Название: Sophienlust Box 16 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Sophienlust Box
isbn: 9783740972349
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Lexi schob die Unterlippe vor. »Schade. Ich möchte sie nämlich gern fragen, was man lernen muss, damit man Stewardess wird.«
Alexander lachte. »Das hat noch ein paar Jahre Zeit, mein Schätzchen. Zuerst einmal musst du lesen und schreiben und rechnen lernen. Damit hast du eben erst angefangen.«
Seine Tochter war gekränkt. »Ich kann schon viel, Vati«, erklärte sie herablassend. »Die Lehrerin hat gesagt, dass wir alle gut sind.«
»Das stimmt«, schaltete sich Josefa ein. »Lexi schreibt ganz sauber auf der Tafel. Gestern haben wir zum ersten Mal Tinte benutzt.«
»Wenn ich richtig lesen kann, schenkt mir Onkel Wellner ein dickes Buch. Das hat er mir versprochen.«
Josefa spürte den Blick ihres Mannes.
»Er ist wirklich rührend, der Onkel Wellner«, äußerte Alexander ironisch.
Wie alle Kinder wurde Lexi durch den Spott gereizt und unsicher.
»Onkel Wellner ist lieb, Vati«, erklärte sie trotzig. »Er hat mir eine Tüte geschenkt und mich am ersten Tag in die Schule gebracht, weil du nicht da warst.«
»In Ordnung – er ist lieb und gut.« Alexander stand auf. »Ich finde es jetzt langweilig hier. Gehen wir ins Haus und sehen nach, was Frau Gesine für uns gekocht hat.«
Alexa wurde von Josefa nach oben geschickt, damit sie sich ein Kleid anzog. Auch sie selbst ging in ihr Zimmer und kleidete sich an. Sie fröstelte plötzlich. Man spürte doch schon den Herbst.
Es stellte sich heraus, dass bis zum Essen noch eine halbe Stunde blieb. Lexi war in der Küche, und das Ehepaar setzte sich auf die Terrasse.
»Stört es dich, dass Fred Wellner manchmal hier zu Gast ist?«, fragte Josefa leise.
Unwillig schüttelte er den Kopf. »Warum sollte es mich stören? Du bist mit ihm befreundet, und ich kann kaum erwarten, dass du wie eine Einsiedlerin hier lebst. Außerdem scheint Lexi an ihm zu hängen.« Er lachte. »Irgendwie bin ich eifersüchtig auf ihn. Er hat Lexi in die Schule geführt, und das hat sie mir nun mindestens schon fünfmal aufs Butterbrot geschmiert. Er sticht mich bei meiner Tochter aus, obwohl das gewiss nicht seine Absicht ist.«
»Niemand kann dich bei Lexi ausstechen, Alexander«, widersprach Josefa. »Sie wäre unglücklich und verloren ohne dich. Gerade ihr ständiges Fragen und Zweifeln, ob du sie liebst, beweist, wie sehr sie dich braucht. Ich frage mich oft, ob ich genug für sie tun kann.«
»Du bist zu gewissenhaft, Josefa. Du machst es schon richtig. Wenn ich unterwegs an Lexi denke, bin ich vollkommen ruhig.«
Es tat weh, dass er immer nur an das Kind dachte.
»Es gibt Eis zum Nachtisch«, verkündete Lexi in diesem Augenblick. Sie kam auf die Terrasse gelaufen und hatte einen winzigen Klecks Sahne auf der Nase.
»Hast du gekostet?«, fragte Josefa lächelnd.
»Geholfen«, verbesserte das Kind. »Frau Gesine hat Sahne geschlagen, und ich habe den Topf festgehalten und ihn nachher ausgeschleckt.«
Alexander zog sein Taschentuch hervor und wischte Lexi über die Nase. Das Kind ließ sich von ihm aufs Knie ziehen und schmiegte sich zärtlich wie ein Kätzchen an ihn.
»Kann ich mal was fragen, Vati?«
»Warum nicht?«
»Also, Barbaras Mutti hat gesagt, es gehört ganz einfach dazu, und Frau Gesine meint, dass der liebe Gott etwas damit zu tun hat. Ich dachte, dass du es bestimmt weißt.«
Das war ein weitschweifiger Anfang, der aber noch nicht beim Kern der Sache war.
