Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. Eine Schwarzwälder Dorfgeschichte. Auerbach Berthold
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Название: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. Eine Schwarzwälder Dorfgeschichte

Автор: Auerbach Berthold

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788726614541

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СКАЧАТЬ sie mit inniger Sehnsucht einander und die Frau besonders war dann bestrebt, gegen Jedermann ihren Diethelm zu preisen. An Fränz, wenn sie zu Haus war und nicht nach ihrer Gewohnheit den Vater überall geleitete, hatte sie keine Stütze; denn das Mädchen hatte das hoffärtige Wesen ihres Vaters geerbt: Grossthun, die Welt in Neid von sich reden machen, war ihr ewiges Dichten und Trachten, und sie schalt wie Diethelm die Grämlichkeit und das Schwarzsehen der Mutter eine Alterskrankheit, die sie höchstens bemitleidete.

      Martha sass jetzt allein, rückwärts schauend in die Vergangenheit und vorwärts nach ihrer einzigen Sehnsucht: dem Tod. Da hörte sie einen Wagen die Strasse daherfahren, eine Männerstimme rufen, und mit der Freude eines Mädchens, das den Bräutigam erwartet, rief sie zum Fenster hinaus in die Nacht: willkommen Diethelm! Es antwortete Niemand, sie steckte schnell die Ampel in die Laterne, eilte hinab und als sie die Ankommenden sah, schrie i sie jammernd laut auf.

      ,,Was habt Ihr, Meisterin?“ fragte der Schäfer, dem sein Bruder voraufgegangen war.

      „Was will der Landjäger?“ fragte die Frau.

      ,,Das ist kein Landjäger, das ist ja mein Munde,“ antwortete der Schäfer, und Munde sasste die Hand der Frau, die zitternd, und kalt war.

      Als Medard in der Stube die Vorgänge in der Stadt erzählte, presste die Frau die Lippen und ihre, vogelartige Nase wurde kreideweiss; sie sprach, kein Wort und schüttelte nur mehrmals mit dem Kopf. Als sie endlich in ihrer Kammer allein war, warf sie sich auf die Kissen und weinte hinein und schrie die Worte: „Ausborger! Vergantet! Letzweiler Lump.“ Dann richtete sie sich wieder schnell auf, riss die Kissen vom Bett und schrie wie rasend: „Das Alles wird versteigert, Ales. Auf’s Stroh, auf’s Stroh bringst du mich.“ Sie warf sich auf das Stroh und weinte lange, bis sie endlich einschlief.

      ––––––––––

      Siebentes Kapitel.

      Von Trompeten- und Posaunenschall erweckt schlug Diethelm am Morgen die Augen auf; es schien ihm fast, als ob es die Stadtzinkenisten gerade auf ihn abgesehen hätten und ihm war jetzt so schwer, als ob die ganze Last des Erkauften leibhaftig auf ihm läge: er überschaute jetzt nochmals die Zahlen in seiner rothen Schreibtafel und erkannte, dass er mehr eingethan als ins Mäss will. Jetzt galt es aber muthig einzustehen. Fränz war sehr misslaunisch, sie hatte sich in den vornehmen Kleidern doch ausnehmend gefallen und kam sich wie erniedrigt vor in der gewohnten Tracht. Sie musste nun den Vater zu dem Kaufmann Gäbler begleiten, wo man feines blaues Tuch zu einem Mantel für die Mutter einkaufte, und von den Zureden Gäblers unterstützt liess sie nicht ab, bis auch für sie mehrere städtische Kleider eingekauft wurden. Gäbler war überaus freundlich und sagte, Diethelm habe mit Recht den Ruhm, dass gut mit ihm handeln sei und er etwas an sich verdienen lasse. Als Diethelm die Waare bezahlen wollte, lehnte Gäbler dies mit dem höflichen Beisatz ab, solche Kunden müsse man festhalten, denen stelle man Jahresrechnung und Diethelm lächelte in sich hinein; so klein auch diese Summe war, es zeigte sich doch wieder, wie die ganze Welt ihm ihr Besitzthum aufdrang und Vertrauen in ihn hatte. Warum sollte er das selbst nicht haben?

      Gäbler rief Diethelm noch auf der Strasse nach, dass er in den nächsten Tagen mit dem Brandschatzungs-Commissär nach Buchenberg käme, um Alles aufzunehmen und zu versichern und er hoffe, dass das Beispiel ihm mehr Kunden im Oberlande verschaffen solle. Diethelm hatte das eingekaufte Manteltuch im Arm, jetzt liess er es plötzlich fallen und als er sich darnach bückte, stürzte er nach der ganzen Körperlänge auf den Boden. Fränz und der herzugeeilte Gäbler hoben ihn rasch auf und Diethelm behauptete mit schmerzverbissenem Antlitze, dass er über einen Pflasterstein gestrauchelt sei.

