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СКАЧАТЬ seines Appetits zu meinem machte, daß ich bei dem ersten Bissen weit zurückblieb und alle Aussicht verlor, ihn wieder einzuholen. Ich glaube, ich habe niemals jemand einen Pudding mit solchem Genusse essen sehen, und er lachte, als er fertig war, als ob sein Genuß noch fortdauere.

      Da er so gesprächig und gefällig war, bat ich ihn um Feder, Tinte und Papier, um an Peggotty zu schreiben. Er brachte die Schreibmaterialien mir nicht nur sogleich, sondern war auch so freundlich, mir über die Achsel zu sehen, während ich die vorher erwähnten Zeilen schrieb. Als ich damit fertig war, fragte er mich, in welche Schule ich ginge?

      Ich sagte, »da bei London«, denn ich wußte weiter nichts.

      »Straf mich Gott!« sagte er und machte ein sehr betrübtes Gesicht, »das tut mir wirklich leid.«

      »Warum?« fragte ich.

      »Gott, Gott!« sagte er und schüttelte den Kopf, »das ist die Schule, wo sie dem Knaben die Rippen zerbrochen haben – zwei Rippen – war ein kleiner Knabe. War etwa – wartet einmal – wie alt sind Sie, junger Herr?«

      Ich sagte ihm, zwischen acht und neun Jahre.

      »Das ist gerade sein Alter«, sagte er. »Er war acht Jahr und sechs Monate, als sie ihm die erste Rippe zerbrachen, und acht Jahr und acht Monate bei der zweiten, und dann war es aus mit ihm.«

      Ich konnte weder mir noch dem Kellner verhehlen, daß dies ein unangenehmes Zusammentreffen sei, und fragte, wie es sich zugetragen habe? Seine Antwort diente eben nicht zu meiner Erheiterung, denn er sagte mir mit feierlichem Ernste: »Durch Kloppe.«

      Das Blasen des Posthorns auf dem Hofe war eine recht willkommene Ablenkung, die mich veranlaßte, aufzustehen, und mit einem von Stolz und Blödigkeit gemischten Gefühl, eine Börse zu haben, zu fragen, ob noch etwas zu bezahlen sei?

      »Einen Bogen Briefpapier«, sagte er. »Haben Sie schon einmal einen Bogen Briefpapier gekauft?«

      Ich konnte mich dessen nicht entsinnen.

      »Ist sehr teuer wegen des Zolls«, sagte er. »Drei Pence. Ja, ja! So werden wir in England besteuert! Sonst weiter nichts, nur noch den Kellner. Die Tinte macht nichts, bei der setze ich zu.«

      »Was soll ich – bitte, was muß ich – was habe ich dem Kellner zu geben?« stammelte ich verlegen.

      »Wenn ich nicht Familienvater wäre und meine Kinder nicht die Windpocken hätten« sagte der Kellner, »so würde ich nicht sechs Pence annehmen, straf mich Gott! Wenn ich nicht einen alten Vater und eine liebe Schwester zu unterstützen hätte« – hier wurde der Kellner sehr aufgeregt – »so würde ich keinen Dreier nehmen! Wenn ich eine gute Stelle hätte und hier gut behandelt würde, so würde ich die Gäste eher bitten, eine Kleinigkeit von mir anzunehmen, anstatt ein Trinkgeld zu verlangen. Aber ich muß mich von den Speiseüberresten sättigen – und schlafe auf den Kohlen« – hier brach der Kellner in Tränen aus.

      Mich rührte seine unglückliche Lage sehr, und ich fühlte, daß ein Trinkgeld von weniger als neun Pence eine wahre Knickrigkeit und Herzenshärte wäre. Daher gab ich ihm einen meiner drei glänzenden Schillinge, den er mit großer Demut und Ehrerbietung annahm, und gleich darauf zwischen den Fingern probierte, ob er gut sei.

      Ich kam in einige Verlegenheit, als ich beim Einsteigen in die Postkutsche merkte, daß ich im Verdacht stand, das Mittagessen ganz allein aufgegessen zu haben. Ich hörte nämlich die Frau aus dem breiten Fenster zum Kondukteur sagen: Nehmt den Knaben in acht, Georg, sonst platzt er! und die Dienstmädchen kamen heraus und staunten mich an und bekicherten mich als ein kleines Wundertier.

      Mein unglücklicher Freund, der Kellner, der sich von seiner Betrübnis vollständig erholt hatte, teilte die allgemeine Lustigkeit, ohne im geringsten verlegen zu erscheinen. Wenn ich einiges Mißtrauen gegen ihn hegte, so entstand es wahrscheinlich dadurch; aber ich glaube eher, daß ich bei dem arglosen Vertrauen eines gläubigen Kindes und der natürlichen Achtung, die ein Kind vor dem höheren Alter hat, selbst damals kein ernstliches Mißtrauen gegen ihn fühlte. Und ich für mein Teil würde es sehr bedauern, wenn Kinder diese Eigenschaften vorzeitig gegen Weltklugheit eintauschen würden.

