Название: Sophienlust Box 16 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Sophienlust Box
isbn: 9783740972349
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»Wir bringen ihn zum Flughafen, nicht wahr?«, rief Lexi ahnungslos und fröhlich dazwischen. »Mutti hat das noch nicht gesehen.«
»Wenn ihr mitkommen wollt? Ich lasse meinen Wagen sonst dort stehen. Aber es geht natürlich auch mal anders. Oder wir fahren in zwei Autos.« Denn auch der zweite Wagen für seine Frau stand bereits in der Garage des Hauses.
»Ja, Alexander, wir begleiten dich. Lexi möchte es so gern.« Auf diese Weise brauchte Josefa wenigstens nicht einzugestehen, wie sehr sie selbst es ebenfalls wünschte.
*
Es tat weh, dass Alexander die hübsche Stewardess Bonny duzte und von ihr kameradschaftlich mit Alex angeredet wurde. Es tat auch weh, dass Alexander sein Töchterchen zum Abschied küsste, während Josefa sich damit begnügen musste, dass er ihre Hand höflich und korrekt an die Lippen zog.
Sogar Frau Gesines Betulichkeit tat weh, als Josefa mit Lexi heimkehrte.
»Ich habe den Tisch gedeckt, Frau Doktor.«
Lexi konnte tatsächlich schon wieder essen, obwohl Magdas Hochzeitsmahl überaus reichlich gewesen war, von den Torten zum Kaffee ganz zu schweigen. Das Kind plauderte beim Essen unentwegt über die schöne Hochzeit, über Sophienlust und über das neue Haus. Vor allem aber beschäftigte sich Alexa mit dem Schulbeginn, der in genau drei Tagen sein sollte.
»Sie müssen etwas essen, Frau Doktor«, mahnte Frau Gesine, und Josefa tat ihr den Gefallen, weil sie sie nicht enttäuschen wollte. Die Haushälterin hatte sich schließlich Mühe gegeben.
Josefa brachte nach dem Essen Alexa in ihr neues Bett, das sich tagsüber in eine Couch verwandeln ließ.
»Schlaf gut, Lexi. In drei Tagen ist Vati wieder hier. Merke dir, was du träumst. Der erste Traum in der ersten Nacht unter einem neuen Dach geht manchmal in Erfüllung.«
Sie küsste das Kind – ach, wenigstens das durfte sie tun. Dann verließ sie das hübsche Zimmer und kam sich unendlich verlassen vor. Das war das Ende ihres Hochzeitstages, eines Festes, das eigentlich nur eine Show für Lexi gewesen war. Vor ihr aber lag nun eine einsame Nacht in einem fremden Haus.
Ob Alexander an sie dachte, während er über den Atlantik flog? Wenn sie wenigstens nicht ständig an die Stewardess Bonny denken müsste …
Josefa ging zu Bett, fand aber die ganze Nacht keinen Schlaf.
*
Am anderen Tag kam ein großes Paket, das ein schweres Silbertablett enthielt. Es war ein Hochzeitsgeschenk von Fred Wellner. Josefa rief ihn in der Klinik an, um ihm zu danken. Warum er das tue, fragte sie bedrückt.
»Zur Erinnerung, Josefa. Und wenn ich dir mal irgendwie helfen kann, dann musst du mir Bescheid sagen. Versprich mir das. Ich mache mir Vorwürfe. Es hätte nicht geschehen dürfen.«
»Ich bin zufrieden, Fred«, widersprach Josefa trotzig. »Wenn du magst, kannst du mich mal besuchen und dir unser Haus ansehen. Es ist schön geworden, sehr schön sogar. Die kleine Lexi aber ist glücklich, dass sie nun Vati und Mutti hat.«
»Du bist eine hoffnungslose Romantikerin, Josefa. Ich komme gern mal vorbei. Bis bald also.«
Die Zeit verging schleppend, obwohl es allerlei zu tun gab, um sich in dem neuen Haus richtig einzuleben. Ihre Bücher mussten noch geordnet werden, und auch sonst blieb manches, das sie persönlich erledigen musste. Am Ende wurde es doch Abend, und sie brachte Lexi, die bereits in der Nachbarschaft eine kleine Freundin gefunden hatte, wieder zu Bett.
