David Copperfield. Charles Dickens
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Название: David Copperfield

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783961183173

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СКАЧАТЬ verbreiten, und sagte, er wollte ihn zu allererst mit der großen Tintenkruke, die immer auf dem Kamine stand, durch einen Schlag vor die Stirn zu Boden schmettern. Wir blieben eine Zeitlang atemlos im Dunkeln sitzen.

      Ich hörte, daß Mr. Sharp und Mr. Mell beide sehr schlecht bezahlt wurden, und daß man, wenn warmes und kaltes Fleisch auf Mr. Creakles Tafel stand, Mr. Sharp stets zu der Aussage verpflichtet sei, daß er kaltes vorziehe; und das bestätigte Steerforth, der als einziger Pensionär erster Klasse allein an der Tafel des Direktors speiste. Ich hörte, daß Mr. Sharps Perücke nicht fest säße, und daß er nicht so »eitel« darauf zu sein brauche, da man ganz deutlich sehen könnte, wie hinten sein rotes Haar darunter hervorguckte.

      Ich hörte, daß ein Junge, der Sohn eines Kohlenhändlers, in die Anstalt aufgenommen wäre, als Ausgleich für die Kohlenrechnung, und daher den Spitznamen Tausch oder Kompens führte, Ausdrücke die dem Rechenbuch entnommen waren und jenes Verhältnis ausdrücken sollten. Ich hörte, daß das Tischbier eine an den Eltern verübte Räuberei und der Pudding ein Betrug sei. Ich hörte, daß Mr. Creakle im allgemeinen dafür galt, in Steerforth verliebt zu sein; und wie ich im Dunkeln dasaß und an seine wohlklingende Stimme, sein hübsches Gesicht, sein ungeniertes Benehmen und sein lockiges Haar dachte, hielt ich es durchaus nicht für unwahrscheinlich. Ich hörte, daß Mr. Mell im Grunde nicht so schlimm war, aber keinen gebogenen Dreier besaß, und daß kein Zweifel darüber war, daß seine alte Mutter, Mrs. Mell, so arm war wie eine Kirchenmaus. Ich dachte an mein Frühstück und an den Ausruf: mein Charley! aber ich war mucksstill, und das ist mir heute noch lieb!

      Das Erzählen dieser und vieler anderer Sachen dauerte viel länger als das Festmahl. Der größere Teil der Gaste war indessen zu Bett gegangen, sobald das Essen und Trinken vorbei war; und wir, die wir halb entkleidet im flüsternden Gespräch noch ausgeblieben waren, verfügten uns endlich auch zu Bett.

      »Gute Nacht, kleiner Copperfield,« sagte Steerforth, »ich will dich unter meinen Schutz nehmen,«

      »Du bist sehr freundlich«, erwiderte ich dankbar. »Ich bin dir sehr verpflichtet.«

      »Du hast wohl keine Schwester?« sagte Steerforth gähnend.

      »Nein«, antwortete ich.

      »Das ist schade«, sagte Steerforth. »Wenn du eine hättest, glaube ich, sie müßte ein kleines, schüchternes, hübsches Mädchen mit hellen Augen sein, das ich wohl hätte kennen mögen. Gute Nacht, kleiner Copperfield.«

      »Gute Nacht, Sir«, erwiderte ich.

      Ich dachte an ihn sehr viel, als ich im Bette lag, und richtete mich manchmal auf, nach ihm zu sehen, wie er im Mondenscheine dalag, das schöne Gesicht aufwärts gewendet und den Kopf lässig und leicht auf dem Arme ruhend. In meinen Augen war er eine Person von großer Macht; deshalb beschäftigten sich meine Gedanken so viel mit ihm. Keine verschleierte Zukunft umschimmerte ihn trübe im Mondlicht, und in dem Garten, in dem ich die ganze Nacht spazieren ging, hatte er noch keine dunkeln Fußstapfen zurückgelassen.

      Die Schule fing am nächsten Morgen in vollem Ernste an, und ich weiß, es machte einen tiefen Eindruck auf mich, wie der laute Lärm in der Schulstube plötzlich zur Totenstille wurde, als Mr. Creakle nach dem Frühstück eintrat, in der Tür stehen blieb und sich umsah, wie der Menschenfresser im Märchen seine Gefangenen betrachtet.

      Tungay stand neben Mr. Creakle. Ich dachte bei mir, der hätte keine Ursache gehabt, so grimmig Ruhe! zu rufen, denn die Knaben saßen alle stumm und regungslos da.

      Jetzt sah man Mr. Creakle sprechen, und Tungay wiederholte laut seine Worte.

