Elfenzeit 7: Sinenomen. Susanne Picard
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Название: Elfenzeit 7: Sinenomen

Автор: Susanne Picard

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Elfenzeit

isbn: 9783946773306

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СКАЧАТЬ sollte sich von Indien bis zum Sonnenuntergang erstrecken und über immense Reichtümer und wundersame Bewohner verfügen. Die Quelle der Unsterblichkeit vermutete man dort.«

      Nadja wurde hellhörig. Die Geschichte des Priesterkönigs war ihr nicht fremd, aber sie hatte sich nie damit beschäftigt. Robert anscheinend schon.

      »Mehrere Päpste rüsteten Expeditionen aus, um das Reich des Johannes zu finden«, erzählte Robert weiter. Er klang aufgeregt. »Keine hatte Erfolg. Man vermutete es in Indien, Afrika, China. Sogar Marco Polo suchte danach. Irgendwann erklärte man den Brief zur Fälschung und Priesterkönig Johannes zu einem Mythos.«

      Er sah Anne an. »Aber er war kein Mythos, oder?«

      Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber er war auch nicht Priesterkönig Johannes. Diesen Namen nahm er erst an, nachdem er in der Menschenwelt so genannt wurde. Ich war damals seine Muse und half ihm bei der Erschaffung des Reichs.«

      »Wer war er?«, fragte Robert.

      »Ich weiß es nicht. Mir fehlt die Erinnerung an seine Identität.«

      Immer dasselbe, dachte Nadja frustriert. Jede Antwort, die Anne ihnen gab, warf weitere Fragen auf, die sie nicht beantworten konnte oder wollte. Robert schien sich damit zufriedenzugeben, denn er nickte nur und ging weiter den Hügel hinauf.

      Die Pranken des Panthers hatten tiefe Spuren im sandigen Boden hinterlassen. Sonnenstrahlen brachen sich in kleinen Steinen, die verstreut im Gras lagen. Nadja bückte sich und hob einen von ihnen auf. Es war ein Smaragd, so groß wie ein Daumennagel.

      »Nett«, sagte Robert. »Wir hätten ein paar Taschen mitnehmen sollen.«

      »Hier ist jeder reich«, erklärte Anne. »Niemand muss hungern, es gibt keine Armut. Das war eines der Dinge, die dem König bei der Erschaffung seines Reichs sehr wichtig war. Daran kann ich mich noch erinnern. Er wollte über ein Paradies herrschen, in dem niemandem etwas fehlte.«

      Nadja ließ den Smaragd fallen. Sie hatten die Hügelkuppe fast erreicht. »Wenn niemandem etwas fehlt«, sagte sie, »was wollen sie dann mit meinem Sohn?«

      »Nicht sie«, widersprach Anne, »er. Bei allem Reichtum: ein Kopfgeld, höher als das von Bandorchu, kann sich auch hier nur der König leisten.«

      »Und ich weiß, was er will«, sagte Robert. Er stand bereits auf der Kuppe und blickte über das Land, das vor ihm lag. Nadja überwand die letzten Meter und trat neben ihn. Überrascht stieß sie den Atem aus.

      Die Hügel fielen sanft hinab bis zu einer Ebene, die in der Sonne glitzerte. Nadja sah Bäume, die kahle Äste in den Himmel streckten und gelb verdorrtes Gras. Gewaltige Staubwolken wehten durch die Weite. In der Ferne stieg Rauch auf. Skelette lagen zwischen Diamanten und trockenem braunen Laub. Einige wirkten menschlich, andere animalisch, manche einfach nur fremd. Ein verrostetes Schwert steckte im Boden, daneben lag ein Helm.

      Robert griff nach dem Schwert, aber es zerfiel in seiner Hand. Rost rieselte zwischen seinen Fingern hindurch.

      »Die Zeit hat das Paradies erreicht.«

      Sie erreichten die Ebene, als es dunkel wurde. Anne entdeckte einen kleinen Fluss mit kristallklarem Wasser. Sie trank zuerst daraus und bat Nadja, beim Trinken an etwas zu denken, das sie gern essen würde. Robert grinste, als Nadja den ersten Schluck Wasser ausspuckte, dann aber vorsichtig ein zweites Mal trank.

      »Wasser, das nach Chili con carne schmeckt, ist etwas gewöhnungsbedürftig«, sagte sie und stand auf.

