Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac
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Название: Honoré de Balzac – Gesammelte Werke

Автор: Honore de Balzac

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962815226

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СКАЧАТЬ Kes­sel, aber ver­lo­ckend, be­rau­schend, ver­füh­re­risch. Ich ward zum toll­küh­nen Schelm. Ohne auf das Klin­gen in mei­nen Ohren noch auf das ra­sen­de Klop­fen mei­nes Her­zens zu ach­ten, nahm ich zwei 20-Fran­cs-Stücke, die ich noch heu­te vor mir sehe. Ihre Jah­res­zah­len wa­ren ab­ge­grif­fen, und das Bild Bo­na­par­tes glotz­te mir ent­ge­gen. Ich steck­te die Bör­se in mei­ne Ta­sche, trat an einen Spiel­tisch; die bei­den Gold­stücke in mei­ner feuch­ten Hand, um­kreis­te ich die Spie­ler wie ein Sper­ber den Hüh­ner­stall. Von un­be­schreib­li­chen Ängs­ten ge­pei­nigt, warf ich rasch einen schar­fen Blick um mich. Nach­dem ich mich ver­ge­wis­sert hat­te, von kei­nem mei­ner Be­kann­ten be­merkt wor­den zu sein, setz­te ich auf das Spiel ei­nes klei­nen, fet­ten, lus­ti­gen Man­nes, auf des­sen Kopf ich mehr Ge­be­te und Ge­lüb­de häuf­te, als wäh­rend drei­er Stür­me auf dem Meer zum Him­mel ge­schickt wer­den. Dann pflanz­te ich mich mit ei­nem für mein Al­ter über­ra­schen­den In­stinkt von Ver­rucht­heit oder Ma­chia­vel­lis­mus an ei­ner Tür auf, ließ mei­nen Blick durch die Sa­lons strei­fen, ohne et­was dar­in wahr­zu­neh­men. Mei­ne See­le und mei­ne Au­gen schweb­ten über dem ver­häng­nis­vol­len grü­nen Tisch. Von je­nem Abend da­tiert die ers­te phy­sio­lo­gi­sche Beo­b­ach­tung, der ich jene ei­gen­tüm­li­che durch­drin­gen­de Geis­tes­schär­fe ver­dan­ke, die mir ei­ni­ge Ge­heim­nis­se un­se­rer Dop­pel­na­tur ent­hüllt hat. Ich dreh­te dem Tisch den Rücken zu, von dem mein zu­künf­ti­ges Glück ab­hing, ein Glück um so tiefer viel­leicht, als es ver­bre­che­risch war; zwi­schen den bei­den Spie­lern und mir be­fand sich eine vier oder fünf Rei­hen dich­te Mau­er aus plau­dern­den Men­schen. Stim­men­ge­mur­mel ver­hin­der­te, daß man den Klang des Gol­des un­ter­schei­den konn­te, der sich mit der Mu­sik des Or­che­s­ters misch­te; doch mit der den Lei­den­schaf­ten ei­ge­nen Macht, Zeit und Raum auf­zu­he­ben, hör­te ich al­len die­sen Hin­der­nis­sen zum Trotz deut­lich die Wor­te der bei­den Spie­ler; ich kann­te ihre Sti­che, ich wuß­te, wel­cher von den bei­den den Kö­nig auf­deck­te, als ob ich die Kar­ten ge­se­hen hät­te; kurz­um, zehn Schrit­te von dem Spiel ent­fernt, er­bleich­te ich bei sei­nen un­vor­her­ge­se­he­nen Wen­dun­gen. Mein Va­ter ging plötz­lich an mir vor­bei, und da ver­stand ich das Wort der hei­li­gen Schrift: »Der Geist Got­tes ging an ihm vor­über!« Ich hat­te ge­won­nen. Be­hend wie ein Aal, der durch die zer­ris­se­ne Ma­sche ei­nes Net­zes ent­kommt, schlän­gel­te ich mich hur­tig durch das die Spie­ler um­wo­gen­de Ge­drän­ge zum Tisch. Die schmerz­haf­te An­span­nung mei­ner Ner­ven lös­te sich in Freu­de auf. Ich fühl­te mich wie ein Ver­ur­teil­ter, der auf dem Wege zum Richt­platz dem Kö­nig be­geg­net ist. Zu­fäl­lig fehl­ten ei­nem or­dens­ge­schmück­ten Herrn 40 Fran­cs, auf die er An­spruch hat­te. Miß­traui­sche Bli­cke rich­te­ten sich arg­wöh­nisch auf mich, ich er­bleich­te, und Schweiß­trop­fen perl­ten von mei­ner Stirn. Das Ver­bre­chen, mei­nen Va­ter be­stoh­len zu ha­ben, schi­en mir ge­rächt. Da sag­te der gute di­cke klei­ne Mann mit ei­ner wahr­haft en­gel­glei­chen Stim­me: »Die­se Mes­sieurs hier hat­ten alle ge­setzt«, und er be­zahl­te die 40 Fran­cs. Nun er­hob ich mei­ne Stirn wie­der und warf tri­um­phie­ren­de Bli­cke auf die Spie­ler. Nach­dem ich die der Bör­se mei­nes Va­ters ent­wen­de­ten Gold­stücke wie­der er­setzt hat­te, ließ ich mei­nen Ge­winn bei dem wür­di­gen, bie­de­ren Herrn ste­hen, des­sen Glückss­träh­ne an­hielt. Als ich 160 Fran­cs be­saß, wi­ckel­te ich sie in mein Ta­schen­tuch, so daß sie auf un­se­rem Nach­hau­se­weg nicht an­ein­an­der klin­gen konn­ten, und spiel­te nicht mehr.