»Es war doch eine richtige Hochzeit, obwohl es nicht mehr meine richtige Mutti ist?«, ging es weiter.
»Klar. Hat dir die Hochzeit in Sophienlust etwa nicht gefallen?«
»Doch, das schon. Aber ich möchte, dass wir ein Baby kriegen.«
»So schnell geht das meistens nicht, Lexi.« Alexander war in ernste Verlegenheit gebracht, und Josefa stand eilig auf, indem sie behauptete, dass sie in der Küche nach dem Essen sehen müsse, obgleich das durchaus nicht notwendig war.
»Irgendwann kriegen wir sicherlich ein Baby, wenn du dir eins wünschst«, hörte sie Alexanders Stimme, als sie die Terrasse verließ.
Josefa ging nicht in die Küche, sondern floh hinauf in ihr Zimmer, wo sie die Hände gegen ihr wild schlagendes Herz presste.
Ich hätte ihn nicht heiraten dürfen, dachte sie verzweifelt. Wenn ich ihn nicht liebte, ließe sich das alles ertragen.
Als Josefa zum Essen kam, waren ihre Augen rot vom Weinen. Vater und Tochter sprachen jetzt von der Schule. Das verfängliche Thema schien längst vergessen zu sein.
Doch am Abend kam Alexander auf die Sache zurück. »Es tut mir leid, Josefa. Hoffentlich bist du nicht entsetzt über Lexis höchst richtige und natürliche Vorstellungen von der Ehe.«
Sie fühlte wieder einmal seinen Blick. Wie dumm von mir, dachte sie. Schließlich sind wir beide jung und gesund. Täglich tun es Millionen von Paaren – auch ohne Liebe und Leidenschaft. Vielleicht wünscht er sich sogar einen Sohn …
Doch sie wusste, dass es ihr unmöglich sein würde, weil sie ihn liebte!
Zu ihrer Überraschung gab er dem Gespräch eine neue Wendung: »Wir könnten ein Kind adoptieren, Josefa. Ich habe mir das eben flüchtig durch den Kopf gehen lassen. Es ist vielleicht nicht gut, wenn Alexa als Einzelkind aufwächst. In Sophienlust oder durch die dortige Hilfe finden wir bestimmt einen kleinen Jungen, der Waise ist.«
»Ja, das wäre schon möglich«, hörte sie sich antworten.
»Es klingt nicht, als wärst du von meinem Vorschlag begeistert.«
»Doch«, widersprach sie erschrocken. »Ich halte es für gut, wenn Lexi nicht allein bleibt. Sie ist schon ein bisschen altklug geworden. Es ist eine gute Idee.« Josefa sagte es, obwohl ihr Verstand ihr sagte, dass das Ganze dumm und albern sei.
Nach einer Weile stand Alexander auf und schaltete das Radio ein. Eine Violinsonate von Beethoven erklang. Josefa legte den Kopf gegen die Sessellehne und schloss die Augen. Die quälende Spannung verging ein wenig.
Plötzlich fühlte sie seine Hand für den Bruchteil einer Sekunde auf ihrem Haar. Ein heißes Glücksempfinden durchflutete sie. Doch schon nahm er die Hand wieder fort und ging aus dem Zimmer. Josefa blieb mit der unsterblichen Musik und mit ihrer Sehnsucht allein.
*
Es folgten Wochen, in denen Josefa Alexander nur selten zu sehen bekam. Er musste öfters Vertretungen übernehmen, weil mehrere Piloten durch Krankheit ausgefallen waren. Josefa begann das Telefon neben ihrem Bett zu hassen, weil es nur dann läutete, wenn ihr Mann ihr mitteilen wollte, dass er seine Rückkehr aus dienstlichen Gründen wieder einmal aufschieben müsse.
Im November bekam Alexa zuerst Masern und dann Scharlach. Beide Erkrankungen grassierten zu dieser Zeit. Josefa machte sich Vorwürfe, СКАЧАТЬ