Sophienlust Box 15 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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Название: Sophienlust Box 15 – Familienroman

Автор: Patricia Vandenberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Sophienlust Box

isbn: 9783740970642

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СКАЧАТЬ eine Antwort erhielt, kam Denise von Schoenecker selbst an den Apparat.

      Sehr behutsam und vorsichtig machte sie Corinna klar, dass die kleine Bärbel nicht an einem Husten oder Schnupfen, sondern an einer sehr schweren Krankheit litt.

      Corinna hatte das Gefühl, alles Blut ströme ihr aus ihrem Herzen. Ihre Knie wurden weich, doch sie wollte jetzt nicht schlappmachen. Sie musste erfahren, was Bärbel fehlte. »Bitte, Frau Schoenecker, ich flehe Sie an, sagen Sie mir, was meiner Bärbel fehlt. Ich bin völlig gefasst«, erklärte sie.

      Trotz dieser Beteuerung zitterte ihre Stimme hörbar. Denise hörte es, doch sie fühlte sich verpflichtet, Corinna die ganze Wahrheit zu sagen. Deshalb sprach sie das furchtbare Wort Hirnhautentzündung aus, das Corinna wie ein Blitzschlag traf. Mehr Unheil hätte ein Blitz aus heiterem Himmel auch nicht anrichten können.

      Der Hörer glitt aus Corinnas Hand. Sie selbst konnte sich gerade noch an der Wand stützen, sonst wäre sie zu Boden gesunken.

      Jochen war sofort an ihrer Seite in der Telefonzelle. Er nahm den Hörer und wollte selbst mit Denise von

      Schoenecker sprechen, doch Corinna hatte sich bereits so weit gefangen, dass sie das Gespräch beenden konnte. »Ich fahre augenblicklich zurück nach Sophienlust«, sagte sie.

      »Es hat keinen Zweck, dass Sie Ihren Urlaub vorzeitig abbrechen, Frau Saller«, versuchte Denise der jungen Frau klarzumachen. »Sie dürfen Bärbel ohnehin nicht sehen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass Ihr Kind die Krise bereits überstanden hat und wieder gesund wird.«

      Sie wusste, dass dies nicht ganz der Wahrheit entsprach. Aber sie brachte es einfach nicht übers Herz, Corinna in ihrem Leid der Ungewissheit zu überlassen.

      »Ich muss sie sehen, ich muss zurückkommen!« Corinna war keinem vernünftigen Argument mehr zugänglich.

      »Sie dürfen Bärbel nicht sehen!«, rief Denise mit Nachdruck in den Hörer. »Bärbel ist isoliert und muss es noch eine Woche lang bleiben. Es hat also gar keinen Zweck, dass Sie früher zurückkommen, Frau Saller. Machen Sie sich bitte keine Sorgen. Ihrem Kind geht es bereits wieder gut.«

      Doch diese Versicherung nahm Corinna schon nicht mehr wahr. Sie verabschiedete sich hastig von Denise und legte auf. Wie eine Schlafwandlerin taumelte sie aus der Zelle. Als Jochen sie stützen und ihr ein paar tröstende Worte sagen wollte, stieß sie ihn abrupt von sich. »Lass mich!«

      Er schaute die geliebte Frau hilflos an. »Corinna, Liebes, es … es tut mir so unendlich leid. Aber du hast ja gehört, dass Frau von Schoenecker bestätigt hat, Bärbel habe das Schlimmste bereits überstanden.«

      »Hör auf!«, fuhr sie ihn an. Ihre Hände zitterten so stark, dass sie die Finger ineinander verschlingen musste, um sie einigermaßen stillhalten zu können.

      Jochen wollte ihre Hand ergreifen, doch sie wandte sich brutal von ihm ab. Hass glitzerte in ihren Augen und traf ihn wie ein Schlag. »Aber … aber Corinna …« Mehr konnte er nicht sagen. Nur in seinen Augen stand noch immer die stumme Versicherung seiner Liebe zu ihr. Er machte eine Geste, als wollte er sich entschuldigen, als wollte er sagen, ich bin doch nicht schuld an der Krankheit deines Kindes.

      Doch Corinna blickte ihn einen Moment lang verächtlich an, einen Moment, in dem ihn ihre Blicke wie versengende Blitze trafen. Dann wandte sie sich ab und lief auf die Straße hinaus zum Wagen.

      Jochen folgte ihr hilflos und verwirrt. Was hatte sie nur? Der Schmerz musste ihre Sinne verwirrt haben.

