150. Die fälsche Braut. Barbara Cartland
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Название: 150. Die fälsche Braut

Автор: Barbara Cartland

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9781788674393

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СКАЧАТЬ Manor kam, wurde sie das Gefühl nicht los, sich ständig dafür entschuldigen zu müssen, daß sie überhaupt auf der Welt war.

      Alles was sie tat, wurde kritisiert. Nie konnte sie es dem Onkel und der Tante recht machen. Doch mit den Jahren, als sie älter wurde und zur Frau heranreifte, veränderte sich das Verhalten des Onkels ihr gegenüber auf eine erschreckende Art und Weise. Entsetzt wich sie vor ihm zurück, ging ihm aus dem Weg, wo sie nur konnte, und forderte dadurch seinen Haß nur noch mehr heraus.

      Für jede Kleinigkeit strafte er sie maßlos. Nur voller Scham und Abscheu erinnerte sie sich an die häufigen Schläge, die sie von ihm erhielt, wobei die seelische Erniedrigung noch unerträglicher für sie gewesen war als der körperliche Schmerz, den sie verspürt hatte.

      Die Mietkutsche hielt vor der Hintertür. Niemand war zu sehen, und Isabel wußte, daß die Diener vor dem Haus zu tun hatten. Lord Cardon hielt den Personalbestand bewußt knapp, und an Tagen wie diesen erwartete er in seiner Knauserigkeit, daß jeder der Angestellten für zwei arbeitete.

      »Wenn Sie so freundlich wären, mir den Koffer vor die Tür zu stellen«, sagte Isabel zu dem Kutscher. »Ich werde ihn dann später ins Haus bringen lassen.«

      Unter Ächzen und Stöhnen hob der Mann das Gepäckstück vom Wagen und setzte es auf dem Kopfsteinpflaster des Hofes ab. Der Koffer hatte kein großes Gewicht, aber der Kutscher war schon älter, und als er sich aufrichtete, wischte er sich den Schweiß von der Stirn.

      Impulsiv fügte Isabel ihr letztes Sixpencestück dem Betrag hinzu, den sie bereits abgezählt in der Hand hielt. Argwöhnisch schaute der Mann auf die Münzen, dann sah er, daß das Mädchen nicht kleinlich gewesen war, und er berührte mit dem Zeigefinger den Mützenschirm.

      »Danke, Miss, danke bestens!«,

      Er kletterte wieder auf den Kutschbock, gab dem müden Gaul die Peitsche und fuhr davon.

      Isabel blickte ihm nach. Sie zögerte den Augenblick, da sie das Haus betreten mußte, noch ein wenig hinaus. Erst als das Gefährt fast außer Sicht war, gab sie sich einen Ruck und öffnete die Tür...

      Kein Mensch war zu sehen, aber aus dem Garten drangen gedämpftes Stimmengewirr und die Klänge einer Streich Kapelle an ihr Ohr. Rasch lief sie zur Hintertreppe, und wenige Minuten später war sie im zweiten Stock. Sie eilte zu dem Schlafraum, den sie zusammen mit ihrer Kusine Elisabeth bewohnt hatte.

      Das Zimmer war leer, doch überall auf Bett und Ankleidetisch lagen Elisabeths Sachen herum. Das Musselinkleid, das sie an diesem Morgen getragen haben mußte, die Strümpfe, ihr spitzenbesetzter Petticoat, ihre Haarbürsten, ein benutztes Taschentuch, Handschuhe und eine blaue Leinenschürze bildeten eine heillose Unordnung. Elisabeth schien mit dem Umkleiden bis zum letzten Augenblick gewartet zu haben, und ihre Zofe war scheinbar nicht mehr zum Aufräumen gekommen, da dringendere Aufgaben auf sie warteten.

      Eigentlich paßten Unordnung und Unpünktlichkeit nicht zu Elisabeth. Isabel runzelte die Stirn, hob ein Samtband vom Boden auf und wickelte es um den Finger, um es zu glätten. Dabei fiel ihr Blick in den Spiegel über dem Ankleidetisch. Isabel verzog das Gesicht und streckte ihrem Spiegelbild die Zunge heraus. Sie hatte nicht die geringste Vorstellung davon gehabt, wie verschmutzt sie wirklich war.

      In der Eisenbahn hatte sie sich nur den billigsten Platz in einem offenen Wagen leisten können. Der Rauch, der aus dem Schornstein der Lokomotive drang, war gräßlich gewesen, und der Wind hatte ihr Haar zerzaust, bis nichts mehr in ihrer Erscheinung an eine achtbare und seriöse Gouvernante erinnerte.

