Название: Die Pickwickier
Автор: Charles Dickens
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783961183319
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"Sehr gut, sehr gut", sagte der kleine Mann, als er den Eindruck, den seine Worte gemacht hatten, gewahrte. "Nun verhält sich die Sache indessen so, daß die Dame außer ein paar hundert Pfund nur wenig oder gar nichts besitzt, bis ihre Mutter einmal stirbt, und die ist ja noch eine sehr rüstige alte Dame, mein lieber Herr ..."
"Alte", wiederholte Mr. Jingle kurz und nachdrücklich.
"Nun ja", gab der Anwalt mit einem leichten Hüsteln zu. "Sie haben ganz recht, mein werter Herr, sie ist ziemlich alt.
Aber sie stammt aus einer alten Familie, mein werter Herr, ich meine alt im eigentlichen Sinne des Wortes. Der Urahne dieser Familie kam nach Kent, als Julius Cäsar in Britannien einfiel, und seitdem ist, mit Ausnahme eines einzigen, das unter einem der Heinriche enthauptet wurde, kein. Glied dieser Familie vor dem fünfundachtzigsten Jahre gestorben. Und die alte Dame ist jetzt erst dreiundsiebenzig, mein werter Herr." Der kleine Mann hielt inne und nahm eine Prise Tabak.
"Nun, und?" fragte Mr. Jingle.
"Nun, und, mein werter Herr? Darf ich Ihnen eine Prise anbieten? Nicht? Ah, um so besser. – Kostspielige Angewohnheit. Nun, mein werter Herr, Sie sind ein hübscher junger Mann. Ein Mann von Welt, könnten Ihr Glück machen, wenn Sie Vermögen hätten, wie?"
"Nun, und?" sagte Mr. Jingle wieder.
"Verstehen Sie nicht, was ich meine?"
"Nicht ganz."
"Meinen Sie nicht – nun, mein werter Herr, ich stelle es Ihnen nur anheim, aber meinen Sie nicht, daß fünfzig Pfund und Freiheit besser wären als Miß Wardle und ein langes Warten?"
"Geht nicht. Viel zuwenig!" sagte Mr. Jingle, aufstehend.
"Überlegen Sie sich's, mein werter Herr", mahnte der kleine Anwalt und faßte Mr. Jingle beim Rockknopf. "'s ist eine schöne runde Summe. Ein Mann, wie Sie, könnte sie in ganz kurzer Zeit verdreifachen. Mit fünfzig Pfund läßt sich's weit kommen, mein werter Herr."
"Aber noch weiter mit hundertundfünfzig", entgegnete Mr. Jingle kaltblütig.
"Nun, mein werter Herr, wir wollen nicht leeres Stroh dreschen", nahm der kleine Mann seinen Vortrag wieder auf. "Sagen Sie1, sagen Sie siebzig."
"Reicht nicht", versetzte Mr. Jingle.
"Aber so laufen Sie doch nicht immer gleich weg, mein werter Herr, bitte, eilen Sie doch nicht so", erwiderte der kleine Mann. "Achtzig? Kommen Sie, ich schreibe Ihnen sofort die Anweisung."
"Nun, mein werter Herr", entgegnete der kleine Mann, Mr. Jingle immer noch am Knopf haltend, "dann sagen Sie mir geradeheraus, wieviel Sie haben wollen."
"Kostspielige Angelegenheit", versetzte Mr. Jingle, "Geld aus meiner Tasche – Post, neun Pfund – Lizenz, drei – macht zwölf – Entschädigung hundert, macht hundertundzwölf – Ehrenkränkung – die Dame verloren."
"Schon gut, schon gut, mein werter Herr", sagte der kleine Mann mit einem schlauen Blick. Die beiden letzten Punkte wollen wir vielleicht aus dem Spiele lassen. Hundertundzwölf? – Sagen wir hundert."
"Und zwanzig", fügte Mr. Jingle bei.
