Der exzellente Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
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СКАЧАТЬ weit ist denn Mylady?«

      »Sie wollte eigentlich schon vor einer Stunde herunterkommen«, berichtete die junge Dame. »Am besten gehe ich noch mal hinauf und sehe nach.«

      »Dieses Vorhaben dürfte sich erübrigen, falls man sich nicht täuscht, Miß Porter«, warf Parker ein. Er hatte das explosionsartige Räuspern der älteren Dame und ihre Schritte im Obergeschoß vernommen.

      Sekunden später erschien die majestätische Gestalt der Hausherrin auf der Galerie. Huldvoll winkend kam Agatha Simpson die geschwungene Treppe herab, als wäre sie Mittelpunkt eines Staatsempfangs.

      »Nun, Mister Parker?« erkundigte sich Mylady. »Haben Sie die erteilten Aufträge ausgeführt?«

      »Man hatte Gelegenheit, gemeinsam mit Mister Rander Miß Auckhill aus der Gewalt der Entführer zu befreien«, erstattete der Butler Bericht. »Im Laufe der Aktion wurden Mister Marbert und Mister Ben Abbas nebst zwei Leibwächtern überwältigt und ausbruchsicher untergebracht. Dabei konnte man zusätzlich die beachtliche Menge von fünfzig Kilogramm Haschisch sicherstellen, falls der Hinweis erlaubt ist, Mylady.«

      »Sehr gut, Mister Parker«, lobte die Detektivin. »Dann ist ja alles so verlaufen, wie ich es geplant habe. Eigentlich schade, daß der Fall schon abgeschlossen ist. Es hat mir wieder mal richtig Spaß gemacht.«

      »Darf man Mylady höflich daran erinnern, daß noch zwölf junge Damen darauf harren, von Mylady befreit zu werden?« wandte Parker ein.

      »Richtig«, rief die Detektivin aus. »Darauf wollte ich sie auch gerade aufmerksam machen, Mister Parker. Es gibt also doch noch etwas zu tun.«

      »Das kann man wohl sagen, Mylady«, pflichtete Rander der Hausherrin bei. »Und die Zeit drängt. In zwei Stunden ist vermutlich alles zu spät.«

      »Ich weiß, mein Junge, ich weiß«, entgegnete Mylady. »Deshalb werde ich auch unverzüglich aufbrechen.«

      »Ein Vorhaben, das man nur begrüßen und nach Kräften fördern kann, Mylady«, meldete sich der Butler wieder zu Wort.

      »Ich bin startbereit, Mister Parker«, verkündete die Detektivin und zupfte an der Jacke des derben Tweedkostüms, das die üppigen Formen der älteren Dame nur mit Mühe unter Kontrolle halten konnte. »Von welchem Flughafen aus sollte die Maschine noch mal starten?«

      »Meine bescheidene Wenigkeit darf daran erinnern, daß die entführten jungen Damen auf einem Schiff außer Landes gebracht werden sollen«, gab Parker höflich und gemessen zu bedenken.

      »Das meine ich ja auch, Mister Parker«, erwiderte Lady Agatha pikiert. »Aus kleinen Versprechern macht man doch keine Staatsaffären. Ich erinnere mich sogar noch an den Namen des Schiffes: Arabia.«

      »Mister Hadsch Brahim nannte den Namen Fatimah, falls man nicht irrt, Mylady«, korrigierte Parker mit einer angedeuteten Verbeugung.

      »Namen sind Schall und Rauch, Mister Parker. Wann begreifen Sie das endlich?«

      »Selbstverständlich, sofern Mylady wünschen«, antwortete der Butler in seiner unerschütterlichen Höflichkeit.

      »Dann werde ich jetzt an Bord des Schiffes gehen und die armen Dinger befreien«, kündigte Agatha Simpson an. Energiestöße durchpulsten ihre wogende Fülle. Der Pompadour am muskulösen Handgelenk wippte unternehmungslustig.