      Isabel nahm den Hut vom Kopf. In schweren Locken fiel ihr Haar auf die Schultern hinab und umrahmte das zarte Gesicht wie mit feurigen roten Flammen. Lange, seidige Wimpern umgaben dunkel die großen grünen Augen. Aber Isabel fand sie keineswegs beeindruckend, auch die edel geschnittene Nase und den vollen, schön geschwungenen Mund schien sie nicht wahrzunehmen. Sie sah nur die Rußspuren auf ihrer weißen Haut, und die Angst ließ ihre Lippen beben, so sehr sie auch versuchte, sich zu beherrschen.

      »Ich lasse mich nicht einschüchtern«, sagte sie laut, ballte die Fäuste und warf den Kopf in den Nacken. »Ich habe keine Angst, vor nichts und vor niemandem! Ich hasse die Männer - alle, ohne Ausnahme. Sie sind gemein und teuflisch. Ja, sie sind Teufel, und wenn ich es in meiner Hand hätte, ich würde sie alle für alles büßen lassen, was sie mir angetan haben.«

      Einen Moment lang stand sie hoch aufgerichtet da und wie zu Stein erstarrt. Ihre Fingernägel gruben sich in das weiche Fleisch ihrer Handflächen. Sie hatte die Augen geschlossen, und ihre Zähne waren fest zusammengebissen. Dann lief sie zu dem Waschständer hinüber und tauchte das Gesicht in das frische kühle Wasser der Waschschüssel.

      Sie brauchte einige Zeit, um sich frisch zu machen und umzukleiden, und als sie schließlich fertig war und sich im Spiegel betrachtete, fühlte sie sich ein wenig ruhiger und zuversichtlicher.

      Das frisch gebügelte Musselinkleid ihrer Kusine paßte wie angegossen und gab ihr etwas von ihrem Selbstvertrauen zurück. Tapfer faßte sie den Entschluß, auf der Stelle nach unten zu gehen und ihrem Onkel vor allen seinen Gästen entgegenzutreten. Vielleicht überwand er so am ehesten den Schock über ihre unvermutete Rückkehr. Wenn er dann später eine Erklärung von ihr verlangte, war der erste Zorn in ihm schon verraucht.

      Zielbewußt und mit festen Schritten ging sie den Korridor entlang, der zum großen Treppenhaus führte. Als sie den Treppenabsatz auf dem ersten Stock erreichte, hörte sie, wie draußen vor dem Portal eine neue Kutsche vorfuhr. Wenige Minuten danach betrat ein Mann die Halle.

      Isabel war am Fuß der Treppe stehen geblieben und hatte seine Ankunft beobachtet. Der Fremde war groß und dunkel, und als er den Zylinder abnahm und Isabel das leicht gewellte, rabenschwarze Haar sah, dachte sie unwillkürlich, daß sie nie zuvor einem so gutaussehenden Mann begegnet war.

      Sie sah, wie er die Halle durchquerte und dem Diener durch den Salon auf die Terrasse folgte, wo - wie sie wußte - ihr Onkel und ihre Tante die Gäste begrüßten. Als er an ihr vorbeiging, wandte er den Kopf und blickte wie beiläufig zu ihr hinüber. Auf seinen Zügen lag der Ausdruck von Zorn, Verachtung und Gleichgültigkeit. Es war nur ein kurzer Blick, den er ihr schenkte, und es lag ein Übermaß an Hochmut in seinem Gesicht, als er die Augen wieder von ihr abwandte.

      Noch einer von diesen Halbgöttern, dachte Isabel, und sie wußte, daß sie diesen Mann haßte wie alle seine Geschlechtsgenossen.

      Sie sind alle gleich! dachte sie, während sie langsam weiterging. Scheinheilige Pharisäer in der Öffentlichkeit und gierige Wölfe, wenn sie einer schutzlosen Frau allein gegenüberstehen.

      Isabel verspürte den fast unwiderstehlichen Wunsch, jemanden zu verletzen, so wie sie selbst immer wieder von den Männern verletzt worden war. Sie fragte sich, wie es wohl sein würde, wenn sich einmal die Gelegenheit böte, einen Mann von seiner Sorte zu quälen, ihn sich zu unterwerfen und zu ihrem Sklaven zu machen.

      Doch dann mußte sie lachen. Es war ein humorloses, verzweifeltes Lachen. Ein Mann war immer der Herr und Gebieter. Welche Chance hätte eine Frau schon gegenüber der angeborenen Überlegenheit und der natürlichen Vormachtstellung des sogenannten starken Geschlechts.

      Ein Gefühl der Hilflosigkeit erfaßte Isabel, und sie wußte, daß sie es jetzt wohl doch nicht fertigbringen würde, vor Onkel und Tante hinzutreten. Die beiden würden glauben, einen neuen Gast zu begrüßen, würden ihr unwillkürlich die Rechte entgegenstrecken und dann erst erkennen, wer da vor ihnen stand.

      Rasch durchquerte sie die Halle und öffnete die Tür des Morgenzimmers. Von diesem Raum aus gelangte man in einen Wintergarten, an dessen СКАЧАТЬ