Josefa selbst fühlte sich nach der vorangegangenen schlaflosen Nacht todmüde und legte sich zeitig nieder, um sofort in einen bleiernen Schlummer zu sinken. Als das Telefon neben ihr läutete, griff sie in der Dunkelheit danach und meldete sich mit »Dr. Klinger«, ohne daran zu denken, dass dies kein Anruf aus der Klinik sein könne und dass sie nicht mehr Klinger, sondern Rethy hieß.
»Hör mal, jetzt habe ich dich erwischt. Du bist Frau Dr. Josefa Rethy seit gestern.«
Plötzlich war sie hellwach. Ihr Atem ging rascher. »Du, Alexander? Von wo?«
»Aus New York. Aber ich höre dich, als wären wir ganz nahe beieinander. Kannst du mich auch so gut verstehen?«
»Ja, Alexander, tadellos. Wie geht es dir?«
»Das wollte ich dich fragen. Tut mir leid, dass ich dich aus dem Schlaf geholt habe.«
»Das macht nichts, Alexander. Es geht uns gut. Lexi ist schon zu Hause hier und freut sich auf die Schule.«
»Erzähle mir von dir.«
»Ich muss mich erst daran gewöhnen, dass ich einen anderen Namen habe und in einem fremden Haus wohne, das mein eigenes sein soll.«
»Du wirst es lernen. Du bist doch eine kluge Frau. Und dann hast du ja Lexi. Übrigens – das ist der eigentliche Grund meines Anrufes – hier ist etwas im Dienstplan geändert worden. Ich kann Lexi nicht zu ihrem ersten Schultag führen. Glaub mir, es tut mir schrecklich leid, denn es wäre wichtig für das Kind gewesen. Du musst es Lexi richtig erklären, damit sie nicht denkt, ich hätte mein Versprechen gebrochen.«
»Sie …, sie wird enttäuscht sein, Alexander. Sie redet von nichts anderem und erwartet eine riesige Zuckertüte von ihrem Vati.«
»Kaufe die größte, die du auftreiben kannst. Ich komme einen Tag später und bringe ihr ein schönes Geschenk mit. Es ist nicht meine Schuld.«
»Ich weiß, Alexander. Trotzdem ist es schade.«
»Es scheint, als verpasste ich immer das Wichtigste«, sagte er leise. Es klang resigniert und traurig. Josefa hatte heißes Mitleid mit ihm. Er war so einsam wie sie und nicht glücklich. Er hatte Vivian verloren und sie, Josefa, nur geheiratet, damit Alexa wieder eine Mutter bekam.
»Wir feiern den Schulanfang später. Ich denke mir etwas aus«, versuchte sie ihn zu trösten.
»Danke, sehr freundlich von dir. Also, ich schicke noch ein Telegramm, wann ich ankomme. Es ist vorläufig unsicher.«
»Bis bald, Alexander.«
Sie lag und lauschte dem eigenen Herzschlag. Eben noch hatte sie Alexanders Stimme gehört, obwohl die ganze Weite des Atlantiks zwischen ihnen lag. Das aber, was sie voneinander trennte, selbst dann, wenn er bei ihr war, war weiter und tiefer als das Meer.
Er liebte sie nicht. Selbst dieser nächtliche Anruf war nur um Alexas willen geschehen.
*
Alexa machte zum ersten Mal eine richtige Szene, als sie erfuhr, dass ihr Vati nicht mit in die Schule kommen könne. Sie trampelte mit den Füßen und schrie wie am Spieß.
Josefa versuchte vergeblich, das Kind zu beruhigen. Sie war ehrlich verzweifelt, als ihre Bemühungen fehlschlugen. Scheiterte sie gleich in den ersten Tagen?
Es war Frau Gesine, die die Sache so beendete, wie das wahrscheinlich bei ihr zu Hause üblich gewesen war. Sie brachte das Kunststück fertig, noch lauter zu schreien als das kleine zornige Mädchen. Alexa war daraufhin so verblüfft, dass sie ihr Gebrüll СКАЧАТЬ