      Er lachte. »Bist du satt geworden?«

      »Ja, aber vielleicht hole ich mir gleich noch einen Nachschlag. Was willst du?«

      »Danke, ich brauche nichts.« Er sah, wie sich ihr Gesichtsausdruck änderte. Einen Moment lang hatte sie wohl vergessen, was er war.

      »Nadja.«

      Sie schüttelte den Kopf und setzte sich einige Meter entfernt auf einen Felsen. Robert seufzte leise. Er zuckte zusammen, als Anne ihre Hand auf seinen Rücken legte.

      »Ihr werdet nie wieder Freunde sein«, sagte Anne. Bei einem Menschen hätte das grausam geklungen, bei ihr klang es wie eine Tatsache. »Sie wird in dir immer den Vampir sehen. Sie kann dir nicht mehr vertrauen, und ohne Vertrauen gibt es keine Freundschaft:«

      Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir vertraue, dachte Robert, aber trotzdem liebe ich dich. Erkläre mir das.

      Beinahe hätte er die Worte ausgesprochen, doch im letzten Moment fing er sich. »Eine simple Gleichung«, sagte er stattdessen.

      Anne nickte sichtlich zufrieden, zog ihre Jacke aus und legte sie sich um die Schultern.

      »Wir sollten Holz sammeln für ein Feuer, bevor es ganz dunkel wird«, sagte Nadja. Sie hatte die Knie angezogen und sah auf die Ebene hinaus.

      »Nicht nötig. Es wird nicht kälter werden.« Anne zog ihre Stiefel aus. »In diesem Reich muss niemand frieren.«

      Robert setzte sich. Das Gras war trocken und weich. »Kein Hunger, kein Durst, keine Armut, keine Kälte … wo ist der Haken?«

      Anne legte sich die Jacke über den Kopf. »Es regnet jeden Abend um die gleiche Zeit«, sagte sie.

      Sie hatte den Satz noch nicht ausgesprochen, als schwere warme Tropfen aus dem plötzlich grauen Himmel fielen. Innerhalb von Sekunden wurden sie zu einem Sturzbach. Nadja sprang von dem Felsen und hockte sich unter einen Vorsprung. Robert schlug den Kragen seiner Jacke hoch. Instinktiv wollte er ebenfalls Schutz suchen, doch dann fiel ihm ein, dass er nicht mehr krank werden konnte. Er stand auf, steckte die Hände in die Hosentaschen und sah dem Regen zu. Es war ein perfekter Regen mit perfekten Tropfen, die in perfekten geraden Fäden fielen.

      Nur einen Lidschlag später wechselte das Wetter. Der Regen versiegte, als habe man die Fäden durchgeschnitten. Abendrot senkte sich über die Ebene.

      »Aber es dauert nie lange«, schloss Anne und schüttelte Wasser aus ihrer Jacke.

      »Du weißt all das.« Nadja kam näher heran. Regentropfen glitzerten in ihren Haaren. »Aber du weißt nicht, wer dieses Reich erschaffen hat?«

      »Das ist richtig.«

      Robert sah Nadjas Misstrauen. »Es wird sich bestimmt alles klären, wenn wir den Berg erreicht haben«, sagte er, ohne es selbst zu glauben. Der Olymp ragte majestätisch jenseits der Ebene auf. Die Entfernung ließ sich nicht schätzen. Vielleicht waren sie ein paar Tage von ihm entfernt, vielleicht ein paar Monate.

      Wenn Zeit hier überhaupt eine Rolle spielt, dachte Robert, als er sich wieder ins Gras setzte. Der Boden war nicht mehr feucht. Das Erdreich schien den Regen vollständig aufgenommen zu haben.

      »Wieso will Catan zum Olymp?«, fragte Nadja unvermittelt.

      Anne zog ihre Jacke an. »Der Palast des Königs liegt am Fuß des Bergs.«

      »Und wie will er Talamh bis dahin ernähren?«

      »Nadja.« Anne klang ungeduldig, machte dann jedoch eine Pause und fuhr ruhiger fort. »Er wird nicht zulassen, dass deinem Sohn etwas geschieht. Der König wird das Kopfgeld nur zahlen, wenn Talamh lebt. Was sollte er mit einem toten Säugling anfangen?«

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