Heißes Blut. Un-su Kim
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Название: Heißes Blut

Автор: Un-su Kim

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958903425

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СКАЧАТЬ sprang rasch von Bord. »Du fährst gleich zurück?«

      »Muss.«

      »Dann danke für alles. Und lass Chef Og eine Weile in Ruhe. Wenn man den Typen kennt, kann er einem schon auch leidtun.«

      »Ist bei allen so. Oder kennen Sie jemanden, der einem nicht auch leidtun kann? Ich bin auch ein armer Typ, der einem leidtun kann.«

      Huisu nickte. »Stimmt. Bist du, bin ich auch. Sind wir alle.«

      Daeyeong lächelte, drehte das Boot in Richtung offenes Meer und legte ab. Huisu blickte ihm lange nach, dann ging er zum Parkplatz. Ihm war übel, und er wusste nicht, ob es an der Überfahrt oder am Alkohol lag, den er am frühen Vormittag getrunken hatte.

      Anders als erwartet, war Danka und nicht Mau zum Abholen gekommen. Er schlief hinter der halb geöffneten Fahrertür, das Gesicht unter einer Zeitung begraben. Als Huisu ihm einen Stoß versetzte, schreckte er hoch, und die Zeitung riss mit einem lauten Ratsch in zwei Teile.

      »Scheiße, was soll das?«

      »Was machst du hier?«

      Mit ausgedehntem Gähnen ließ Danka langsam den Kopf kreisen. »Na, was wohl? Hab auf dich gewartet.«

      »Woher wusstest du Bescheid?«

      »Dodari hat mir gesagt, du wärst unterwegs, die Sache mit Chef Og regeln«, erwiderte Danka schulterzuckend.

      Huisu runzelte die Stirn. »So eine Pfeife. Dodaris Geschwätzigkeit ist wirklich ein Problem.«

      »Wolltest du mich da raushalten, Großer Bruder? Vertraust du mir nicht?«

      »Dir? Niemals. Dir muss nur einer was Bares geben, dann fängst du sofort an zu plaudern.«

      Noch im selben Moment merkte Huisu, dass er zu weit gegangen war: Dankas Gesichtszüge hatten sich verhärtet.

      »War nur ein Witz, das habe ich doch nicht ernst gemeint!« Er klopfte Danka beschwichtigend auf die Schulter. Dankas Miene entspannte sich ein wenig. Wenn man Missklänge nicht sofort ausräumte, konnte er sehr nachtragend sein.

      »Dass du mich so siehst, finde ich wirklich traurig, Großer Bruder. Wo wir doch seit zwanzig Jahren zusammenhalten in diesem Nest namens Guam, wo uns alle verachten, weil wir ohne Vater in Mojawon aufgewachsen sind. Du wirst hier niemanden finden, der so sehr dein Vertrauen verdient wie ich.«

      »Okay, okay. Das alte Lied von Mojawon«, erwiderte Huisu.

      Danka verzog das Gesicht.

      »Je weniger Mitwisser desto besser, gerade bei solchen Angelegenheiten. Welchen Sinn hat es, dass alle Welt das mitbekommt? Damit alle geschnappt werden, wenn die Sache auffliegt?«

      »Wie weit bist du eigentlich mit Chef Og?«

      »Ich habe ihn auf der Insel in die Hütte gesperrt. Es hätte nichts gebracht, ihn umzubringen. Zuerst hatten wir ja überlegt, ihn und Yongkang einfach auszuschalten, indem wir sie wegen Falschspiel verklagen, aber weil Dodari ihn total vertrimmt hat, kommen wir so aus der Sache nicht raus.«

      »Dieser Arsch hat vielleicht Methoden!«

      »Wieso bist du eigentlich gekommen?«

      »Am Schnapsdepot wird dein Typ verlangt.«

      »Großer Bruder Yangdong? Warum?«

      »Woher soll ich das wissen? Er hat bloß gesagt, dass ich dich holen soll und dass es dringend ist.«

      »Der heckt doch bloß wieder irgendwelchen Mist aus. Nein, ich fahre da nicht hin.«

      »Ach, komm schon, kostet doch nichts, ihn mal anzuhören. Wer weiß, vielleicht schiebt er dir einen fetten Deal zu? Und außerdem. Sonst rastet er nachher noch aus, wenn du seinen Befehl nicht befolgst, kennst doch sein Temperament.«

      Tatsächlich neigte Großer Bruder Yangdong nicht zur Gelassenheit. Ungeduldig wie ein Affe, musste alles, was ihm in den Sinn kam, immer sofort ausgeführt werden. Plötzlich fühlte Huisu sich unendlich müde. Vor der Anlegestelle überschwemmte die Aprilsonne die schmutzige Meeresoberfläche mit ihrem Licht. Einige Netze, die in der Nähe darauf warteten, ausgebessert zu werden, stanken nach Fisch, ein Geruch, der sich mit der schweren, diesigen Frühlingsluft vermischte. Am liebsten wäre Huisu in sein Hotelzimmer gegangen und hätte zwei Tage lang durchgeschlafen. Aber Yangdong hatte ihn zu sich gerufen, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als hinzufahren. Er stieg in den Wagen. Danka ließ den Motor an und fuhr los.

