Dombey und Sohn. Charles Dickens
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Название: Dombey und Sohn

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783961183135

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СКАЧАТЬ Besuch von Mrs. Pipchin unterbrochen, die ein- oder zweimal in der Woche Paul just vor Einbruch der Dunkelheit mit ihren schwarzen Gewändern zu erfreuen pflegte, und Toots hatte daher nicht Zeit, die Gelegenheit weiter zu benützen; sie machte übrigens auf sein Gemüt einen so tiefen Eindruck, daß er nach dem Austausch der gewöhnlichen Begrüßungen zweimal wieder zurückkehrte, um Mrs. Pipchin zu fragen, wie sie sich befinde. Die zornige alte Dame nahm dies für eine tief angelegte und lang beabsichtigte Kränkung, hervorgegangen aus dem diabolischen Erfindungsgeist des blödsichtigen jungen Mannes drunten, und legte deshalb noch selbigen Abend gegen letzteren bei Doktor Blimber Beschwerde ein, worauf dieser den beschuldigten jungen Menschen vorlud und ihm zu verstehen gab, wenn er je wieder Ähnliches sich zu Schulden kommen lasse, werde er ihn fortjagen müssen.

      Da die Abende jetzt länger wurden, schlich sich Paul regelmäßig nach seinem Fenster hinauf, um sich nach Florence umzusehen. Sie ging stets zu einer gewissen Stunde hin und her, bis sie seiner ansichtig wurde, und das wechselseitige Erkennen war ein Sonnenstrahl in Pauls täglichem Leben. Nach Einbruch der Dunkelheit ging oft auch eine andere Gestalt einsam vor dem Hause des Doktors hin und her. Mr. Dombey suchte jetzt nur selten an Sonnabenden die Gesellschaft der Kleinen, denn er konnte es nicht ertragen. Lieber wollte er unerkannt kommen und zu dem Fenster hinaufsehen, wo sein Sohn sich zu einem Manne bildete – wartend und harrend, Pläne schmiedend und hoffend.

      O hätte er nur sehen können – oder hätte er mit den Augen anderer gesehen, wie der zarte schmächtige Knabe oben im Dämmerlicht nach den Wellen und Wolken hinschaute – mit welch sehnsüchtigen Blicken er sich zum Fenster seines einsamen Käfigs hinausbog, wenn die Vögel vorbeiflogen, als wünsche er sich selbst Schwingen, um mit ihnen wetteifern zu können, im Fluge hinaus in die Freiheit.

      Mr. Dombeys Geschäftslokale befanden sich in einem Hofraum, an dessen Ecke eine altmodische Bude stand, wo auserlesene Früchte feilgeboten wurden. Man sah daselbst herumziehende Händler beiderlei Geschlechts, die zwischen den Stunden zehn und fünf unaufhörlich Pantoffel, Taschentücher, Schwämme, Hundehalsbänder und Windsor-Seife, bisweilen auch einen Hühnerhund oder ein Ölgemälde verkaufen wollten.

      Der Hühnerhund mußte stets diesen Weg machen als Spekulation auf die Stockbörse, weil daselbst eine gewisse Wettlust, die ursprünglich aus dem Halten auf neue Hüte hervorging, sehr im Schwung ist. Die übrigen Handelsartikel galten dem Publikum im allgemeinen, wurden aber von den Verkäufern nie Mr. Dombey angeboten. Im Gegenteil, wenn er auftrat, zogen sich diejenigen, die in solchen Waren Geschäfte machten, achtungsvoll zurück. Der Haupt-Pantoffel- und Hundehalsbandmann, der sich selbst für einen öffentlichen Charakter hielt, und dessen Porträt an der Tür eines Künstlers in Cheapside befestigt war, fuhr mit dem Zeigefinger an den Rand seines Hutes, so oft Mr. Dombey vorbeiging, und der Zettelträger, falls er nicht eben in einem Geschäft abwesend war, lief stets diensteifrig voraus, um Mr. Dombeys Bureautür so weit als möglich zu öffnen, und sie mit abgezogenem Hut offen zu halten, bis der große Mann eingetreten war. Die Angestellten im Innern blieben gleichfalls nicht um ein Tüpfelchen zurück in ihren Achtungsbezeugungen. Feierliches Schweigen herrschte, wenn Mr. Dombey durch das äußere Bureau kam, und der Witzling des Kontors wurde im Nu so stumm, wie die Reihe lederner Feuereimer, die hinter ihm hing. Das schale, dumpfe Licht, das durch die Fenster sickerte und auf den Scheiben einen schwarzen Bodensatz zurückließ, zeigte die Bücher, die Papiere und die darüber hingebeugten Gestalten in ein eifriges Halbdunkel gehüllt und dem Anschein nach von der Außenwelt so abgeschieden, als wären sie auf dem Boden des Meeres versammelt, während ein modriger kleiner Raum in dunkler Perspektive, wo stets eine beschirmte Lampe brannte, die Höhle irgendeines Seeungeheuers darstellen konnte, das mit rotem Auge alle diese Geheimnisse der Tiefe betrachtete.