      »Nun, ihr Jungen, ein neues Semester ist angegangen. Nehmt euch in acht in diesem neuen Semester. Seid gut vorbereitet für die Lektionen, das rate ich euch, denn ich werde gut vorbereitet für die Strafe sein. Ich werde nicht wanken. Es nützt euch nichts, wenn ihr euch reibt; ihr werdet die Striemen nicht wegreiben, die ihr von mir bekommen sollt. Nun macht euch an die Arbeit, ihr Jungen!«

      Als diese schreckliche Rede zu Ende und Tungay hinausgestelzt war, kam Mr. Creakle zu mir und sagte mir, wenn ich gut beißen könne, so könne er mir es gleichtun. Er zeigte mir alsdann ein spanisches Röhrchen und fragte mich: »Wie kommt dir der Zahn vor, he? Ist's ein scharfer Zahn, he? Ist's ein Backzahn, he? Hat er eine lange Spitze, he? Beißt er, he? Beißt er wirklich?« Bei jeder Frage gab er mir einen Hieb über den Rücken, daß ich mich vor Schmerzen krümmte; und so war ich bald in Salemhaus eingeführt und zu Hause (wie Steerforth sich ausdrückte) und sehr bald in Tränen. Nicht etwa daß diese Behandlung eine besondere Auszeichnung gewesen wäre. Im Gegenteil, bei der großen Mehrzahl der Knaben (vornehmlich bei den kleinen in der großen Mehrzahl) machte sich Mr. Creakle auf dieselbe Weise bemerklich, wie er die Runde im Zimmer machte.

      Die halbe Schule weinte und krümmte sich vor Schmerzen, ehe die Arbeit des Tages begann; und wie groß die Zahl der Weinenden noch wurde, bevor der Tag zu Ende ging, getraue ich mich gar nicht anzugeben, aus Furcht, der Übertreibung beschuldigt zu werden.

      Ich glaube, es hat nie einen Menschen gegeben, der in seinem Berufe mehr Genuß fand, als Mr. Creakle. Die Knaben zu schlagen bereitete ihm eine Wollust, die der Befriedigung einer heißen Begierde gleich kam. Ich bin fest überzeugt, daß er sich pausbäckigen Knaben gegenüber nicht halten konnte, daß darin etwas für ihn lag, was ihn nicht ruhen ließ, bevor er den Knaben für den Tag gezeichnet hatte. Ich war selbst pausbäckig und muß es wissen.

      Wahrhaftig, wenn ich an diesen Kerl denke, so siedet mein Blut noch heute mit derselben unparteiischen Entrüstung, als wenn ich dies alles von ihm nur gehört und nie selbst unter seiner Fuchtel gestanden hätte, weil ich weiß, daß er ein unfähiger, brutaler Tatar war, der nicht größeres Recht hatte, einen solchen Vertrauensposten einzunehmen, als Großadmiral oder Höchstkommandierender zu sein, und doch würde er wahrscheinlich in beiden Stellungen viel weniger Schaden hätte stiften können, als er hier tat!

      Wie demütig wir gegen ihn waren! wir unglücklichen kleinen Zitterer vor einem erbarmungslosen Götzen.

      Wenn ich jetzt daran zurückdenke, so muß ich mir sagen: was es doch für ein vielversprechender Anfang für mein Leben war, daß ich gegen einen so unfähigen, anmaßenden Menschen untertänig und kriechend sein mußte.

      Hier sitze ich wieder in Gedanken auf meiner Bank und folge seinem Auge – voll Untertänigkeit folge ich ihm, wie er ein Rechenbuch für ein anderes Opfer liniiert, das mit dem Lineal eben etwas auf die Hand bekommen hat und die Schwiele mit dem Taschentuch reibt. Ich habe die Fülle zu tun. Doch ich folge seinem Auge nicht, weil ich müßig bin, sondern weil es mich unnatürlich anzieht, und im bangen Verlangen, zu wissen, was er in der nächsten Minute tun und ob er über mich oder über einen andern herfallen werde. Eine doppelte Reihe kleiner Jungen hinter mir beobachtet ihn mit demselben Interesse. Ich denke, er weiß es, obgleich er sich anders stellt. Er zieht schreckliche Grimassen, während er das Rechenbuch liniiert, und jetzt wirft er einen Seitenblick auf uns, und wir alle lassen den Blick aufs Buch sinken und fangen an zu zittern. Einen Augenblick später beobachten wir ihn schon wieder. Ein Unglücklicher, der seine Sache schlecht gemacht hat, wird vorgerufen. Er stammelt Entschuldigungen und verspricht es morgen besser zu machen. Mr. Creakle macht einen schlechten Witz, ehe er ihn züchtigt, und wir lachen darüber – ja, wir elenden, erbärmlichen Schelme lachen darüber mit Gesichtern so weiß wie Kalk, und Herzen, die uns in die Hosen gefallen sind.

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