      Yangdong wurde häufig der »ewige Stellvertreter« genannt, und das ärgerte ihn. Wenn bei einer Feier jemand in alkoholisiertem Zustand damit anfing, wurde kurz darauf garantiert ein Tisch umgeworfen. Doch in den Augen der Gangster von Guam würde Yangdong immer der ewige Stellvertreter bleiben. Vor seinem Einstieg ins Alkoholgeschäft vor zehn Jahren war er tatsächlich fünfundzwanzig Jahre lang Vater Sons rechte Hand gewesen. Erst als Chauffeur, dann als Sekretär und schließlich als Manager des Hotels Mallijang. Yangdong war breitschultrig wie ein Soldat und ein hellwacher, temperamentvoller Kerl. Als Huisu den Managerposten im Hotel übernahm, hatte Yangdong die Übergabe gemacht, und man konnte sagen, dass der Stil, in dem das ganze Hotel samt Restaurant, Bar und Karaoke-Bar geführt wurde, immer noch seine Handschrift trug.

      Yangdong und Vater Son hätten charakterlich nicht unterschiedlicher sein können, und man fragte sich in Guam, wie es überhaupt sein konnte, dass diese beiden Männer fünfundzwanzig Jahre lang Hand in Hand gearbeitet hatten. Vater Son arbeitete wenig, Yangdong zu viel. Vater Son war geizig, Yangdong großzügig. Und während sich Vater Son immer friedlich und beschwichtigend zeigte, trat Yangdong Konventionen gern mit Füßen, wobei er wohl oft zu weit ging. Vater Son stach erst nach reiflicher Überlegung mit dem Messer zu, Yangdong stach erst zu und machte sich dann vielleicht seine Gedanken. Und so zog der für seine Feigheit bekannte Vater Son Verhandlungen dem Krieg vor, während Yangdong Probleme gern mit dem Sashimimesser in der Hand regelte.

      Als Huisu mit achtzehn in diesem brutalen Milieu gelandet war, hatte ihm außer Yangdong niemand die Hand gereicht. Yangdong war der Einzige, der den einsamen, jungen Gangstern aus Mojawon Arbeit gab, und auch der Einzige, der die Gewinne gerecht mit ihnen teilte. Warum sich Yangdong um die Jungs aus Mojawon kümmerte, war eigentlich nicht zu verstehen, schließlich hatte er schon Mühe, seine eigenen Männer zu versorgen. Doch es war so. Er ließ die jungen Leute weder für einen Hungerlohn arbeiten, noch knöpfte er ihnen mit fadenscheinigen Verweisen auf irgendwelche »Gebühren« oder »Aufwandsentschädigungen« Geld ab, wie es unter den mittleren Kadern von Guam üblich war. Nicht aus Gerechtigkeitsliebe, sondern weil er es einfach mies fand, die Grünschnäbel aus Mojawon übers Ohr zu hauen. Ehrgefühl war in seinen Augen für einen Gangster das Wichtigste, und er wiederholte ständig, dass ein Gangster, der ihn hintergangen habe, kein Gangster mehr sei. Seine schrecklichen Wutanfälle und seine Direktheit führten dazu, dass sich viele in seiner Nähe nicht wohlfühlten, Huisu aber hatte ihn immer sehr gemocht. Er kam zwar wie ein ungehobelter Klotz daher, war aber nicht nachtragend und hatte ein gutes Herz. Ohne ihn hätte Huisu jetzt immer noch in irgendeiner Spielhalle in einer Ecke gehockt und Scheine gezählt.

      Als Huisu und Danka am Schnapsdepot eintrafen, waren Yangdongs Männer in ihren Tanktops gerade dabei, kistenweise Flaschen von einem Laster zu laden. Ein paar grüßten kurz, als sie Huisu und Danka sahen.

      »Hast du gesehen, wie lasch die uns gegrüßt haben? Tja, man merkt, dass wir hier nur irgendwer sind«, sagte Danka leise.

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