      »Bedauerlicherweise liegen Mylady noch keinerlei konkrete Informationen über den Liegeplatz des fraglichen Schiffes vor«, gab Parker zu bedenken. »Bei der Weitläufigkeit der Londoner Hafenanlagen könnte die Suche Stunden in Anspruch nehmen, falls der Hinweis erlaubt ist.«

      »Diese Kleinigkeit hätten Sie doch schon klären können, Mister Parker. Ich muß wohl alles allein in die Hand nehmen?«

      »Ich habe gute Beziehungen zur Hafenpolizei, Mylady«, schaltete Mike Rander sich ein. »Die Wache in Wapping ist die ganze Nacht besetzt. Dort müßte, zu erfahren sein, wo die ›Fatimah‹ vor Anker liegt.«

      »Ein außerordentlich hilfreicher Vorschlag, dem man unverzüglich nähertreten sollte, Sir«, pflichtete Parker dem Anwalt bei.

      »Für eine Lady Simpson ist es unter ihrer Würde, als Bittstellerin bei der Hafenpolizei zu erscheinen«, machte die Detektivin klar.

      »Falls man sich nicht täuscht, planten Mylady ohnehin, das Haus von Mister Ben Abbas in Chelsea einer näheren Inspektion zu unterziehen«, baute Parker seiner Herrin eine Brücke. »Man sollte nicht ausschließen, daß die jungen Damen aus Sicherheitsgründen erst in letzter Minute von dort zum Schiff gebracht werden. Die Nachfrage bei der Hafenpolizei könnte Mister Rander übernehmen, falls man die Anregung unterbreiten darf.«

      »Klar, das mache ich schon«, bestätigte der Anwalt.

      »Und ich könnte Jane nach Hause bringen«, bot Kathy Porter an. »Ihre Eltern werden schon auf heißen Kohlen sitzen.«

      »Mit Sicherheit«, nickte Jane Auckhill. »Zum Glück ahnen Ma und Pa nicht, was ich in der Zwischenzeit erlebt habe.«

      Minuten später verließ man das Haus. Der Morgen war nicht mehr fern, aber noch lag tiefe Dunkelheit über der Stadt. Mike Rander zwängte sich zu Kathy Porter und Jane Auckhill in den Mini-Cooper, um an der Curzon Street in den dort parkenden Austin umzusteigen.

      An der Einmündung in die breite Durchgangsstraße trennten sich die Wege. Kathy Porter bog nach rechts ab. Parkers hochbeiniges Monstrum rollte in Richtung Chelsea davon.

      *

      Omar Ben Abbas’ Wohnsitz an der Tedworth schlicht als »Haus« zu bezeichnen, wäre einer eklatanten Untertreibung gleichgekommen. Die Bezeichnung »Residenz« paßte auf den prachtvollen Bau aus weißem Marmor schon eher.

      Zur Straße hin war das weitläufige Anwesen durch ein schmiedeeisernes Gitter abgeriegelt. Die schweren Torflügel waren geschlossen, die Fenster an der Vorderfront dunkel.

      »Darf man vermuten, daß Mylady persönlich die Erkundung vorzunehmen wünschen?« fragte Parker, während er sein schwarzes, eckiges Gefährt hundert Schritte weiter am Straßenrand ausrollen ließ.

      »Das dürfen Sie übernehmen, Mister Parker«, gestattete die Detektivin großzügig. »Falls Sie wirklich fündig werden, können Sie mich ja rufen, damit ich die Mädchen befreie.«

      »Wie Mylady wünschen«, sagte Parker, lüftete ein wenig die schwarze Melone und verließ den Wagen.

      Das altertümliche Schloß des schmiedeeisernen Tores hätte Parkers Spezialbesteck kaum Widerstand entgegengesetzt. Dennoch zog er es vor, einen Bogen über das Nachbargrundstück zu schlagen.

      Bald hatte er eine Stelle gefunden, wo ein Baum mit ausladenden Zweigen die Überwindung des mehr als mannshohen Gitters erleichterte. Der Butler erklomm den Stamm und hangelte sich an einem überhängenden Ast über den Zaun.

      Die Blätter raschelten nur leise. Dennoch blieb Parkers Ankunft nicht unbemerkt.

      Kaum stand der Butler auf dem grünen Teppich des kurzgeschorenen Rasens, als bedrohliches Knurren ihn aufmerken ließ. Zähnefletschend schossen zwei Doggen in der erst langsam weichenden Dunkelheit auf ihn zu.

      Die Tiere hielten sich nicht mit Bellen auf, sondern griffen den Eindringling СКАЧАТЬ