Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. Eine Schwarzwälder Dorfgeschichte. Auerbach Berthold
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. Eine Schwarzwälder Dorfgeschichte - Auerbach Berthold страница 8

Название: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. Eine Schwarzwälder Dorfgeschichte

Автор: Auerbach Berthold

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788726614541

isbn:

СКАЧАТЬ erfrischte ihm das Herz, wie noch nie. Auf die Bitten der Wirthsleute und der Fränz versprach er, über Nacht zu bleiben und den Honoratioren-Ball zu besuchen. ,,Das Haus Diethelm bleibt,“ sagte er halb selbstspöttisch; es wusste Niemand was er damit meinte. Er ging nun hinaus vor das Thor, um seinen Schäfern Bescheid zu sagen und der Mutter Nachricht zu geben.

      So traf Diethelm die beiden Brüder mitten im Gespräch über ihn; er war voll guter Laune, als ihm Medard das Geld für die verkauften siebzig Paar Hämmel übergab, händigte ihm ein namhaftes Trinkgeld ein und befahl ihm ein Fuhrwerk zu nehmen und rasch nach Buchenberg zu fahren, dort der Meisterin Bescheid zu bringen und Alles herzurichten zur Aufnahme der neuen Waaren und Schafe. Bald fuhr Medard mit seinem Bruder in die linde Nacht hinein, Buchenberg zu.

      ––––––––––

      Sechstes Kapitel.

      Diethelm wollte nun sogleich von dem Kastenverwalter den Wechsel auslösen, aber er überlegte, dass er dann ohne baar Geld sei und noch nie hatte er solche Freude an diesem gehabt wie heute.

      Das Marktgewühl verlief sich allmälig: die grossen Leiterwagen, mit lustigen Bauern und Bäuerinnen voll besetzt, konnten schon in ungehemmtem Schritte durch die Strassen heimwärts fahren, in den Krämerbuden wurde bereits eingepackt und gehämmert und die Pferde der Uebernachtenden wurden zur Abendtränke an den Marktbrunnen geführt. Es war Diethelm, der in Gedanken verloren Allem zuschaute, als bliebe er zum Erstenmal in seinem Leben in einem fremden Orte über Nacht und als sei er fern in der weiten Welt und diese Stadt ihm nicht wohlbekannt und heimisch. Er wartete noch bis auch seine Rappen zur Tränke geführt wurden, dann ging er abermals nach dem Kaufhause, um die Beförderung der eingekauften Vorräthe nach seinem Heimathsort anzuordnen. Als begänne das eben am Himmel aufflammende Abendroth zu tönen, so war’s als jetzt die Stadtzinkenisten den feierlichen Abendchoral vom Thurme erschallen liessen. Diethelm achtete nicht lange darauf und die Oedigkeit und Kühle, die jetzt in dem vor Stunden so menschenvollen Kaufhause herrschte, machte ihn eine Weile frösteln; aber er liess es dennoch nicht an Umsicht fehlen und der Reppenberger versab sein Aufseheramt meisterlich. Fünf grosse Wagen fuhren nach Buchenberg, als Diethelm wieder in den Stern zu seiner Fränz zurückkehrte, und zu neuem Aufsehen eine weitere Summe zum Aufbewahren übergab. Das Innere des Hauses hatte in wenigen Stunden ein ganz anderes Ansehen gewonnen und in der Stube lachte ein Mädchen Diethelm aus, weil er es lange anstarrte und nicht erkennen wollte: es war Fränz, die in dem weissen Kleide der Wirthstochter mit veränderter Haartracht in der That ganz unkenntlich war. Diethelm schalt offen über diese Vermummung, denn theils regte sich der Bauernstolz in ihm, theils fühlte er auch wohl, wie ungemäss diese Erscheinungsart für die Fränz war. Der Wirth suchte ihn zu beschwichtigen, aber eine Stimme aus der Ecke rief:

      ,,Der Herr Diethelm hat ganz Recht: die gewohnte Tracht ziert den Bauersmann am besten, und ist auch die nützlichste, weil sie nicht aus der Mode kommt.“

      Zu seinem Schreck erkannte Diethelm den Kastenverwalter und doch that er rasch freundlich zu ihm und rühmte sich beim Glase sehr viel, wie stolz er darauf halte, ein schlichter echter Bauersmann zu sein.

      ,,Dreieckiger Hut, dreifache Versicherung, hat ehemals bei uns gegolten,“ sagte ein hagerer Stammgast mit langer Pfeife, der neben dem Kastenverwalter sass und sich als Kaufmann Gäbler aus der Stadt zu erkennen gab. Und wo Drei im Vaterlande heutigen Tages beisammen sitzen, sprechen sie über die fortschreitende Noth und Verarmung des mittleren Bürger- und Bauernstandes. So auch hier.