      Ich gestehe, es ärgerte mich ein wenig, daß ich, ohne es zu verdienen, zur Zielscheibe von Witzen zwischen dem Kutscher und dem Kondukteur wurde, wenn sie behaupteten, die Kutsche werde hinten zu schwer, weil ich dort saß, und es sei für mich ratsamer, mit dem Frachtwagen zu reisen. Als die Fabel von meiner Gefräßigkeit unter den Außenpassagieren auf dem Verdeck ruchbar wurde, machten sie auch ihre Späße über mich und fragten, ob ich den Pensionspreis für zwei oder drei Brüder bezahlen müsse, oder ob ich in Akkord genommen werde, oder zu den üblichen Bedingungen und ähnliches? Aber das Schlimmste bei der Sache war, daß ich fühlte, ich würde mich schämen, in der nächsten Station etwas zu essen, wenn sich mir die Gelegenheit dazu böte, und daß ich bei dem schmalen Mittagessen die ganze Nacht würde hungern müssen, denn ich hatte in der Eile auch noch meine Küchelchen im Gasthofe zurückgelassen. Meine Befürchtung bestätigte sich denn auch in vollem Umfange. Als wir abends an einem neuen Gasthofe anhielten, konnte ich mich nicht entschließen, am Abendessen teilzunehmen, obgleich ich großen Appetit hatte, sondern setzte mich ans Fenster und sagte, ich wollte nichts essen. Das schützte mich aber doch nicht vor Sticheleien, denn ein Herr mit einer heisern Stimme und einem roten, dicken Gesichte, der die ganze Zeit über in der Kutsche aus einer Büchse Butterbrote gefüttert hatte, wenn er nicht aus einer Flasche trank, verglich mich mit einer Boakonstriktor, die auf einmal so viel ißt, daß es lange Zeit vorhält, und dabei holte er ein großes Stück kaltes Fleisch hervor.

      Wir waren um drei Uhr nachmittags von Yarmouth abgefahren, und mußten in London gegen acht Uhr am nächsten Morgen ankommen. Es war mitten im Sommer und schönes Wetter, und der Abend war herrlich.

      Wenn wir durch ein Dorf kamen, stellte ich mir vor, wie es in den Häusern aussehen möge und was die Bewohner täten, und wenn uns manchmal Jungen nachliefen, sich hinten anhingen und eine Weile mitfuhren, fragte ich mich, ob ihr Vater noch lebe und sie es gut zu Hause hätten? So hatte ich über vielerlei nachzudenken, und am meisten überlegte ich, wie die Anstalt beschaffen sein möchte, nach der ich unterwegs war, und das war ein recht bedrückender Gedanke. Manchmal, dessen entsinne ich mich noch, vertiefte ich mich in Gedanken an zu Hause und an Peggotty, und versuchte mir mühsam und unsicher vorzustellen, wie mir zumut und was für ein Junge ich gewesen war, ehe ich Mr. Murdstone gebissen hatte; doch ich konnte diese Frage durchaus nicht befriedigend lösen, denn mir war, als hätte ich ihn in altersgrauer Vorzeit gebissen.

      Die Nacht war nicht so schön wie der Abend, denn es wurde kühl, und da man mich zwischen zwei Herren (den mit der heisern Stimme und einen andern) gesetzt hatte, damit ich nicht herunterfalle, so erstickten sie mich fast, als sie einschliefen und mich ganz zudeckten. Sie quetschten mich manchmal so unbarmherzig, daß ich ausrufen mußte: »Ach, bitte, bitte!« – was ihnen gar nicht gefiel, weil sie davon aufwachten. Mir gegenüber saß eine ältliche Dame in einem großen Pelzmantel, die im Finstern mehr wie ein Heuschober, als wie eine Dame aussah, so sehr war sie eingewickelt. Diese Dame hatte einen Korb bei sich, und wußte lange Zeit nicht, wo sie damit bleiben sollte, bis sie entdeckte, daß er wegen meiner kurzen Beine ganz gut unter meinen Sitz geschoben werden konnte. Er beengte mich dort aber so sehr, daß ich ganz unglücklich darüber wurde, und wenn ich mich nur ein wenig regte und das Glas, das im Korbe war, klapperte, was stets der Fall war, so gab sie mir einen derben Stoß mit ihrem Fuße und sagte: »Sitz' doch still. Deine Knochen sind jung genug, sollte ich meinen!«

      Endlich СКАЧАТЬ