"Kommen Sie; ich will Ihnen die Anweisung schreiben", entgegnete der kleine Mann und setzte sich in dieser Absicht an den Tisch. "Übermorgen zahlbar", fügte er mit einem Blick auf Mr. Wardle hinzu. "Und wir können inzwischen die Dame mitnehmen."
Mr. Wardle nickte verdrießlich.
"Ein–hun–dert", buchstabierte der kleine Mann.
"Und zwanzig", ergänzte Mr. Jingle.
"Aber, mein Herr, ich bitte Sie", ereiferte sich der kleine Mann.
"Schreiben Sie's", fiel ihm Mr. Wardle ins "Wort, "damit wir ihn schon endlich loswerden."
Der kleine Mann schrieb die Anweisung, und Mr. Jingle steckte sie in die Tasche.
"Und jetzt schauen Sie, daß Sie augenblicklich hinauskommen!" fuhr Mr. Wardle auf.
"Mein werter Herr", begütigte der kleine Mann.
"Und merken Sie sich", fuhr Mr. Wardle fort, "daß mich nichts – nicht einmal die Rücksicht auf die Ehre meiner Familie – veranlaßt haben würde, diesen Vergleich einzugehen, wenn ich nicht wüßte, daß Sie mit dem Geld in der Tasche womöglich noch früher dem Teufel in den Rachen laufen werden, als es ohnedies der Fall wäre."
"Mein werter Herr", suchte der kleine Mann aufs neue zu beschwichtigen.
"Lassen Sie mich, Perker!" rief Mr. Wardle. "Und Sie, Sir, machen Sie, daß Sie hinauskommen."
"Soll augenblicklich geschehen", erwiderte Mr. Jingle unverschämt. "Servus, Pickwick."
Wenn ein unbefangener Zeuge während des letzteren Teils der erwähnten Besprechung das Gesicht des ausgezeichneten Mannes und großen Gelehrten hätte sehen können, würde er sich wohl nicht wenig gewundert haben, daß die Glut der Entrüstung in seinen Augen nicht zum mindesten seine Brillengläser schmolz, so majestätisch erschien er in seinem Zorn. Seine Nasenflügel bebten, und seine Fäuste ballten sich unwillkürlich, als er sich in so unverschämt kollegialer Weise von dem Schurken begrüßen hörte. Aber er hielt an sich und rieb ihn nicht zu Staub.
"Da", fuhr der verhärtete Bösewicht fort und warf Mr. Pickwick die Lizenz vor die Füße. "Namen ändern lassen – Dame nach Haus nehmen – gut für ,Tapps'."
Mr. Pickwick war Philosoph, und Philosophen sind im Grund weiter nichts als gewappnete und gepanzerte Menschen. Aber der Pfeil war gut gezielt und hatte durch den Harnisch philosophischer Weltanschauung seinen Weg bis in das innerste Herz des Menschen gefunden. In der Überfülle seiner Wut schleuderte er Jingle das Tintenfaß nach und rannte wie toll hinterdrein. Doch der Komödiant war bereits verschwunden, und Mr. Pickwick fühlte sich plötzlich von kräftigen Armen aufgehalten.
"Na, das Schreibgerät muß bei Ihnen zu Hause wohlfeil sein", sagte Sam. "Eine Tinte, die von selbst schreibt und noch dazu an die Wand malt, alter Herr! Nur ruhig Blut, Sir! Hat nicht viel Zweck, 'nem Menschen mit so langen Beinen nachzurennen, der jetzt schon am andern Ende des Borough ist."
Mr. Pickwicks Geist war, wie der aller wahrhaft großen Männer, stets Vernunftgründen zugänglich. Er war ein schneller und tiefer Denker, und die Überlegung eines Augenblicks genügte, ihn die Machtlosigkeit, seiner Wut einsehen zu lassen. Sie minderte sich daher so schnell wieder, wie sie losgebrochen war. Er verschnaufte sich und warf wohlwollende Blicke auf seine Freunde.
Sollen wir einen Auszug aus Mr. СКАЧАТЬ