      Leicht aber nehmen solche Gespräche eine selbstische Wendung, die mehr oder minder ausdrücklich darauf hinausläuft, sich am eigenen Wohlgefühl zu erquicken. Diethelm verstand es dabei meisterlich, eine bescheidene Grossthuerei an den Tag zu legen; und als der Kastenverwalter die sichern Hypotheken lobte, gab Diethelm zu verstehen, dass er deren auch manche habe, dass er sie aber für den Handel nicht angreife. „Das wäre ja,“ sagte er, „wie wenn man einen Balken aus dem Hause nähme, um damit Feuer auf dem Herd zu machen.“ Der Kastenverwalter fand das klug und lobte das Haus Diethelm, und dieser fand ein eigenes Wohlgefühl darin, mit Prahlereien, um sich zu werfen und sie dünkten ihn bald nichts als reine Wahrheit; denn es ist ja gleich was man besitzen mag, wenn nur die Menschen daran glauben: der Glaube macht selig und der Glaube macht reich. Endlich rückte der Kaufmann Gäbler mit seinem eigentlichen Vorsatze heraus, er war Agent einer Brandversicherungs-Gesellschaft und Diethelm sollte die eingekaufte Waare und all seinen Hausrath versichern. Mit überlautem Widerspruch verneinte Diethelm diese Zumuthung und hatte dafür allerlei unhaltbare Gründe vorzubringen, die der Kastenverwalter mit Siegesstolz widerlegte, wobei er mit besonderem Nachdruck wiederholte: dass nicht der Bauer Diethelm, sondern das Handlungshaus Diethelm versichern müsse. Als endlich auch der Sternenwirth beistimmte, gab Diethelm nach, aber unweigerlich beharrte er gegen den neuen Vorschlag: auch sein Leben zu versichern; ja es wäre vielleicht darob zu einem heftigen Streite mit dem Kastenverwalter gekommen, wenn nicht plötzlich ein Zwischenfall eingetreten wäre, der Diethelm im hellsten Glanze strahlen machte. Ein junger Mann trat ein und fragte nach Diethelm; dieser ging auf ihn zu und begrüsste ihn mit hoher Freude und zwang ihn mit an den Herrentisch zu sitzen. Nach vielem Widerstreben willfahrte der junge Mann, der ein Zeugweber aus der Stadt war, und so viel auch Diethelm abmehrte, bald sprach Alles am Tisch nur Lob und Preis über ihn, denn der junge Handwerker, Kübler mit Namen, war Bräutigam mit der Bruderstochter Diethelms aus Letzweiler, und Diethelm allein war es, der das Mädchen ausstattete, so dass zu Neujahr die Hochzeit sein sollte. Diethelm nickte bejahend, als der Kaufmann Gäbler sagte: „Wenn Der Vetter Diethelm für. Euch gut sagt, Kübler, könnt Ihr bei mir holen, was Ihr wollt.“ Immer aufs Neue erhob sich das Lob Diethelms, der mit fürstlicher Freigebigkeit seinen Verwandten aufhelfe und der Sternenwirth nannte ihn sogar einen Napoleon. Anfangs war Diethelm dieser Ruhm im Beisein seines Gläubigers peinlich gewesen; als aber auch der Kastenverwalter einstimmte, war es ihm, als wachse er immer. Und als endlich der Beginn des Honoratioren-Balls in der Post angekündigt war, trat Diethelm so breit in den Saal, dass die beiden Flügelthüren nicht vergebens aufgemacht waren.

      Diethelm fühlte sich bei all seinem Stolz doch bald nicht recht wohl bei dieser Lustbarkeit. So genehm es ihm auch war, mit Beamten an Einem Tisch zu sitzen, er machte sich doch bald zu dem alten Sternenwirth, der daheim in der untern Stube geblieben war, und hier ging ihm eine neue Hoffnung auf. Der Sternenwirth sagte offen, dass er und Diethelm keine Unterhändler brauchten und erklärte geradezu, dass sein Wilhelm und die Fränz wohl für einander passten; er verbreitete sich sehr über die wirthliche Tüchtigkeit eines klugen Bauernmädchens und wie wohl angelegt hier eine reiche Mitgift sei. Diethelm gab nur abgebrochene Antworten und hielt dabei immer der Art inne, dass der Sternenwirth etwas einschieben musste. Immer wohlgemuther und zutraulicher wurden die beiden Genossen, denn der Sternenwirth bewährte heute an sich seine alte wirthliche Ermahnung: „Der Wein hängt an einander.“ Mit diesem Worte brachte er immer wieder volle Flaschen auf den Tisch.

      Spät in der Nacht, als die Gäste sich bereits entfernt hatten, sassen Diethelm und Fränz noch bei den Wirthsleuten und es war ihnen Allen so vertraut zu Muthe, dass man sich gar nicht trennen mochte; und doch sprach man nichts von der neuen Familieneinigung, aber diese schien Allen in der Seele zu leben.

      Um dieselbe Zeit sass in Buchenberg noch die Frau Diethelms harrend bei der einsamen Lampe. Es war eine Frau von grosser hagerer Gestalt und feinem fast vogelartigem Gesichte, sie war ersichtlich älter als Diethelm; und wie sie jetzt tief Athem holend. vom Spinnen aufschaute und in die Lampe hinein starrte, sah man, dass ein schwerer Kummer sich in diesem Antlitze heimisch angesiedelt hatte. Sie hatte heute alle heimkehrenden Marktgänger nach ihrem Mann ausgefragt: die Einen gaben nur halben Bescheid, die Anderen verkündeten Dinge die unglaublich waren. Freilich hielt Diethelm streng darauf, dass sie keine volle Einsicht in seine Handelschaft hatte, so viel aber wusste sie doch, dass er jetzt baar Geld brauchte, er konnte also unmöglich eingekauft haben. Mit den heimkehrenden Marktgängern, ihren mitgebrachten Lederspangen, Gewandstoffen, Kinderpfeifen und Kindertrompeten, mit der Musterung der eingekauften Pferde und Kühe, vor Allem aber mit СКАЧАТЬ