Im Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Im Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman - Patricia Vandenberg страница 45

Название: Im Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman

Автор: Patricia Vandenberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Im Sonnenwinkel Staffel

isbn: 9783740918064

isbn:

СКАЧАТЬ brauche mich nicht zu fürchten, dachte Viktoria, als sie durch den dunklen Wald lief.

      Die Bäume waren so dicht, daß sie den Himmel nicht sehen konnte, und auch das Licht des Mondes konnte dieses Dickicht nicht durchdringen.

      Sie fürchtete nun doch, daß sie sich verlaufen könnte, und atmete auf, als sie die Lichtung erreichte, an der sie heute schon einmal mit Christoph und Corri gestanden hatte.

      Nur die Fenster von Onkel Korbinians Arbeitszimmer waren erleuchtet. Aber entgegen seiner früheren Gewohnheit hatte er die Fensterläden nicht geschlossen, so, als wolle er ihr den Weg weisen.

      Ein Stechen war in ihrer Brust von dem schnellen Lauf. Was sie heute schon alles gelaufen war! Mehr, als in den letzten Monaten zusammen.

      Aber nun war sie bald am Ziel, und leise klopfte sie an das eine Fenster.

      Onkel Korbinian war schnell an der Tür. »Vicky!« flüsterte er. Es klang fast wie ein Schluchzen. Und nun umarmte sie ihn.

      Ganz still lag ihr Kopf an seiner Schulter. Seine knochigen Finger streichelten sanft und behutsam ihr Haar.

      »Nun bist du wieder daheim«, sagte er andächtig. »Komm, mein Kind! Ich habe den besten Wein bereitgestellt.«

      »Steigt er auch nicht zu sehr in den Kopf? Ich muß doch wieder zurück.«

      »Mußt du das?« Seine Stimme klang bekümmert. »Wie denkst du dir dein Leben, Vicky?«

      »Ich denke gar nicht. Ich will nicht denken. Ich werde nur noch nach meinem Gefühl handeln.«

      »Und meinst du, daß es dir das Richtige eingibt?«

      »Diesmal ja. Ich weiß, wie vergänglich das bißchen Ruhm ist. Ich bin heute schon vergessen.«

      »Auch von dem Mann?«

      »Von welchem Mann?«

      »Den du heiraten wolltest oder geheiratet hast.«

      »Ich habe ihn nicht geheiratet, oder ich sollte besser sagen, er hat mich nicht geheiratet, nachdem der Unfall passiert war. Ich habe schrecklich ausgesehen, Onkel Korbinian.«

      »Hat es sehr weh getan?«

      »Ich habe viele Operationen hinter mich bringen müssen, um wenigstens wieder einigermaßen menschlich auszusehen.«

      »Ich meine, ob es weh getan hat, daß er dich nicht heiratete, dieser Mann«, stieß er feindselig hervor.

      »Ich habe herausgefunden, daß es so besser war. Für ihn war ich wohl nur ein Objekt, das sein Prestige stärken sollte. Es ist erledigt. Wir brauchen darüber nicht mehr zu sprechen.«

      »Aber über Till«, sagte er leise.

      »Er wird kaum vergessen haben, was ich ihm antat«, entgegnete Viktoria verhalten. »Wunden, die man einem Herzen schlägt, kann man nicht mit Operationen schließen. Wie heißt es doch, Onkel Korbinian! Die tiefste Wunde heilet, schmerzt sie auch noch so sehr. Ein Riß doch, der zerteilet das Herz auf einmal gänzlich, der heilet nimmermehr.«

      »Du weißt ja nicht, ob es ein solcher Riß war.«

      Er hatte eine Frau, die ihm zwei Kinder geschenkt hat, zwei reizende Kinder. Du wirst es vielleicht nicht begreifen, aber ich liebe diese Kinder, als wären es meine eigenen. Nach dieser kurzen Zeit ist das schon so. Und alles, was gewesen ist, konnte mich nicht so schmerzhaft treffen, als wenn ich mich von diesen Kindern trennen müßte.«

      Er sah sie gedankenvoll an.

