, von der Hitze des Feuers zusammengekrümmte Tote lagen. Eine Frau stand an einem Pranger. Ihr kahlgeschorener Kopf war gesenkt. Sie rührte sich nicht, obwohl Krähenvögel um sie herum flatterten. Nadja wusste nicht, ob sie noch lebte.

      Sie zuckte zusammen, als Robert ihren Arm berührte. Seine Hand war kühl. »Sind wir sicher, dass wir auf der richtigen Seite stehen?«, fragte er leise.

      Sie ging nicht darauf ein. Der Anblick der Leichen verstörte und erschreckte sie. Ein Soldat ging gerade unter ihnen hindurch, unbeteiligt, einen langen Speer auf die Schulter gestützt. Er schien sie nicht einmal wahrzunehmen.

      »Kommt«, sagte Artair in die Stille hinein. »Ich zeige euch eure Unterkunft.«

      Nadja wäre am liebsten davongelaufen. Die Häuser mit ihren zugemauerten Fenstern und die hohen Mauern, die Galgen, Scheiterhaufen und Käfige, alles erdrückte sie. Sogar die Luft war stickig, doch Nadja zwang sich weiterzugehen. Der Gedanke an Talamh half ihr dabei.

      Artair führte sie um eine Ecke des Platzes herum und blieb stehen. »Hier lebe ich«, sagte er.

      Sie standen vor einem Schloss. Vier Stockwerke hoch ragte es vor ihnen empor. Kleine Türme, Erker und Spitzen, die zu Kirchtürmen zu gehören schienen, verzierten die Fassade. Edelsteine blitzten und glitzerten in ihnen, Fensterrahmen erstrahlten golden in der Sonne. Eine breite Marmortreppe führte zu einer edelsteinbesetzten, offenstehenden Tür. Erst auf den zweiten Blick sah Nadja, dass ein Teil des Dachs eingestürzt und die Fassade voll tiefer Risse war.

      Soldaten verneigten sich, als sie Artair sahen. Einer von ihnen, ein dicklicher, junger Elf, lief ihm entgegen.

      »Priester Dubhagan erwartet Euch im Audienzzimmer, Statthalter«, sagte er nach einer zweiten, linkischen Verbeugung. »Er –«

      »… möchte wissen, was Ihr Euch dabei gedacht habt«, sagte eine Stimme. Ein Mann stand im Eingang. Seine schwarze, verdreckte Robe wehte im Wind. Er war dürr und hatte eine ledrige, faltige Haut. Verfilztes, graublondes Haar hing ihm ins Gesicht, ging nahtlos in einen ebenso verfilzten Bart über. Als er näher kam, bemerkte Nadja, dass er stank.

      »Meine Gedanken gehen nur mich und den Schmied etwas an, Priester.« Artair klang steif. Er wollte an Dubhagan vorbeigehen, doch der gab die Tür nicht frei.

      »Wer ist da bei Euch?«, fragte er. Seine grünen Augen musterten Nadja.

      »Pilger СКАЧАТЬ