David Copperfield. Charles Dickens
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Название: David Copperfield

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783961183173

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СКАЧАТЬ war und Peggotty sie weniger beobachtete.

      Nach dem Tee las ich zur Erinnerung an alte Zeiten Peggotty ein Kapitel aus dem Krokodilenbuche vor – sie holte es aus ihrer Tasche, und ich weiß wahrhaftig nicht, ob es seit meiner Abreise immer darin gesteckt hatte – und dann unterhielten wir uns von Salemhaus, was mich wieder auf Steerforth brachte, von dem ich immer reden mußte. Wir waren sehr glücklich; und dieser Abend, der letzte in seiner Art und bestimmt, diesen Lebensabschnitt auf ewig zu beschließen, wird nie aus meinem Gedächtnis entschwinden.

      Es war fast zehn Uhr geworden, als ein Wagen vor die Tür rollte. Wir standen jetzt alle auf, und meine Mutter sagte ängstlich zu mir, da es so spät sei und Mr. und Miß Murdstone es gern sähen, wenn junge Leute früh zu Bette gehen, so wäre es wohl besser, wenn ich gleich schlafen ginge. Ich küßte sie und ging eilig mit meinem Lichte hinauf, noch ehe sie eintraten. Indem ich nach dem Schlafzimmer ging, in dem ich damals eingesperrt worden war, kam es meiner kindlichen Phantasie vor, als ob mit den beiden ein eisiger Luftzug in das Haus gekommen wäre, der das alte, heimlich-traute Gefühl wie eine Feder hinwegwehte.

      Es war mir sehr unbehaglich, als ich den andern Morgen zum Frühstück hinuntergehen sollte, denn ich hatte Mr. Murdstone seit jenem Tage, wo ich das große unvergessene Verbrechen an ihm begangen hatte, nicht wieder gesehen. Aber es mußte doch einmal geschehen, und ich erreichte die Stubentür, nachdem ich halbwegs mehrmals schüchtern nach meinem Stübchen umgekehrt war. Endlich trat ich ins Zimmer.

      Er stand vor dem Kamine, den Rücken dem Fenster zugekehrt, wahrend Miß Murdstone den Tee bereitete. Er sah mich fest an, als ich eintrat, aber regte sich nicht im mindesten.

      Nach einigem verlegenen Zögern ging ich auf ihn zu und sagte:

      »Ich bitte Sie um Verzeihung, Sir. Was ich getan habe, tut mir sehr leid, und ich hoffe, Sie werden es mir vergeben.«

      »Es freut mich, daß du es bereust, David«, erwiderte er. Die Hand, die er mir reichte, war dieselbe, die ich gebissen hatte. Ich konnte mich nicht enthalten, meinen Blick eine Weile auf einer roten Narbe ruhen zu lassen; aber sie war nicht so rot wie ich, als ich aufblickte und seinem falschen Blick begegnete.

      »Wie geht es Ihnen, Madame?« sagte ich zu Miß Murdstone.

      »Ach lieber Himmel!« seufzte Miß Murdstone und gab mir den Teelöffel anstatt ihrer Finger. »Wie lange dauern die Ferien?«

      »Vier Wochen, Madame.«

      »Von wann an?«

      »Von heute an, Madame.«

      »O,« sagte Miß Murdstone, »so wäre denn schon ein Tag weniger.«

      Sie führte in dieser Art einen Ferienkalender und strich ganz in derselben Weise an jedem Morgen einen Tag ab. Sie machte dabei ein mürrisches Gesicht, bis sie zum zehnten kam; aber ihr Herz wurde erleichtert, wie sie die zweistelligen Zahlen erreichte, und sie wurde förmlich heiter, je näher das Ende heranrückte.

      Schon an diesem ersten Tage hatte ich das Unglück, sie in einen Zustand der größten Bestürzung zu versetzen, obgleich sie im allgemeinen solchen Schwächen nicht unterworfen war. Ich kam in das Zimmer, wo sie und meine Mutter saßen, und da der Säugling (der erst ein paar Wochen alt war) auf dem Schoße meiner Mutter lag, nahm ich ihn sehr sorgfältig in meine Arme. Plötzlich stieß Miß Murdstone einen solchen Schrei aus, daß ich ihn beinahe fallen gelassen hätte.

      »Liebe Jane!« rief meine Mutter.

      »Gütiger Himmel, Klara, siehst du nicht?« rief Miß Murdstone aus.