      Der Abschied von den Wirthsleuten im Stern hatte etwas erzwungen Heiteres, der Sternenwirth sagte noch bei der letzten Handreichung: ,,Es bleibt also, wie wir abgeredet.“ Diethelm nickte bejahend. Mit einem besondern Behagen letzte er dann das Manteltuch in die Kutschentruhe, er konnte seiner Frau damit doch beweisen, wie er ihrer gedacht; und erst als er schon fuhrfertig oben sass, kam Fränz mit hochglühenden Wangen und verweinten Augen. Die beiden Wegfahrenden sprachen kein Wort mit einander; und Diethelm schaute immer rechts und links nach den Häusern; sein Blick haftete besonders auf jenem Täfelchen, darauf im schwarzen Felde zwei rothe Hände in einander verschlungen waren.

      Erst vor der Stadt nahm Diethelm die Peitsche auf und schlug fluchend und im heftigsten Zorn auf die beiden Rappen, dass sie im wilden Trab dahin rannten. Es war ein schöner heller Augustmorgen, die Leute am Wege arbeiteten als wäre nicht gestern Markttag gewesen und mancher schwere Garbenwagen, der langsam des Weges daherkam, hatte kaum Zeit dem pfeilschnellen Gefährte auszuweichen, und mancher im Felde drohte mit dem Garbenknebel, mancher Bauer fluchte mit geballter Faust hinter Diethelm drein, denn er wär beim raschen Ausweichen in einen aufgeschichteten Steinhaufen am Wege oder gar in den Weggraben gefahren und konnte nun lange nicht mehr vom Fleck, während Diethelm rasch aus den Augen verschwand. An der ersten Anhöhe begegnete Diethelm einem leeren Wagen; er hielt an, und erfuhr auf die Frage: woher? dass diess der Knecht des Steinbauern war, der ihm Wolle zugeführt hatte.

      ,,Hast ein Trinkgeld bekommen?“ fragte Diethelm.

      ,,Wüsst’ nicht von wem. Die Frau hat sich gar nicht sehen lassen, ein Schäfer und ein Soldat haben die Ballen abgenommen.

      In einem Gemisch von Demuth und Stolz jagte Diethelm, in die Tasche greifend: ,,Ich bin der Diethelm, bin selber Knecht gewesen und weiss, was ein Trinkgeld ist. Mein’ Frau ist krank. Säh,“ (da) und er warf buchstäblich das Geld auf die Strasse und fuhr davon.

      Diethelm schimpfte gegen Fränz über die Mutter, die ihn gewiss wieder „mit ihrem Gruchzen in der ganzen Welt verbrüllt habe,“ und Fränz hatte darauf nichts zu erwidern, als dass das Verbleiben in der Stadt ja so schön gewesen sei. Tross der Erwähnung dieses Säumnisses dachte Keines von Beiden daran, wie es Pflicht gewesen wäre, alsbald selbst beim zu eilen und die Uebernahme und Einräumung selbst anzuordnen, statt sie der Mutter über den Hals zu schicken. Fränz und Diethelm waren wie zwei Menschen, die, ohne es sich offen zu gestehen, dass sie ein Unrecht begangen und doch dessen bewusst, gegen den losfahren, dessen Leiden ihnen den Spiegel ihres Thuns vorhält. Diethelm schwur, dass er nun der Mutter das Manteltuch gar nicht gebe, sie habe es nicht verdient, und nur hierin beschwichtigte Fränz und deutete auf die Kränklichkeit und daraus folgendes grämliches Wesen der Mutter hin. Nun waren sie wieder Beide wohlgemuth, denn sie konnten jeden kommenden Vorwurf mit mitleidigem Achselzucken von sich weisen.

      Am Waldrande in der Mitte des Weges erhob sich eine Staubwolke und als die Fahrenden näher kamen, zeigte sich eine grosse Heerde Schafe. Der Schäfer kannte Diethelm und sagte, dass er am Abend in Buchenberg sein werde und lobte überaus die eingekaufte Heerde. Diethelm empfahl ihm ruhigen Trieb zu halten und warf auch ihm ein Geldstück zu.

      ,,Das ist Alles unser,“ sagte Diethelm dann mit triumphirender Miene zu Fränz und mit Stolz wies er weiter hinaus, wo wieder eine Heerde in einer Staubwolke sich zeigte, und es war ihm, als ob nirgends Raum genug wäre und auf allen Wegen sich sein Reichthum ausbreitete, mit dem er Hohes, Unübersehbares erobern wollte. Mit Behagen erzählte er zum hundertstenmale der Fränz, wie er vor dreissig Jahren mit dem Stab in der Hand und neun Kreuzer in der Tasche nach Buchenberg gekommen sei und wie er jetzt auftrete, und noch höher hinaus müsse. „Und Alles nur für dich und für die Meinigen in Letzweiler,“ schloss er und redete nun Fränz ins Gewissen, dass sie den Schäfer Munde, der jetzt daheim gewiss auf sie warte, einfür allemal aufgeben müsse. Fränz erklärte sich hiezu bereitwillig, sie spottete über die Liebschaft mit Munde als über ein Kinderspiel, nannte ihn ein an Pfennigwirthschaft gewöhntes Schäferle und sagte geradezu, dass sie nur noch in reichen Verhältnissen leben und sich nicht abplagen möge, wie eine Viehmagd.

      An der sogenannten kalten Herberge auf der Anhöhe standen noch drei beladene Wollwagen. Diethelm stieg ab und hörte, dass diese Fuhren für ihn СКАЧАТЬ