      »Von ihnen oder von ihrem Vater?« fragte er heiser.

      »Von ihnen und ihrem Vater«, erwiderte sie nach einem kurzen Zögern. »Till war meine erste Liebe und er wird meine letzte sein. Ich war so verrückt, zu denken, daß ich in dieser Enge nicht leben könnte. Jetzt weiß ich, wie eingeengt man ist in der großen Welt, in den gewaltigen Städten, in denen der Mensch ein Nichts ist. Man kann nur existieren, solange man etwas darstellt. Alle anderen stehen im Schatten, vegetieren dahin, bemühen sich verzweifelt, ein Stück von der Speckseite abzuschneiden, und werden von denen, die kein Gefühl haben, verlacht. Oh, ich kenne die Menschen, Onkel Korbinian, ich habe sie kennengelernt und habe auch begriffen, warum du immer allein sein wolltest.«

      »Jetzt aber habe ich andere Menschen kennengelernt, drüben in Erlenried«, sagte er. »Man darf nicht nur die eine Seite sehen, Vicky. Man muß nur den richtigen Platz finden, um glücklich zu sein. Das Gute zieht das Gute an. Nimm deine Brille ab. Laß mich dein Gesicht in Ruhe betrachten. Ich weiß, daß manches von meiner kleinen Vicky geblieben ist oder daß es zurückkehren wird.«

      »Es ist eine Maske«, äußerte sie bitter.

      »Weil du sie tragen willst!«

      »Vielleicht hast du recht.«

      »Warum bist du zurückgekommen?« fragte er, während er sich vorbeugte und ihr Gesicht mit seinen Händen umschloß.

      Sie wich seinem Blick nicht aus.

      »Ich wollte wissen, was geblieben ist oder was ich wiederfinden kann. In mir war eine so schreckliche Leere, Onkel Korbinian. Ich wünschte mir, wieder die Vicky von früher zu sein. Ich hatte einfach Sehnsucht nach allem, was ich weggeworfen hatte«, schluchzte sie auf.

      »Weine nur, meine Kleine«, sagte er weich. »Wein dir deinen Schmerz von der Seele. Danach wird alles leichter sein.«

      *

      Später dann begleitete er sie durch den Wald zurück. Schweigend gingen sie, nachdem sie sich so viel gesagt hatten. Und dann, nicht weit vom Haus, nahm er sie nochmals in die Arme.

      »Ich bin alt, Vicky, und meine Tage sind gezählt«, flüsterte er. »Aber vor dir liegt das Leben, und ich wünsche so sehr, daß es nun voller Glück sein wird. Sprich mit Till. Es schadet nichts, wenn man das erste Wort sagt. Ich möchte dich oft sehen können, ohne Heimlichkeiten. So oft es noch möglich ist.«

      »Ich werde jeden Tag mit den Kindern zu dir kommen«, versprach sie, und dann umarmte sie ihn noch einmal ungestüm.

      Till stand an der Gartentür. Ihre Augen, die noch blind von Tränen waren, nahmen ihn nicht wahr. Seine Hand legte sich auf ihre Schulter.

      Er brauchte nicht mehr lange nach Worten zu suchen. Sie drängten sich ihm, aus der Angst um sie geboren, von selbst auf die Lippen.

      »Ich bin froh, daß du wieder da bist, Vicky!«

      Der Boden schwankte unter ihren Füßen. Ein buntes Feuerwerk flimmerte vor ihren Augen. Till fühlte, wie sie schwankte, und hob sie empor.

      Er trug sie ins Haus, setzte sie in einen Sessel und drückte seine Lippen in ihr Haar.

      »Du weißt es? Du hast es die ganze Zeit gewußt!« stammelte sie.

      »Nicht von Anfang an«, erklärte er ruhig.

      »Seit wann?« fragte sie flüsternd.

      »Du sagtest: Es macht alles leichter. Es bezog sich darauf, daß ich keine Fragen stelle. СКАЧАТЬ