      »Was, liebe Jane?« sagte meine Mutter. »Wo?«

      »Er hat ihn!« rief Miß Murdstone. »Der Junge hat das Kind!«

      Sie sank fast zusammen vor Entsetzen, aber sie richtete sich wieder auf, um auf mich loszustürzen und mir das Kind wieder zu entreißen. Dann wurde ihr so unwohl, daß sie ihr Kirschbranntwein geben mußten. Als sie sich wieder erholt hatte, untersagte sie mir auf das feierlichste, meinen Bruder jemals wieder unter irgend einem Vorwand anzurühren; und meine arme Mutter, die, wie ich sah, anderer Meinung war, bestätigte demütig das Verbot und sagte:

      »Du mußt doch wohl recht haben, liebe Jane.«

      Bei einer andern Gelegenheit, als wir drei beisammen waren (und es war mir meiner Mutter wegen wirklich lieb), gab der Säugling abermals die unschuldige Ursache ab, die Miß Murdstone in heftige Aufregung versetzte. Meine Mutter, die die Augen des Säuglings in ihrem Schoße betrachtet hatte, sagte: »Davy, komm einmal her«, und betrachtete dann meine Augen.

      Ich sah, wie Miß Murdstone die Stahlperlen hinlegte, die sie aufreihte.

      »Wirklich,« sagte meine Mutter erfreut, »sie sind ganz gleich! Ich glaube es sind meine Augen. Ich glaube, sie haben eine Farbe mit meinen Augen. Aber sie sind sich wunderbar gleich!«

      »Wovon sprichst du denn, Klara?« sagte Miß Murdstone.

      »Liebe Jane,« stammelte meine Mutter etwas beschämt von dem herben Tone dieser Frage, »ich finde, daß der Säugling und Davy ganz dieselben Augen haben.«

      »Klara,« sagte Miß Murdstone und stand zornig auf, »du bist geradezu eine Närrin!«

      »Liebe Jane«, wendete meine Mutter ein.

      »Geradezu eine Närrin!« wiederholte Miß Murdstone. »Wer könnte sonst meines Bruders Kind mit diesem Knaben vergleichen? Sie sind sich gar nicht ähnlich. Sie sind sich in jeder Hinsicht unähnlich, und ich hoffe, daß sie es immer bleiben werden. Ich kann solche Vergleiche nicht ruhig mit anhören!« Damit ging sie feierlichen Schrittes hinaus und schlug die Tür hinter sich zu.

      Mit einem Worte, ich war kein Liebling der Miß Murstone, mit einem Worte, es sah mich niemand freundlich an, denn die mich liebten, konnten es nicht zeigen, und die mich nicht liebten, zeigten es so deutlich, daß ich mich nicht von dem beschämenden Bewußtsein losmachen konnte, befangen, ungeschickt und dumm zu erscheinen.

      Ich hatte also die Empfindung, daß es mir so unbehaglich mit ihnen, wie ihnen mit mir erging. Trat ich in das Zimmer, wo sie sich unterhielten, und meine Mutter schien heiter, so flog mit dem Augenblick meines Hereinkommens eine Wolke von Spannung über ihre Stirn. War Mr. Murdstone in seiner besten Laune, mein Anblick dämpfte sie. War Miß Murdstone in ihrer schlechtesten Stimmung, ich verschlimmerte sie noch. Ich besaß Einsicht genug, um zu erkennen, daß meine Mutter immer darunter leiden mußte, daß sie sich fürchtete, freundlich zu mir zu sein oder mit mir zu sprechen, damit sie dadurch nicht bei jenen Anstoß erregte und sich hinterher Vorwürfe zuzöge. Ich merkte, daß sie nicht nur beständig fürchtete, anzustoßen, sondern auch daß ich anstieße und deshalb unablässig die Blicke der beiden beobachtete, sobald ich mich nur rührte. Deshalb beschloß ich, mich von ihnen so fern wie möglich zu halten, und saß manche kalte Winterstunde in meinem einsamen Schlafzimmer und las in einem Buche in meinen kleinen Überrock eingewickelt.

      Des Abends leistete ich manchmal Peggotty in der Küche Gesellschaft. Dort befand ich mich wohl und brauchte mich nicht zu scheuen, mich zu geben, wie ich eben war! Aber diese Unterhaltungen fanden keine Billigung in der Wohnstube. Die dort herrschende Lust am СКАЧАТЬ