      Er trat zum Wagen und öffnete für sie die Tür zum Beifahrersitz. Dann ging er um den Wagen herum und setzte sich hinter das Steuer. Er startete jedoch nicht, sondern blieb einige Minuten still sitzen.

      Corinna blickte starr geradeaus. Kein Leben schien mehr in ihr zu sein. Nur über ihre Wange lief eine einzelne Träne. Diese Träne, das Eingeständnis ihrer Hilflosigkeit und Schwäche, nahm sich eigenartig auf dem zur Maske erstarrten Gesicht aus.

      Jochen holte sein Taschentuch hervor und wollte ihr behutsam die Träne vom Gesicht tupfen. Doch Corinna stieß seine Hand weg. Nun begann sie zu sprechen.

      Aber ihre Worte waren an niemand gerichtet. Es war ein abgehacktes, von trockenen Schluchzern unterbrochenes Selbstgespräch.

      »Schämen sollte ich mich! Während mein Kind todkrank ist, vergnüge ich mich hier. Das ist jetzt die Strafe dafür! Ich bin eine schlechte Mutter … Nein, überhaupt keine Mutter. Sonst hätte ich an mein Kind und nicht nur an mich selbst gedacht.«

      »Mach dir doch keine Vorwürfe«, bat Jochen demütig. Es schmerzte ihn, sie so leiden zu sehen.

      »Lass mich in Ruhe«, fuhr sie ihn an. »Du hast mich zu diesem Urlaub verleitet. Du bist schuld daran. Warum habe ich nur auf dich gehört?« Sie schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht.

      Jochen fuhr zurück, als habe ihn eine Natter gebissen. Ihre Vorwürfe trafen ihn unvorbereitet und waren nicht berechtigt. »Du weißt nicht, was du sagst«, murmelte er. »Das kannst du nicht meinen …«

      »Doch, das meine ich so! Dir ist es doch egal, was mit meinem Kind geschieht. Dir geht es nur um dein Vergnügen!«

      Diese Worte trafen ihn wie Keulenschläge. Er warf ihr einen letzten bittenden Blick zu. Doch als er sah, dass in ihren Augen noch immer Hass loderte, wandte er sich verletzt ab. Dann startete er den Motor und fuhr langsam in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren.

      »Ich will sofort nach Sophienlust«, verlangte Corinna trotzig.

      »Wir haben das ganze Gepäck noch in unserer Hütte«, sagte er mit frostiger Stimme, der man anhörte, dass er litt.

      »In der Hütte?«

      »Ja«, erklärte er geduldig, als spräche er zu einem Kind. Doch die Wärme war nun aus seiner Stimme verschwunden. Er war eben auch nur ein Mensch, dessen Stolz empfindlich verletzt worden war. »Wir müssen noch einmal zu unserer Hütte aufsteigen, bevor wir nach Sophienlust fahren. Schließlich können wir unser Gepäck nicht einfach hier zurücklassen.«

      Sie gab keine Antwort. Jochen deutete es als Zeichen, dass sie einverstanden war. Er schaltete in einen höheren Gang und fuhr etwas schneller. Bald erreichten sie den kleinen Ort, hinter dem der Aufstieg zu der Hütte begann. Jochen parkte seinen Wagen wieder an der gleichen Stelle wie zuvor. Er wollte Corinna beim Aussteigen helfen, doch sie sprang schnell aus dem Wagen und holte wortlos ihren kleinen Rucksack vom Rücksitz.

      Es ging bereits auf den Abend zu, als sie ihren Aufstieg begannen. Schweigend folgten sie dem anfangs nur leicht ansteigenden Pfad. Jochen ging voraus, Corinna mit verbissenem Gesicht hinter ihm. Als er sich einmal umdrehte, um sie zu fragen, ob sie auch mitkäme, nickte sie nur.

      Tiefrot versank die Sonne hinter den Bergkuppen und tauchte die schweigende steinerne Welt ringsum in ein unwirkliches Licht. Der Anblick dieses Naturschauspiels war so schön, dass er Corinna den Schmerz um Bärbel noch intensiver zu Bewusstsein brachte. Sie hätte schreien mögen. Wie konnte es hier so friedlich und schön sein, wo es zur gleichen Zeit an anderen Orten so unsäglichen Schmerz gab? Wie gern hätte sie sich an dem Sonnenuntergang erfreut, wenn sie ihr Kind gesund und in Sicherheit gewusst hätte.

      Ein warnender Laut von Jochen ließ sie zusammenfahren. »Pass auf! Du

      bist vom Weg abgekommen!«, rief er ihr zu. Er war bereits fünfzehn Meter vor ihr.

      Corinna СКАЧАТЬ