      So oft Perch, der Ausläufer, dessen Platz auf einem kleinen Tritt von der Größe eines Zifferblattes war, Mr. Dombey hereinkommen sah – oder vielmehr, so oft er fühlte, daß er komme, denn gewöhnlich empfand er instinktartig dessen Annäherung – so eilte er in das Zimmer des Prinzipals, schürte das Feuer, brachte frische Kohlen aus der Kohlentruhe, hing die Zeitung zum Lüften über den Ständer, rückte den Stuhl zurecht, brachte den Schirm an seinen Platz und hatte bei Mr. Dombeys Eintritt schon rechtsum gemacht, um ihm Hut und Überrock abzunehmen. Dann griff er nach der Zeitung, faltete sie vor dem Feuer zurecht und legte sie ehrerbietig neben Mr. Dombey hin. Ja, Perch hatte so wenig dagegen, im höchsten Grad unterwürfig zu sein, daß er nur um so glücklicher gewesen sein würde, wenn er sich selbst zu Mr. Dombeys Füßen legen oder ihn mit einem Titel hätte anreden können, wie er vorzeiten dem Kalifen Harun al Raschid verliehen wurde.

      Da übrigens eine solche Ehrenbezeugung eine Neuerung und ein Experiment gewesen wäre, so mußte sich Perch zufrieden geben, die Phrase »du bist das Licht meiner Äugen – du bist der Atem meiner Seele – du bist der Beherrscher des gläubigen Perch!« so gut er konnte, in seiner eigenen Weise auszudrücken. Mit diesem nur unvollkommen ermutigenden Glücksgefühl pflegte er sachte die Tür zu schließen, auf den Zehen hinwegzuschleichen und seinen großen Häuptling zurückzulassen, damit derselbe durch ein gotisch geformtes Fenster in den Bleidächern, durch häßliche Schornsteinfirste und Hinterhäuser, namentlich aber durch das kecke Fenster eines Haarschneidesalons auf dem ersten Stock angestiert werden könne, wo eine Wachsfigur, am Morgen kahl wie ein Muselmann und mittags nach elf Uhr mit üppigem Haar und Backenbart in der neuesten christlichen Mode, ihm stets die Hinterseite seines Kopfes zeigte.

      Zwischen Mr. Dombey und der gemeinen Außenwelt, sofern sie zugänglich war durch das Medium des äußeren Bureaus, auf das Mr. Dombeys Gegenwart in seinem eigenen Zimmer sozusagen wie feuchte oder kalte Luft einwirkte, gab es zwei Höhenabstufungen. Mr. Carker in seinem Geschäftszimmer bildete die erste, Mr. Morfin in dem seinigen die zweite. Jeder von diesen Gentlemen nahm ein kleines Gemach ähnlich einem Badstübchen ein, die beide an der Außenseite von Mr. Dombeys Tür nach dem Flur hinausgingen. Mr. Carker bewohnte als Großvezier dasjenige Gelaß, das dem des Sultans am nächsten war, und Mr. Morfin als ein Beamter von untergeordneter Stellung behauptete das Stübchen, das an das Geschäftslokal der Angestellten grenzte.

      Der letztgenannte Gentleman war ein heiter aussehender ältlicher Junggeselle mit nußbraunem Auge, der seine oberen Partien in Schwarz, die Beine aber gewöhnlich in eine Pfeffer- und Salzfarbe kleidete. Sein dunkles Haar zeigte da und dort einen Anflug von Grau, als hätte der Tritt der Zeit seine Sprenkeln zurückgelassen, und sein Backenbart war bereits schneeweiß. Er hatte gewaltigen Respekt vor Mr. Dombey und zollte ihm die gebührende Huldigung; da er aber ein heiteres Temperament hatte und sich in der stattlichen Gegenwart seines Prinzipals nie recht behaglich fühlen konnte, so quälte ihn keine Eifersucht wegen der vielen Konferenzen, deren sich Mr. Carker zu erfreuen hatte. Im Gegenteil, er fühlte sich in seinem Innern befriedigt, daß er Obliegenheiten zu verrichten hatte, die ihm nur selten eine derartige Auszeichnung zukommen ließen. Nach den Geschäftsstunden zeigte er sich als eifriger musikalischer Dilettant, und er hatte eine wahrhaft väterliche Zuneigung zu seinem Violoncello, das jede Woche einmal aus seiner Wohnung zu Islington nach einem gewissen Klubzimmer in der Nähe der Bank geschafft wurde, wo an Dienstagabenden von einer Privatgesellschaft die ohrzerreißendsten Quartette aufgeführt wurden.

      Mr. Carter mochte etwa achtunddreißig oder vierzig Jahre zählen. Er war ein Mann von blühender Gesichtsfarbe und hatte zwei ununterbrochene Reihen glänzender Zähne, deren Regelmäßigkeit und Weiße einem eigentlich Besorgnisse einflößten. Es war unmöglich, daß sie sich dem Beobachter entzogen; denn der Besitzer zeigte sie stets, so oft er sprach, und hatte in seinem Gesicht ein so breites Lächeln – ein Lächeln, das sich übrigens selten über die Grenzen seines Mundes hinaus erstreckte – daß man unwillkürlich an das Pfauchen einer Katze erinnert wurde. Nach dem Beispiel seines Prinzipals hatte er eine große Vorliebe für eine steife, weiße Halsbinde; auch war er stets in einen knapp anliegenden und vollständig zugeknöpften Anzug gekleidet. Sein Benehmen gegen Mr. Dombey war tief durchdacht und darnach abgemessen; er stand vertraut mit ihm bis an die äußerste Grenze seines Gefühls der Entfernung, die zwischen ihnen stattfand. »Mr. СКАЧАТЬ